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Pulitzer-Preis 2024: Wer hat Amerikas Literatur-Oscars abgeräumt?

Pulitzer-Preis 2024: Wer hat Amerikas Literatur-Oscars abgeräumt?

Der Pulitzer-Preis ist sozusagen der Oscar der schreibenden Zunft. Er ist Amerikas bedeutendste Auszeichnung in den Bereichen Journalismus, Literatur und Musik. Insgesamt gibt es 23 Pulitzer-Preiskategorien. 15 davon sind für journalistische Leistungen reserviert, eine für Musik und sieben für die besonders renommierte Sparte „Letters and Drama“, also für Werke aus den Bereichen „Literatur und Theater“.

Die Spitzenkategorie von „Letters and Drama“ ist „Fiction“. Sie krönt den besten Roman des Jahres. Seit der Einführung des Pulitzer im Jahr 1917 gewannen in dieser Kategorie zum Beispiel so ikonische Erzählungen wie „Vom Winde verweht“, „Der alte Mann und das Meer“ und „Die Farbe Lila“. In diesem Jahr ging der Titel an Night Watch von Jayne Anne Phillips.

Night Watch

Hier erfährst du mehr über den Preis, den Auswahlprozess sowie die diesjährigen Nominierten und Prämierten im Bereich „Letters and Drama“.

Was ist der Pulitzer-Preis?

Der Pulitzer-Preis wurde nach dem Journalisten und Verleger Joseph Pulitzer (1847 bis 1911) benannt. Pulitzer gilt als Wegbereiter der heutigen amerikanischen Zeitungslandschaft. In seinem Testament verfügte er durch eine Hinterlassenschaft von 500.000 US-Dollar die jährliche Vergabe eines Preises.

Da er selbst ein Mann der Presse war, ging es ihm dabei vor allem um die Anerkennung von investigativem Qualitätsjournalismus. Im Laufe der Jahrzehnten bekamen die Pulitzer-Auszeichnungen für literarische Werke immer mehr Aufmerksamkeit – nicht nur in den USA, sondern auch international.

Das Pulitzer-Komitee von heute erklärt seine Aufgabe so: „Unsere Preise sind ein wichtiger Anreiz für hochwertigen Journalismus und sie lenken die Aufmerksamkeit der Welt auf die amerikanischen Verdienste in den Bereichen Literatur, Theater und Musik.“

Pulitzer-Preis: Warum ist er so renommiert?

Für jeden ausgezeichneten Titel ist beim Pulitzer-Preis eine Geldprämie in Höhe von 15.000 US-Dollar reserviert – das entspricht etwa 13.900 Euro. Im Vergleich zu anderen großen Literaturpreisen ist das nicht übermäßig viel. So ist der Literaturnobelpreis mit 10 Millionen Schwedischen Kronen dotiert, was etwa 856.000 Euro entspricht. Auch die Prämie beim Deutschen Buchpreis ist mit 25.000 Euro höher.

Aber ums Geld geht es beim Pulitzer nicht. Hier geht’s ums Renommee. Seinen überragenden Ruf verdankt der Preis zum einen seiner über hundertjährigen Tradition. Zum zweiten namhaften Preisträgerinnen und Preisträgern wie Edith Wharton, John Steinbeck und Tony Morrison.

Auch die Expertise des Jury-Komitees trägt zum Renommee bei. Es besteht aus einem 18-köpfigen Team und wird von der Journalistenschule der New Yorker Elite-Uni Columbia berufen. Die Gründung dieser Schule geht ebenfalls auf die Initiative von Joseph Pulitzer zurück.

Pulitzer-Preise 2024: So lief die Vergabe ab

Von Juni bis Oktober 2023 konnten Verlage und Schreibende sich in den unterschiedlichen Kategorien beim Pulitzer-Komitee bewerben. Für eine Einreichung im Bereich „Letters and Drama“ gab es zwei Bedingungen: Die Bücher und Stücke mussten von Personen mit US-amerikanischer Staatsbürgerschaft geschrieben worden und in den USA zwischen Januar und Dezember 2023 herausgekommen sein.

Das Jury-Komitee wählte aus allen Einsendungen zuerst eine Longlist und dann die prämierten Titel aus. Anders als bei vielen anderen Literaturpreisen üblich, veröffentlicht das Pulitzer-Team die Longlist-Titel erst bei der Verkündung der finalen Auszeichnungen. Letztere übernahm in diesem Jahr Jury-Sprecherin Marjorie Miller im Rahmen eines Livestreams am 6. Mai.

Video

Kategorie „Letters and Drama“: Das sind die Pulitzer-Preis-Gewinner 2024

Der Pulitzer-Preis im Bereich „Letters and Drama“ wird in den folgenden sieben Preiskategorien vergeben:

  • Fiction

  • Biography

  • Memoir or Autobiography

  • General Nonfiction

  • History

  • Poetry

  • Drama

Hier erfährst du, welche Bücher in diesem Jahr gewonnen haben und was die Jury über sie sagt. Die Longlist-Titel, gegen die sie sich durchgesetzt haben, werden jeweils vorweg genannt.

Fiction

Auf der Longlist standen „Wednesday Child“ von Yiyun Li und „Same Bed Different Dreams“von Ed Park. Gewonnen hat Night Watch von Jayne Anne Phillips.

Night Watch ist eine Zeitreise zurück ins Jahr 1874. Der Roman beschreibt eindrücklich die Traumata der amerikanischen Bevölkerung nach dem Sezessionskrieg. Die zwölfjährige ConaLee erreicht mit ihrer infolge der Kriegsschrecken verstummten Mutter Eliza eine Nervenheilanstalt in West Virginia.

Hier treffen die beiden Frauen auf einen schwer verwundeten Kriegsveteranen, ein Waisenkind namens Weed, einen charismatischen Doktor und den mysteriösen Mann, den alle nur „Night Watch“ nennen. Ein langsamer Heilungsprozess beginnt. Die Pulitzer-Jury entschied sich für den Roman, weil er „hervorragend die Atmosphäre in der Trans-Allegheny-Nervenheilanstalt im West Virginia nach dem Bürgerkrieg einfängt.“

Biography

In dieser Kategorie hat die Jury in diesem Jahr gleich zwei Bücher ausgezeichnet: Master Slave Husband Wife von Ilyon Woo und King: A Life von Jonathan Eig. Auf der Longlist stand außerdem „Larry McMurtry: A Life“ von Tracey Daugherty.

Master Slave Husband Wife

Master Slave Husband Wife trägt nicht ohne Grund den Untertitel „An Epic Journey from Slavery to Freedom“. Ilyon Woo erzählt in dem Buch die unglaubliche, aber wahre Geschichte der versklavten Eheleute Ellen und William Craft, die 1848 aus Georgia flohen. Wegen ihrer hellen Haut gelang es der verkleideten Ellen als gehandicapter weißer Mann durchzugehen und William als ihren Diener auszugeben.

Auf ihrer Reise in den Norden nutzten die beiden verbreitete Vorurteile über Hautfarbe, Klassenzugehörigkeit und Behinderungen zu ihren Gunsten aus. Später kämpften sie gemeinsam gegen die Sklaverei. „Eine ungeheuer dichte Erzählung über die wahre Geschichte des Ehepaars Craft“, findet die Pulitzer-Jury.

King: A Life

In King: A Life rollt Autor Jonathan Eig mithilfe neuer Quellen die Biografie des berühmten Bürgerrechtlers Martin Luther King Jr. neu auf. Dabei zeigt er den überlebensgroßen Helden von einer sehr menschlichen Seite, ohne ihn vom Sockel zu stoßen. Die Pulitzer-Komitee sagt:

„Jonathan Eig zeichnet ein ungekanntes Porträt von Martin Luther King Jr., das unser Verständnis jeder Phase in dessen Leben vertieft, indem es seine Stärken und Schwächen ausleuchtet – inklusive der Selbstzweifel und Depressionen, die ihn trotz aller Tatkraft stets begleiteten.“

Memoir or Autobiography

Auf der Longlist standen „The Country of the Blind: A Memoir at the End of Sight“ von Andrew Leland und „The Best Minds: A Story of Friendship, Madness, and the Tragedy of Good Intentions“ von Jonathan Rosen. Gewonnen hat Liliana’s Invincible Summer: A Sister’s Search for Justice von Cristina Rivera Garza.

Liliana's Invincible Summer

Als „genre-sprengenden Bericht“ betitelt das Pulitzer-Komitee Cristina Rivera Garzas radikal persönliche literarische Spurensuche Liliana’s Invincible Summer. In dem Buch setzt sich die Autorin mit der Geschichte ihrer Schwester auseinander, die im Alter von 20 Jahren von ihrem Ex-Freund umgebracht wurde. In der Pulitzer-Laudatio heißt es: „Der Text mischt Memoir, feministisch-investigative Recherche und poetische Biografie und fügt sie zu einem stimmigen Ganzen zusammen.“

General Nonfiction

Auf der Longlist standen „Cobalt Red: How the Blood of the Congo Powers Our Lives“ von Siddharth Kara und „Fire Weather: A True Story From a Hotter World“ von John Vaillant. Gewonnen hat A Day In the Life of Abed Salama von Nathan Thrall.

A Day in the Life of Abed Salama

In A Day In the Life of Abed Salama erzählt Nathan Thrall vom Schicksal eines palästinensischen Vaters, dessen 25 Jahre alter Sohn nach einem infernalischen Unfall eines Schulbusses ums Leben kommt, auch aufgrund verschleppter Rettungsmaßnahmen israelischer und palästinensischer Rettungsteams. Im Kern sei Thralls Buch vor allem „ein fein austarierter und sehr intimer Bericht über den Alltag unter israelischer Besatzung im Westjordanland“, urteilt die Pulitzer-Jury.

History

Auf der Longlist standen „Continental Reckoning – The American West in the Age of Expansion“ von Elliot West und „American Anarchy: The Epic Struggle Between Immigrant Radicals and the U.S. Government at the Dawn of the Twentieth Century“ von Michael Willrich. Gewonnen hat „No Right to an Honest Living: The Struggles of Boston’s Black Workers in the Civil War Era“ von Jacqueline Jones.

Das Pulitzer-Komitee sagt über „No Right to an Honest Living“:

„Eine atemberaubend originäre Rekonstruktion des freien Lebens von Schwarzen in Boston, die die Geschichte der Sklaverei in der Stadt neu definiert und uns die herausfordernde Lebensrealität der schwarzen Bevölkerung von heute begreifen lässt.“

Poetry

Auf der Longlist standen „To 2040“ von Jorie Graham und „Information Desk – An Epic“ von Robyn Schiff. Gewonnen hat „Tripas: Poems“ von Brandon Som.

In der Gedichtsammlung „Tripas: Poems“ verarbeitet Brandon Som die komplexen Einflüsse seiner mexikanisch-chinesischen Herkunft. Die Pulitzer-Jury beeindruckt dabei vor allem, wie der Lyriker „die Verdienste des Arbeitsalltags seiner Familie herausarbeitet, die darin bestehen Gemeinschaft zu stiften, statt Konflikte zu schüren.“

Drama

Auf der Longlist standen „Here There are Blueberries“ von Moises Kaufman & Amanda Gronich und „Public Obscenities“ von Shayok Misha Chowdhury. Gewonnen hat „Primary Trust“ von Eboni Booth.

Video

Das Pulitzer-Komitee sagt über „Primary Trust“:„Diese einfache, mit großer Eleganz erzählte Geschichte eines emotional versehrten Mannes, der einen neuen Job, neue Freunde und neuen Selbstwert findet, zeigt beispielhaft, wie kleine Freundlichkeiten das Leben von Einzelpersonen und ihres Umfelds bereichern und verändern können.“

Pulitzer-Preise 2024 „Letters and Drama“: Alle ausgezeichneten Titel auf einen Blick

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