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Interview mit Julia Tomuschat: „Erwachsensein muss geübt werden“

Interview mit Julia Tomuschat: „Erwachsensein muss geübt werden“

Manchmal bringen dich Kleinigkeiten auf die Palme. Dann schmollst du, knallst die Türen oder hinterfragst deine Fähigkeiten grundlegend. Wenn du dich in diesen Verhaltensweisen wiederkennst, ist das ein deutliches Zeichen: Dein „innerer Teenager“ ist nicht im Einklang mit deinem erwachsenen Ich. Eine Expertin, die sich mit dem Thema „innerer Teenager“ bestens auskennt, ist Julia Tomuschat.

Sie ist Diplom-Psychologin und betreibt in Lauf an der Pegnitz eine eigene Praxis mit dem Schwerpunkt Gesundheitsförderung. Hier gibt sie neben Therapiestunden auch Einzel-Coachings. Zusätzlich ist sie Trainerin für Führungskräfte und Mitarbeitende im Bereich Persönlichkeitsentwicklung und Gesundheit. Eine Tätigkeit, die in Zeiten der Digitalisierung und des grundsätzlichen Struktur- und Wertewandels des Arbeitsmarktes von Bedeutung ist.

Gemeinsam mit Psychologin und Autorin Stefanie Stahl hat sie 2018 den Erziehungs-Ratgeber „Nestwärme, die Flügel verleiht: Halt geben und Freiheit schenken - wie wir erziehen, ohne zu erziehen“ geschrieben. Dieser soll Eltern helfen, ihre eigenen Glaubenssätze zu reflektieren, um eine von Liebe, Respekt und Wertschätzung geprägte Beziehung zu ihren eigenen Kindern aufzubauen und beizubehalten. 2021 wurde „Finde die Liebe, die dir als Kind gefehlt hat: Wie wir uns selbst die Sehnsucht nach elterlicher Liebe erfüllen“ veröffentlicht.

Ich spreche mit Julia Tomuschat über ihr drittes, 2020 erschienenes Buch mit dem Titel „Versöhnung mit dem inneren Teenager“. Es erschien im Dezember 2022 als Hörbuch und beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Erlebnisse aus der Teenager-Zeit auf unser Leben als Erwachsene auswirken und wie wir es schaffen, uns mit unserem „inneren Teenager“ auszusöhnen.

Versöhnung mit dem inneren Teenager

Psychologin im Interview: Wie die Teenager-Zeit uns prägt

Hallo, Frau Tomuschat. Ich freue mich, dass wir heute miteinander sprechen. Wir haben Stefanie Stahl bereits zum Thema „inneres Kind“ und Selbstfürsorge interviewt. Sie haben schon einiges gemeinsam erreicht und zum Beispiel „Nestwärme, die Flügel verleiht“ gemeinsam geschrieben. In welcher Beziehung stehen Sie zueinander?

Stefanie und mich verbindet eine lange Freundschaft und Arbeitsbeziehung. Wir haben uns an unserem ersten Tag an der Universität Trier getroffen. Wir waren uns einfach sofort sympathisch. Seitdem sind wir miteinander befreundet und haben schon einige Projekte zusammen gemacht.

Das Kind in dir muss Heimat finden

Als Stefanie angefangen hat, ihren Bestseller „Das Kind in dir muss Heimat finden“ zu schreiben, kam ich auf die Idee, dass das innere Kind auch eine „Sonnenseite“ hat, woraufhin ich „Das Sonnenkind-Prinzip: Selbstliebe, Leichtigkeit und Lebensfreude wiederentdecken“ geschrieben habe. Ich mache auch mit und für Stefanie Online- und Live-Seminare.

Viele bekannte und etablierte psychologische Theorien betrachten die Kindheit als die prägendste Phase der Entwicklung. Teilen Sie diese Einschätzung?

Auf jeden Fall. Die ersten sechs Lebensjahre sind besonders einflussreich. Besonders die ersten drei Lebensjahre haben eine besondere Bedeutung. Wenn wir auf die Welt kommen, ist unser Gehirn noch „unreif“. Es wird ganz besonders geprägt durch unsere Umgebung – unsere Eltern, unsere Familie, die Art, wie wir aufwachsen. In den Teenager-Jahren baut sich das Gehirn noch einmal „um“.

Nestwärme, die Flügel verleiht

Diese Zeit formt uns nachhaltig, weil wir – wie wohl jeder von sich selbst weiß –, dann unsere Interessen entwickeln. Viele Dinge bleiben nach der Teenager-Zeit relativ stabil wie unser Musik-Geschmack oder unsere Wertorientierung. Das liegt daran, dass sich unser Gehirn in dieser Zeit umstrukturiert und wir danach erwachsen sind.

Stefanie Stahl schreibt im Vorwort zu Ihrem Buch, dass wir „sowohl das innere Kind als auch den inneren Teenager in uns“ tragen. Tragen wir nicht immer einen Teil unserer Vergangenheit ins uns, so zum Beispiel im Alter „den inneren Erwachsenen“?

Wir entwickeln uns immer weiter – auch im Erwachsenenalter. Wenn wir eine neue Stufe der Entwicklung erreichen, tragen wir natürlich die „alte Stufe“ in uns. Das gilt für alle Lebensphasen. Trotzdem gibt es Phasen, die besonders prägend sind. Das sind die Kindheit und die Teenager-Zeit.

Die Pubertät verändert den ganzen Körper und wirkt sich auch auf das Gehirn aus. Spielen diese Veränderungen auch eine Rolle dabei, dass sich Erfahrungen, die wir in dieser Lebensphase machen, besonders einprägen?

In der Teenager-Zeit ist die Plastizität – oder anders ausgedrückt: die Formbarkeit – des Gehirns besonders hoch. Dann strukturiert sich das Gehirn um und wir kommen zu einer neuen „Verdrahtung“. Die Plastizität ist immer gegeben. Aber insbesondere im Alter von eins bis drei und dann, ausgelöst durch hormonelle Veränderungen, noch einmal in der Teenager-Zeit ist sie besonders ausgeprägt.

Wer wir sind

Zusätzlich ist die Pubertät eine vulnerable Phase. „Vulnerabel“ bedeutet: Man ist besonders verletzlich und benötigt eigentlich einen besonderen Schutzraum. Man kann sich die Pubertät vorstellen, wie eine Schlange, die sich häutet: Die alte Haut, die man trägt, ist zu eng geworden. Eine neue Haut wächst langsam nach. Aber sie ist noch dünn und noch nicht schützend. Und deshalb reagieren wir extrem empfindlich, wenn wir in dieser Zeit kritisiert werden oder von unserer Peer Group beziehungsweise Clique abgewertet werden. Das ist besonders verletzend, weil wir als Teenager eben verletzlich sind.

Beleidigtes Schmollen oder Wutausbrüche wegen vermeintlicher Kleinigkeiten sind Verhaltensweisen, die viele Eltern von ihren Kindern im Jugendalter gut kennen. Können Sie erklären, warum Teenager in der Pubertät häufig besonders empfindlich auf Kritik reagieren?

Die Teenager-Zeit ist eine Übergangszeit, in der wir unserer selbst noch nicht sicher sind. Die Identität ist noch nicht gefunden. Man kann sich das so vorstellen, als wäre man noch nicht „richtig verwurzelt“. Wenn eine Kritik von außen kommt, kann sie dann besonders reinhauen, weil sie mich „an der Wurzel“, in meinem Innersten erschüttern kann.

Teenager können deshalb die Welt um sich herum nicht gelassen wahrnehmen oder mit Abstand entscheiden, ob sie sich eine Kritik annehmen oder nicht. In der Folge kommt es zu heftigen Reaktionen. Da können dann verschiedene Verhaltensweisen zum Tragen kommen. Entweder die Jugendlichen gehen sehr „nach außen“ und werden laut. Oder sie ziehen sich zurück und sprechen kein Wort mit ihren Eltern. Das sind die zwei Extreme.

Jeder ist beziehungsfähig

Erfahrungen, die wir in der Pubertät beziehungsweise Jugend machen, wirken sich darauf aus, wie wir uns als Erwachsener in bestimmten Situationen verhalten. Wie äußert sich ein „jugendliches Verhalten“?

Wenn die Pubertät nicht richtig abgeschlossen ist, gibt es dafür verschiedene Hinweiszeichen. Und die Menschen, bei denen das der Fall ist, lassen sich in drei Kategorien einteilen.

Die erste Kategorie Mensch bleibt zu angepasst. Diese Menschen lösen sich nicht vom Elternhaus ab – vielleicht nicht immer, aber spätestens, wenn sie nach Hause zurückkehren, fühlen sie sich überhaupt nicht abgegrenzt von den eigenen Eltern und sind mit ihnen extrem verbunden. Wir alle kennen Erwachsene, die viel zu lange zu Hause leben. Da ist der Abnablungsprozess nicht gelungen.

Die zweite Kategorie Mensch bleibt immer in der Abgrenzung und ist „zu rebellisch“. Wenn jemand etwas an sie heranträgt, reagieren diese Menschen automatisch mit einem „Nein“. Einfach nur, weil der „innere Rebell“ immer noch so im Vordergrund steht.

Die dritte Kategorie bilden die Menschen, die die rebellische Phase abgeschlossen haben, aber immer noch nicht wissen, wer sie sind. In meinem Buch nenne ich sie die „ewigen Sinnsucher“. Sie landen nicht in ihrem Leben, sondern halten sich immer alle Optionen offen. Ich denke da an die ewigen Studierenden.

Ist es nicht gerade in Zeiten eines sich wandelnden Arbeitsmarktes wichtig, agil zu bleiben, sich Optionen offenzuhalten und flexibel zu agieren?

Einen klassischen Weg zu gehen – also eine Ausbildung in einem Unternehmen zu machen und dort zu bleiben, bis man in Rente geht – ist damit nicht gemeint. Entscheidend ist, dass Menschen wissen, wer sie sind. Dass sie sich kennen und Klarheit darüber haben, was zu ihnen passt. Das erlaubt es ihnen, einen roten Faden zu spinnen, der sich durch ihr Leben zieht. Und genau dieser rote Faden ermöglicht es uns, flexibel zu agieren. Wenn ein Angebot auf uns zukommt, können wir entsprechend reagieren und entscheiden, ob dieses Angebot zu uns passt.

Welche Auslöser können dafür sorgen, dass wir „zurückrutschen“ in jugendliche Verhaltensweisen?

In der Psychologie sprechen wir in diesen Fällen von Triggern. Das sind externe Auslöser, die uns an alte Zeiten erinnern. Wenn ich zum Beispiel in der Teenager-Zeit mit meinem Vater schlimme Auseinandersetzungen hatte, die dazu gedient haben, mich aus den familiären Strukturen zu lösen, und dann begegnet mir jemand mit einer ähnlichen Stimme oder einem ähnlichen Blick wie mein Vater. Dann kann es sein, dass ich in ein rebellisches Verhalten zurückfalle, dass ich eigentlich schon abgelegt hatte.

Wer wir sind

In meinem Buch beschreibe ich den Fall eines jungen Mannes, dessen Vorgesetzter ihn getriggert hat, weil er ihn an seinen Vater erinnerte. Das Resultat: Er verließ eine Diskussion türenknallend. So ein Verhalten ist im Zweifelsfall für die Karriere nicht förderlich.

Ist das „Zurückrutschen“ in die Jugend denn immer schlecht?

Nein, das Zurückrutschen muss nicht immer negativ sein, sondern kann auch Spaß machen. Zum Beispiel wenn wir ausgelassen feiern und vielleicht wild tanzen - wie damals. Oder wenn wir wie in der Teenagerzeit ganz intensiv Musik hören.

Welche Rolle spielt die Familie dabei, wenn wir als Erwachsener in jugendlichen Verhaltensweisen „steckenbleiben“?

Ehrlich gesagt: Eltern haben es zur Zeit der Pubertät mit ihren Kindern sauschwer. Sie müssen zwei wichtige Aufgaben auf einmal meistern: Zum einen müssen sie ihren Kindern einen sicheren Rahmen bieten. Zum anderen müssen sie loslassen. Und beides muss in einer gewissen Balance stehen.

Finde die Liebe, die dir als Kind gefehlt hat

Ein anderer Autor hat mal die Frage gestellt: „Wie umarme ich einen Kaktus?“. Diese Frage umschreibt meiner Ansicht nach gut, worauf es in der Pubertät ankommt: Eltern müssen die „Stacheligkeit“ ihrer Kinder bis zu einem gewissen Grad akzeptieren – allerdings auch nicht zu sehr.

Was sind die größten Fehler, die Eltern während der Pubertät machen können?

Für die Kinder ist es schwierig, wenn die Eltern sie übermäßig behüten und sie zu sehr kontrollieren wollen. Dann kann es sein, dass sie sich ganz massiv ablösen, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, sich von den Eltern abzugrenzen. Oder sie bleiben an den Eltern „kleben“. Andererseits gibt es Eltern, die ihre Kinder zu früh in die Welt hinausschubsen. Dann bricht der elterliche Schutzraum zu früh weg. Weil Teenager zu Risikoverhalten neigen, kann es sein, dass sie mit Dingen konfrontiert werden, mit denen sie allein nicht umgehen können. Beides ist nicht gut.

Die Jugend ist auch eine Phase der Kreativität, des Hinterfragens und der Selbstreflexion, mit dem Ziel, seinen Platz in der Welt zu finden. Haben Menschen, die mit ihrem „inneren Teenager“ im Einklang sind, diese Eigenschaften als Erwachsener nicht mehr?

Mit dem inneren Teenager im Einklang zu sein, bedeutet nicht, dass wir diese Verhaltensweisen ablegen müssen. Denn wenn man weiß, wer man ist, kann man sich die Kreativität und die Selbstreflexion wieder zugänglich machen. Im Gegensatz zu Teenager stellen wir uns diese Fragen aber nicht fortlaufend und ganztägig, sondern können steuern, wann wir uns zum Beispiel mit Identitätsfragen auseinandersetzen.

Wir können steuern, wie viel Energie wir in diese Fragen investieren und uns ganz bewusst wieder an Dinge erinnern, die uns in der Jugend Spaß gemacht haben – wie Tanzen, Freunde treffen, sich mit dem Sinn des Lebens auseinanderzusetzen. Wenn wir die als Erwachsene wieder in unseren Alltag integrieren, kann das Spaß und Leichtigkeit in unser Leben bringen.

Stellen wir uns einmal konkret eine schwierige Situation vor. Wenn zum Beispiel der Partner anmerkt, dass man das Geschirr seit einiger Zeit nicht abgespült hat und man sich in Zukunft bitte mehr an den Haushaltspflichten beteiligen soll. Eine Person, die mit ihrem inneren Teenager nicht im Reinen ist, kann auf so eine Aussage „bockig“ reagieren. Wie können Menschen, die sich nicht mit ihrem inneren Teenager versöhnt haben, in dieser Situation anders agieren – also vermeiden, dass sie „zurückrutschen“ ins Jugendliche?

Das ist gar nicht so einfach, wie man denkt. Denn in dem Moment laufen bei Menschen, die nicht mit ihrem inneren Teenager im Einklang sind, viele Automatismen ab. Sie rutschen fast automatisch in jugendliche Verhaltensweisen ab. Ein erster Schritt ist es, Konfliktsituation, nachdem sie passiert ist, noch einmal gründlich zu reflektieren und sich mit Abstand ehrlich zu fragen, warum man gehandelt hat, wie man es getan hat. War das eigene Verhalten altersgemäß war oder eben nicht? Wenn der Konflikt noch sehr akut ist, sollte man aber erst einmal die erste Wut abklingen lassen, bevor man in die Reflexion geht.

Im Englischen gibt es für „Erwachsenwerden“ den Begriff „adulting“. Die „ing“-Endung verdeutlicht, dass es sich dabei, also beim Erwachsenwerden, um einen Prozess handelt. Und eben das ist wichtig: Das Erwachsensein ist nicht abgeschlossen, sondern ist ein Prozess. Es muss immer wieder geübt beziehungsweise praktiziert werden.

Es reicht also nicht aus, sich einmal gründlich zu reflektieren und dann hat sich das Problem erledigt. Man muss sich in seinem eigenen Verhalten „ertappen“. Trigger sind immer eine Einladung, in das alte Verhalten zurückzukehren, aber je besser ich mich kenne, desto mehr kann ich mich wappnen und mir sagen: „Beim nächsten Mal mache ich es anders und höre meinem Partner mal zu. Und übernehme entweder ebenfalls Pflichten im Haushalt oder suche gemeinsam mit meinem Partner nach einer anderen, passenden Lösung.“

Lässt sich ein erwachsener Umgang mit Konflikten trainieren? Wenn ja: Haben Sie ein Beispiel für eine solche Übung?

Der erste Schritt ist wie gesagt die Selbstreflexion. Wenn man Konflikte effektiv lösen will, hilft es, das „Modell der drei Positionen“ anzuwenden. Die erste Position ist die „Ich-Position“: Was ist meine Meinung, mein Anliegen und mein Bedürfnis? Man fragt sich aus dieser Position heraus, was man will und warum man so emotional reagiert. Mit Blick auf das genannte Beispiel kann das sein: „Ich habe einfach keine Lust auf die Hausarbeit, weil ich einen anstrengenden Arbeitstag hatte. Mich selbst stört es nicht, wenn die dreckigen Tassen im Spülbecken stehen.“

In der zweiten Position versetze ich mich in die Perspektive des anderen und frage mich: Was ist ihm wichtig, was sind seine Bedürfnisse, was denkt er in dieser Situation? Sobald ich mich in den anderen reinversetze, ist das Konfliktpotenzial etwas gemindert, weil mir dann, um in unserem Beispiel zu bleiben, bewusst wird: für sie ist Ordnung wichtiger als für mich.

Die dritte Position ist die Außensicht. Was würde ein neutraler Beobachter oder ein guter Freund zu dieser Situation sagen? Aus dieser Position lassen sich Rahmenbedingungen erkennen. So kommt man vielleicht zu dem Schluss, dass es echt blöd ist, dass keine Spülmaschine im Haus vorhanden ist oder dass wir zu eng zusammenwohnen.

Was ist der Vorteil dieses Modells?

Mit Hilfe des Modells gelingt es, die eigene Position und die des anderen zu verstehen. Aber auch der Austausch mit dem Partner ist in diesem Fall wichtig. Gemeinsam zu überlegen, wie diese Konflikte entstehen und was man tun kann, um dem vorzubeugen. Man muss miteinander „verhandeln“ und über Werte sprechen: Was ist mir wichtig und was ist dir wichtig?

Das Wunder der Wertschätzung

Wenn man diese Fragen klärt, ist es einfacher, Kompromisse zu finden. Menschen, die dazu neigen, in Teenager-Verhaltensweisen zurückzufallen, sollten zudem üben, unterschiedliche Werteinstellungen und Meinungen auszuhalten.

Wie lässt sich jugendliches Verhalten in einer Konflikt-Situation stoppen?

Je stärker die Emotion, desto stärker muss das Stopp sein. Das heißt: Wenn ich schon sehr hochgefahren bin, hilft es nur noch, die Situation zu verlassen. Eventuell muss ich dann rausgehen oder duschen, damit ich mich wieder „runterfahren“ kann. Bin ich weniger in meinen Emotionen gefangen, reicht es eventuell auch aus, mir innerlich zu sagen, dass ich die Situation dieses Mal anders angehen wollte.

Eine weitere gute Möglichkeit: sich einen Smiley an den Kühlschrank kleben. Er ist ein Fixpunkt, der mich daran erinnert, in für mich schwierigen Situationen anders zu reagieren und dass ich meinen Emotionen nicht ausgeliefert bin und sie steuern kann.

Ist Ihr Buch auch für Personen geeignet, die in der Kindheit beziehungsweise Jugend traumatische Erfahrungen gemacht haben oder deren familiäre Verhältnisse von Gewalt geprägt waren?

Wer traumatisierende Erfahrungen gemacht hat und zum Beispiel in der Teenagerzeit Gewalt erfahren hat, sollte sich an einen Therapeuten oder eine Therapeutin wenden. Eine Traumatherapeutin oder ein Traumatherapeut, die man zum Beispiel mit Hilfe der Kassenärztlichen Vereinigung im jeweiligen Bundesland finden kann, ist hier die ideale Ansprechperson.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Tomuschat!

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