Viele Eltern pflegen heute einen recht intuitiven Erziehungsstil: Wenn nötig, machen sie klare Ansagen, um ihre Kinder zu formen oder vor Fehlern zu bewahren. Gleichzeitig räumen sie dem Nachwuchs Mitspracherecht und Freiheiten ein, damit er seine Fähigkeiten und Wünsche selbst auszuloten lernt.
Manche Eltern fragen sich gelegentlich, ob sie dabei zu großzügig sind: Sie erlebten selbst eine strenge Erziehung und wollen es bei den eigenen Kindern anders machen. Gute Wegweiser sind Erziehungsratgeber, die verschiedene Methoden vorstellen und konkrete Anwendungstipps geben. Wir stellen euch hier bekannte Erziehungsstile vor und empfehlen passende Hörbücher.
Was genau ist ein Erziehungsstil?
Ein Erziehungsstil ist ein Mix aus unseren Einstellungen, Verhaltensmustern und Einflussnahmen. Häufig spiegelt er die Erfahrung aus dem eigenen Elternhaus. Daneben gibt es Erziehungskonzepte, die bestimmte Ziele, Verhaltensnormen und Ideale anstreben. Beispiele hierfür sind die antiautoritäre Erziehung, die anthroposophische Erziehung nach Rudolf Steiner oder die Erziehungsmethoden der italienischen Pädagogin Maria Montessori.
Autoritär, demokratisch oder Laissez-faire: drei Erziehungsstile nach Kurt Lewin
Der 1890 geborene Sozialpsychologen Kurt Lewin unterschied drei Erziehungsstile: autoritär, demokratisch und Laissez-faire. Während Eltern beim autoritären Erziehungsstil den Kindern weitgehend konsequent Befehle erteilen, erhalten Kinder beim demokratischen Erziehungsstil Mitspracherecht. Sind Eltern eher passiv und reagieren nur auf die Kinder, wenn sie von diesen dazu aufgefordert werden, sprechen Experten von einer Laissez-faire-Erziehung.
Von autoritär bis vernachlässigend: Diana Baumrinds vier Erziehungsstile
Die 2018 verstorbene amerikanische Entwicklungspsychologin Diana Baumrind war auf dem Gebiet der Kindererziehung weltweit anerkannt. Sie teilte Erziehungsstile in zwei Dimensionen: Zur ersten Dimension gehören die Forderungen und Kontrolle der Eltern. Die zweite Dimension steht dafür, wie viel Wärme und Akzeptanz Eltern ihren Kindern entgegenbringen. Je nachdem, wie stark diese Dimensionen ausgeprägt sind, gibt es nach Diana Baumrind vier Erziehungsstile: autoritär, autoritativ, vernachlässigend und nachgiebig.
Zuckerbrot und Peitsche: der autoritäre Erziehungsstil
Beim autoritären Erziehungsstil übernehmen Eltern die Führungsrolle, indem sie Kindern Anweisungen und Befehle geben. Die Erwachsenen haben die volle Verantwortung für das Handeln, so dass dem Nachwuchs wenig Spielraum bleibt, spontan zu sein und Eigenverantwortung zu entwickeln.
Gerade Eltern von unangepassten Kindern sind manchmal versucht, auf autoritäre Erziehungsmethoden zurückzugreifen. Wer dies vermeiden möchte, findet in dem Hörbuch Wie anstrengende Kinder zu großartigen Erwachsenen werden Empfehlungen für eine unbeschwerte Kindheit, ohne dabei an die eigenen Grenzen zu geraten.
Autoritäre Eltern arbeiten grundsätzlich mit Regeln. Sie belohnen ihre Kinder dafür, wenn sie sie einhalten, und bestrafen sie, sobald sie dagegen verstoßen. Es gibt einen Mittelweg: Statt durch Gehorsam und Strafe zu erziehen, können Eltern auch mit liebevoller Klarheit Orientierung und Sicherheit geben, zeigt Axel Conrad in seinem Erziehungsratgeber Regeln, Grenzen, Konsequenzen.
Langfristig kann es sich auf die psychische Entwicklung des Kindes auswirken, wenn man zu streng ist: Studien zufolge haben autoritär erzogene Kinder oft ein geringeres Selbstwertgefühl. Die dänischen Familientherapeuten Jesper Juul und Helle Jensen geben in Vom Gehorsam zur Verantwortung Tipps für Eltern und Pädagogen, wie sie Konflikte ohne autoritäre Machtausübung lösen und Kinder zu eigenverantwortlichen Menschen erziehen.
Autoritative Erziehung: Klare Ansagen machen und für Kinder da sein
Was genau ist der autoritative Erziehungsstil, den Diana Baumrind vom autoritären Ansatz unterscheidet? Darüber gibt es unterschiedliche Auffassungen. Unstrittig ist, dass neben Kontrolle und klaren Vorgaben die Eltern bei diesem Erziehungsstil zugleich stärker auf das Kind eingehen als bei der autoritäten Methode.
Die erfahrene Psychotherapeutin Philippa Perry zeigt in Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen, wie wir zu echten Bezugspersonen werden und gleichzeitig eine klare Linie beibehalten. Dabei macht sie bewusst, wie sehr die eigene Erziehung das Verhältnis zu unseren Kindern beeinflusst.
Permissiver Erziehungsstil: selbstbestimmte Kinder, die Halt brauchen
Bei der nachgiebigen Erziehung, auch als permissiver Erziehungsstil bezeichnet, sind Kontrolle und Forderungen der Eltern niedrig. Gleichzeitig gehen sie stark auf das Kind ein und akzeptieren dessen Verhalten, wie es ist. Manchmal ist das ein ziemlicher Spagat. Wie wir unseren Kindern Freiheit schenken und zugleich Halt geben, vermitteln Stefanie Stahl und Julia Tomuschat in ihrem Hörbuch Nestwärme, die Flügel verleiht.
Vernachlässigender Erziehungsstil: kaum Kontrolle, viel Distanz
Kommt zu fehlender Kontrolle der Eltern auch Desinteresse an den Kindern hinzu, spricht Diana Baumrind vom vernachlässigenden Erziehungsstil. Hier widmen Eltern ihren Kindern nur minimal Zeit und sind distanziert. Die Folgen können dramatisch sein: Vernachlässigung kann die Bindungsfähigkeit, den Selbstwert und die intellektuelle Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen.
Was Eltern tun können, wenn ganz offensichtlich etwas schief läuft, zeigt das Hörbuch Wir sind für dich da. Darin gibt Jesper Juul Eltern zehn Tipps, wie Eltern durch Präsenz, Verständnis und Offenheit ihre Kinder authentisch erziehen und dabei deren Selbstwertgefühl stärken.
Laissez-faire-Erziehungsstil: zwischen Nachgiebigkeit und Vernachlässigung
Der Laissez-faire-Erziehungsstil ordnet sich zwischen permissiver und vernachlässigender Erziehung ein. Auch hier agieren Eltern eher passiv. Sie unterstützen ihre Kinder nur dann, wenn diese danach fragen. Sie sind zwar freundlich, aber zurückhaltend. Bei dieser Erziehungsmethode gibt es minimale Vorgaben und keinen klaren Rahmen. Den Kindern fehlt dadurch oft Orientierung und Sicherheit, die Grenzen zur Vernachlässigung sind häufig fließend.
Einen guten Mittelweg zwischen autoritärer Erziehung und Laissez-faire beschreibt Katharina Saalfrank in Kindheit ohne Strafen. Die als "Super Nanny" bekannt gewordene deutsche Pädagogin zeigt, wie Kindererziehung mit einer klaren Linie, viel Wertschätzung und einer stabilen Bindung aussehen kann. Saalfrank plädiert stark dafür, das Familiengefüge nicht durch Strafen und Verbote zu vergiften, um das Vertrauen der Kinder zu behalten.
Moderne Elternschaft: Beim demokratischen Erziehungsstil entscheiden Kinder mit
Der demokratische Erziehungsstil ist heute weit verbreitet. Er gewährt Kindern nicht so viel Freiheit wie bei antiautoritären Erziehungskonzepten. Kinder dürfen und sollen aber mitentscheiden – etwa, wenn es um den Kleiderkauf oder die Wahl der Schule geht.
Durch das Mitspracherecht wird die Eigenverantwortung von Kindern gestärkt. Wenn Kinder schon früh nach Autonomie streben, können und sollten wir dies als Eltern fördern. Wie das geht, schildern Jesper Juul und Mathias Voelchert in Dein selbstbestimmtes Kind.
Das Kleinkind weigert sich in der Trotzphase, bei Regen seine Gummistiefel anzuziehen. Der 10-Jährige bekommt einen Wutanfall oder die pubertierende Tochter legt das Smartphone nicht mehr aus der Hand. Wem dabei schon einmal der Geduldsfaden reißt, dem sei Erziehen ohne Anschreien von Christina Wesierski ans Herz gelegt. Die dänische Erziehungsexpertin zeigt, wie Kindererziehung auf Basis von Nähe und Respekt möglich ist, ohne dabei laut zu werden. Damit geben wir als Eltern zugleich ein gutes Vorbild, wie man auch bei Konflikten fair miteinander spricht.
Auch das Konzept der gewaltfreien Kommunikation vermittelt Kindern wichtige Werte, die ihnen helfen, glücklicher und erfolgreicher durchs Leben zu gehen. In Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern lernen gestresste Eltern die Sprache der Harmonie in der Kindererziehung. Anstatt zu schimpfen oder zu schreien, bauen sie so eine liebevolle Eltern-Kind-Beziehung auf und verstehen ihr Kind besser. Dabei lernen schon kleine Kinder, im Streit mit Eltern, Geschwistern oder Freunden gewaltfreier zu kommunizieren.
Welche Werte wollen wir durch den Erziehungsstil vermitteln?
Als Eltern wünschen wir uns glückliche Kinder, die uns vertrauen und ihren Platz in der Welt finden. Doch was tun, wenn man die eigenen Kinder in der Pubertät nicht mehr wiedererkennt?
Dieses Phänomen schildert Claudia Herrmann in Voll ungechillt! Wie ich die Pubertät meiner Kinder überlebte. Sie berichtet aus eigener Erfahrung, wie sie die Zimmer ihrer Kinder plötzlich nicht mehr betreten durfte und die gesamte Familie nur noch per Kurznachricht miteinander kommunizierte. Da hilft nur eins: möglichst gechillt bleiben.
Viele Eltern wollen ihren Kindern auch in den schwierigen Phasen Werte vermitteln, damit sie möglichst stabil bleiben. Wie das geht, und wie Eltern diese Werte selbst authentisch vorleben, vermittelt Jesper Juul in Vier Werte, die Kinder ein Leben lang tragen. Für den Familientherapeuten sind Gleichwürdigkeit, Integrität, Authentizität und Verantwortung besonders wichtig für die kindliche Entwicklung.
Einen anderen Ansatz liefert Raising Good Humans von Hunter Clarke-Fields und Carla Naumburg. Achtsame und empathische Erziehung vermittelt Kindern indirekt, wie sie respektvoll mit anderen umgehen. Dies gelingt jedoch nur, wenn wir als Eltern verständnisvoll, geduldig und einfühlsam auf unsere Kinder reagieren. Die Autoren zeigen Eltern, wie sie kleinen und großen Erziehungskrisen bewusst und gut begegnen.
Den eigenen Erziehungsstil finden – mit Hörbüchern über Beziehungen und Elternschaft
Der Erziehungsstil spiegelt, wie Eltern denken, fühlen und geprägt wurden. Wenn Eltern über unterschiedliche Erziehungskonzepte nachdenken, reflektieren sie zugleich das eigene Verhalten. Es liegt an uns, aus den verschiedenen Erziehungsstilen und -tipps den richtigen Weg für die eigene Familie zu finden. Hörbücher über Beziehungen, Elternschaft und persönliche Entwicklung bieten dazu hilfreiche Tipps.
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