Worum geht es in dem Podcast „Jung und Jünger“, den du zusammen mit Schauspieler Edin Hasanovic machst?
Es geht um die großen und kleinen Dinge des Lebens, die bedeutenden, die unbedeutenden. Es geht um Glück, um Streit, um Liebe, um Wahrheit, um Zweifel. Wir haben im Laufe unserer Gespräche gemerkt, dass man unwillkürlich all diese Gebiete ohnehin beständig streift – und das war toll.
Was hat dich an dem Projekt gereizt?
Es hat mich gereizt mitzumachen, weil ich glaube, dass es gar keinen so großen Unterschied zwischen den Generationen gibt. Wenn ich einen Mann wie Edin Hasanovic sehe, dann reagiere ich als Frau und denke, was für ein cooler Typ. Mit dem würde ich gern mal einen Abend verbringen, essengehen, übers Leben reden. Gut, ich könnte seine Oma sein, aber spannend wäre es dennoch. Und es war spannend! Der Podcast ist der Beweis.
Du hast Edin Hasanovic in einer Talkshow kennengelernt und dich auf Anhieb gut mit ihm verstanden. Stimmt das?
Er kam mir auf dem Flur entgegen, bevor die Sendung losging, und sagte: „Boah, ich freu mich so, dich endlich kennen zu lernen. Ich habe immer gedacht, ‚Zimmer frei‘ geht noch so lange, bis ich da endlich mal Gast war!“ Das war natürlich schon ein wunderbarer Einstieg. Dann saßen wir uns während der Sendung gegenüber und irgendwie habe ich das Gefühl gehabt, wir flirten miteinander. Zumindest mal dreieinhalb Minuten. Als es dann viele Monate später darum ging, einen Podcast zu machen, in dem unterschiedliche Generationen zu Wort kommen, ist mir Edin sofort wieder eingefallen. Ich war neugierig darauf zu erfahren, wer er ist, wie er tickt, denkt, fühlt. Und als er die Anfrage bekam, hat er nicht mal einen Tag gebraucht, um zuzusagen. Das hat mich sehr gefreut. Diese Freude und auch die Neugier, sich aufeinander einzulassen, kann man in unseren Gesprächen immer wieder spüren.
__Wie würdest du denn Edin Hasanovic beschreiben? __
Edin ist eigen, sehr besonders. Herzlich, aber auch ein harter Hund. Zeigt klare Kante. Mit Edin zu streiten ist nicht ohne, wir haben uns während unserer Gespräche auch ordentlich gefetzt. Ich glaube, dass Edin unglaublich feinfühlig ist. Dass man ihn sehr leicht verletzen kann. Erst mal spüren, lernen muss, wie weit man gehen kann, wann er zumacht. Ich glaube, dass er eine stabile innere Schutzmauer um sich gezogen hat. Manchmal habe ich mir gewünscht, ich hätte das auch. Zu sehen, dass er eine Tür in dieser Mauer für mich aufgemacht hat, war schön.
Gute Podcasts – wie gute Talkshows – leben ja von idealen Paarungen. Du warst 20 Jahre lang das ideale Fernsehtalkshowpaar mit Götz Alsmann in „Zimmer frei“. Was muss ein guter Partner für dich haben?
Das Geheimnis bei „Zimmer frei“ war, dass wir sehr unterschiedlich waren. Das ist möglicherweise auch das Geheimnis bei Edin und mir, wenn es da ein Geheimnis gibt. Mann und Frau, jung und alt – das sind die großen Unterschiede. Das Geheimnis ist auch, dass man sich nicht verstellt, dass man wahrhaftig ist, dass man klar ist in dem, was man sagt – mit all dem Zögern und den Pausen, die man auch in diesem Podcast hört. Gut, dass sie dringeblieben sind. So kann man uns in diesem Podcast beim Denken zuhören. Für mich war es wichtig, nicht irgendeine Antwort sofort parat zu haben, weil man eben bei dem Altersunterschied erwartet, dass es so ist. Ist es aber nicht.
__Worauf darf sich der Jung und Jünger-Zuhörer deiner Meinung nach freuen? __
Edin würde sagen, es ist eine „unfassbare“ Mischung. Das habe ich gelernt: „Unfassbar“ ist Edins Lieblingsausdruck. Am besten noch „geil“ dahinter. Es ist also eine „unfassbar geile“ Mischung aus Komik, Traurigkeit, Nachdenklichkeit, Frechheit – manchmal auch ein bisschen böse.
Edin Hasanovic und dich trennen fast zwei Generationen – was kann deiner Meinung nach seine Generation von deiner lernen und umgekehrt?
Ich weiß nicht, ob die Generationen etwas voneinander lernen. Ich bin nicht so vermessen zu sagen „Hey, Leute, hört diesen Podcast, da könnt ihr was lernen!“ Aber spannend ist sicher manchmal unsere andere Sicht der Dinge. Und die hat nichts damit zu tun, ob jemand jung oder alt ist, sondern damit, dass man eine unterschiedliche Meinungen hat.
Was bedeutet für dich das Medium Podcast? Hörst du selbst auch? Und wenn ja, was wäre denn eine gute Podcast-Empfehlung? Und warum?
Ehrliche Antwort: Nein. Vielleicht ist mein Interesse jetzt geweckt, weil ich gemeinsam mit Edin einen Podcast gemacht habe und ich zu ein paar anderen Podcasts eingeladen wurde.
Meine erste Podcast-Erfahrung war vor ein paar Monaten Hotel Matze. Ich habe zugesagt und – das darf man eigentlich keinem erzählen – vorher keines seiner Interviews gehört. Ich bin hinterher aus allen Wolken gefallen, als ich gehört habe, was ich zwei Stunden lang alles erzählt habe. Matze Hielscher macht das fabelhaft, ist sehr gut vorbereitet, hört zu, folgt den Gedanken seines Gegenübers, schafft Vertrauen und missbraucht es nicht eine Sekunde. Ich war offen wie ein Scheunentor. Aber vielleicht bin ich das ohnehin. Mich zu verstellen, eine Rolle zu spielen, klappt nicht so gut.
Ich höre nicht so gerne Hörbücher, weil ich sowieso viel lese und gerne Eselsohren in die Bücher mache oder mir Stellen unterstreiche. Ich weiß, man kann im Hörbuch auch Seiten markieren – oder? –, aber ich will das Buch in der Hand haben. Und es später im Regal haben.
Was kann denn ein guter Podcast, was eine Fernsehtalkshow nicht kann?
Was das Fernsehen nicht so gut kann, ist, eine private Atmosphäre zu schaffen. Beim Podcast kannst du die Augen zumachen. Das ist schön, weil du die Außenwelt ausschalten und in deine innere Welt eintauchen kannst. Das funktioniert beim Fernsehen nicht ganz so gut. Da arbeitest du dich an der Frisur von der Westermann ab oder an dem Schnurrbart von Edin Hasanovic. Beim Podcast fallen Äußerlichkeiten völlig weg und es ist nur die Stimme, die zählt. Du bist alleine mit dem was du hörst – und das finde ich schön.