Die Arbeit an einem Buch ist ein einsamer, intimer Prozess. Einer, der es erfordert, den Blick ganz nach innen zu richten. Sollte man meinen. Tatsächlich gibt es einige Schreibende, die sich für ein anderes Vorgehen entschieden haben: Sie schreiben ihre Bücher zu zweit, in einem stetigen Ping-Pong der Ideen. Im gemeinsamen Schreibprozess entsteht eine dritte Stimme mit ganz eigenem Klang. Und so ist es nur konsequent, dass viele Autorenduos sich ein gemeinsames Pseudonym geben. Ob Iny Lorentz, Fredda Wolff oder Lars Kepler – wir stellen euch bekannte Autorenduos vor, die erst gemeinsam zu Hochformen auflaufen.
Schriftstellerpaare: Ein Herz und ein Schreibtisch
Die Liebe zum geschriebenen Wort kann verbindend wirken – manchmal so sehr, dass aus Arbeits- Liebesbeziehungen werden. Bei diesen Schriftstellerpaaren sind Job und Privatleben untrennbar verwoben.
Der deutsche Schriftsteller Roman Voosen und die schwedische Germanistin Kerstin Signe Danielsson waren Brieffreunde, bevor sie 2012 ihren ersten gemeinsamen Krimi „Später Frost“ vorlegten. Offenbar lernten sie sich dabei nicht nur gut kennen, sondern auch lieben, denn wenig später heiratete das Paar. Mittlerweile hat sich ihr Debüt zu einer zehnteiligen Reihe ausgewachsen – und ein Ende ist auch nach dem aktuellen Titel Die Spur der Luchse noch nicht in Sicht.
Über ihre Zusammenarbeit sagte Roman Voosen einmal:
„Manchmal führen verschiedene Ideen sicherlich auch zu Reibungen, aber diese Reibungswärme tut unseren Geschichten gut. Für unsere Beziehung ist das gemeinsame Schreiben eine große Bereicherung.“
Die Fans der beliebten Schwedenkrimi-Reihe um die beiden Kommissarinnen Ingrid Nyström und Stina Forss werden bestätigen, dass das auch umgekehrt gilt.
Auch Iny Klocke und Elmar Wohlrath schrieben sich lange Briefe, bevor sie sich zum ersten Mal begegneten. Mittlerweile sind die beiden seit mehr als 40 Jahren verheiratet und scheinen fast symbiotisch miteinander verwachsen zu sein. Das Paar tritt grundsätzlich im Partnerlook – nämlich in denselben auffälligen T-Shirts mit Airbrush-Motiv – auf. Und es tüftelt praktisch ununterbrochen an Buch-Plots: „Schreiben ist wie ein Rausch. Die Geschichte läuft im Kopf ab und die Finger haben Mühe, sie so schnell, wie sie ausgedacht wird, in den Computer einzutippen“, so Iny Klocke über die Arbeit an den gemeinsamen Fantasy- und Historienromanen.
Nicht alle der mehr als 80 Bücher des Paares erscheinen unter dem berühmten Autorennamen Iny Lorentz. Auch hinter neun (!) weiteren Pseudonymen steckt das Münchner Autorenduo. Sein neuster Coup? Die junge Wanderhure, die Vorgeschichte der sagenhaft erfolgreichen „Die Wanderhure“-Saga. Der Historienroman erzählt, wie aus der hilflosen Kaufmannstochter Marie Schärer eine mutige Frau wurde, die ihr Schicksal aus eigener Kraft wendet.
Was ist das Geheimnis einer erfolgreichen Arbeits- und Liebesbeziehung? Für das Schriftstellerehepaar Wolfram Hänel und Ulrike Gerold alias Freda Wolff ist es Professionalität und eine klare Arbeitsteilung. Beide kommen ursprünglich vom Theater. Daher wissen sie genau, dass ein gemeinsames kreatives Werk nur dann gelingen kann, wenn jeder bereit ist, seine persönlichen Eitelkeiten hintenanzustellen.
Das klappt bei den beiden offenbar gut: Seit mehr als zwanzig Jahren schreiben sie gemeinsam am selben Tisch, „ohne sich dabei mehr zu streiten als unbedingt nötig“, wie sie auf der Homepage ihres Verlages verraten. In ihrem Norwegen-Thriller Schwesterlein muss sterben fürchtet die Psychologin Merette Schulman, dass ihre Teenager-Tochter sich mit einem Psychopathen eingelassen hat. Atmosphärisch und hochgradig beklemmend!
Norwegen-Krimis: Mord am Fjord
Schreibblockaden kennen auch Alexandra und Alexander Ahndoril nicht. Durch den wechselseitigen Input fließen die Ideen in einem stetigen Strom. Beide hatten schon allein einige Romane verfasst, als sie beschlossen, ihre Talente für ein gemeinsames Projekt zu bündeln. Es war wohl die beste Idee ihres Lebens: Der Auftakt ihrer Krimireihe um den Ermittler Joona Linna wurde ein Sensationserfolg; die Übersetzungsrechte verkauften die beiden in mehr als 30 Länder.
Es folgte eine wochenlange Jagd nach der wahren Identität des fiktiven Autors Lars Kepler, die die schwedische Presse in Atem hielt. Endlich stöberte eine Journalistin die beiden abends in ihrem Ferienhäuschen auf. Dem Erfolg des Schriftstellerpaares schadete das gelüftete Geheimnis nicht. Im Gegenteil: Ihre Fans lieben die Vorstellung, dass hinter den blutigen Thrillern von Lars Kepler ein Paar steckt, das in schönster Harmonie zusammenlebt.
Auch die Ahndorils haben die Erfahrung gemacht, dass ein gemeinsames Pseudonym mehr ist als nur ein Name. Erst, als die beiden sich in den Kopf des fiktiven Autors „Lars Kepler“ hineinversetzten, fanden sie eine gemeinsame Stimme. Seither schreiben sie nur noch gemeinsam und können es sich auch gar nicht mehr anders vorstellen. Ende 2022 erschien Spinnennetz, der neunte Band der Reihe um den finnischen Ermittler Joona Linna und seinen Erzfeind, den irren Serienmörder Jurek Walter. Der rasante, ziemlich blutige Thriller stürmte wie seine Vorgänger die Spitze der schwedischen Bestsellerlisten.
Lars Kepler: So arbeitet das Ehepaar Ahndoril an seinen brutalen Thrillern
Ob es in Anna Zaires und Dima Zales‘ Ehe so leidenschaftlich zugeht, wie in ihren prickelnden Erotik-Romanen, wissen nur die beiden. In jedem Fall ist ihre Zusammenarbeit eng und ziemlich produktiv: Mehr als 40 Bücher haben die beiden herausgebracht, mal unter ihrem, mal unter seinem Namen. Wobei der Name Anna Zaire für Dark Romances und tabulose Erotik steht, Dima Zales dagegen für (jugendfreie) Urban Fantasy und Science Fiction. Während in Anna Zaires Erotik-Romanen immer auch die Ideen ihres Mannes stecken, ist das bei seinen Fantasy-Romanen wohl nicht der Fall. Erfolgreicher, das zeigen auch die Downloadzahlen bei Audible, sind die Bücher, die beide gemeinsam verfassen.
Kollegial verbunden: Autoren-Duos
Ist Liebe die Voraussetzung, um gemeinsam schreiben zu können? Natürlich nicht. Juli Zeh etwa ist zwar ebenfalls mit einem Schriftsteller – nämlich mit David Finck – verheiratet. Als Co-Autoren für ihren Debatten-Roman Zwischen Welten hat sie sich jedoch den Journalisten Simon Urban ausgesucht. Dafür wurden sie „quasi ein Schreibgehirn“, sagt Zeh. „Einer hat gesprochen, einer hat getippt“, so die Autorin in einem Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“.
In ihrem Roman liefern sich ihre Alter Egos, Landwirtin Theresa und Journalist Stefan, ein hitziges Wortgefecht via E-Mail und WhatsApp. Es geht um Klimapolitik, gerechte Sprache und Rassismusvorwürfe. Und um die Frage, ob Freundschaft und Liebe den Graben überwinden können, der durch unterschiedliche Haltungen zu politisch brisanten Themen entsteht. Ein hochaktueller Gesellschaftsroman für alle, die bereit sind, die eigene Position in Frage zu stellen und sich auf die Argumente Andersdenkender einzulassen.
Wo „Klüpfel & Kobr“ draufsteht, steckt eines der erfolgreichsten Autorenduos Deutschlands drin: Volker Klüpfel und Michael Kobr, die schon seit der gemeinsamen Schulzeit in Kempten befreundet sind. Die beiden Autoren wandelten zunächst auf getrennten Karrierepfaden. Volker Klüpfel arbeitete als Journalist, Michael Kobr als Realschullehrer, bevor die beiden beschlossen, sich an einem gemeinsamen Krimi zu versuchen.
Der wurde gleich ein Überraschungserfolg und so setzten die beiden ihre Reihe um den brummigen, grundsoliden Allgäuer Kommissar Kluftinger fort. Mittlerweile genießt er als „Klufti“ längst Kultstatus – mit einer Gesamtauflage von 4,5 Millionen Büchern, von denen mehrere verfilmt wurden.
„Es ist ein Mix aus Nachgeben, Kämpfen, Einsehen, Besserwissen. Reibung ist aber per se nicht schlecht, das setzt Energie frei.“
Das verriet Volker Klüpfel einmal im Magazin „büchermenschen“. Energie, die in die gemeinsamen Romane fließt – und auch die Freundschaft der beiden immer stärker macht.
Ein richtig gutes Team sind auch die beiden schwedischen Schriftsteller Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt. Beide kommen vom ursprünglich vom Fernsehen: Hjorth ist Drehbuchautor, Regisseur und Produzent; Rosenfeldt Drehbuchautor und Moderator. Das hilft bei der Zusammenarbeit, denn beim Fernsehen ist die gemeinsame Arbeit an einem (Dreh-)Buch eher die Regel als die Ausnahme. Seit 13 Jahren schreiben die beiden nun gemeinsam an der Krimireihe „Sebastian Bergmann“.
Die Krimi-Serie über einen genialen Ermittler, der einen schweren persönlichen Verlust verkraften muss, hat in Schweden unzählige Fans – und auch in Deutschland werden es immer mehr. Denn den beiden gelingt, was nur wenigen Autoren von Krimiserien glückt: Mit jedem neuen Band wird Serie noch ein bisschen spannender.
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