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Witziger Weltraum: Lustige Science-Fiction-Bücher

Witziger Weltraum: Lustige Science-Fiction-Bücher

Als Genre führt die humorvolle Science-Fiction hierzulande eher ein Schattendasein. Abseits des unsterblichen Douglas Adams braucht es schon etwas Expeditionsgeist, um in den Weiten der Literaturproduktion wirklich witzige Science-Fiction auf Deutsch zu finden. Wir haben uns auf den Weg gemacht.

Per Anhalter durch die Gegenwart…

Wie Planeten um ihr Zentralgestirn kreist die lustige Science-Fiction um „HHGTTG“, sprich: „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“. Auch 44 Jahre nach Erscheinen ist Douglas Adams‘ Opus „der Elefant im Raum“, wie es die Autorin Catherynne M. Valente mal formulierte. Kaum ein Autor lustiger Sci-Fi kommt am Vergleich mit Adams vorbei – doch diese Schriftsteller sind weit mehr als Epigonen.

Außerirdisch

Es könnte besser laufen für Jack Kernigan. Nachdem er seinen Job am renommierten Massachusetts Institute of Technology verloren hat, muss er als Lieferant im familieneigenen Betrieb aushelfen. Und dann überfährt er auch noch ein großes, pelziges … Etwas. Ein unsichtbares Etwas. Jack wird klar: Die Aliens sind längst auf der Erde – und er hat eben eins überrollt. Plötzlich ruhen die Hoffnungen des gesamten Planeten auf ihm. Können Jack und seine besten Freunde Natalie und Patrick die außerirdische Bedrohung besiegen und das Ende der Menschheit abwenden?

Was wäre, wenn die Aliens längst unter uns leben würden? Dennis E. Taylor hat sich für seinen neuen witzigen Sci-Fi-Roman Außerirdisch offenbar von dem 1988 erschienenen, schwarzhumorigem Kult-Film „Sie leben“ inspirieren lassen. Herausgekommen ist eine temporeiche, unterhaltsame Sci-Fi-Komödie, die mit nerdigem Humor punktet.

Ich bin viele

Dumm gelaufen: Bob Johansson hat gerade seine Software-Firma verkauft und könnte nun das Leben und seine Millionen genießen. Leider überfährt ihn im nächsten Moment ein Auto. Gut, dass er vorher noch einen Vertrag bei der CryoEterna Inc. unterschrieben hat, die seinen Kopf einfriert. Bob erwacht 117 Jahre später als Künstliche Intelligenz, als Bob 2.0. Und er hat einen Auftrag: Als autonome, sich selbst replizierende Von-Neumann-Sonde soll er das Weltall erforschen und bewohnbare Planeten finden. Mithilfe seines 3-D-Druckers beginnt Bob, sich selbst zu kopieren…

Ich bin viele – und zwar wortwörtlich: Aus dieser brillanten Grundidee hat Dennis E. Taylor eine rasant erzählte, nerdige Sci-Fi-Komödie voller Insider-Witze für Star-Trek-Fans gemacht. Mit seiner Bobiverse-Trilogie hat sich der Autor einen Traum erfüllt. Er konnte seinen Programmierjob an den Nagel hängen und lebt jetzt vom Schreiben. Simon Jäger (die Synchronstimme von Matt Damon) fliegt so schwerelos und flott durch die Geschichte, wie die Bobs durchs Universum.

Unendliche Weiten, unendliche Verwirrung? Nicht mit der Star-Trek-Zeitlinie.

Roboter weinen heimlich

Noch ein Bop, diesmal mit P hinten – in diesem Fall handelt es sich aber um einen Planeten. Der wird im Jahr 222.221 von Heerscharen an fehlprogrammierten, hässlichen oder unfähigen Robotern heimgesucht. Verstoßen von ihren Besitzern und entsprechend komplexbehaftet machen sie den Ureinwohnern bald das Leben zur Hölle. Ted und seine Kumpels haben darum nur noch ein Ziel: Weg von Bop! Blöd nur, dass das Leben im Weltall auch kein Ponyhof ist.

André Nagerski, geboren im „Florenz des Ruhrgebiets“ (Recklinghausen), verknüpft schräge Einfälle, Sprachwitz und schwarzen Humor zu einer Story, die manchmal etwas planlos durchs Universum mäandert, dabei aber hervorragend unterhält. Dazu trägt Omid-Paul Eftekhari ausdrucksvolle Lesung entscheidend bei. Auch der zweite Band der Bop-Saga, Selfies vom Mond, ist ein herrlich durchgeknallter Spaß für alle Freunde von Science-Fiction mit Humor.

Auch hier im Magazin: Die besten Sci-Fi-Romane, die im Weltall spielen.

Space Opera

Glitter, Glamour, galaktischer Spaß: Wenn sich die kosmische Gemeinschaft zum metagalaktischen Grand Prix trifft, dann ruhen für einen Moment alle Streitereien und Zwistigkeiten. Für den Planeten Erde soll der Z-Promi Dezibel Jones mit seiner Band, den »Absolute Zeroes«, antreten. Der Name der Combo ist Programm und so zittert die Menschheit einmal mehr ihrem Schicksal entgegen: Denn auf den Verlierer dieses wahnwitzigen Spektakels wartet nicht nur Spott und Schande – sondern die völlige Vernichtung.

Wie Simon Jäger diese mit irren Ideen und bizarren Analogien vollgestopfte Space Opera vorträgt, verdient Applaus. Die Autorin Catherynne M. Valente beschreibt ihr Bücher selbst sehr treffend so:

Sie sind seltsam und komplex und oft nicht linear. Ich verwende eine reiche und nicht vollständig durchschaubare Sprache.

Catherynne M. Valente

Noch mehr außergewöhnliche Science-Fiction-Werke von Autorinnen.

Die Lange Erde

Ein paar Drähte, ein Schalter und eine Kartoffel: Aus diesen simplen Zutaten kann sich jedermann einen „Wechsler“ bauen und so eine von Menschen unbewohnte Parallelerde erschaffen. Eine super Sache – im Schaffensrausch produziert die Menschheit eine Weltkugel nach der anderen. Joshua Valienté will die Abfolge aller Parallel-Erden erforschen. Gemeinsam mit einer künstlichen Intelligenz namens Lobsang macht er sich an Bord des Luftschiffs Mark Twain auf die Reise.

Fast schon ein moderner Klassiker: Die Lange Erde knüpft an die frühen Ausflüge Terry Pratchetts in die Welt der lustigen Science-Fiction-Literatur an. Die fünfbändige Serie entwickelte der schon damals todkranke Autor gemeinsam mit seinem Kollegen Stephen Baxter. Pratchetts schräge Phantasie und Baxters wissenschaftlicher Ansatz ergänzen sich hier zu einem großen Science-Fiction-Spaß – wobei der Humor subtiler daherkommt als in den verrückten Scheibenwelt-Romanen.

…und zurück zu den Ursprüngen der humorvollen Sci-Fi

Per Anhalter durch die Galaxis

„Eine furchtbar dumme Katastrophe“ hat dem Planeten Erde und all seinen Bewohnern den Garaus gemacht. Zum Glück konnte sich Arthur Dent mit seinem außerirdischen Kumpel Ford Prefect auf ein Vogonenraumschiff retten und düst nun Per Anhalter durch die Galaxis – mitten hinein in ein haarsträubendes Abenteuer.

Zaphod Beeblebrox, Trillian, der suizidale Roboter Marvin, der Babelfisch und natürlich die Antwort auf alle Fragen: Douglas Adams‘ Kult-Klassiker quillt über vor absurd-brillanten Einfällen, die seit mehr als 30 Jahren zum popkulturellen Kanon gehören. Schauspieler Christian Ulmen kalauert, nölt, quengelt und wispert sich pointensicher durch die ersten beiden Teile dieser einzigen vierbändigen Trilogie in fünf Teilen. Ab dem dritten Teil, „Das Leben, das Universum und der ganze Rest“, übernimmt Andreas Fröhlich.

Wem das zu viel Performance ist, der findet bei Audible auch die deutsche Hörspielversion von 1979 mit Siemen Rühaak, Rolf Boysen und Wolfgang Hess sowie das englischsprachige BBC-Original „The Hitchhiker’s Guide to the Galaxy“.

Der junge Zaphod geht auf Nummer sicher

Was davor geschah: In Der junge Zaphod geht auf Nummer sicher erzählt Douglas Adams einen Schwank aus der Jugend des zweiköpfigen Zaphod Beeblebrox. Zaphod soll eine Gruppe Beamter zu einem abgestürzten Raumschiff bringen. Ihr Auftrag? Die „völlig ungefährliche“ Ladung des Frachters in ein Schwarzes Loch zu werfen. Ganz schön viel Aufwand für etwas, das angeblich total harmlos ist…

Dieses Fragment aus dem Nachlass von Douglas Adams bietet eine halbe Stunde vom unerreicht skurrilen Wortwitz des britischen Satirikers und lässt Adams-Fans mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück: Was hätte aus dieser Kurzgeschichte für ein wunderbares Prequel werden können! Bedächtig gelesen von Boris Aljinović.

Sterntagebücher

Der Pilot Ijon Tichy düst mit seiner Rakete durchs Weltall und erlebt dabei schräg-philosophische Abenteuer: Einmal trifft er den solipsistischen Professor Corcoran, der nur an die Existenz seines eigenen Ichs glaubt. Ein anderes Mal landet er in einer Nervenheilanstalt für Roboter. Und auch den absurden Konkurrenzkampf zwischen zwei Waschmaschinenherstellern, der letztendlich zu einem neuen Robotergeschlecht führt, schildert er mit feinem, hintersinnigen Humor.

Stanislaw Lems komplette Sterntagebücher liegen leider bisher nicht als Hörbuch-Fassung vor, zumindest nicht auf Deutsch. Doch die Erinnerungen von Ijon Tichy, die als Anhang zu den Sterntagebücher veröffentlicht wurden, sind ein wunderbarer Vorgeschmack auf die philosophischen und zeitkritischen Betrachtungen Stanislaw Lems. Der Philosoph, Essayist und Autor gilt als einer der Urväter der Science-Fiction-Literatur und hat mit „Solaris“ einen Klassiker der ernsten Sci-Fi geschaffen. Michael Schwarzmaier liest so sanft, klug und lakonisch, wie Lem schreibt.

Rote Riesen: Das sind die besten Science-Fiction-Autoren.

Science-Fiction Bücher mit Humor – und ohne

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