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Mehr als „The Witcher“: Von Hexern, Drudnern und Malefikanten

Mehr als „The Witcher“: Von Hexern, Drudnern und Malefikanten

Wer denkt, dass Geralt von Riva ein Einzelfall ist und Hexer in der Literatur sonst nicht vorkommen, liegt falsch. Denn tatsächlich spielen sie in einigen literarischen Werken eine wichtige Rolle. Und auch im echten Leben wurden Männer im Mittelalter von der Inquisition verfolgt und fielen ihr zum Opfer. Eine Einführung in die Welt der Hexer.

Magischer Volksglauben: Hexer und Hexen im Mittelalter

Im Mittelalter gingen die Menschen ganz selbstverständlich davon aus, dass es Hexen beiderlei Geschlechts gibt. Bevor die Hexenprozesse einsetzten, betrachteten die Menschen Hexerei als eine übliche Praktik, die mit Dämonen oder gar dem Teufel nichts zu tun hatten. Es handelte sich vielmehr um magische Rituale, mit denen Hexen und Hexer das Wetter oder die Ernte beeinflussen, Krankheiten kurieren oder auf Fruchtbarkeit, Geburt und Tod Einfluss nehmen konnten.

Nicht nur die Geschlechterrollen im bäuerlich geprägten Alltag waren getrennt – auch die Aufgaben weiblicher und männlicher Hexen unterschieden sich deutlich. Das Wirkungsfeld der männlichen Hexer: Segnerei und Krankheitszauber, Rutengehen, Ernte- und Wetterzauber. Hirten, Schäfer, Mediziner und Geistliche kannten sich auf diesem volksmagischen Gebiet aus.

Weibliche Magie galt dagegen als ambivalenter, geheimnisvoller und weitreichender. Fruchtbarkeitszauber, Giftmischerei, Fliegerei und Schadenzauber: Diese Kenntnisse und Fähigkeiten trauten die Menschen im Mittelalter eher Frauen zu. Die Professorin Dr. Eva Labouvie fasst es in ihrem Essay „Männer im Hexenprozeß“ so zusammen: „So war die Magie des Mannes eher eine diesseitsorientierte überschaubare als eine dämonisch-geheimnisvolle Möglichkeit der Weltdeutung und Lebenstechnik“.

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Männliche Hexen auf dem Scheiterhaufen: Männer als Opfer der Inquisition

Wenig bekannt ist auch: Ein Viertel der Opfer der großangelegten und systematischen Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit waren Männer. Diese Schätzung bezieht sich auf das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches. In katholischen Gegenden waren 30 bis 40 Prozent der Opfer männlich. In einigen europäischen Ländern wie Island, Lettland oder Litauen wurden sogar mehr Männer als Frauen wegen Hexerei angeklagt. Den Grund dafür vermutet der Forscher Kai Lehmann in einem Artikel in einem einzigen, kleinen Wörtchen. In Martin Luthers Bibelübersetzung heißt es: "Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen". In der katholischen Vulgata-Ausgabe steht an Stelle der weiblichen Form: "Zauberer".

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Männern und Frauen wurde aus unterschiedlichen Gründen der Prozess gemacht – das arbeitet die Forscherin Eva Labouvie in ihrem Essay weiter heraus. Darin schreibt sie:

„Im Vergleich zu Prozessen gegen Frauen (…) scheinen die unter der männlichen Dorfbewohnerschaft ausgetragenen Hexenprozesse weit häufiger der dörflichen Machtregulierung und der dem männlichen Aufgabenbereich zugehörigen Konfliktregelung (...) gedient zu haben.“

Eva Labouvie

Männer, die der Hexerei bezichtigt wurden, hatten demnach oft den gesellschaftlichen Verhaltenskodex verletzt und mit der Gemeinschaft gebrochen.

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Fassen wir kurz zusammen: Der Hexer ist also ein praktisch veranlagter Typ, der am Rande der Gesellschaft steht – obwohl seine magischen Dienste im Ernstfall gerne in Anspruch genommen werden. So gesehen ist Geralt von Riva der Prototyp eines Hexers. In Andrzej Sapkowski Fantasy-Zyklus „The Witcher“ sind Hexer sterile Mutanten, die als normale Kinder geboren wurden. Ihre übernatürlichen Kräfte verdanken sie einer brachialen und lebensgefährlichen Prozedur, der „Kräuterprobe“. Von ausgebildeten Magiern werden sie jedoch wegen ihrer eingeschränkten magischen Fähigkeiten belächelt.

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Der polnische Fantasy-Autor verarbeitete in seiner Pentalogie Motive aus den Märchen der Gebrüder Grimm und von Hans Christian Andersen. Ebenso ließ er sich von der komplexen Mythologie und Sagenwelt der slawischen Völker inspirieren. Denkt nur etwa an die sorbische Krabat-Legende, die Otfried Preußler zu seinem berühmten Jugendbuch verarbeitete.

Was unterscheidet den Hexer vom Zauberer?

Geht es um die korrekte Bezeichnung männlicher Zauberkundiger, wird es schnell unübersichtlich. Eine gängige Unterscheidung lautet: Als Hexer wird man geboren, die Zauberei muss man dagegen erlernen. Oft werden männliche Hexen auch als Hexenmeister bezeichnet. Frauen kennen das Phänomen aus dem Alltag: Trotz gleicher Qualifikation schmücken sich Männer gerne mal mit dem klingenderen Titel.

Dieser Begriff ist besonders verwirrend, da er nicht nur den Hexer selbst bezeichnet, sondern auch den Hexenkenner, den Teufel (als Oberherrn der Hexen) sowie einen Henker, der Hexen hinrichtet. Ein Drudner ist ein übeltätiger Kräuterkundiger. Der eher verallgemeinernde Name Malefikant wurde während der Hexenprozesse in der Frühen Neuzeit verwendet.

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Hexerei: Hexer in Fantasy-Hörbüchern und historischen Romanen

Die komplette Hexer-Saga von Andrzej Sapkowki, inklusive Prequels, hast du schon in der richtigen Reihenfolge durchgehört? Und auch die ersten beiden Staffeln der Netflix-Serie „The Witcher“ kennst du schon? Dann kannst du dich jetzt auf das Erscheinen von „The Witcher: Blood Origin“ freuen. Die Vorgeschichte der „The Witcher“-Originalserie spielt 1.200 Jahre vor den Ereignissen rund um Geralt von Riva und Ciri. Sie soll am 25. Dezember 2022 erscheinen.

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Hexer und Charaktere, die Geralt von Riva ähneln, sind in der Literatur kein Einzelfall. Auch in diesen Hörbüchern kannst du weitere männliche Hexen kennenlernen.

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Ein Junge aus den Bergen
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