Norwegen gehört laut Statistik zu den reichsten und glücklichsten Ländern der Welt. Interessant ist, dass trotz materiellem Wohlstand und allgemeiner Zufriedenheit eine auffällige Faszination für das Böse herrscht. Dabei gilt bei Norwegen-Krimis grundsätzlich: Je abgründiger und tragischer, desto besser. Die Helden kämpfen nicht nur mit schaurigen Fällen, sondern auch mit inneren Dämonen. Mit diesen Protagonisten könnte der geneigte Krimi-Fan fast Mitleid bekommen, wären die Geschichten nur nicht so spannend…
Im Norden was Neues: Newcomer aus Norwegen
Ein undurchsichtiger Mordfall führt Kommissar Harinder Singh von der Kripo Oslo in seine Heimatstadt zurück: Axel Davidsen, Sohn schwerreicher Eltern, wurde erstochen. Nur Thea Krog könnte Licht ins Dunkel bringen. Doch die Zeugin ist wie vom Erdboden verschluckt. Während Singh und seine Kollegin Rachel Hauge den Bewohnern der Kleinstadt auf den Zahn fühlen, kommt es zu einem weiteren Zwischenfall: Die Kirche von Elvestad brennt nieder – ein Unglück, bei dem auch Pfarrer Ramsberg sein Leben verliert. Nur ein Zufall? Harinder Singh glaubt nicht daran…
Der norwegische Autor Sven Petter Næss schreibt erst seit 2019 irrwitzig spannende Norwegen-Krimis, wird aber bereits mit seinem berühmten Kollegen Jo Nesbø verglichen. Glut ist der erste Band der Reihe „Team Oslo ermittelt“. Fans des Nordic Noir sollten die Reihe im Auge behalten: Für Band zwei, noch nicht als Hörbuch erschienen, bekam Næss 2020 den renommierten Rivertonpreis für den besten Krimi Norwegens verliehen.
Jo Nesbø: Der Meister des Norwegen-Krimis
Fast jeder Genre-Fan besitzt vermutlich einige Romane des norwegischen Krimiautors Jo Nesbø. Er gilt weit über Norwegens Landesgrenzen hinaus als Meister des sogenannten Nordic Noir. Der 1960 geborene Norweger verkaufte bis heute weltweit über 25 Millionen Thriller und etablierte sein Heimatland fast im Alleingang zu einer festen Größe in der modernen Kriminalliteratur. Das Geheimnis seines Erfolgs sind ambivalente Hauptfiguren, brutale Verbrechen und ein nervenaufreibend schnelles Erzähltempo. Diese düsteren Geschichten sind definitiv nichts für zarte Gemüter.
Was ist eigentlich dran am geflügelten Wort „Nordsee ist Mordsee“? Hier die Antwort eines Ethnologen.
Der Mechaniker Roy führt ein beschauliches Leben in den norwegischen Bergen. Zumindest so lange, bis sein jüngerer Bruder nach Jahren in ihren Heimatort Os zurückkehrt. Der charismatische Carl hat große Pläne: Er will ein Grand Hotel eröffnen und damit dem maroden Ort zu neuem Glanz verhelfen. Dabei geht er äußerst skrupellos vor – und Roy erkennt langsam, wer Carl wirklich ist. Bald stehen sich die Brüder als erbitterte Rivalen gegenüber, die sich bis aufs Blut bekämpfen.
Der Plot entwickelt sich in Ihr Königreich etwas gemächlicher als in Jo Nesbøs überaus erfolgreichen „Harry Hole“-Thrillern. Die Abgründe, in die der Leser blickt, sind mindestens genauso tief.
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Im Thriller Der Sohn präsentiert Nesbø eine weitere charismatische Hauptfigur mit brüchiger Psyche. Der drogenabhängige Sonny Lofthus sitzt wegen zweifachen Mordes im Gefängnis. Hier nimmt er seinen Mitgefangenen regelmäßig die Beichte ab. Eine Aufgabe, durch die er eines Tages neue Details über seinen verstorbenen Vater erfährt. Der Polizist hatte sich kurz vor seinem Suizid als korrupt offenbart. Ein Geständnis, das die Familie zerstörte und Sonny in die Kriminalität trieb. Nun erfährt Sonny endlich die Wahrheit hinter dem tragischen Vorfall – und sinnt auf Rache. Er bricht aus dem Gefängnis aus … Dieser spektakulären Reise wird im Hörspiel von Sprecher Sascha Rotermund das passende rasante Tempo eingehaucht.
Weitere internationale Schwergewichte: Norwegen-Krimis von Thomas Enger und Ingar Johnsrud
Der Bestseller-Autor Thomas Enger wird von Branchenkennern als norwegischer Henning Mankell gefeiert. Er gehört neben Jo Nesbø zu den internationalen Schwergewichten im Bereich der Norwegen-Krimis. Ähnlich wie Nesbø hat Enger ein Faible für geplagte Hauptfiguren und explizit geschilderte, brutale Verbrechen. Der Autor punktet noch mit etwas anderem: pointierten, knackigen Dialogen. Sie machen jede seiner Geschichten zum aufregenden wie authentischen Krimi-Vergnügen.
Magie und Mordlust: Die besten Island-Krimis.
Journalist Henning Juul war einst erfolgreicher Enthüllungsreporter mit dem richtigen Riecher für das Böse. Nach dem Tod seines Sohnes ist der Journalist ein traumatisierter Mann. Wie konnte es zu dem Wohnungsbrand kommen, bei dem sein Kind ums Leben kam? Während Juul privat auch zwei Jahre nach dem Vorfall permanent um diese Frage kreist, wird er im Job plötzlich mit einem großen Mysterium konfrontiert: In Oslo wird die Leiche einer Studentin gefunden. Polizei und Presse glauben an einen Ehrenmord. Juuls untrüglicher Instinkt aber sagt etwas anderes.
Sterblich ist der erste Teil der international gefeierten Henning Juul-Reihe. Die beliebte Serie verbindet meisterhaft das persönliche Drama seiner tragischen Hauptfigur mit spektakulären Verbrechen. Zwei Ebenen, die mehr miteinander zu tun haben, als es zunächst scheint. Sensibel und nuanciert eingelesen von Matthias Brandt.
Die weiteren Teile der Henning Juul-Reihe
Auch der 1974 geborene Ingar Johnsrud zählt international zu den großen Namen des Nordic Noir. Der viele Jahre als Journalist tätige Autor brilliert mit komplexen Plots voll unvorhersehbarer Wendungen und mit Bezügen zu aktuellen sozio-politischen Themen. So entsteht anspruchsvolle Crime-Literatur, die das Böse nicht nur porträtiert, sondern auch in einen größeren Zusammenhang setzt.
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Kommissar Fredrik Beier soll die verschwundene Politiker-Tochter Annette Wetre finden. Wenn nicht plötzlich ein anderer Fall dazwischen käme: Auf einem Hof vor den Toren Oslos werden fünf Männerleichen gefunden. Die mutmaßlichen Täter sind Mitglieder der christlichen Sekte „Licht Gottes“ – ein Verbund, dem auch die verschwundene Annette angehört.
Mit Der Hirte lancierte Ingmar Johnsrud 2015 die heute drei Teile umfassende und mehrfach ausgezeichnete Fredrik Beier-Reihe. Die packende Story beleuchtet religiösen Fanatismus auf maximal spannende Weise – und wird von Sprecher Dietmar Wunder atmosphärisch in Szene gesetzt.
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Die weiteren Teile der Fredrik Beier-Reihe
Geheimtipps aus dem Norden: Chris Tvedt und Jørn Lier Horst
Chris Tvedt erhielt 2011 den renommierten Riverton Preis für den besten norwegischen Krimi – eine Ehre, die er sich unter anderem mit dem großen Jo Nesbø teilt. Trotz dieses Ruhms ist der norwegische Erfolgsautor hierzulande aber noch vergleichsweise unbekannt. Zu Unrecht! Der ehemalige Rechtsanwalt kreiert kunstvoll konzipierte Thriller, in denen das Grauen unbeschreiblicher Verbrechen auf getriebene Figuren trifft.
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Kommissar Edvard Matre ist einem grausamen Frauenmörder auf der Spur. Ausgerechnet jetzt erschüttert eine neue Erkenntnis sein Leben: Matre erfährt, dass ihn seine vor Jahren verstorbenen Eltern adoptiert haben. Nicht nur das: Die Leiche seiner leiblichen Mutter taucht in einem Massengrab in Oslo auf. Was hat es mit dieser monströsen Entdeckung auf sich? Chris Tvedt präsentiert in Zu Staub sollst du zerfallen faszinierende wie barbarische Verbrechen – und porträtiert nebenbei die Identitätskrise eines Mannes, dessen Leben sich als komplette Lüge entpuppt.
Dieser Krimiautor kennt das Böse: Als ehemaliger Hauptkommissar ist Jørn Lier Horst die Arbeit seiner Protagonisten vertraut. Es verwundert also nicht, dass die Werke des vielfach preisgekrönten Autors durch eine authentische Darstellung kriminologischer Arbeit bestechen. So entstehen nervenaufreibende Geschichten, die ganz im Stil von Altmeister Arthur Conan Doyle die meisterhaften analytischen Leistungen ihrer Hauptfiguren beleuchten.
Hauptkommissar William Wisting hat vor siebzehn Jahren bei einem der spektakulärsten Kriminalfälle Norwegens Beweise gefälscht, um den Täter zu überführen. Das zumindest wird dem angesehenen Polizisten im Thriller Jagdhunde unterstellt. Die Folge: Er wird vom Dienst suspendiert und hat nur noch ein Ziel – seinen Namen reinzuwaschen. Leichter gesagt als getan, wenn einem sowohl die Presse als auch ehemalige Kollegen im Weg stehen.
Brutal gut: Schweden-Krimis.
Die 10 besten Norwegen-Krimis in der Übersicht
Norwegen-Krimis | Autoren | |
1. | Sven Petter Næss | |
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Noch mehr Faszination für das Böse: Skandinavien-Krimis
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