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Privates und Politisches verbinden: Jenny Erpenbeck im Porträt

Privates und Politisches verbinden: Jenny Erpenbeck im Porträt

Jenny Erpenbeck wurde 1967 in Ost-Berlin geboren. In ihren Werken beschäftigt sie sich eingehend mit der deutschen Teilung und deren Auswirkungen. Im Mai wurde sie für ihren Roman Kairos mit dem International Booker Prize ausgezeichnet. Hier erfährst du mehr über Erpenbecks Herkunft, Themen, die sie bewegen, und lernst ihre wichtigsten Werke kennen.

Biografischer Hintergrund: Wurzeln und Einflüsse

Jenny Erpenbeck wuchs in einer Familie auf, die das kulturpolitische Leben in der DDR wesentlich mitgestaltete. Schon ihr Großvater, Fritz Erpenbeck, war Schriftsteller und leitete im Ministerrat der DDR die Abteilung Darstellende Kunst und Musik. Ihre Großmutter Hedda Zinner war ebenfalls engagierte Autorin und Funktionärin.

Neben diesen Einflüssen prägten auch Erpenbecks Eltern, Physiker und Schriftsteller John Erpenbeck und Übersetzerin und Literaturwissenschaftlerin Doris Kilias, ihren Blickwinkel und ihre Auseinandersetzung mit Themen wie Freiheit und Identität.

Erpenbeck erlebte die DDR als von politischen Spannungen und sozialer Isolation geprägt. Diese Erfahrungen spiegeln sich in ihren Werken wider, die persönliche und kollektive Geschichten verflechten und kritisch hinterfragen.

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Literarische Themen und Stil: Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart

In ihren Büchern erkundet Jenny Erpenbeck intensiv die Geschichte der DDR. Sie zeigt auf, dass das Persönliche politisch ist, indem sie individuelle Erfahrungen im Kontext größerer gesellschaftlicher Veränderungen schildert. Dadurch werden historische Ereignisse für die Lesenden nicht nur als abstrakte Fakten, sondern als tiefgreifende, persönliche Erfahrungen greifbar.

Die DDR ist für Erpenbeck also mehr als nur eine Kulisse. Sie spielt eine entscheidende Rolle, da sie die Handlungen und Entwicklungen ihrer Charaktere maßgeblich prägt und tief mit deren Lebensgeschichten verbunden ist.

Eines von Erpenbecks zentralen Motiven: Vergänglichkeit, die sich in einem Gefühl der Melancholie und des Verlusts manifestiert. Zusätzlich thematisieren ihre Werke Zeit und das Verschwinden von Welten. Dafür wählt sie eine reiche, bildhafte Sprache. Zudem verwendet sie unter anderem in „Aller Tage Abend“ von 2012 fragmentarische Erzähltechniken, die es ermöglichen, Geschichte aus einer sehr persönlichen Perspektive und als von individuellen Erfahrungen durchdrungen darzustellen.

Erpenbecks Werke sind daher mehr als nur Zeitporträts; sie sind tiefgründige Analysen menschlicher Umstände und zeigen, wie das Große im Kleinen anfängt. Eine Qualität, die ihre besondere Stärke als Autorin ausmacht.

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Bedeutende Werke von Jenny Erpenbeck

Jenny Erpenbecks schriftstellerische Arbeit sorgt nicht nur in Deutschland, sondern auch international für Aufsehen. Ihr 2021 erschienener Roman Kairos wurde mit dem International Booker Prize ausgezeichnet.

Kairos

In Kairos verwebt Erpenbeck die persönliche Tragödie einer toxischen Liebe mit dem politischen Untergang der DDR. So verdeutlicht der Roman das Ringen um Individualität innerhalb der Grenzen eines autoritären Staats, wobei die Autorin eindringliche Parallelen zwischen privaten und politischen Sphären zieht.

Gehen, ging, gegangen

In Gehen, ging, gegangen von 2015 thematisiert Erpenbeck die damaligen Auswirkungen der Flüchtlingskrise in Berlin. Durch die Augen verschiedener Personen erkundet sie Facetten der Identität, des Verlusts und der Hoffnung. Dabei konzentriert sie sich auf Darstellungen der oft übersehenen menschlichen Interaktionen dieser Krise. Gehen, ging, gegangen stand 2015 unter anderem auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Ein immer noch hochaktuelles Werk.

Heimsuchung

Heimsuchung aus dem Jahr 2008 wiederum nimmt die Lesenden mit auf eine Reise durch die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts, gespiegelt an den Lebensläufen der Bewohnerinnen und Bewohner eines Hauses am brandenburgischen Scharmützelsee. Auch dieses Werk über die Vergänglichkeit und die Spuren der Zeit zeigt Erpenbecks Talent, große Geschichte auf kleine, persönliche Schicksale herunterzubrechen und bedeutende historische Ereignisse als individuelle Erfahrungen darzustellen.

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Einflüsse und literarische Techniken von Jenny Erpenbeck

Jenny Erpenbecks Werke sind geprägt von Kritischer Theorie, besonders von Theorien über Sprache und ihre Wirkung in der Gesellschaft. Die Autorin beschreibt Sprache als Mittel der Unterdrückung und Befreiung, angelehnt an Ideen von Theodor W. Adorno und Jürgen Habermas sowie deren Reflexionen über Sprache, Kultur und Politik.

Erpenbecks Talent, die Last der Geschichte zu erfassen, äußert sich auch in ihren detailreichen Beschreibungen alltäglicher Gegenstände und deren Nutzung als Symbole für Erinnerung und Geschichte. Dieser Ansatz macht die Vergangenheit quasi physisch greifbar und dadurch direkt erlebbar.

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Tiefgehende und vielschichtige Betrachtungen der Vergangenheit und ihrer Einflüsse auf die Gegenwart sind Jenny Erpenbecks große Stärke. Nicht umsonst gilt sie als heiße Anwärterin für den nächsten Nobelpreis für Literatur. Bei Audible entdeckst du viele weitere ausgezeichnete Autorinnen und Autoren der zeitgenössischen Literatur. Falls du Audible noch nicht ausprobiert hast: Im Probemonat streamst du unbegrenzt tausende von Hörbüchern, Hörspielen und Original Podcasts. Zusätzlich erhältst du einen kostenlosen Titel, den du für immer behalten kannst.

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