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Alfons Zitterbacke: So besonders waren DDR-Kinderbücher

Alfons Zitterbacke: So besonders waren DDR-Kinderbücher

Ein kleiner, zehnjähriger Junge mit flachsblonden Haaren und ausgeprägtem Hang zum Schabernack, der mit Anlauf in Fettnäpfchen springt und mehr als einmal Blödsinn anstellt, obwohl er doch eigentlich nur Gutes im Sinn hat – klingt bekannt? Gemeint ist jedoch nicht Michel aus Lönneberga, der 1963 der Fantasie der Schwedin Astrid Lindgren entsprungen, sondern Alfons Zitterbacke, der wohl populärste Kinderbuch- und Filmheld der DDR.

Noch nie gehört? Kein Wunder: So beliebt Alfons Zitterbacke in der DDR war, so unbekannt war der Junge mit dem kuriosen Namen im Westen Deutschlands. Das dürfte sich spätestens jetzt ändern: Mit „Alfons Zitterbacke: Das Chaos ist zurück“ kommt er nun in die deutschen Kinos. Tilman Döbler macht den Alfons, bekannte Namen wie Alexandra Maria Lara und Bürger Lars Dietrich sind auch dabei – und sogar Astro-Alex spielt einen kleinen Part.

DDR-Kinderbücher – überraschend vielfältig

DDR-Kinderbücher haben nach wie vor einen nur bedingt guten Ruf – zu ideologisch gefärbt, zu „rot“ oder schlicht und einfach im Westen Deutschlands komplett unbekannt.

Dabei können sich DDR-Kinderbücher allemal mit denen aus der Bundesrepublik messen. Herrschte sonst im Land an allen Ecken und Enden Mangel, war die Auswahl an Kinderbüchern überraschend groß. Zum Vergleich: Der Erwachsenenliteratur wurden in der DDR der fünfziger Jahre knapp 3.000 Tonnen Papier zur Verfügung gestellt; die Kinderliteratur erhielt ganze 628 Tonnen.

So verwundert es auch nicht, dass in den Jahren 1949 bis 1989 allein im Kinderbuchverlag Berlin 5.000 Titel mit einer Gesamtauflage von 300 Millionen Exemplaren veröffentlicht wurden. Bemerkenswert war auch, dass selbst namhafte Autoren wie Bertolt Brecht, Franz Fühmann, Sarah Kirsch und Peter Hacks, die sonst für Erwachsene schrieben, Kinderbücher und -gedichte verfassten.

Kinderbücher als Mittel ideologischer Beeinflussung

Diese Vielfalt ist selbstverständlich nicht von ganz allein entstanden, sondern lässt sich auf das politische Programm der SED zurückführen. Die Partei erkannte nämlich schon früh die Bedeutung der Kinder- und Jugendliteratur als Mittel zum sozialistischen Zweck und ließ verlautbaren, dass es Pflicht aller Schriftsteller und Dichter sei, die „demokratische Erziehung der heranwachsenden Generation“ zu unterstützen.

Und so entstanden vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren Kinderbücher, die vor sozialistischem Realismus nur so strotzten, die die Kollektivierung des Landes propagierten und die Aufbruchsstimmung, die in der noch jungen DDR herrschte, wirkungsvoll transportierten. Paradebeispiele der Literatur dieser Zeit sind neben Erwin Strittmatters „Tinko“ auch die übersetzten Romane sowjetischer Autoren wie „Timur und sein Trupp“ und „Wie der Stahl gehärtet wurde“.

Durch vorsichtiges Herausstreichen und Umformulieren seitens der Verlage wurde Literatur – oft auch gegen den Willen der Autoren – zur Sozialismustauglichkeit redigiert.

Doch zu behaupten, die Literatur dieser Zeit sei generell ideologisch behaftet gewesen, ist schlicht falsch. Riesiger Beliebtheit erfreute sich zum Beispiel die Kinderbuchreihe beginnend mit „Der Zauberer der Smaragdenstadt“ von Alexander Melentjewitsch Wolkow. Das von einem Sturm in ein Fantasieland gewehte Mädchen Elli erlebt – gemeinsam mit ihren Weggefährten, dem Hündchen Totoschka, dem eisernen Holzfäller, dem feigen Löwen und dem Scheuch – allerlei Abenteuer. Klingt schon wieder bekannt? Ist es auch, denn hier ließ sich der Autor Wolkow großzügig vom amerikanischen Original, „Der Zauberer von Oz“, das bereits 1939 in den Vereinigten Staaten in die Kinos kam, inspirieren.

Oft waren es universell gültige Themen, die in den Kinderbüchern der DDR angesprochen wurden: So hat Olli, die Protagonistin des fantastischen Kinderbuches „Die fliegende Windmühle“ von Günther Feustel, Angst nach Hause zu gehen, nachdem sie ein schlechtes Zeugnis bekommen hat.

DDR-Kinderbücher an den Grenzen der Zensur

In den siebziger Jahren dann brachen viele Autoren mit dem herrschenden Konsens, Kinderbücher mit sozialistischem Einschlag zu schreiben. Der Optimismus der Aufbaujahre hatte sich verflüchtigt, nun setzte Ernüchterung ein. Autoren wie Christa Kozik („Der Engel mit dem goldenen Schnurrbart“ und „Kicki“ und der König“) reizten die von der Zensur gesetzten Grenzen aus, scheuten die Auseinandersetzungen mit dem Ministerium für Kultur nicht und erreichten letztendlich, dass ihre Bücher trotz teils subversiver Botschaften veröffentlicht wurden.

Alfons Zitterbacke jedenfalls hat sich aus Grenzen noch nie sonderlich viel gemacht – damals wie heute. Er will weit über Landesgrenzen hinaus: nämlich ins All. Astronaut will er werden, die Sterne von Nahem betrachten. Die nötige Fantasie, seinen Traum zu leben, hat er jedenfalls.

Hört euch ein: unsere DDR-Kinderbücher

Hört euch ein in die Welt von Alfons Zitterbacke & Co.:

Alfons Zitterbacke
Der Zauberer der Smaragdenstadt
Erzähl mir vom kleinen Angsthasen. Die schönsten Kindergeschichten der DDR
Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt
Das Schönste von Pittiplatsch

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Im Audible Original-Hörspiel Pullerpause im Tal der Ahnungslosen, geschrieben von Franziska Gehm, wollten Jobst (Gustav Stolze) und seine Mutter (gesprochen von Annette Frier) auf dem Heimweg von ihrem Mittelalter-Urlaub eigentlich bloß eine Pullerpause im Jahr 1987 einlegen. Aber dann ist ihr Zeitreisekoffer plötzlich verschwunden und die beiden hängen fest - mitten in der DDR. Eine lustige, spannende und wunderbare Geschichte über Freundschaft, die jede Mauer überwindet, angesiedelt in einer Welt, die gar nicht so fern ist, wie man denkt. Fünf Stunden Abenteuer und Ostalgie für die Kinder von heute - und die Pioniere von damals…

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