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Die Reue des Prometheus

Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung

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Die Reue des Prometheus

Von: Peter Sloterdijk
Gesprochen von: Axel Wostry
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Über diesen Titel

Von jeher muss der Mensch seinen "Stoffwechsel mit der Natur" organisieren. Für Marx war der wichtigste Faktor dabei die Arbeit. Als Prometheus, dem Mythos zufolge, das Feuer auf die Erde brachte, kam ein weiterer entscheidender Input hinzu. Seit Hunderttausenden Jahren wird es genutzt, um Nahrung zu garen und Werkzeuge zu härten. In diesem Sinne lässt sich sagen: Alle Geschichte bedeutet die Geschichte von Applikationen des Feuers.

Doch wo Bäume sich vormals nur je einmal verbrennen ließen, verschoben sich die Gewichte der Faktoren Arbeit und Feuer mit der Entdeckung unterirdischer Lagerstätten von Kohle und Öl. Die moderne Menschheit, so Peter Sloterdijk, kann als ein Kollektiv von Brandstiftern gelten, die an die unterirdischen Wälder und Moore Feuer legen. Kehrte Prometheus heute auf die Erde zurück, würde er seine Gabe womöglich bereuen, schließlich droht nicht weniger als die Ekpyrosis, der Untergang der Welt im Feuer. Die Katastrophe verhindern kann nur ein neuer energetischer Pazifismus.

Peter Sloterdijks Essay fußt auf einem Vortrag, den er 2022 gehalten hat. Er beschreibt darin den Zusammenhang von Arbeit und Ausbeutung von Mensch und Natur von der Antike bis heute. Unser heutiger Klimanotstand ist nach Sloterdijk die Folge. Er plädiert daher für einen energetischen Pazifismus, damit Homo Sapiens eine Überlebenschance hat. Die kluge Bestandsaufnahme der Welt von heute aus philosophischer Sicht wird von Axel Wostry gewohnt pointiert, mitunter provokativ vorgetragen.

©2023 Suhrkamp Verlag Berlin (P)2023 cc-live
Anthropologie Philosophie
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... wie jeder Sloterdijk: ein Abbild der Entwicklung der Zivilisation bis zum Heute ... von den kleinen Feuern, auf denen unsere Vorfahren ihre Speisen "vorverdauten", hinweg über die Jahrtausende bis zur globalen Brandstiftung, die in den letzten hundert oder zweihundert Jahren einen Höhepunkt erreicht hat und nun die Zivilisation bedroht. Was mir besonders gefällt: Keine Schuldzuweisungen, alles ist eingebettet in eine große Entwicklung - und auch keine schnellen und naiven Patentlösungen. Überhaupt werden Gegenmaßnahmen am Ende des Buches nur angedeutet, wohl weil Sloterdijk klar ist, dass es für so etwas Großes kein Reissbrett geben kann. Die Menschheit wird sich in kleinen Schritten durchkämpfen müssen: peacemeal engineering à la Popper. Ein Buch, das nachdenklich stimmt und beim Leser/Hörer die Bereitschaft zu realistischen Lebensstiländerungen aktivieren kann: als kleines Symbol dafür, dass man verstanden hat.

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Zeitgeistig

Die Menschheit konnte nur durch die Nutzung fossiler (und damit in menschlichen Zeiträumen unwiederbringlicher) Energieträger die technologische Entwicklung durchmachen und sich auf 8 Milliarden Individuen vermehren. Das ist, in einem Satz, die sloterdijksche Analyse. Natürlich so kompliziert wie möglich und unter Verwendung des Prometheus-Mythos ausgebreitet. Und nun, Herr Philosoph? So kann es nicht ewig weitergehen, denn Kohle, Gas und Öl sind endlich. Da braucht es keine „Klimakrise“. Da ihm die Kernenergie suspekt ist, und Wind und Sonne eben nicht ausreichen, bleibt er eine Antwort schuldig. Vor allem aber drückt er sich um das Thema des Bevölkerungswachstums herum. Nichts Neues also. Dem Sprecher ist höchster Respekt zu zollen. Wer Sloterdijk gelesen hat, kann nur bewundern, wie flüssig und strukturiert vorgetragen wird.

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