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Der Vater eines Mörders

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Der Vater eines Mörders

Von: Alfred Andersch
Gesprochen von: Hans Korte
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Über diesen Titel

In seinem letzten vollendeten Werk, 1980 postum erschienen, kehrt Alfred Andersch in seine Jugend zurück. München, Mai 1928. Der Schüler Franz Kien erleidet eine Unterrichtsstunde bei Herrn Himmler, Direktor des Wittelsbacher Gymnasiums, Altphilologe, großbürgerlicher Katholik und Vater des späteren Reichsführers der SS. Im Nachwort stellt der Autor die Frage: "Schützt Humanismus denn vor gar nichts?" Das literarische, moralische und politische Testament Alfred Anderschs.(c)+(p) 2007 Diogenes Verlag AG Klassiker
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Kritikerstimmen

Hans Kortes Stimme; rund, satt, wandlungsfähig. Eine Stimme, der man gerne zuhört, aber die dennoch perfekt transportiert.
--Freizeit

Mit schier unheimlicher Präzision und Intelligenz legt Hans Korte Schicht um Schicht des Ungeistes schwärzester deutscher Pädagogik frei. Eine Lehrstunde des Grauens.
--Stuttgarter Nachrichten

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Einfach toll

Dieses Werk von Alfred Andersch fesselt einen von der ersten Minute an. Es ist sehr kurzweilig und wie immer liest Hans Korte phantastisch vor. Nach Genuss dieser Lektüre ist man doch wieder sehr dankbar, dass man seine Schulzeit schon lange hinter sich hat.

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für was postum 1980 erschienen?

ein Buch über eine erlebte Stunde mit dem Vater von Heinrich Himmler...
der Vater erdachte Figur - keine wahrhafte Beschreibung; dass dies OK ist- Himmlers Vater einfach so darzustellen ohne das dies so gewesen ist! wurde Andersch von der Literaturszene zugesprochen;
die auf die grundsätzliche Differenz zwischen einer biographischen Anregung und der typisierenden Konstruktion literarischer Figuren: also den Menschen gab es wirklich- so wie er dargestellt wird, ist nichts als eine Erfindung;

wo liegt also der Wert dieses Buches? im Dreck nach einem Mann werfen, der tot ist und der ein Sohn hatte, der gemäß Erich Fromm schon in jungen Jahren seine Familie beherrschte ( Fromm schrieb: tyrannisierte)

nein, ich finde das Buch gemein; auf dem Grab eines Toten noch nach ihm mit Lügen und Rufmord werfen- der sich nicht wehren kann und der schon 1936! gestorben ist! also von den ganz großen Gemeinheiten / Bosheiten / Herzlosigkeiten / Irrsinn seines Sohnes gar nichts wissen konnte und auch nicht auf seinen Sohn einwirken konnte;

Rufmord am Rex?
17.08.1980 • aus DER SPIEGEL 34/1980
Hat Alfred Andersch, als er mit 65 Jahren seine bitteren Jugenderinnerungen an den Oberstudiendirektor Gebhard Himmler zur Erzählung vom »Vater eines Mörders« verarbeitete, »präzis beschrieben, sich geirrt, sich heftig-neurotisch geirrt oder gar frei erfunden«?

Die Frage, zu lesen in der »Süddeutschen Zeitung«, stellt sich, seit das Münchner Blatt Anderschs »Schulgeschichte« vorabgedruckt und »ältere Leser« angeregt hat, sich mit eigenen Erinnerungen an den »Rex« des Wittelsbacher-Gymnasiums von 1928 zu Wort zu melden.

In ihrer vorletzten Wochenendbeilage konnte die »SZ« eine ganze Seite mit solchen Wortmeldungen ehemaliger Wittelsbacher-Schüler füllen. Sie reichen von genereller Bestätigung des Dichterworts über Detail-Krittelei bis zu entschiedenem Widerspruch, von »Der alte Himmler stand leibhaftig vor mir« bis zu »Gebhard Himmler war ganz anders«.

Leser Hanns Wunder fand Himmler senior gut getroffen, bemängelte aber, daß Andersch das damalige Schulgeld mit 90 Mark beziffert: »Es betrug um 1929/30 24 Mark, das weiß ich ganz genau.«

Leser Ernst John kreidete Andersch an, ein griechischer Satz in seiner Erzählung enthalte »sechs mehr oder weniger schwere Fehler (vier grammatikalische, einen übersetzungs-, einen Wortstellungsfehler)«.

Leser Dr. Otto Kuen hielt es »für ausgeschlossen«, daß der alte Himmler den Ausdruck »meine Untertertia« gebraucht habe: »Die lateinischen Klassennamen waren in Bayern nie üblich; Himmler hätte also gesagt: Meine 4 b'.«

Tiefgreifender kritisierte Briefschreiber Kuen, mit ihrem »grausamen Titel« suggeriere Anderschs Erzählung dem Leser: »Seht ihr, so werden die Söhne, wenn der Vater so zynisch und autoritär ist!« Kuen: »Kompletter Unsinn... Himmlers Nachwuchs war durchaus normal und in Ordnung - bis auf jenen Heinrich, der von jeher als das schwarze Schaf der Familie gegolten hatte.«

Zwei Kenner der Familie Himmler betonten die Güte und Frömmigkeit von Heinrichs Mutter: Die"liebe kleine Frau Geheimrat ging täglich in die Kirche« und »hätte keiner Fliege was zuleide getan«.

»Anders der Vater Himmler«, berichtete Marianne Mayer. Der war »einer der Typen, die nach oben katzbuckeln und nach unten treten«.

Wieder anders hatte ihn Otto Löhner in Erinnerung: »Ekelhafte Lehrer gab es auch am Wittelsbacher ... Zu ihnen gehörte der Rex Himmler bestimmt nicht.« Beliebt war er allerdings auch nicht, und »weil er ziemlich gelblich aussah«, trug er den Spitznamen »Das Quittengesicht«.

Die schärfste Kritik an Anderschs Erzählung sandte der »SZ« ein auch namhafter - Klassenkamerad des Autors. »Ich saß 1926/27 neben Alfred Andersch in der 3 b des Wittelsbacher-Gymnasiums, Fensterreihe, 3. Bank«, so legitimierte sich Dr. Otto Gritschneder, bekannt als Rechtsanwalt und streitbarer Katholik, und fällte das Urteil: »Hier stimmt aber gleich gar nichts.«

Niemals, so Gritschneder, habe Himmler, wie bei Andersch, »dem Klaßleiter den Unterricht aus der Hand genommen«. Auch »hätte eine solche Prüfungsstunde ... schon aus schulrechtlichen Gründen ganz unmöglich dazu führen können, daß ein Schüler aus dem Humanistischen Gymnasium eskamotiert' wurde«.#

Die Wahrheit nach Gritschneder: »Alfred Andersch ist vielmehr ... ganz normal durchgefallen, wegen dreier Fünfer, in Latein, Griechisch und Mathematik, wobei sich die Frage eines etwaigen Notenausgleichs schon deshalb nicht stellte, weil er auch im Deutschen nie über einen Dreier hinausgekommen war. Am 29. April 1928, ein Monat nach dem Schlußzeugnis, trat Alfred Andersch aus dem Wittelsbacher-Gymnasium aus. Das ist alles.«

Das ist freilich noch nicht alles, was der Jurist zu »Anderschens Märchen« zu sagen hat. Auch »im höheren, sozusagen künstlerischen Sinne« stimme es nicht: Gebhard Himmler sei durchaus kein »Pädago-Sadist« gewesen, sondern »ein Mann von überzeugender pietas bavarica«. Und weil die Erzählung ihn als »Vater eines Mörders« stigmatisiere, findet Gritschneder, verdiene »eher schon« der Autor ein »literarischer (Ruf-)Mörder eines Vaters« genannt zu werden.

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