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Audible-Produzentinnen im Interview: „Wir wollen Kinder empowern“

Audible-Produzentinnen im Interview: „Wir wollen Kinder empowern“

Für eure Kids sind Ulrike Lehmann und Svenja Monert ständig auf der Suche nach tollen Autoren und zeitgemäßen Stoffen für die nächste Audible Original Kinder-Hörspielserie. Wir haben mit den beiden darüber gesprochen, was richtig gute Kinderunterhaltung eigentlich ausmacht und worauf Eltern achten sollten, wenn sie ein Hörspiel für ihr Kind auswählen.

Ihr seid als Producerinnen für die Audible Original Kinderhörspiele zuständig. Erklärt doch mal, was ihr da genau macht.

Svenja: So ein Projekt kann ganz unterschiedlich starten. Oft ist es so, dass jemand eine Lücke im Programm ausgemacht hat. Dann entwickelt man zusammen eine Idee und schaut, ob man dafür Autoren findet. Bevor wir ein Hörspiel auf den Markt werfen, machen wir viele Marktbeobachtungen und Tests, damit wir sicher sein können, dass unsere Hörspiele Eltern und Kindern gefallen. Außerdem kommen Agenten und Autoren mit Stoffen auf uns zu. Ansonsten durchlaufen unsere Audible Originals vor der Vertonung einen ähnlichen Prozess, wie zum Beispiel ein Buch in einem Printverlag. Es ist sogar eher noch aufwendiger.

Was ist die größte Herausforderung in eurem Job?

Ulrike: In Deutschland gibt es eine große Tradition des Kinderhörspiels. Neben den großen, bekannten Marken wie Bibi Blocksberg und Co. haben neue Hörspiele es oft schwer, Aufmerksamkeit zu bekommen. Uns ist es ein Anliegen, bei Audible richtig gute, zeitgemäße Kinderunterhaltung anzubieten. Dafür haben wir einen Katalog mit Kriterien entwickelt und eine strenge Qualitätsprüfung eingeführt. Unsere Vision für den Kinderbereich ist, ein sehr buntes gesellschaftliches Bild zu zeigen, mit verschiedenen Familienkonstellationen und Ethnien. Wir wollen Kinder empowern und ihnen eine Stimme geben. Diversität ist uns ein echtes Anliegen, übrigens auch in unserem Team.

Didi und die Lara

Lasst uns über zeitgemäße Unterhaltung für Kinder sprechen. Ganz spontan: Was kommt euch da als Erstes in den Sinn? 

Svenja: Ich würde sagen, Sprache ist ganz wichtig. Das Kind muss die Geschichte verstehen, auch ohne dass die Eltern danebensitzen und schwierige Wörter erklären. Bei einem Hörbuch sehen die Kinder keine Bilder zur Unterstützung des Verständnisses. Das ist eine zusätzliche Herausforderung. Die Probleme, die in der Geschichte zu lösen sind, müssen altersgerecht sein. Musik finde ich auch sehr wichtig. Und dass das Kind mit den Protagonisten gerne befreundet wäre.

Ulrike: Wichtig ist auch das Erwachsenenbild, das in den Geschichten gezeigt wird. Erwachsene sitzen nicht auf einem Thron, sondern sind fehlbar. Die Welt, in der sich die befinden, sollte realistisch sein. Das heißt für mich, dass es verschiedene Familienmodelle gibt. Dass es betreuende Personen gibt, die vielleicht keinen Job haben oder sich gerade in einer Findungsphase befinden. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Handys und Tablets nicht verteufelt oder belächelt werden, denn die gehören heute nun mal zur Kinderwelt dazu. Ich staune darüber, in wie vielen neueren Kinder-Bilderbüchern immer noch Telefone mit Schnur oder alte Röhrenfernseher abgebildet sind.

Eltern haben in der Regel nicht die Zeit, jedes neue Hörspiel für ihre Kinder erstmal durchzuhören, ob es auch geeignet ist. Welchen Tipp habt ihr hier?

Ulrike: Bei Videos sind wir Eltern superkritisch, bei Audioinhalten weniger. Aber auch hier ist es wichtig, dass Eltern auf lebensnahe Geschichten achten. Über das Cover erfährt man schon einiges. Bei kleineren Kindern würde ich die ersten fünf oder zehn Minuten mithören, um zu gucken, ob ich mit diesem Hörspiel leben kann. Also eher nicht gleich den Kopfhörer aufsetzen, sondern anfangs mit einem Ohr mitlauschen. Bei Audible gibt es eine aktive Membercommunity, die gut durchdachte Kommentare unter die Hörspiele schreibt. Daran kann man sich durchaus orientieren.

Svenja: Die Altersempfehlung ist auch ein guter Richtwert. Eltern kennen ihre Kinder selbst am besten und wissen, ob sie schon etwas aufregendere Hörspiele verarbeiten können oder vielleicht mit einer Alltagsgeschichte besser bedient sind. Wenn das Kind eine stressige Phase hat, muss man nicht noch etwas Aufregendes drauf packen. Ich lasse mir passende Bücher fürs Alter meiner Tochter anzeigen. Anschließend lasse ich sie aber selbst entscheiden, was sie hören möchte. Kinder wollen nicht irgendetwas aufgetischt bekommen – sie wollen ihre Hörbuchsammlung selbst zusammenstellen.

Jane Over - Superheldin wider Willen

Wie haben sich die Ansprüche von Kindern und Eltern an gute Kinderunterhaltung seit eurer eigenen Kindheit verändert?

Svenja: Ich denke da gleich an die Art der Produktion. Kinder sind heute einen anderen Medienkonsum gewöhnt. Manche Trickfilmserien für Vier- bis Sechsjährige geben ein ordentliches Tempo vor, das nicht immer altersangemessen ist. Was bei manchen beliebten Hörspielserien an Geräuschen stattfindet, kann mal aufregend und neu sein. Das braucht es aber sicher nicht immer, um tolle Geschichten zum Leben zu erwecken. Manche Produktionsfirmen bauen immer mehr Sounds in Hörspiele. Einfach, weil es geht. Ich glaube, dass wir nicht alles machen müssen, was wir technisch können. Stattdessen können wir gerade im Hörspiel eine starke Intimität herstellen. Und das funktioniert nicht, indem es dauernd rappelt, tutet, klingt und klonkt.

Ulrike: Genau, die Spannung kommt über einen guten Inhalt. Und da hat sich einiges getan. Das, was Eltern selbst früher gut fanden, halten sie auch 30 Jahre später noch für gute Kinderunterhaltung. Aber das funktioniert nicht. Die Welt hat sich verändert. Wir denken: Ach toll, Astrid Lindgren. Aber aus heutiger Sicht kann das für ein Kind langweilig sein. Als Eltern fühle ich mich damit sicher, weil Astrid Lindgren nun mal eine Marke ist. Das gibt uns dieses Nostalgiegefühl, das uns Eltern superwichtig ist. Nostalgie ist für uns Eltern manchmal eben auch ein Qualitätskriterium. Wir fanden etwas gut, also muss es gut sein. Unsere Herausforderung ist, die Elemente zu nehmen, die wir damals gut fanden, und zu gucken, wie wir diese in eine Geschichte aus dem Jahr 2022 übersetzen können.

Zu einem zeitgemäßen Kinderhörbuch gehört auch, dass es unterschiedliche Familienkonstellationen, Herkünfte und Lebensweisen widerspiegelt. Könnt ihr ein konkretes Beispiel nennen, wie ihr das bei der Entwicklung einer neuen Hörspielserie berücksichtigt?

Ulrike: Petunia Perkins ist ein gutes Beispiel. Das ist ein ganz tolles Hörspiel, bei dem es um zwei Kinder geht, die mit ihren beiden Vätern in ein altes Haus ziehen. Die Dorfbewohner finden es erstmal komisch, dass da zwei Männer mit zwei Kindern wohnen. Das soll eine Familie sein? Zugleich wohnt in dem Haus aber auch eine Monsterfamilie. Im Kern geht es in der Geschichte um Anderssein und Selbstakzeptanz. Oder "Didi und die Lara": Freundschaftsgeschichten in einem Mehrfamilienhaus, in dem die Kinder unterschiedliche kulturelle Backgrounds haben. Da geht es kindgerecht auch um das Thema Alltagsrassismus.

Petunia Perkins und das Geheimnis der alten Villa

Svenja: Im Hörbuch "Die geheime Erfinderschule" sitzt ein Mädchen im Rollstuhl. Das ist auch auf dem Cover drauf, was mich sehr gefreut hat. Die Eltern der Hauptfigur sind getrennt und der Opa spielt in der Erziehung eine große Rolle.

Warum ist es euch so wichtig, dass zum Beispiel ein Mädchen im Rollstuhl auf dem Cover ist?

Ulrike: Weil es normal ist und zum Leben dazugehört. Das ist die Botschaft. Es geht um die Vielfalt, die in unserem alltäglichen Leben stattfindet, die wir aber immer versuchen mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu beschreiben. Unsere Welt ist bunt und daher sollten wir unsere Kinder darin bestärken, genau das zu sehen.

Svenja: Es gibt so viele Menschen in Deutschland, deren Eltern oder Großeltern mal aus einem anderen Land hergekommen sind. Das ist einfach Alltag. Würden wir das ausblenden, könnten wir keine guten Inhalte für Kinder machen. Dann erschweren wir Identifikation und damit den Zugang zur Geschichte.

Die geheime Erfinderschule

So phantasievoll die Audible Originals für Kinder sind, Eltern dürfen hier echte Menschen sein und auch mal die Fassung verlieren. Das ist weit entfernt von den ewig geduldigen, kuchenbackenden Müttern, die wir aus vielen älteren Kindergeschichten kennen. Warum ist ein realistisches Elternbild für Kinder wichtig?

Ulrike: Ich rege mich immer auf über Geschichten, in denen die Mütter nur zu Hause sind. Klar gibt es diese Mütter noch, aber das ist eben nicht die Mehrheit. Es sollte selbstverständlich sein, arbeitende Mütter zu zeigen, genauso wie alleinerziehende Eltern. Da möchten wir auch der shiny Instagram-Welt etwas entgegensetzen und zeigen: Ja, das Leben ist eine Challenge, der wir uns tagtäglich stellen. Um so schöner, wenn man Menschen um sich herumhat, die einem helfen, sie zu meistern.

Svenja: Wichtig ist, dass die Kinder in unseren Hörspielen anerkannt und geliebt werden. Wir wollen zeigen, dass auch Streit zum Leben gehört und dass man danach wieder aufeinander zugehen kann.

Kurz und knapp: Warum sollten Eltern ihr wertvolles Guthaben für ein Audible Original Kinderhörspiel opfern?

Svenja: Unsere Stoffe sind in mehreren Stufen von Experten entwickelt und getestet worden. Unsere Hörspiele haben eine tolle Soundqualität, professionelle Sprecher und sind im Studio aufwendig und mit viel Knowhow umgesetzt.

Ulrike: Der Spruch „Das ist ja nur für Kinder“ zählt bei uns nicht. Wir haben sehr zeitgenössische Themen in unserem Portfolio. Und wir denken an die mithörenden Eltern und machen Hörspiele, die man selber auch fünf Stunden im Auto gerne mithört.

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