Bücher über Trauer: Mit Tod und Verlust umgehen

Bücher über Trauer: Mit Tod und Verlust umgehen

Alles, was lebt, muss auch sterben – diese Erkenntnis ist so schlicht wie bitter. Doch obwohl wir wissen, dass wir sterblich sind, verdrängen wir diese Wahrheit meist nach Kräften. Das ist schade – für uns, aber auch für andere. Denn wenn wir mit Tod und Trauer konfrontiert werden, fehlen uns oft die Worte. Die meisten von uns haben nicht gelernt, die Trauer über die Endgültigkeit des Todes zuzulassen. Im Angesicht Sterbender oder Trauernder fühlen wir uns darum hilf- und sprachlos. So aber können wir anderen nicht die Stütze sein, die wir eigentlich gerne sein möchten. Und wir können uns selbst nicht mit dem Gedanken an die eigene Sterblichkeit und den Tod unserer Liebsten versöhnen. Wer es anders machen will, findet in diesen Büchern über Tod und Trauer Inspiration - und im besten Fall ein wenig Trost.

Nachdenken über den Tod: Aktuelle Bücher über Trauerbewältigung

Im April 2022 starb Daniel Schreibers Vater nach langer Krankheit. Sein Tod fiel in eine Phase, in der der Autor auf dem Höhepunkt seines Erfolgs von Lesung zu Lesung hetzte. Die Nachricht, obwohl erwartet, war ein Schock, der Schreibers Blick auf die Welt veränderte. Der Autor und Kunstkritiker schrieb:

„Ich habe das Gefühl, dass sich sein Tod in eine Vielzahl von kleinen und großen Tragödien einreiht, dass sich mein privater Verlust mit den vielen kollektiven Verlusten vermengt, die wir in den vergangenen Jahren erfahren haben.“

Die Zeit der Verluste

Ausgehend von diesem Gedanken reflektiert Daniel Schreiber in seinem Essay Die Zeit der Verluste über Gefühle der Brüchigkeit und Endlichkeit, die aktuelle Krisen – von Klimawandel über Pandemie bis Ukraine-Krieg – in vielen Menschen auslösen. Eingebettet sind diese Gedanken in eine Rahmenerzählung, die den Autor durch die versinkende Lagunenstadt Venedig flanieren lässt.

In einem steten Bewusstseinsstrom gondelt der Autor dabei von Thema zu Thema: Tod und Totalitarismus, Fremdenfeindlichkeit und Homophobie, Flüchtlingskrise und Artensterben. Die thematische Klammer, die Schreibers privaten Verlust und die kollektiven Krisen zusammenhält, ist dabei die Unfähigkeit, Verluste wirklich angemessen zu betrauern. Besonders berührend ist sein Buch aber immer dann, wenn der Kunstkritiker sich an Gespräche mit seinem sterbenden Vater erinnert.

Letzte Gefühle

Sabrina Görlitz spürte seit ihrer Kindheit das Bedürfnis, über den Tod zu sprechen, blieb mit ihrem Redebedarf aber allein. Nach der Geburt ihres Sohnes wurde dieser Drang noch stärker. Schließlich beschloss sie, eine Ausbildung zur Hospizbegleiterin zu machen. Wenig später erfuhr sie von der tödlichen Erkrankung ihres Vaters. Sie blieb bis zuletzt an seiner Seite – und fand in der Begleitung Sterbender ihren Lebenssinn. Heute arbeitet Sabrina Görlitz als „Geschichtenpflegerin“: Sie besucht Menschen, deren Ende naht, um ihre Biografien aufzuschreiben.

All diese Erfahrungen hat die Autorin in ihrem Sachbuch Letzte Gefühle verarbeitet. Ihr berührender, offener und persönlicher Bericht macht Mut, sich auf die Trauer Sterbender wirklich einzulassen. Denn, so die Autorin: „Auch die Sterbenden trauern, und in dem gut gemeinten Versuch, ihn oder sie abzulenken oder aufzumuntern, bleiben sie mit ihren Gefühlen oft allein. Wenn wir uns jedoch einander öffnen und bereit sind, unsere Gedanken und Gefühle miteinander zu teilen, kann sich auch ganz viel Liebe, Verbundenheit und Frieden zeigen.“ Ein bewegendes Buch voller tiefer Einsichten.

endlich.

Auch junge Menschen trauern – doch gerade ihnen fehlt dafür oft die nötige Zeit, der nötige Raum und das nötige Verständnis im Umfeld. Diese Erfahrung machte auch Caroline Kraft, die mitten im Leben stand, als ihr Exfreund starb. Sein Tod warf die Autorin für Jahre aus der Bahn. Die Trauer schnell verarbeiten, wegschieben, überwinden? Unmöglich. In dieser Situation traf Caroline Kraft auf Susann Brückner, die ebenfalls trauerte. Die beiden Frauen verabredeten sich mit dem ausdrücklichen Plan, über ihre Toten zu reden. Es war der Beginn einer engen Freundschaft und eines gemeinsamen Podcasts: endlich. Wir reden über den Tod. Entstanden aus dem Bedürfnis, ohne Scham und Tabus über Trauer und Verlust zu sprechen, traf er einen Nerv.

Nach mehr als fünf Jahren haben sich die Macherinnen neuen Projekten zugewendet. Doch zuvor gossen sie ihre wichtigsten Erkenntnisse, Erlebnisse und die eindrucksvollsten Gespräche in eine neue Form. So entstand das Buch endlich. Über Trauer reden. In den hier versammelten Geschichten über Tod und Trauer wird ohne falsche Scheu alles auf den Tisch gepackt. Es geht darum, was Trauer mit unseren Beziehungen macht, es geht um Trauer und Sex, Rituale und posttraumatisches Wachstum. Am Ende steht die Erkenntnis: Trauer tut weh, aber sie ist wertvoll. Sie gehört ins Leben. Und sie gehört in unsere Gespräche.

Wenn die Faust des Universums zuschlägt

Eltern wissen es: Schlimmer als der Gedanke an die eigene Sterblichkeit ist die Vorstellung, ein Kind zu verlieren. Für Dr. med Johannes Wimmer wurde sie brutale Wirklichkeit. Seine kleine Tochter war gerade einmal neun Monate alt, als sie an einem inoperablen Hirntumor starb. In seinem Buch Wenn die Faust des Universums zuschlägt teilt der beliebte TV-Arzt seine Geschichte – verarbeitet, so betont er, habe er die Trauer noch lange nicht.

„Wäre es mir möglich gewesen, so hätte ich ohne auch nur einen Augenblick zu zögern mein Leben für ihres gegeben“, schrieb der trauernde Vater ein Jahr nach dem Tod des Kindes in einer emotionalen Botschaft auf Instagram. „Der Schmerz um den Verlust dieses wundervollen kleinen Mädchens ist nicht in Worte zu fassen.“ Im gleichen Zuge bedankte er sich für die vielen mitfühlenden Worte seiner Follower: „Auch wenn sie den Weg, den wir gehen, nicht ändern, so ändern sie doch, wie wir ihn gehen.“ Falls du einen ähnlich schmerzhaften Verlust verkraften musst, kann dir Johannes Wimmers warmherziger Bericht über das kurze Leben und Sterben seiner Tochter ein tröstlicher Begleiter sein.

Wenn die Welt zusammenbricht: Ratgeber zur Trauerbewältigung

Tiefe Trauer ist ein überwältigendes Gefühl, das uns vollkommen handlungsunfähig machen kann. Gerade in den ersten Tagen und Wochen nach dem Verlust eines geliebten Menschen ist der Schmerz so heftig, dass viele Trauernde meinen, ihn nicht ertragen zu können. Der Körper schaltet in dieser akuten Stressphase in einen Notfallmodus, in dem man buchstäblich nur noch überlebt.

Wie weiterleben, wenn ein geliebter Mensch stirbt?

In dieser Phase krassen Schmerzes bietet das Hörbuch Wie weiterleben, wenn ein geliebter Mensch stirbt? erste Hilfe. Der buddhistische Mönch, Friedensaktivist und Bestsellerautor Thich Nhat Hanh – der 2022 selbst mit 95 Jahren friedlich in seinem Kloster verstarb – vermittelt einfache Praktiken und Rituale, die dich emotional stabilisieren. Mit angeleiteten Meditationen und Achtsamkeitsübungen gewinnst du Schritt für Schritt wieder Boden unter den Füßen und gelangst schließlich in einen Zustand des Friedens und der Akzeptanz.

Zusätzlich gibt der Autor Anregungen für die Sterbebegleitung, für Trauerzeremonien und vermittelt Übungen, die – über einen längeren Zeitraum praktiziert – dein Herz heilen lassen. Geeignet für alle, die buddhistischen Praktiken grundsätzlich offen gegenüberstehen. Aber auch hilfreich für Trauernde, die bislang keine Erfahrung mit Meditation oder Achtsamkeit gemacht haben.

Einen geliebten Menschen verlieren

Manche Menschen trauern noch viele Monate oder Jahre nach dem Verlust eines nahen Menschen so intensiv, dass sie meinen, nie mehr aus ihrer Verzweiflung herauszukommen. Dr. Doris Wolf kennt diese Fälle aus ihrer psychotherapeutischen Praxis, aber auch aus eigener Erfahrung. Ihr Buch Einen geliebten Menschen verlieren begleitet dich sanft und voller Lebensweisheit durch denunvermeidlichen Trauerprozess – fast, wie ein Therapeut oder eine Therapeutin das tun würde.

Mit viel psychologischem Hintergrundwissen und großer Empathie erläutert die Autorin, was in Menschen vorgeht, die trauern. Sie berichtet, wie Menschen anderer Kulturen mit Trauer und Tod umgehen, welche Phasen der Trauer es gibt und wie du diese durchstehst. Empfehlenswert für Trauernde, die eher rational veranlagt sind und mit spirituellem Rat weniger anfangen können. Einfühlsam und wunderbar tröstlich gesprochen von Beate Himmelstoß.

Heile dein Herz

David Kessler gilt international als Trauerexperte. Er begleitete – neben anderen Prominenten – seine Mentorin, die Psychiaterin und Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross, bis zum letzten Atemzug. Auch die amerikanische Bestsellerautorin Louise Hay wünschte sich, als sie die 80 überschritten hatte, Kesslers Begleitung auf ihrem letzten Weg. So kam es auch. Doch zuvor schrieben die beiden gemeinsam ein Buch, das mittlerweile vielen Menschen geholfen hat, mit Verlust und Schmerz umzugehen.

Heile dein Herz richtet sich aber nicht nur an Menschen, die mit dem Tod konfrontiert sind. Es will allen helfen, die über einen Verlust trauern – sei es über das Ende einer Partnerschaft, den Tod des geliebten Haustiers oder einen Lebenstraum, der sich nicht mehr erfüllen wird. Dabei geht es den Autoren darum, den Schmerz zwar zuzulassen, der Trauer aber nicht unnötig viel Raum zuzugestehen. Stattdessen sollen positive Affirmationen dabei helfen, die Gedanken wieder auf die hellen Seiten unseres irdischen Daseins zu richten.

Louise Hay war Priesterin. So hört sich das Buch streckenweise auch an wie eine religiöse Predigt. Wer mit positivem Denken etwas anfangen kann und grundsätzlich spirituell veranlagt ist, wird in diesem Ratgeber Kraft, Mut und Hoffnung finden. Wenn du Lebenshilfeliteratur amerikanischer Prägung eher skeptisch gegenüberstehst, bist du womöglich mit einem anderen Buch besser beraten.

"Trauer ist keine Krankheit, die geheilt werden muss, sondern ein natürlicher Bestandteil des Lebens. Der Geist kennt keinen Verlust. Der Geist weiß, dass jede Geschichte einen Anfang und ein Ende hat, die Liebe aber ewig ist." 
(Louise Hey, David Kessler)

Podcasts über Tod und Trauer

Es ist nie zu früh, um über den Tod nachzudenken. Denn um die Angst vor dem Sterben zu verlieren, hilft nur eines: sich damit auseinanderzusetzen. Aus diesem Gedanken heraus entstand der Podcast Und dann?

Und dann? Ein Podcast vom Ende des Lebens

Darin nähern sich die Journalisten Christoph Schrag und Hendrik Schröder dem Thema Tod ganz sachlich: Was passiert im Körper, wenn wir sterben? Und was geschieht danach? Wie wollen wir beerdigt werden? Was kostet das? Dazu sprechen die beiden Podcaster mit Menschen, die beruflich mit dem Tod zu tun haben – einem Bestatter, einer Tatortreinigerin, Sterbebegleitern. Aber auch mit Menschen, die nicht mehr lange zu leben haben und ihren Abschied von der Welt planen. Informativ, authentisch und mit dem nötigen Taktgefühl.

Bücher über Tod und Trauerbewältigung bei Audible

Bücher, die dir bei der Trauerbewältigung helfen, findest du bei Audible in den Kategorien Seelische & Geistige Gesundheit, Persönliche Entwicklung und Religion & Spiritualität. Falls du Audible noch nicht ausprobiert hast: Im Probemonat streamst du unbegrenzt tausende von Hörbüchern, Hörspielen und Original Podcasts. Zusätzlich erhältst du einen kostenlosen Titel, den du für immer behalten kannst.

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