Audible-Logo, zur Startseite gehen
Audible-Hauptsite-Link

Meinung: „Hitzlspergers ‚Mutproben‘ lassen mich Männlichkeit überdenken“

Meinung: „Hitzlspergers ‚Mutproben‘ lassen mich Männlichkeit überdenken“

Manchmal ist Mut mehr als nur ein Wort. Das gilt auch für ehemalige Profi-Fußballspieler wie Thomas Hitzlsperger. Der 42-Jährige, der 2006 mit der deutschen Nationalmannschaft den dritten Platz belegte, beendete seine Fußball-Karriere 2013. Im Jahr 2014 outete er sich als homosexuell. Bis heute ist er der einzige offen homosexuelle deutsche (Ex-)Profifußballer.

Im März 2024 erschien Mutproben, Hitzlspergers gemeinsam mit Journalist Holger Gertz geschriebene Biografie. Darin geht es neben Hitzlspergers Kindheit und Jugend als jüngstes von sieben Kindern unter anderem um sein Coming-out kurz nach dem Ende seiner Profisport-Karriere. Auf der Leipziger Buchmesse 2024 betonte Hitzlsperger: Sein Buch solle anderen, die bislang noch nicht zu ihrer Sexualität stehen, Mut machen, sich zu outen.

Mutproben

Wie steht ein Experte für Diversity-Themen, der selbst Teil der LGBTQIA+ Community ist, zur Hitzlsperger-Biografie? Gender- und Queer-Studies-Dozent, Diversity-Trainer und Keynote Speaker Muriel Aichberger ist schwul und nicht-binär. Er hat Mutproben gehört – und eine klare Meinung.

Muriel

Mutproben – ein einziges Wort als Zusammenfassung für Erlebtes, Erlerntes, wieder Verlerntes, Geliebtes und Verfluchtes. Es ist Thomas Hitzlspergers Schlagwort für die Geschichten seines bisherigen Lebens. Ein absolut genialer Titel. Das erkannte ich allerdings erst viel später. Zu Beginn meiner Lesereise kannte ich Hitzlsperger nämlich noch nicht. Ich wusste nur gerade genug über ihn, um ein paar Stereotypen aus meiner Vorurteilskiste zu ziehen und erstmal misstrauisch zu reagieren.

Misstrauisch deshalb, weil Fußball in meiner Jugend für mich als junger, hyper-nicht-männlich-weiblicher (es gab ja kein Wort für nicht-binär), schwuler Junge ein Ort der Folter und Bloßstellung war. Freiwillig gingen zum Fußball nur die, die mich „Zwitter“ und „Schwuchtel“ nannten und die sich, gefühlt, auch untereinander ziemlich fies benahmen. Ich verstand nie, wie das attraktiv sein konnte und habe mich nach Gewalterfahrungen im Fußballclub in meiner Jugend nie wieder mit dem Sport beschäftigt.

Dominanz und Draufgängertum: Was sind eigentlich „Mutproben“?

Was mich allerdings weiterhin beschäftigt hat: die Dynamiken von Männergruppen, die Bedeutung von Dominanz und Draufgängertum und natürlich die Wege, wie Dominanz ausgehandelt wird. Mutproben sind dabei wichtig. Denn Mutproben bestreitet man klassischerweise nicht freiwillig. Sie dienen dazu, den Platz in einer Gruppe zu finden.

Bei Mutproben lernen Jungs, die eigenen Grenzen und auch die Grenzen anderer zu ignorieren, falls die Erfüllung der Aufgabe dies erfordert. Ob das immer etwas mit wirklichem Mut zu tun hat, sei dahingestellt. So oder so betonen Mutproben die eigene scheinbare Unverletzlichkeit und Risikobereitschaft. Und natürlich die Bereitschaft, sich im Notfall für die Anerkennung der Gruppe zu opfern.

Thomas Hitzlsperger und sein Co-Autor nehmen mich am Anfang von Mutproben mit in eine bayerische Heimatidylle. Für mich klingen seine Erzählungen zu Beginn ein bisschen öde: ein durchschnittlicher Jugendlicher, der auf dem Bauernhof seiner Familie aufwächst, ein paar zur Metapher herausgeputzte Ballspielszenen und dann plötzlich der Gewinn in der Privilegien-Lotterie. Alles in allem handwerklich anständige Lüftlmalerei, aber vielleicht nicht Grund genug, um ungeneigte Leser*innen wie mich ans Buch zu fesseln. „Wo sind denn die Mutproben?“, frage ich mich etwas säuerlich ... und lese weiter.

Wir landen in der Münchner Fußball-Bubble und schließlich bei seinem ersten Stunt, einer Mutprobe, die ihn nach Großbritannien führt. Der Schwindel, der notwendig ist, um sich für den Trip nach London freizumachen, die Komplizen, die er einspannen muss, um ihn zu decken, und die damit ebenfalls Leute hintergehen – alles das entspricht perfekt dem Schema der unfreiwilligen Mutprobe, die er ausführt, um seinen Wert zu beweisen und sicherzustellen, dass er nicht untergeht. Es ist nicht genug, „wirklich gut“ zu sein. Du musst der Beste sein, und selbst dann kannst du Pech haben und ein anderer kriegt den Platz in der Mannschaft.

"Ich mag, wenn's kracht"

„Mutproben“ und neue Erkenntnisse über Verletzlichkeit

Hitzlsperger schildert Details. Und einfache und komplexere Gedanken darüber, was es in einer Welt des Leistungsprofisports heißt, „der Beste“ zu sein. Dabei schildert Hitzlsperger eine Welt, die dich abgöttisch liebt. Allerdings nur, bis du ziemlich unvermeidbar einmal scheiterst – und dann kommt der Hass.

Während ich weiterhöre, fällt mir auf: In Mutproben lerne ich nicht über, sondern mit diesem Hitzlsperger und ihn dadurch besser kennen. Spannend werden Hitzlspergers Gedanken dort, wo der scheinbar ungehinderte Aufstieg plötzlich auf die Realität trifft, in die Fußball-Bubble, in seine Bubble, die unerwarteterweise durch seine Augen und Lebenserfahrungen gesehen eine ganze Menge für mich bereithält.

Auch 2024 hatte gefühlt die halbe schwule Community auf ein Gruppen-Coming-out im Profifußball gewartet, und auch 2024 warteten sie vergebens. Denn auch heute sind offene und selbstbewusste Beiträge wie der von Thomas Hitzlsperger selten. Wenn du dich richtig auf Mutproben einlässt, dann wird dir bewusst, dass der Kampf junger Männer in unserer Gesellschaft durch viele unsichtbare Hürden bestimmt wird und dass gleichzeitig kaum vielfältige, positive Vorbilder existieren, die offen darüber sprechen, wie sie ihr unvermeidbares Scheitern akzeptieren lernten. Nicht, weil nicht eine ganze Menge unterschiedlichster Männer eine ganze Menge zu teilen hätten, sondern weil das, was geteilt wird, ausgerichtet ist auf eine bestimmte – und sorry to break it to you – herbeifantasierte Männlichkeit und deren Ideale.

Die Beiträge, die wirklich differenzierte Geschichten beschreiben, sind nun mal etwas schwieriger zugänglich, weil die Geschichten lang und die Gedanken komplex sein müssen. Das passt nicht in einen Online-Artikel oder gar in einen Tweet. Dass das für die meisten Männer überhaupt nichts mit ihrer eigentlichen Lebensrealität zu tun hat und im Gegenteil eher dazu führt, dass Leute versuchen, weniger sie selbst zu sein, mehr zu sein, wer sie denken, dass sie für ihre Gesellschaft, ihre Familie, ihr Umfeld sein müssten, und dass das zu Stress und Ängsten und Druck und mentaler Belastung führt, sollte niemanden verwundern. Dass trotzdem nach wie vor so getan wird, als gäbe es nur eine Art, Mann zu sein, nur eine Art, erfolgreich zu sein, nur eine Art, ein guter, vollwertiger, verlässlicher Teil unserer Gesellschaft zu sein, schadet fast allen Menschen in ihrer individuellen Entwicklung und dadurch unserer Gesellschaft insgesamt.

Hitzlsperger zeigt das, indem er seine eigenen Geschichten des Scheiterns erzählt, allerdings nicht ohne sie als wichtigen Bestandteil für seine Entwicklung, sein Coming-out und seine Erfolge zu beschreiben. Wichtig finde ich, dass er immer wieder seine Privilegien und die glücklichen Zufälle reflektiert. Er erkennt, wie viel schwerer es sein muss, wenn man nicht einfach um den Globus jetten kann, um woanders in relativer Anonymität man selbst zu sein.

1974 – Eine deutsche Begegnung

Hitzlsperger über Fußball, Weltpolitik und persönliche Reflexionen

Der Höhepunkt ist für mich Hitzlspergers Auseinandersetzung mit der Rolle des Fußballs im Zusammenhang mit Weltpolitik und Großereignissen wie der WM in Katar. Nicht nur bezieht er darin deutlich Position, sondern stützt diese Position zusätzlich mit eigenen Erfahrungen und macht deutlich, wie viel Einfluss seine persönlichen Erlebnisse darauf haben.

Besonders eindrucksvoll für mich: Hitzlspergers Fähigkeit, sich in die Position von Menschen zu versetzen, deren Meinung er nicht teilt oder sogar ablehnt. Er kann ihre Beweggründe nachvollziehen und erzählt damit nicht nur seine eigene Biografie. Er schildert auch die Geschichten von Männern, mit denen er Trikots getauscht und Kabinen geteilt hat, und anderen Männern, die sich für zu große Stars hielten, um mit einem Thomas Hitzlsperger Trikot zu tauschen.

Er erzählt davon, wie es ist, unter ständigem Druck zu stehen, für das Glück oder Unglück tausender Fans verantwortlich zu sein und über die Rolle, die Fanliebe, Fanhass und Medien dabei spielen, die Klicks und Verkaufszahlen generieren, indem sie Extreme verstärken. Bist du gut, dann loben sie dich in den Himmel, bist du mal nicht gut, dann bist du schnell ein Komplettversager.

Die WM in Katar und die Frage, wie viel Politik im Fußball erlaubt ist, finde ich zentral für die Aussage des Buches. Hitzlsperger verschneidet das Verhalten verschiedener Mannschaften und die Reaktionen der Presse mit der Frage, welche Macht, aber auch welche Verantwortung Sieger haben und wie sie sie nutzen. Es gelingt ihm, finde ich, hervorragend, die eigene Reflexion seiner Privilegien auf eine Metaebene zu heben und zu fragen: Bringen Privilegien nicht auch Verantwortung mit sich? Was mache ich als Gewinner der Privilegienlotterie mit meinem Glück? Er, das macht er deutlich, hat durch seine Tätigkeit als Vielfaltsbotschafter des DFB eine ganz neue Möglichkeit gefunden, sich für den Fußball einzusetzen und ihn stärker zu machen.

Weltmeister ohne Talent

Druck im Profifußball: Verletzlichkeit als Karriere-Killer?

Hitzlsperger beschreibt immer wieder, was Druck mit Profifußballern macht. Denn jede Schwäche und jede Verletzung kann das Aus bedeuten. Und zwar, während den Sportlern gleichzeitig klargemacht wird, dass ihre Karrieren sowieso nur zehn, vielleicht 15 Jahre dauern werden. Diese Faktoren haben Einfluss auf das Verhalten jedes einzelnen Spielers.

Bezeichnend für dieses Buch ist aber, dass es nicht dabei bleibt, diese Mechanismen hervorzuheben und zu zeigen, wie sie Hitzlsperger persönlich in so mancher Entscheidung beeinflusst haben. Hitzlperger betont: Er habe sich nicht vorstellen können, dass es eine Karriere nach dem Fußball geben könne. Er habe nie gedacht, dass seine Erfahrungen aufgrund seiner sexuellen Orientierung und sein Coming-out ihm mehr und andere Möglichkeiten eröffnen würden und dass ihm wundervolle neue Freundinnen und Freunde und Verbündete begegnen würden, die ihn vollständig so annehmen, wie er ist. Jenseits der Mutproben, dort, wo man sich ihnen entzieht, nicht mehr mitspielt und seinen eigenen Weg geht, dort liegt die Kraft.

Er beschreibt, wie im Fußball ein Klima entsteht, in dem der Ausdruck von Verletzlichkeit das eigene Image und damit die gesamte Karriere bedroht. Manche können diesen Druck zumindest nach außen viel besser verkraften als andere. Bei allen führt er aber zu einem ganz bestimmten Entscheidungsverhalten. Dieses Verhalten und die Realität des Fußballs halten sich gegenseitig aufrecht und schaffen ein Klima, das den Wert einzelner Spieler an ihrer Verwertbarkeit und Fähigkeit zu siegen festmacht. Persönliche Schicksale haben darin nur bedingt Platz, was so lange gut geht, bis einen die eigene Verletzlichkeit trifft.

Die Weltmeister von Bern - Biografie einer Jahrhundertmannschaft

Oft heißt es, Männer müssten mehr Emotionen zeigen, sich besser mit ihren Gefühlen verbinden. Dabei verwechseln wir aber, was es heißt, Gefühle zu zeigen, mit dem, worum es eigentlich geht, nämlich die eigene Verletzlichkeit anzuerkennen und sie zuzulassen. Verletzlichkeit zuzulassen bedeutet, Kontrolle abzugeben oder vielmehr anzuerkennen, dass wir sie gar nie hatten. Hitzlspergers Erzählungen über seine Beinverletzung und was das für seine mentale Gesundheit, seine Beziehungen und seine Karriere bedeutete, wie er ohnmächtig dabei zuschauen musste, was andere mit seinem Image und damit mit seiner Karriere machten, scheinen wie eine Trainingsrunde für sein eigentliches Coming-out. Er schreibt das nicht in dieser Deutlichkeit und doch wird klar: Es braucht seine Zeit und all die Erlebnisse, damit jemand bereit ist, seine Verletzlichkeit zu akzeptieren.

Menschen sind fähig, viel Schmerz und Selbstverleugnung hinzunehmen, wenn ihnen dies einfacher erscheint, als zu sich selbst zu stehen. Dass er sein Coming-out als eine Verletzlichkeit unter mehreren beschreibt, macht deutlich, dass das Thema nicht nur bestimmte Männer betrifft. Verletzlichkeit, oder besser die fanatische Verherrlichung einer herbeifantasierten Unverletzlichkeit, geht mit der Beschaffenheit unseres Systems einher und betrifft alle, egal ob sie die Form eines Coming-outs, einer karrierebedrohenden Verletzung oder einer verheimlichten Eigenschaft annimmt.

Eigentlich bin ich ein super Typ

Verantwortung übernehmen: Reflexionen über Hitzlspergers „Mutproben“

Es war bequemer, einfach in der Rolle zu bleiben und mit dem Geheimnis zu leben, als sich öffentlich zu erklären und damit die Kontrolle über das eigene Image in die Hände der anderen zu legen. Aber was bedeutet das? Momentan dominiert noch die Vorstellung, dass Erfolg vor allem Kontrolle und Sieg bedeutet: Kontrolle des Balls, Kontrolle des Gegners, Kontrolle dessen, was andere über mich denken und wissen.

Als jemand, der nichts mit Profifußball zu tun hat, liefert mir Hitzlsperger einen Einblick in diese Welt, der wertvoller nicht sein könnte. Er zeigt eine Welt, die alles, was ich in meiner Beschäftigung mit Männern immer wieder gesehen habe, ungleich heftiger und brutaler sichtbar macht und die ihm trotzdem Heimat und Rückhalt ist.

Hitzlsperger teilt in diesem Buch große und kleine Erfahrungen eines Mannes, eines Fußballers, eines Menschen, der in seiner Gruppe mit Fragen von Dazugehören und trotzdem bei sich zu bleiben ringt. Ein Buch, das Fußball, Mann-(Selbst)-Sein, Karrierefragen verbindet mit den Erfahrungen des Etwas-Anders-Seins, des Scheiterns und dessen, wie genau dieses Scheitern einen besser und stärker macht.

Gerade als Starker, als Sieger, solle, ja müsse man sich einsetzen für die, die nicht gesehen werden, die keine Stimme haben. Verbündete sein, die eigenen Privilegien nutzen, um auch anderen zu einer Stimme zu verhelfen, und zwar nicht, um daraus Gewinn zu ziehen, sondern weil man schon zu den Gewinnern gehört.

Sport und vor allem Fußball, egal ob beim Public Viewing, im Stadion oder in der Kneipe, ist einer der wenigen Orte, an dem in unserer Gesellschaft male bonding, also spontane emotionale Gemeinschaft und Verletzlichkeit unter Männern, möglich ist, ohne dabei gleich die eigene Männlichkeit aufs Spiel zu setzen. Dieser Raum muss fast zwangsläufig Homosexualität und Geschlechterdiversität ausschließen, um als Safe Space für unsere Jungs zu fungieren.

Robert Enke. Ein allzu kurzes Leben

Was mich überrascht hat, waren Hitzlspergers Innenansichten über die Rolle der Kabine in seinen Coming-out-Überlegungen. Die Reaktion der Kollegen sei viel relevanter gewesen als die der Fans. Logisch irgendwie, denn mit den Kollegen verbringt er die meiste Zeit, mit denen trainiert er, mit denen steht er in einer wichtigen Beziehung. Mit dem Vertrauen und dem Teamgeist steht und fällt der Erfolg der Mannschaft und damit das Glück oder Unglück der Fans und die Karrieren der Spieler. Wie egoistisch wäre es da, die eigene sexuelle Orientierung zum Thema zu machen und damit möglicherweise den Erfolg der gesamten Mannschaft zu torpedieren.

Und wisst ihr was? I get it. Diese Gedanken kennen queere Menschen nur allzu gut. Bei den einen ist es die Familie, bei den anderen der Job, aber selten so stark unter dem Brennglas der Aufmerksamkeit wie im Fußball. Problematisch daran ist, dass wir uns eine Gesellschaft gebaut haben, in der diese Art von falscher Verantwortlichkeit alle davon abhält, für sich und ihre Wahrheit einzustehen.

Du hattest 90 Minuten Zeit

So weit, so super. Eine Sache hat mich persönlich dann doch sehr gestört: das Wording und ein paar Aussagen zum Thema trans* Personen im Fußball. Ich kann nicht beurteilen, ob der Grund, dass das da so steht, in Konventionen des DFB begründet liegt oder ob Hitzlsperger erst noch lernt, die verschiedenen Identitäten richtig zu kategorisieren und alle zu berücksichtigen. Diese Themen sind für Leute außerhalb der trans* Community vergleichsweise jung und außerdem von allen möglichen Seiten mit Problemen belegt. Es ist also sicher nicht ganz leicht, das Thema so professionell zu navigieren, dass alle Communities zufrieden sind.

Ich habe aber jetzt das Gefühl, Hitzlsperger besser zu kennen, und vertraue darauf, dass er auch bei diesem Thema weitermacht, um ein noch besserer Verbündeter zu werden. Besonders für diejenigen, für die im Fußball immer noch kein Platz geschaffen wird. Wenn dieses Buch etwas zeigt, dann, dass Mutproben darin bestehen, am Ball zu bleiben und vollen Einsatz zu zeigen – auch wenn wir unvermeidlich und immer wieder scheitern. Ganz nach dem Motto:

Courage doesn't always roar, sometimes it's a tiny shaking voice that says, "I'll try again tomorrow".

Das Beste, was Männlichkeit und Fußball hervorbringen können? Verantwortungsgefühl, Verständnis dafür, dass Erfahrungen und Bedürfnisse vielfältig sind, sowie ein achtsamer und offener Umgang mit Verletzlichkeit. Ich lese diese Autobiografie als starkes Argument für Menschlichkeit. Verletzlichkeit und Scheitern gehören zu unserem Leben. Sie machen uns stärker, und das zuzulassen, macht uns als Gemeinschaft stärker – nicht nur im Fußball. Warum schaffen und behalten wir Systeme, die Menschen zwingen, sich wie Halbgötter zu verhalten? Das entmenschlicht sie und bringt sie in Gefahr.

Nicht nur Hitzlsperger erzählt von Änderungen. Auch bei der EM 2024, während der dieser Text entsteht, sieht man Fans, die Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt leben. Ohne Zweifel ist der Fußball – präziser: der gehypte Männerfußball – ein Mikrokosmos, der große Auswirkungen auf Gesellschaften hat. Gerade deshalb sind die Erfahrungen von Spielern und Aktivisten wie Thomas Hitzlsperger so wertvoll.


Inspirierende Höchstleistungen: Sport-Biografien bei Audible entdecken

Sportliche Spitzenleistungen und inspirierende Geschichten: Bei Audible entdeckst du Biografien ehemaliger und noch aktiver Spitzensportlerinnen und Spitzensportler. Falls du Audible noch nicht ausprobiert hast: Im Probemonat streamst du unbegrenzt tausende von Hörbüchern, Hörspielen und Original Podcasts. Zusätzlich erhältst du einen kostenlosen Titel, den du für immer behalten kannst.

Tags

;