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Weiblich, komisch, crazy: Deutsche Comedy Frauen

Hat Comedy-Königin Anke Engelke ein paar Hofdamen oder regiert sie einsam an der Spitze ihres Reiches? Auf jeden Fall hält sie mit besten Quoten das Zepter fest in der Hand. Was Hörbücher betrifft, ist die Quote der weiblichen Comedy-Mittschnitte leider eher schlecht. Gibt es zu wenig gute Frauen in der Comedy? Immerhin rückt Nachwuchs vor. Nach den Ladykrachern kamen die Knallerfrauen in Fahrt: Allen voran Martina Hill. Carolin Kebekus ist übrigens auch eine verdammt gute Komödiantin. Und Maren Kroymann legt gekonnt amüsant den Finger in die Wunde.

Franziska Traub - Schauspielerin und Komödiantin im Interview

Audible Magazin: Sollte man irgendwie crazy sein, um als Frau in die Comedy-Branche zu gehen?

Franziska Traub: Ja, eigentlich schon etwas (lacht). In der Comedy ist natürlich vieles etwas überzogen. Es gibt so viele Möglichkeiten, du kannst so viel ausprobieren und musst dich nicht festlegen, das macht großen Spaß. Man kann als Frau richtig Gas geben und sich austoben.

Audible Magazin: So richtig viele erfolgreiche Frauen gibt es in der Comedy-Szene aber nicht. Sind sie zu schön? Zu hässlich? Zu sexy? Wo liegt das Problem?

Franziska Traub: Na ja, ganz leicht ist es nicht, das stimmt. Ich denke, es ist auch der Geschmack des Publikums, der gerne Männer auf der Bühne sieht. Übrigens sehen das Männer und Frauen gleichermaßen: Männer, die lustig sind, finden wir Frauen sexy. Umgedreht funktioniert das nicht so gut. Das ist schon ein Kern des Problems. Für Frauen gehört sicherlich ein Drang zum Exhibitionismus zur Comedy. Gleichzeitig muss man aber das, was man spielen will, irgendwie in sich tragen. Ich glaube die Frauen, die in ihren Rollen authentisch bleiben, haben den meisten Erfolg, aber das scheint auch die größte Schwierigkeit zu sein. Mirja Boes ist für mich zum Beispiel sehr überzeugend:

Boese Tagebücher: Unaussprechlich peinlich

Audible Magazin: Frauen spielen in Sitcoms und auf der Bühne oft bestimmte Figuren. Häufig burschikos, fast schon rotzig. Ist das eine Masche, lustig zu sein?

Franziska Traub: Es ist wahrscheinlich leichter, mit der fraulichen Unattraktivität zu spielen als mit ihrer Attraktivität. Eine Figur, die ich auf der Bühne oft gespielt habe, heißt zum Beispiel Gerlinde Hellwein. Sie ist eine schwäbische einfache Hausfrau mit dem Herzen auf der Zunge. Sie trägt einen Haushaltskittel und hat die Haare meist zu zwei Schnecken an beiden Seiten gesteckt. In tiefem Schwäbisch legt sie los und zieht über Gott und die Welt her. Diese Figur liebe ich sehr zu spielen und das Publikum liebt sie, weil sie so einfach ist. Sie ist eine Antiheldin, sie ist eine von uns, und das kommt gut an.

Audible Magazin: Ist diese gefühlte Nähe zum Publikum wirklich so wichtig?

Franziska Traub: Für den Erfolg glaube ich schon. Die bekannteste Antiheldin ist gerade sicherlich Cindy aus Marzahn. Sie ist hässlich, arbeitslos und hat eine krasse Schnauze. Sie verkörpert eben nicht dieses Schönheitsideal und deswegen wird sie so geliebt: Die meisten sind nun mal nicht schön, jung und schlank, sondern alt, hässlich und dick. Mit Cindy können wir viel besser damit leben und sogar darüber lachen. Das tut doch gut!

Audible Magazin: Wie gehen Frauen in der Comedy untereinander um. Ist die Rivalität groß, gerade weil es wenige an der Spitze gibt?

Franziska Traub: Ich habe mit Gaby Köster lange Zeit Ritas Welt gedreht und ganz ehrlich, das war wundervoll! Wir haben sehr freundschaftlich miteinander gearbeitet. Gaby ist der Star der Serie, die Lustige, die Kämpferin. Giesi, meine Rolle, ist die Heulsuse, die ja eh ihre Fahne nach dem Wind dreht. Keine Überschneidungen und dadurch auch keinen Stress in der Rollenfindung. Ich war sehr froh dabei zu sein, das war eine großartige Chance für mich.

Ein Schnupfen hätte auch gereicht

Audible Magazin: Und der berüchtigte Zickenkrieg?

Franziska Traub: (lacht laut auf) Ja, es heißt immer Frauen würden sich so ankeifen aber ganz ehrlich: Was ich schon für Zickenkriege unter Männern erlebt habe! Dagegen empfand ich die Frauenstreits als harmlos! Ich finde, Zickenalarm bzw. Konkurrenz unter Frauen haben auch sehr positive Kräfte. Wenn meine Freundin Gas gibt und ein Programm nach dem nächsten schreibt, dann spornt mich das erst richtig an.

Audible Magazin: Wer von deinen Kolleginnen spornt dich zum Beispiel an?

Franziska Traub: Helene Mierscheid. Sie ist keine Frau, die momentan auf den ganz großen Bühnen zu sehen ist, aber das ist ja auch nicht das Wichtigste. Man sollte vielleicht nicht vergessen, dass die meisten Frauen in der Comedy auf kleinen Bühnen unterwegs sind und einen tollen Job machen. Helene war früher in der Politik tätig. Jetzt schreibt sie Kabarett-Programme und hatte verhältnismäßig spät ihr Bühnendebut. Ich finde das toll! Das motiviert mich, auch selbst noch Dinge anzupacken, die ich lange habe liegen lassen.

Audible Magazin: Heißt das, du hast ein neues Projekt?

Franziska Traub: Und wie! Ich schreibe gerade meinen ersten Roman, der bald fertig werden soll. Dafür bin ich gerade Feuer und Flamme und schreibe sehr fleißig daran weiter.

Audible Magazin: Was erwartet uns? Wird das ein komisches Buch?

Franziska Traub: Ja, einerseits schon. Ich sehe es aber eher als Roman, der entfernt auch mit mir und meiner Heimat zu tun hat. Die Geschichte geht außerdem ins Fantastische, schon ziemlich verrückt, aber auch sehr schön!

Audible Magazin: Wow! Wir wünschen dir dabei alles Gute! Melde dich bei uns, wenn es fertig ist! Wirst du es dann selbst sprechen?

Franzsika Traub: Ich bewundere gute Hörbuchsprecher ohne Ende und natürlich würde es mich sehr reizen. Ob ich das wirklich so gut hinbekomme wie meine Kolleginnen werde ich dann sehen. Ich finde Hörbücher zu sprechen ist eine echte Kunst, davor habe ich wirklich großen Respekt!

Audible Magazin: Danke für das interessante Gespräch und viel Erfolg bei deinen Projekten!

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