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Reinkarnation: Reise von einem Leben zum nächsten

Reinkarnation: Reise von einem Leben zum nächsten

Damit er nicht als wirbelloses Wesen wiedergeboren wird, entscheidet sich D10-B4233 sich in seinem nächsten Leben, Übergangsmanager zu werden. Als moderne Version des Sensenmanns will er möglichst viele Punkte sammeln – für eine bessere Reinkarnation. Denn irgendetwas muss er in seinem vorherigen Leben angestellt haben, dass sein Punktestand so miserabel ist ...

Der Übergangsmanager: Sensenmann für ein besseres Karma

Das ist die Prämisse des neuen Hörbuchs „Der Übergangsmanager“ von Karen Elste. Die Autorin selbst glaubt nicht an Reinkarnation und Seelenwanderung, wie sie im Interview mit Audible erzählt. Viele andere Menschen schon: Sie sind sogar fest davon überzeugt, durch Rückführungen einen Einblick in ihre früheren Leben erlangen zu können.

Der Übergangsmanager

Reinkarnation ist keine Erfindung der Neuzeit. Der Übergang der Seele beschäftigte Philosophen aller Epochen: Der griechische Philosoph Platon hielt sie für unsterblich und ging daher von Seelenwanderung und Wiedergeburt aus. Auch Rudolpgh Steiner, Begründer der Anthroposophie, unterstrich die Notwendigkeit von „Seelenübungen“, um „zum Erleben der Reinkarnation zu kommen“. Schopenhauer wies in einem Ausspruch auf ein anderes Leben nach dem Tod hin: „Ich glaube, dass wenn der Tod unsere Augen schließt, wir in einem Lichte stehen, von dem unser Sonnenlicht nur der Schatten ist."

800 bis 600 vor Christus wurde das Konzept der Seelenwanderung als Reinkarnationslehre in den ältesten hinduistischen Schriften, den Veden, festgehalten. Seitdem ist der Glaube an die Wiedergeburt im neuen Körper fest im Hinduismus verankert. Auf diese Lehre geht das Rad der Wiedergeburten zurück. Demnach ist jede Menschenseele unsterblich und wandert von einem Wesen zum anderen.

Ausschlaggebend sind dabei die Taten eines Individuums, also sein Karma – „Aus guter Handlung entsteht Gutes, aus schlechter Handlung entsteht Schlechtes“, so lehren es die philosophischen Schriften des Hinduismus. Im Buddhismus spielt die Reinkarnation ebenfalls eine Rolle - doch auch abseits jeglicher Religion glauben Menschen daran, schon einmal gelebt zu haben.

„Aus guter Handlung entsteht Gutes, aus schlechter Handlung entsteht Schlechtes.“

Upanishaden (hinduistische Schriften)

Schlechtes Karma oder Ängste aus einem früheren Leben?

Auf dieser Annahme basiert die Reinkarnationstherapie: Sie geht davon aus, dass Probleme im jetzigen Leben auf ein vorheriges zurückgehen. „Eine Rückführung mit karmischem Ursprung beinhaltet die Vorstellung der Wiedergeburt, dass wir schon einmal gelebt haben, und wieder leben können“, sagt der Berliner Hypnosecoach Steffen Zimpel.

Der Experte, der mehr als 400 Rückführungen begleitet hat, erläutert: „Manchmal gibt es Ängste, für die wir in der eigenen Vergangenheit keine Auslöser finden können. Das kann die Furcht vor dunklen Räumen sein, aber auch vor bestimmten Menschen oder Gegenständen. Manche Menschen empfinden ein unangenehmes oder schlechtes Gefühl bei gewissen Dingen. Sie können sich nicht erklären, wo das herkommt.“

Damit geht die Reinkarnationstherapie einen Schritt weiter als die Regressionstherapie. Bei letzterer geht es darum, belastenden Erfahrungen zu ergründen, die in der frühen Kindheit oder gar schon im Mutterbauch geschehen sind. Auch Traumata, die in zweiter oder dritter Generation weitergegeben werden, könnten dadurch ergründet werden, sagt Doktor Birgit Zottmann, Heilpraktikerin für Psychotherapie.

Mieses Karma

Sowohl bei der Regressions- als auch bei der Reinkarnationstherapie kommt Hypnose zum Einsatz. Sie soll dabei helfen, den Grund für Ängste, Phobien und ungelöste Probleme zu erforschen. Während die Hypnotherapie eine anerkannte Psychotherapiemethode ist, gehört die Reinkarnationstherapie zur Alternativheilkunde.

Neugier auf das, was vorher war

Diffusen Ängsten und Blockaden auf den Grund gehen, das wollte auch Ines Hermann*. Sie machte eine Hypnotherapie, weil sie ein allgemeines Gefühl der Überforderung verspürte und nicht mehr mit ihrem Alltag zurechtkam. Nach zehn Sitzungen mit einem ausgebildeten Hypnosetherapeuten fühlte sie sich wesentlich besser. Doch ein Problem blieb: „Ich hatte in manchen Situationen in meiner Ehe das Gefühl, nicht atmen zu können.“

Ihr Therapeut schlug ihr eine Rückführung vor, um herauszufinden, ob der Ursprung für ihre Atemnot möglicherweise in einem früheren Leben liegen könnte. „Ich bin für so etwas aufgeschlossen, und ich war neugierig, also habe ich mich darauf eingelassen“, so Ines Hermann.

Die Neugier ist es, die viele Klienten auch zu Doktor Zottmann bringt: „Ich selbst bin nicht esoterisch, glaube nicht an Chakren und derartige Dinge“, betont die Heilpraktikerin. Doch auch sie hat sich schon einmal zurückführen lassen. „Ich fand es sehr interessant, welche Eindrücke und Bilder dabei aufgetaucht sind.“

Gelebte Reinkarnation

Aber wie funktioniert das überhaupt? Bei der Hypnose werden Klienten in einen Trance-ähnlichen Zustand gebracht, so Hypnosecoach Steffen Zimpel. Dabei sitzen sie entweder in einem bequemen Sessel oder liegen auf einer Couch. Je nachdem, ob der Klient bereits eine Hypnoseerfahrung gemacht hat, kann es schneller oder langsamer dauern, bis der Zustand erreicht ist. Zimpel bezeichnet diesen als eine Art Schwebezustand, aus dem man sich jederzeit selbst wieder herausbringen kann, wie er ausdrücklich betont. Außerdem wichtig: Niemand kann gegen seinen Willen hypnotisiert und unter Hypnose dazu gezwungen werden, Dinge zu tun, die er sonst nicht tun würde.

Reise durch die Jahrhunderte

In einem Trance-Zustand war auch Ines Hermann, als sie bei einer Hypnose erstmals in die Vergangenheit reiste. „Ich sollte beschreiben, wer ich bin, wie ich mich fühle und wie die Umgebung aussieht“, erinnert sie sich. Das Ziel war es herauszufinden, was ihr die Luft zum Atmen nimmt.

„Zuerst war ich relativ lange in einer Umgebung auf dem Land, mit einem einfachen Bauernhaus mit Lehmwänden und Fachwerk im Hintergrund“, erzählt die 54-Jährige. „Ich stand auf einer Wiese mit Apfelbäumen und war wie eine Bauersfrau angezogen. Um mich herum waren viele Kinder, die ich gerade zum Essen gerufen habe. Es war sonnig und warm. Mir ging es richtig gut, und ich habe mich rundum zufrieden gefühlt. Was mich bedrückt hat, konnte also nicht daher kommen.“

Danach war sie auf einem trubeligen Marktplatz im alten Griechenland. „Ich weiß noch, dass ich eine blaue Toga trug, die ich schön fand“, so Hermann. Da war sie nur kurz, wie sie berichtet. Dann kam sie in eine Situation, die sie sofort als sehr belastend empfand. „Diesmal war ich ein Mann. Ein Advokat, der eine Frau verteidigte, die der Hexerei angeklagt wurde“, sagt sie. Sie erinnert sich genau, wie die Kleidung aussah, die sie trug: schwarze Schnallenschuhe, schwarze Pluderhosen und einen schwarzen Umhang. Es war regnerisch, windig und kalt – tatsächlich merkte auch Hermanns Therapeut, dass sie auf einmal fror.

„Auf einmal gab es einen Cut. Plötzlich war ich selbst angeklagt und wurde zum Tode verurteilt“, so Ines Hermann. „Ich stand auf einem Podest mit einem Galgen und mir wurde eine Schlinge um den Hals gelegt. Dann wurde der Strick zugezogen.“ Das war der Moment, in dem ihr Therapeut sie zurückholte.

Rückführung mit potenziell traumatischem Ausgang

„Gerade für Leute, die sehr sensibel sind und eine lebhafte Fantasie haben, kann ein Hypnose-Erlebnis sehr traumatisch sein“, warnt Birgit Zottmann. Ein „qualifizierter Therapeut“ sei deswegen besonders wichtig. Hypnosecoach Steffen Zimpel berichtet von Sitzungen, bei denen Klienten in früheren Leben als Soldat im Krieg gemordet haben, Nationalsozialist oder Kindermörder waren. „Da ist es besonders wichtig, die Leute zurückzuholen, ohne dass sie sich schlecht fühlen“, so Zimpel.

Ines Hermann empfand ihre Rückführung als traumatisch: „Das hat mich richtig aus der Bahn geworfen. Es schien so real, dass ich Angst hatte.“ Eine weitere Rückführung hat sie nicht mehr gemacht. Dennoch hat sie aus dem Erlebnis etwas für sich mitgenommen: „Ich wusste auf einmal, dass ich aus der Situation, die ich in meinem jetzigen Leben als einengend wahrgenommen habe, unbedingt rauskommen muss.“

Aus früheren Leben für das jetzige lernen

Steffen Zimpel, der selbst schon seine vergangenen Leben erkundet haben will, ist fest vom positiven Nutzen von Rückführungen überzeugt: „Ich habe sehr viele Antworten bekommen, die mein Leben bereichert haben. Für mich ist es Fakt, schon mehrfach gelebt zu haben.“ Der Sinn hinter Reinkarnationen liegt seiner Meinung nach darin, dass wir als Seelen mit jedem Leben dazulernen.

„Für mich ist es Fakt, schon mehrfach gelebt zu haben.“

Steffen Zimpel

Ein ähnliches Gefühl hat auch Ines Hermann aus ihrer Rückführung mitgenommen: „Ich konnte der Situation, die mir die Luft genommen hat, in meinem vorherigen Leben nicht entkommen. Aber in meinem jetzigen Leben kann ich das. Das hat mir das Gefühl gegeben, dass es eine universelle Balance gibt, dass sich alles wieder ausgleichen wird.“ Sie fügt hinzu: „Ich glaube, man ist in einem Leben, um bestimmte Dinge zu lernen und um dazuzulernen.“

Wissenschaftlich belegen lässt sich der Nutzen der Reinkarnationstherapie nicht. Genauso lässt sich beweisen, dass Seelen tatsächlich von Mensch zu Mensch wandern. Birgit Zottmann gibt zu, dass sie dem selbst skeptisch gegenübersteht. Ines Hermann findet jedenfalls: „Man kann auch Liebe wissenschaftlich erklären, aber wollen wir wirklich alles restlos wissenschaftlich begründen?“

Dass es Reinkarnation gibt, steht für Karen Elstes Übergangsmanager außer Frage. Sonst müsste er doch nicht so hart an der Verbesserung seines Punktestands arbeiten. Ob es ihn beruhigen würde zu wissen, was er in seinem vorherigen Leben Schlimmes angestellt hat? Vielleicht. Doch wie heißt es so schön? „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“

  • Name von der Redaktion geändert

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