Die Frage nach dem, was es „dort draußen“ noch gibt und gab, beschäftigt Wissenschaftler, Philosophen und Laien seit hunderten von Jahren. Die Vorstellung von Paralleluniversen und -welten fasziniert die Menschheit und hat auch in der Quantenphysik Einzug gehalten: Laut der Viele-Welten-Theorie existieren tatsächlich alle möglichen unterschiedlichen Vergangenheiten des Universums.
Doch wie würde die Evolution in diesen alternativen Welten aussehen? Und was wäre, wenn wir sie besuchen, erforschen oder gar besiedeln könnten? Genau diese Fragen haben sich die Autoren der folgenden Hörbücher gestellt – und nehmen uns mit auf eine fantastische Reise ins „Was-wäre-wenn“.
Das Tor ins Unbekannte: Parallelwelten in Science-Fiction-Hörbüchern
In Portal der Welten stürzt sich Autor Adrian Tchaikovsky kopfüber in die Viele-Welten-Theorie. In dem Science-Fiction-Thriller kreuzen sich die Wege von Studentin Lee und Geheimdienst-Agent Julian. Vier Jahre nach dem rätselhaften Verschwinden von Lees Freundin Mal passieren immer wieder unerklärliche Dinge. Dann taucht Mal wieder auf – und mit ihr Mächte, die nicht von dieser Welt sind. Als dann auch noch eine Physikerin entführt wird, die kurz vor der Entdeckung eines Portals zu einer anderen Welt stand, bricht Lees und Julians Weltbild komplett zusammen.
Was folgt, ist die Aufdeckung paralleler Erden, deren Evolution komplett anders verlief als die der uns bekannten. Oft mit der Reihe „Die Lange Erde“ von Terry Pratchett und Stephen Baxter verglichen, erforscht Tchaikovsky die Möglichkeit eines Multiversums und dessen Auswirkung auf die uns bekannte Welt.
In DOORS ? – Kolonie erleben nicht nur Ex-Soldat Viktor und sein Team die Viele-Welten-Interpretation hautnah, sondern auch die Hörerinnen und Hörer selbst. Auf der Suche nach einem vermissten Mädchen stößt die sechsköpfige Gruppe auf eine Ansammlung verschiedener Türen mit mysteriösen Zeichen. Jede Tür ist das Tor in eine andere Parallelwelt – auch für die Hörenden.
Autor Markus Heitz hat mit der mehrteiligen DOORS-Reihe ein eigenes Multiversum erschaffen. Nach der Pilotfolge entscheiden Hörende selbst, welchen der drei Titel sie als Erstes wählen – und damit auch, durch welche Tür der Suchtrupp als Erstes gehen soll. Dabei ist zunächst unklar, in welche Zeit sie gelangen und was sie dort vorfinden werden. Ganz nach dem Motto: „Alles war irgendwie schon mal da – aber es kommt darauf an, was man damit macht!“ erkundet Heitz die unendlichen Möglichkeiten der Viele-Welten-Theorie.
Zwar dreht sich die Viele-Welten-Interpretation um die Existenz von Paralleluniversen, doch wie genau sind diese entstanden? Vom Urknall bis hin zu religiösen Theorien gibt es zahlreiche Ideen zur Entstehung des Universums. In Ashley Parkers Fantasy-Roman geht es um eine von Menschenhand geschaffene Parallelwelt. Als Ergebnis eines missratenen Experiments entstand im Mittelalter die sogenannte Dunkelerde. In einer anderen Dimension gelegen, entwickelt sich die Zwillingserde in rasender Geschwindigkeit. Als zwei Teenager durch Zufall den Weg durch Raum und Zeit finden, müssen sie plötzlich in einer gefährlichen und zugleich faszinierenden Welt zurechtkommen.
Hinter dem Pseudonym Ashley Parker verbergen sich die Autoren Alfred Bekker und W. A. Hary. Die beiden fügen ihrem dystopischen Werk das Element der Alchemie hinzu, die die Vorstellung einer menschlich erschaffenen Parallelwelt symbolisiert. Anders als in Frank Schätzings „Die Tyrannei des Schmetterlings“ geht es hier nicht um fortschrittlichste Technologien, sondern um die Kombination von Stoffen und deren Reaktionen.
Autor Kevin Hayes, der mit bürgerlichem Namen Horst Hoffmann heißt, ist im Science-Fiction-Genre fest etabliert. Neben seiner Mitarbeit am Perry-Rhodan-Universum ist er seit den Anfängen der „Jan-Tenner“-Geschichten im Autorenteam dabei. Ausgangspunkt der Reihe Jan Tenner – Der neue Superheld ist die Rückkehr von Professor Futura, dessen Assistentin Tanja sowie General Forbett nach ihrem Verschwinden: ungealtert und im Besitz übernatürlicher Kräfte.
Bei einem Testflug mit einem Zeitraumschiff stellen Jan Tenner und seine Freunde fest, dass sie in einer Parallelwelt gefangen sind: Eine Welt, in der alternative Versionen von ihnen selbst existieren. Damit greift Kevin Hayes die Vorstellung auf, dass jede Person alternative Leben in parallelen Kulissen erlebt.
Die Macht der Technologie und das Potenzial, durch sie auf Parallelwelten Einfluss zu nehmen, ist das zentrale Thema in Frank Schätzings Die Tyrannei des Schmetterlings. In dem Science-Fiction-Thriller muss Sheriff Luther Opoku erkennen, dass die Machenschaften der IT-Visionäre im 300 Meilen entfernten Silicon Valley längst ihren Weg in sein Naturidyll in Sierra gefunden haben. Hier hat die Hightech-Firma Nordvisk das KI-System A.R.E.S. entwickelt. Was zunächst lediglich wie äußerst fortschrittliche Technologie aussieht, entpuppt sich bald als gefährliches Experiment. Rätselhafte Todesfälle, unerklärliche Vorfälle und ein scheinbar verschobener Zeitverlauf lassen Sheriff Opoku an seinem Verstand zweifeln – doch seine Ermittlungen bringen Unglaubliches zu Tage.
Weit fortgeschrittene Parallelwelten, futuristische Technologie-Entwicklungen und machtbesessene Hightech-Firmen: Schätzings Werk fügt sich stellenweise nahtlos in aktuelle Entwicklungen unserer Welt ein und regt zum Nachdenken an. Autor Frank Schätzing hat dafür unter anderem mit Pionieren der Technik gesprochen und sich an Prototypen aus der wirklichen Welt orientiert.
Auch der Meister des Horrors hat das übernatürliche Thema in einem seiner Romane aufgegriffen: In Der Anschlag verknüpft Stephen King die Vorstellung einer Parallelwelt mit realen Ereignissen. Protagonist Jake Epping reist in diesem Krimi ins Jahr 1958 zurück und will so den Anschlag auf Präsident John F. Kennedy verhindern.
Welche Folgen zieht es nach sich, wenn ein Mensch in den Ablauf der Zeit eingreift? Wie beginnt man ein neues Leben in einem längst vergangenen Jahrzehnt? Und wie zum Teufel vereitelt man einen bereits begangenen Anschlag? All diesen Fragen gehen wir mit Jake Epping auf den Grund – natürlich mit überraschenden Wendungen und bizarren Verläufen.
Alle Wege führen nach Derry: Stephen Kings Multiversum
Mit Sprecher David Nathan reisen wir nicht nur in der Zeit zurück, sondern begeben uns auch in eine alternative Version des Jahres 1984. In 1Q84 von Haruki Murakami treffen wir auf Aomame, eine Auftragskillerin, und den Mathematiklehrer Tengo. Über mehrere individuelle, aber auch verzweigte Stränge finden die beiden sich in der Parallelwelt 1Q84 wieder – und diese entpuppt sich als gefährliches Gebiet.
Die rätselhafte Geschichte bringt die reale Welt und die Parallelwelt mit subtilen Elementen zusammen. Immer wieder zeigt Autor Haruki Murakami, wie die parallel verlaufenden Realitäten Einfluss aufeinander nehmen. Nach und nach decken die Protagonisten Zusammenhänge zwischen ihren Vergangenheiten und Gegenwarten auf. Damit schließt die Geschichte an die Idee an, dass alle mehrere unterschiedliche Vergangenheiten des Universums existieren. Zudem verweist „1Q84“ mehrfach auf den namentlich verwandten, dystopischen Klassiker "1984" von George Orwell.
Mühelos in unendlich viele Parallelwelten reisen können: Der britische Fantasy-Autor Terry Pratchett war von dieser Idee fasziniert. Basierend auf seiner Kurzgeschichte „Die hohen Meggas“ aus dem Jahr 1986, veröffentlichte er gemeinsam mit Autor Stephen Baxter die fünfteilige Fantasy-Reihe Die lange Erde. Der gleichnamige erste Teil nimmt uns mit in eine Welt, in der die Menschen mittels eines „Wechslers“ problemlos in Paralleluniversen reisen können.
Dadurch entsteht das Konzept der „langen Erde“, einer theoretisch unbegrenzten Anzahl an parallel verlaufenden Realitäten. Mit diesem Begriff treffen Pratchett und Baxter ins Schwarze der Viele-Welten-Theorie. Doch was befindet sich auf diesen Parallelerden? Liegen sie brach oder fand dort eine andere Evolution statt? Dieser Frage geht Protagonist Joshua Valienté gemeinsam mit einer künstlichen Intelligenz nach – und macht gefährliche Entdeckungen.
Ein Blick ins „Was-wäre-wenn“: Parallelwelten in Fantasy-Hörbüchern
Der brasilianische Autor Paulo Coelho ist für seine tiefgründigen Werke bekannt. In seinem autobiografischen Werk Aleph nimmt er das Element der Parallelwelt auf und verknüpft dieses mit einer der großen Fragen des Lebens: Was wäre, wenn wir eine parallele Welt dazu nutzen könnten, unser Leben noch einmal neu zu beginnen?
Grundlage dieser Geschichte ist Coelhos eigener Moment der Erleuchtung. Mehr an der philosophischen als an der physikalische Facette dieser Frage interessiert, beschreibt der Autor die Parallelwelt „Aleph“ als Chance dafür, Schuld zu begleichen und Vergebung zu erhalten. Anders als im Science-Fiction-Genre, in dem es oft Konflikte mit oder wegen Parallelwelten gibt, bekommt die Viele-Welten-Theorie hier eine spirituelle Bedeutung. Eine Anspielung auf die Theorie der Quantenphysik zeigt übrigens schon der Titel: Der Begriff„Aleph-Zahlen“, benannt nach dem ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets, beschreibt in der Mathematik die unendliche Anzahl aller natürlichen Zahlen.
Nicht nur Paulo Coelho greift den Gedanken auf, dass ein Paralleluniversum eine zweite Chance sein kann. Autorin Dani Atkins erzählt in ihrem Roman Die Achse meiner Welt von Rachel, die bei einem Unfall ihren besten Freund Jimmy verliert. Jahrelang quälen sie schmerzhafte Erinnerungen und Schuldgefühle. Als sie fünf Jahre später nach einem Ohnmachtsanfall erwacht, ist nichts mehr so, wie es mal war. Die Achse von Rachels Welt hat sich verschoben – und ermöglicht ihr eine zweite Chance. Was wäre, wenn wir Schicksalsschläge rückgängig machen könnten? Auch dieses Hörbuch wendet sich der philosophischen Seite der Viele-Welten-Theorie zu und erkundet die Möglichkeit, durch eine Reise in ein paralleles Universum in den Verlauf des irdischen Lebens einzugreifen.
In Ransom Riggs’ Die Insel der besonderen Kinder erfahren Hörerinnen und Hörer, welche Folgen die Manipulation der Zeit haben kann. In diesem ersten Teil der Miss-Peregrine-Serie treffen wir auf Jacob, der von seinem Opa Geschichten über eine mysteriöse Insel erzählt bekommt. Eine Insel, auf der Kinder mit besonderen Fähigkeiten leben und Monster versuchen, diese zu töten. Als Jacob an genau diesem Ort ankommt, stellt er fest, dass sich die Parallelwelt in einer ewigen Zeitschleife befindet.
Was würden wir anders machen, wenn wir wüssten, dass die Zukunft ab einem bestimmten Punkt unveränderbar ist? Würden wir jeden Tag aufs Neue nutzen, wenn er sich immer nur wiederholen würde? Und wie wirken sich die Ereignisse jedes wiederholten Tages auf die reale Welt aus? Dieses vielfach gepriesene Werk geht diesen Fragen auf den Grund.
Wenn die Regeln von Raum und Zeit gebogen werden, kann das verheerende Folgen mit sich bringen. Das muss auch Bibliothekarin Irene erfahren. Die Protagonistin in Genevieve Cogmans Reihe Die unsichtbare Bibliothek besorgt Bücher aus verschiedensten Parallelwelten, um diese in der besonderen Bibliothek aufzubewahren. Als Dreh- und Angelpunkt zwischen den Welten ist die Bibliothek ein bedeutender Ort. Doch was passiert, wenn in einer der Parallelwelten auf einmal Chaos ausbricht?
Mit Steampunk-Elementen und Einflüssen von Klassikern wie Sherlock Holmes flicht Genevieve Cogman die Viele-Welten-Theorie gekonnt in ein Fantasy-Universum ein. Hinzu kommt das Element der Sprache, mit der Protagonistin Irene die Welt um sie herum verändern kann. Wie wirkt sich diese Fähigkeit auf den Verlauf der Zeit aus? In „Die unsichtbare Bibliothek“ treffen Quantenphysik, Magie und Krimi aufeinander.
Faszination Steampunk: Retro-Futurismus meets Fantasy
Mit Hörbüchern in Parallelwelten reisen
Die Vorstellung von parallel existierenden Welten beeinflusst Autoren über verschiedenste Genres hinweg. Ob als Zeitreise-Sci-Fi,Thriller oder in Verbindung mit philosophischen Fragen: Die Viele-Welten-Theorie fasziniert. In diesen Hörbüchern reisen wir mit den Protagonisten in parallele Welten.