"Mehr Glitzer" startet am 27. April bei Audible und bietet einmal wöchentlich neue Folgen von jeweils 45 Minuten. Wir sprachen mit den zwei glitzernden Hosts darüber, was es heißt, Teil der lange unterdrückten LGBT-Community zu sein, also zur Gemeinschaft der Lesben, Gays, Bisexuellen und Transpersonen zu gehören, die sich unter dem Dachbegriff „Queers“ zusammenfassen. Und natürlich wollten wir auch wissen, ob Heidi Klum Gast bei „Mehr Glitzer“ sein wird …
Könnt ihr euch noch erinnern, wo ihr selbst zum ersten Mal das Wort „schwul“ oder „queer“ in den Medien gelesen oder irgendwo anders gehört habt?
Bambi Mercury: Ich habe es in den 1990er-Jahren zuerst als Beleidigung auf dem Schulhof gehört. Dann kam das Wort für mich etwas später erstmals in Talkshows vor, in den Sendungen von Vera Int-Veen, Bärbel Schäfer und Arabella Kiesbauer. Oder als Olivia Jones durch die Programme geisterte, die ist ja auch schon seit 180 Jahren dabei ... (lacht) Das waren meine ersten Begegnungen mit der queeren Welt, bevor mir selbst klar wurde, was für eine Sexualität ich vielleicht habe.
Candy Crash: Ich wurde schon im Kindergarten in Karlsruhe als schwul bezeichnet. Und das wurde immer als negativ gewertet, nie als etwas Positives. Dementsprechend schlimm war’s irgendwann für mich, diese Identität für mich zu akzeptieren. Das hat lange gedauert. Ich finde es schön, dass wir inzwischen an einem Punkt sind, wo „schwul“ nicht mehr automatisch eine Beleidigung ist. Heute kann mit diesem Begriff offener umgegangen werden. Natürlich wird er immer noch als Beleidigung benutzt. Aber ich glaube, die Kids da draußen verstehen zunehmend, dass das eigentlich keine Beleidigung sein muss, sondern einfach nur ein Begriff sein kann für eine bestimmte Sexualität. Ein Begriff, den man auch mit Stolz benutzen kann – so wie 1985 das Schwule Museum eröffnete, das heute vom Berliner Senat finanziert wird als queeres Leuchtturmprojekt in der Hauptstadt.
Wie unterscheidet sich denn schwul von der Drag-Welt? Ist Drag das neue schwul?
Candy: (lacht) Also nicht jede Drag Queen ist schwul und nicht jeder Schwule eine Drag Queen. Das kann man mal so in den Raum stellen. Die meisten Drag Queens sind dennoch schwule Männer, glaube ich. Drag ist auch eine Lebenseinstellung – das Feminine in sich zu zelebrieren und zuzulassen. Das ist auch innerhalb der schwulen Community noch schwierig. Ich kann mich erinnern, dass sich Dating für mich als femininen Mann furchtbar schwierig gestaltet hat. Weil ein großes, starkes, maskulines Idealbild von einem Mann auch in der queeren und schwulen Community nach wie vor Standard ist. Ich als Drag Queen und femininer Mann, der gelernt hat, seine Femininität zu leben und zu lieben, habe es da schwerer, auch heute noch. Deswegen sind wir Drag Queens so was wie eine Randgruppe innerhalb der Randgruppe.
Bambi: Für die Medien waren wir immer so was wie der Klassenclown. Da hat man mit dem Finger drauf gezeigt, ein bisschen wie bei Zirkustieren oder im Zoo. Aber davon wollen wir uns entfernen.
__Das werdet ihr mit eurem neuen Podcast „Mehr Glitzer“ tun. Was sind eure inhaltlichen Schwerpunkte? __
Bambi: Bei „Mehr Glitzer“ treffen wir uns als zwei Drag-Performer aus Berlin, die gleichzeitig gute Freunde sind. Dabei sprechen wir über viele Themen, vor allem über Dinge, die wir in unserer queeren Bubble erleben.
Candy: Wir wollen anderen da draußen Sachverhalte aus unserer queeren Sicht erklären. Und dadurch ein bisschen aufklären!
Macht ihr das täglich?
Candy: Der Podcast startet am 27. April und wird einmal pro Woche rauskommen, immer dienstags. Dabei nehmen wir die Hörer und Hörerinnen auf eine 45-minütige Reise durch unsere queere Welt mit.
Was könnte denn ein heterosexuelles Mainstream-Publikum an eurer Sicht auf die Welt interessieren?
Candy: Das Ziel unseres Podcasts ist es, sich großer Themen anzunehmen, die jeden Menschen betreffen, zum Beispiel Liebe, Freundschaft, Familie, Vertrauen. Es geht also um Dinge, mit denen sich jeder Mensch identifizieren kann – egal, was seine sexuelle Orientierung oder Identität ist. Dabei haben wir aber diesen besonderen Blick, weil wir der Hetero-Norm da draußen nicht entsprechen. Wir wollen also genau solchen „heteronormativen“ Zuhörern zeigen, was unsere Sicht ist: Wie funktioniert Dating bei Schwulen? Was bedeutet es für schwule Menschen oder Transpersonen oder queere Menschen allgemein, wenn sie auf einmal wieder in die Wehrpflicht rein müssten? Das sind Sachen, über die sich Hetero-Menschen weniger Gedanken machen, obwohl sie sich mit den gleichen Themen auseinandersetzen.
Bambi: Wir wollen dabei nicht belehren. Wir wollen locker und lustig erzählen und erklären, auch ernste Themen. Viele Menschen haben gar keine Berührungspunkte mit der queeren Welt und merken dann beim Zuhören, wie anders – aber auch wie gleich – viele Dinge am Ende sind.
Candy: Unser Podcast wendet sich an Menschen, die ein offenes Weltbild und Interesse haben, sich mit Dingen zu beschäftigen, die über ihren vertrauten Horizont hinausgehen.
Seht ihr in der deutschen Mainstream-Gesellschaft inzwischen eine größere Bereitschaft, sich auf eine solche queere Perspektive einzulassen?
Candy: Gerade durch Formate wie „Queen of Drags“ auf ProSieben mit Heidi Klum, bei welchem wir vor zwei Jahren dabei sein durften, oder durch Sendungen wie „Prince Charming“ ist das Thema Queerness stark ins Rampenlicht gebracht worden. Es wird immer mehr thematisiert in den Medien und der Gesellschaft. Eine Folge davon ist, dass wir für ganz neue Events gebucht werden. Ich darf zum Beispiel seit drei Jahren Europas größte Beauty-Messe moderieren als Drag Queen, als offensichtlich queere Persönlichkeit in dieser großen heteronormativen Welt. Das zeigt schon, dass wir als Queers als Teil der Gesellschaft akzeptiert werden.
Was ist passiert, dass es nach Jahren des christlich-konservativen Widerstands jetzt diese Öffnung gibt – hat Angela Merkel das angestoßen mit ihrem Ja zur Eheöffnung?
Bambi: Ich glaube, das ist ein ganz, ganz langer Prozess. In der deutschen Geschichte hat es ja bekanntlich extrem lange gedauert, bis es zu einem lockeren Umgang mit LGBT kam – bis beispielsweise der Paragraf 175 im Jahr 1969 entschärft und 1994 ganz abgeschafft wurde, der Paragraf, der einvernehmlichen gleichgeschlechtlichen Sex zwischen Männern kriminalisierte. Oder bis 2017 die Ehe für alle hierzulande kam. Richtig vorangebracht hat das in den letzten Jahren das Phänomen Social Media. Dadurch, dass wir mittlerweile alle miteinander vernetzt sind, bekommen wir Neuigkeiten rund um diese Themen viel schneller mit, auch internationale Entwicklungen. Und an diesen Entwicklungen kommt keiner mehr vorbei …
__Ist Social Media also ein Befreiungsschlag für die Gay Liberation? __
Bambi: Diese Befreiungsbewegung für Schwule, Lesben und Transpersonen hat sehr viel mit Vernetzung zu tun. Viele Menschen auf vielen Kontinenten kämpfen für LGBT-Rechte. Dank sozialer Medien bekommen diese Kämpfe eine neue Sichtbarkeit, die es früher nicht gab. Denk nur an die 1990er-Jahre, als die Aids-Krise wütete. Da gab es Social Media noch nicht, nur etablierte Medien, die ein furchteinflößendes Bild von queeren Menschen verbreiteten, als Gefahr für die Restgesellschaft. Dagegen konnte man wenig tun, wenn man wie ein Aussätziger beschrieben und auch behandelt wurde. Das hat sich jetzt komplett gewandelt.
Candy: Social Media hat dazu beigetragen, dass gewisse Diskurse demokratisiert wurden. Früher hatten wir kaum Einfluss darauf, worüber in den Medien berichtet wurde. Das haben die Medienschaffenden bei den großen Verlagshäusern und öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten im Prinzip selbst entschieden. Im Zuge von Social Media und einer neuen Generation, die so vernetzt ist, wie noch nie zuvor in der Geschichte, haben wir jetzt selbst das Zepter in der Hand und können aufklären: über uns selbst, genauso wie über andere. Wir können Themen setzen und eine öffentliche Diskussion erzeugen, global! Solch ein internationaler Diskurs ist natürlich sehr förderlich für queere Themen, die in Deutschland zuvor gern an den Rand gedrängt wurden, weil angeblich nicht interessant für die Mehrheit. Obwohl die „Mehrheit“ dazu nie jemand befragt hat.
Auch heterosexuelle Jungs können feminin sein oder queere Dinge mögen, ebenso wie heterosexuelle Frauen, die sich nicht zwangsläufig nur für Lippenstift und Rosa interessieren. Alles ist viel fluider geworden, besonders bei Jüngeren. Seid ihr für genau solche Menschen Vorkämpfer?
Candy: Als Drag Queen kratzen wir natürlich an dem Image, was ein „richtiger“ Mann zu sein hat. Wir bringen die Leute dazu, darüber nachzudenken was es bedeutet, Mann oder Frau zu sein. Darauf gibt’s keine einfache oder schnelle Antwort. Aber ich bin froh, wenn wir bei Audible auch Hetero-Männer und -Frauen ansprechen können, die das Gefühl haben, nicht ganz reinzupassen in gängige Geschlechterklischees. Denen wollen wir zeigen, dass wir auch nicht reinpassen und uns trotzdem gut fühlen. Wenn wir solchen Hörern und Hörerinnen ein Vorbild sein könnten, dann wäre das das größte Lob, das wir kriegen könnten.
„Wir bringen die Leute dazu, darüber nachzudenken was es bedeutet, Mann oder Frau zu sein.“
_Candy Crash _
Candy, du arbeitest auch viel mit Senioren. Also mit Menschen, die weitgehend ohne Social Media aufgewachsen sind und in einer anderen Gesellschaft sozialisiert wurden, die weniger fluide und tolerant war und definitiv auch weniger international vernetzt. Richtet sich euer Podcast auch an Leute jenseits der Generation Z?
Candy: Für viele aus dieser älteren Generation sind die Themen, die wir besprechen werden, wahrscheinlich Neuland. Aber meine Arbeit mit älteren Menschen hat mir gezeigt, dass viele Senioren absolut bereit sind, Neues zu lernen. Sie möchten genauso unterhalten werden wie jüngere Menschen. Und die Aha-Momente, die sich bei Älteren manchmal ergeben, sind bewegend zu beobachten. Denn wir sprechen Dinge an, die für viele in dieser Generation früher tabu waren, die aber heute kein Tabuthema mehr sind. Deshalb ist da ein generationenübergreifender Austausch wichtig. Auch, um zu verstehen, wie die Welt früher tickte. Da können wiederum die Jüngeren viel lernen.
Gibt es innerhalb der LGBT-Community einen generationsübergreifenden Austausch und ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein?
Candy: Ich merke, dass die jüngere queere Generation in Bezug auf bestimmte Themen immer kritischer wird. Was ich als etwas Positives empfinde! Denn wir haben es inzwischen mit einer Generation zu tun, die Sache nicht einfach hinnimmt und sagt „Okay, das ist dann halt so“. Nein, heute wird alles hinterfragt. Dadurch wird ein Diskurs eröffnet und eine kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit, aber auch mit dem Verhalten einer älteren LGBT-Generation, die Sachen damals einfach nicht bedacht oder anders beurteilt hat.
Bambi: Das liegt auch daran, dass bestimmte Gruppen damals noch gar nicht die Möglichkeit hatten, offen über bestimmte Dinge zu sprechen. Deswegen wurden viele Probleme nicht hinterfragt, sondern stillschweigend akzeptiert. Das tun junge Queers nicht!
__Es gab schon seit Ende des 19. Jahrhunderts wichtige LGBT-Publikationen. Aber das waren Nischenprodukte, die kaum jenseits der kleinen Zielgruppe wahrgenommen wurden. Nun startet ihr mit Audible als Partner auf einer viel größeren und sichtbareren Plattform … __
Candy: Ich finde diese Entwicklung hin zum Mainstream sehr, sehr positiv. Ich bin heutzutage selbst Herr meiner Geschichte, und ich kann selbst entscheiden, wo ich meine Geschichte erzählen möchte und wie. Wenn mir große Unternehmen wie Audible oder ProSieben die Möglichkeit geben, das zu tun, wäre es fatal, diese Möglichkeit nicht zu nutzen. Denn ich habe eine Geschichte, die erzählt werden möchte, und ich weiß, dass es unglaublich viele Menschen da draußen gibt, die etwas Ähnliches erlebt haben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Wenn diese Menschen sehen: Aha, da ist jemand im Mainstream angekommen und bekommt bei so großen Unternehmen eine Stimme, dann gibt das anderen Hoffnung. Und das finde ich absolut großartig.
Bambi: Das macht es auch für jugendliche LGBT einfacher, mit ihrer teils immer noch schwierigen Situation umzugehen. Sie können dadurch erkennen, dass nicht alles so schlimm ist, wie’s am Anfang vielleicht scheint. Als ich jung war, hatte ich solche Repräsentation meiner Geschichte in den Medien nicht.
„Queer“ definiert sich über die Differenz zum Mainstream. Wenn ihr jetzt selbst im Mainstream ankommt, seid ihr dann eigentlich noch queer?
Candy: Wir unterscheiden uns auch weiterhin vom Mainstream, selbst, wenn wir Teil von diesem sind. Wir werden nie die Norm sein.
Gerade unter radikaleren queeren Aktivisten und Aktivistinnen wird intensiv über Privilegien diskutiert – speziell den Privilegien von weißen Männern. Nun könnte man euch ja als weiße Männer bezeichnen, die mal wieder bevorzugt behandelt werden und anderen weniger privilegierten Queers die Möglichkeit nehmen, dass deren Stimmen gehört werden.
Candy: Klar, wir sind in gewisser Weise privilegiert. Aber wir wollen natürlich unsere Plattform auch für die Leute nutzen, die ihre Stimme nicht so laut hinausposaunen können wie wir. Wir werden in unserem Podcast selbstverständlich Dinge wie Ausgrenzung und Rassismus ansprechen, Dinge, die auch Bestandteil der LGBT-Community sind und definitiv berücksichtigt werden müssen.
Bambi, du hast mal erzählt, dass du im Kindergarten erstmals das Bedürfnis nach „Verwandlung“ verspürt hast: Du wolltest deine feminine Seite auszuleben. Inzwischen hast du zwei kleine Kinder. Wird das Thema Kinder und Erziehung in eurem Podcast aufgegriffen?
Bambi: Das ist natürlich ein ganz großes Thema, auch bei „Mehr Glitzer“. Als schwule Männer haben wir eine biologische Familie, aber trotzdem suchen wir uns in unseren Kreisen unsere eigene Wahlfamilie. So habe ich jetzt noch eine andere kleine Familie, mit zwei Kindern. Ich bin der Meinung, ein Kind kommt unschuldig auf die Welt. Es wird eigentlich nur durch die Meinungen der Außenwelt beeinflusst in seiner Einordnung von Familie und Sexualität. Ich werde oft gefragt, wie ich mal meinen Kindern erklären will, dass ich ein schwuler Mann bin, dass ich Drag mache, etc. Die Sache ist die: Meine Kinder wachsen damit auf, es ist für sie das komplett Normalste der Welt. Als ich jünger war, habe ich mich auch über schwule Menschen lustig gemacht, weil das in meinem Umfeld so Gang und Gäbe war. Ich habe mich damals noch nicht damit auseinandergesetzt, wer ich bin. Schwulsein war für mich etwas Fremdes. Und solche Äußerungen waren eine Art Schutzmechanismus, weil ich mit dem Thema keine Erfahrung und Vorbilder hatte. Deshalb kann man, meiner Meinung nach, bei Kindern nicht früh genug anfangen, ihnen locker und lässig zu erklären, dass jeder Mensch leben kann, wie er möchte und mit wem er möchte.
„Schwulsein war für mich etwas Fremdes. Ich habe mich damals noch nicht damit auseinandergesetzt, wer ich bin.“
Bambi Mercury
Candy: Ich find‘s auch totalen Quatsch, wenn Eltern sagen: „Oh mein Gott, mein Kind ist noch viel zu jung um sich mit dem Thema LGBT auseinanderzusetzen.“ Ich bin der Meinung, dass ein Kind in dem Moment, wo es fragt und ehrlich Interesse an einem Thema zeigt, auch alt genug dafür ist, etwas so erklärt zu bekommen, dass es Dinge nachvollziehen kann. Heute ist in sozialen Medien eh schon alles sexualisiert – über Werbung und sonstige Inhalte –, so dass Kinder mittlerweile schnell frühreif sind und Fragen haben. Da sollte dann definitiv ein Gespräch stattfinden. Man kann ja auch den Spieß umdrehen und mal die Heteros fragen, ob sie nicht glauben, dass es zu früh sei, wenn ihr Kind in der Werbung dauernd sieht, wie sich ein Mann und eine Frau küssen? Das wird nicht problematisiert, obwohl es auch eine Form von Frühsexualisierung ist. In diesem Fall jedoch über ein akzeptiertes Standardbild.
Bambi: Es gibt leider viele Menschen, die sich angegriffen fühlen, wenn etwas vom vermeintlichen Standard abweicht.
Candy: Manche sagen dann, wir dürfen jetzt heiraten, da müssen wir unsere Sexualität doch nicht so zur Schau stellen. Dabei werden wir als Schwule auch jeden Tag mit einer sehr sichtbar zur Schau gestellten Hetero-Normalität und -Sexualität konfrontiert.
Apropos Angriffe: In den sozialen Medien ist viel Hass anzutreffen, was alles betrifft, was von der „Normalität“ abweicht.
Bambi: Ich persönlich habe mich entschlossen, solche Kommentare und Statements zu ignorieren. Aber ich bin halt ein impulsiver Mensch. Wenn zwischen dem Lob und all der Anerkennung, die ich kriege, auch ein Kommentar dabei ist, der unter die Gürtellinie geht, dann triggert mich das. Als es durch die Medien ging, dass ich Vater von zwei Kindern werde, wurde ich das erste Mal so richtig stark mit einer extremen Form von Negativität und Hass überrollt. Daran hatte ich ganz schön zu knabbern. Candy kennt das auch von YouTube und Instagram. Was man da teils an Kommentaren liest aufgrund seiner Sexualität, das ist krass.
Candy: Ich wurde mein Leben lang – wirklich jeden Tag – mit Beschimpfungen konfrontiert. Ich habe echt schon alles gehört, sogar Face-to-Face auf der Straße. Wenn du so aufwächst und dir ein dickes Fell wachsen lassen musst, dann lassen sich die paar dummen anonymen Worte im Internet kalt. Du lernst, darauf nichts zu geben. Ich glaube Bambi und ich sind beide in unserer Identität so gefestigt, dass uns das nichts mehr antut, auch wenn es manchmal arg persönlich wird … da können wir drüberstehen! Aber für viele junge Leute ist das was ganz anderes. Das sind oft noch keine gefestigten Menschen. Deshalb ist die Art und Weise, wie Bambi und ich damit umgehen und das bewusst öffentlich kommunizieren in unserem Podcast, ein Vorbild. Wir zeigen Jugendlichen: Schaut mal, die können euch nix! Ihr seid gut, so wie ihr seid, lasst euch von niemandem was anderes weismachen.
Wird Heidi Klum euer Gast sein?
Bambi: Der Podcast ist unser Projekt und ruht sich nicht auf Heidis Schultern aus. Es soll am Ende nicht nur heißen: Ach, das sind die beiden aus der ProSieben-Show. Wir haben vorher Dinge gemacht, haben bei „Queen of Drags“ teilgenommen und dadurch mehr Sichtbarkeit bekommen, und wir machen jetzt weiter, jenseits von „Queen of Drags“.
Candy: Im Prinzip geht‘s in unserem Podcast um zwei Drag Queens, die sich ganz verschiedenen Themen stellen, und da ist unsere Meinung gefragt. Wenn aber ein Gast vorbeischauen sollte, dann wird es bestimmt ein hochkarätiger. (lacht)
Bambi: Das Ding ist, wir beide kennen uns schon ziemlich lange, also schon vor „Queen of Drags". Wir sind sehr gut Freunde und deswegen ist das nochmal was anderes, wenn wir uns jetzt zu zweit präsentieren, nicht mit der vollen ProSieben-Truppe.
__Welche Podcasts hört ihr eigentlich selbst aus dem LGBT-Bereich? __
Candy: Tyler Oakley aus den USA, sein Podcast heißt „Psycho Babble“. Aber auch „GAG – Der Podcast“, das ist momentan eigentlich der Gay-Podcast in Deutschland. Ab und zu höre ich auch in „Stadt.Land.Schwul“ rein. Und ab April dann „Mehr Glitzer“, natürlich. (lacht)
Warum muss man euren Podcast hören?
Candy: Wir werden in jeder Folge eine Flasche Schampus köpfen! Und wir rufen unsere zuhörenden Zuckerstangen auf, sich eine Dreiviertelstunde Auszeit zu nehmen aus ihrem Alltag und mit uns ein bisschen zu lachen und nachzudenken über alles, was so passiert.
Euer Podcast heißt „Mehr Glitzer“. Ist das nicht auch ein bisschen klischeehaft, dass Schwule immer nur Party feiern und Schampus trinken … und vor den unangenehmen Dingen des Lebens die Augen beziehungsweise Ohren verschließen?
Candy: Genau das macht unseren Podcast aus. Wir spielen bewusst mit diesen Klischees von schwulen Männern und Drag Queens. Die zum Teil ja auch stimmen, denn Klischees kommen nicht von irgendwo. Wir räumen aber gleichzeitig mit diesen Klischees auf, indem wir uns ernsteren Themen widmen und zeigen: Wir sind nicht nur zwei verkleidete Männer in Damenunterwäsche, sondern haben auch noch ein bisschen Horizont.
Bambi: Und tragen vielleicht keine Unterwäsche! (lacht)