Der Ickabog ist auf dem Weg zu uns. Kannst du ihn uns beschreiben – und worum es in der Geschichte, die seinen Namen trägt, geht?
Der Ickabog ist, je nachdem, wer seine Legende erzählt, ein anders geartetes, aber immer furchteinflößendes Monster. Bisher hat ihn noch niemand gesehen, doch von Generation zu Generation werden in Schlaraffien, dem Land, in dem die Ickabog-Geschichte spielt, schaurige Märchen über den Menschenfresser Ickabog weitergegeben. Besonders, um Kinder zu amüsieren, zu erschrecken, aber auch um sie zu erziehen … „Sonst kommt der Ickabog!“
Eines Tages soll aus der Legende Wirklichkeit geworden sein. Der Ickabog wird tatsächlich vom König gesehen, ein edler Ritter von dem Monster getötet. Oder war es etwa ganz anders? Das Unheil nimmt seinen Lauf, als die Einflüsterer des Königs merken, dass ihre Macht wächst, je mehr Angst sie verbreiten …
Was war dein erster Eindruck vom „Ickabog“ und wieso hast du dich entschieden, deine Stimme diesem Hörbuch zu leihen?
Der Ickabog von J.K.Rowling ist ein anspruchsvolles Kinderbuch, das Märchen, Abenteuergeschichte und politische Aufklärung miteinander verbindet. Ich mochte die fantasievollen Welten, in die man durch die reiche Sprache der Autorin entführt wird. Und ich war fasziniert, wie die unterschiedlichen Charaktere aufzeigen, wo Gier, Angst und Mitläufertum eine Gesellschaft hinführen können.
„Der Ickabog“ ist nicht das erste Hörbuch, das du sprichst. Was ist für dich das Besondere an Audioproduktionen?
Während man eine Geschichte vorliest, lebt man sie. Das liebe ich.
Was hat dir an der Produktion besonders gefallen?
Es ist schön, wenn man während der Produktion das Gefühl hat, man arbeitet an einer wichtigen, an einer besonderen Geschichte. „Der Ickabog“ war nicht einfach „ein Job“ – ich will wirklich, dass Kinder die Geschichte des Ickabog hören, verstehen und für sich dadurch etwas lernen können.
Was ist für dich beim Hörspiel die größte Herausforderung?
Man liest pro Tag doch viele, viele Seiten und möchte diese mit gleichbleibender Wachheit und Energie interpretieren. Die Konzentration über die vielen Stunden zu halten, immer wieder in die verschiedenen Charaktere hinein zu finden und den Spannungsbogen mit der Leseenergie mitzutragen, das sind für mich die größten Herausforderungen.
Inwiefern unterscheidet sich die Vorbereitung auf ein Hörbuch oder Hörspiel von der auf einen Film?
Ein Film und ein Hörbuch sind tatsächlich ganz verschiedene Dinge, auf die man sich auch unterschiedlich vorbereitet. Das Hörbuch wird mehrfach gelesen, Betonungen angestrichen, Figuren bekommen Haltung und eventuell eine Stimme verliehen. Hiernach begibt man sich auf eine Reise vor dem Mikrofon, im besten Fall wird man selbst von dem Sog der Geschichte hineingezogen. Filme brauchen natürlich auch Recherche und Auseinandersetzung mit der eigenen Figur, aber am Ende entsteht er durch eine Teamkollaboration, durch Proben mit den Schauspielkollegen, durch ein Zusammenspiel vieler Faktoren. Mit Hörspielen habe ich tatsächlich noch nicht so viel Erfahrung gesammelt.
Du hast an der Vertonung zahlreicher Kinderbücher mitgewirkt. Für welches Genre entscheidest du dich privat, wenn du hören willst?
Ich lese gerne für Kinder, das stimmt. Ich selbst höre am liebsten Hörbücher mit Sachthemen.
Welches Kinderbuch hast du aus deiner Kindheit besonders in Erinnerung?
Die kleine Hexe von Ottfried Preußler. Ich hatte eine Schallplatte, auf der Ottfried Preußler sein Buch selbst vertonte. Als ich dann – Jahrzehnte später – selbst Die kleine Hexe als Hörbuch aufnehmen durfte, hatte ich noch immer Preußlers Betonungen, Pausen und innere Haltungen im Ohr. Und Pünktchen und Anton, auch von Erich Kästner selbst vorgetragen.
Inwiefern, denkst du, prägen Kinderbücher den Nachwuchs? Wie wichtig ist es, dass sie dort Kinder sehen, denen sie nacheifern können?
Noch wichtiger, als Buchfiguren nachzueifern, finde ich, dass man sich mit ihnen identifizieren kann. Auch ein Kind zu sein ist nicht immer einfach. Durch ein Buch zu erfahren, dass es anderen Kindern auch so geht, dass sie unsicher sind oder auch einmal feige, dass sie sich auch manchmal traurig, einsam oder allein fühlen – ich glaube, dass das sehr heilsam und beruhigend wirken kann. Und hilft, sich mit seinen Schwächen zu akzeptieren.