Tippt man „Anna Basener“ in die gängigen Suchmaschinen, findet man neben ihrer eigenen Webseite und einem Wikipedia-Eintrag diverse Interviews, Artikel und – selbstverständlich – ihre Bibliografie. Die liest sich ebenso bunt, wie ihre sympathischen #bahnkloselfies aussehen, die sie regelmäßig von ihren Reisen durch die Republik auf ihrem Instagram-Account postet. Zu ihren Veröffentlichungen gehört ein preisgekrönter Roman ebenso wie Kurzgeschichten, Artikel und Essays, Heftromane und Hörspiele.
Wir treffen uns mit ihr in Clärchens Ballhaus, einem der bekanntesten Tanzlokale Berlins. Hier säumen zahlreiche Tische eine großzügige Tanzfläche, die allerdings an diesem verregneten Donnerstagnachmittag ebenso wie der Rest des Lokals ziemlich leer ist. Die pink angestrahlten, lamettabehangenen Wände glitzern unbeirrt mit der überdimensionierten Discokugel in der Mitte des Raumes um die Wette.
Ruhrpott-Charme und Berliner Lässigkeit
Wir weisen dich darauf hin, dass dieser Titel nicht für dich geeignet ist, wenn du unter 18 Jahre alt bist.
Das neue Audible Original Hörspiel entführt in die Halbwelt der 1920er Jahre in Berlin: Die berühmte deutschstämmige Hollywoodschauspielerin Hedi (Jeanette Hain) sitzt in einem Frauengefängnis in Hollywood. Sie hat einen Mann erschossen. Dem Journalisten der New York Times, der sie dazu befragen will, erzählt sie allerdings nichts von dieser Tat, sondern berichtet in Rückblenden von ihrer ungewöhnlichen Kindheit in einem Berliner Bordell namens "Ritze". Immer an der Grenze zwischen Legalität und Illegalität wächst sie bei ihrer furchtlosen Oma Minna (Ursula Werner) auf, die das Bordell betreibt. Ihr Vater Fritz (Edin Hasanovic) ist ein egozentrischer Gigolo, der von seiner Tochter nichts wissen will. Zur "Ritze" gehören Colette (Saskia Rosendahl), die schönste Hure Berlins, und die strenge Domina Natalia (Natalia Belitski), die Hedis großes Vorbild ist. Diese außergewöhnlichen Frauen sind es, die Hedi geprägt haben und denen sie mit ihrer Geschichte ein Denkmal setzt. Dies tut sie mit viel Humor und einer großen Portion Liebe.
Die Geschichte basiert auf wahren Begebenheiten und Personen, die Handlung ist jedoch frei erfunden.
>> Diese Hörspiel-Fassung genießt du exklusiv nur bei Audible.
Pink ist übrigens auch Anna Baseners Mantel. Und ihr Lippenstift. Anna selbst bezeichnet ihren Stil als „Hipster Barbie“ – und fasst ihren Look damit durchaus zutreffend zusammen. Zur seidigen Vintage-Bluse („Vier Euro aus dem Schlussverkauf bei Humana!“) trägt sie graue Skinny Jeans und Stiefeletten in Schlangenleder-Optik, die über den Parkettboden klappern. Gekonnt kombiniert sie Ruhrpott-Charme mit Berliner Lässigkeit.
Die gebürtige Essenerin gibt sich im echten Leben genauso unkompliziert und entwaffnend ehrlich wie auf ihrem Instagram-Kanal, erzählt bei heißer Schokolade von ihrer Lieblingsserie RuPaul’s Drag Race und ihrer Begeisterung für mitternächtliches Home-Shopping-Schauen. Vom Konzept der „guilty pleasures“ hält sie nämlich nicht viel, denn ihre Theorie ist: Warum sollte man sich für etwas schämen, dass einem Spaß macht oder schlicht und einfach gut unterhält? „Ich fiebere jedes Jahr dem Dschungelcamp entgegen“, sagt sie und schiebt gleich hinterher: „Das wäre mal ein Traumjob: Sprüche-Schreiber für die Moderatoren vom Dschungelcamp!“
„Das wäre mal ein Traumjob: Sprüche-Schreiber für die Moderatoren vom Dschungelcamp!"
Anna Basener
In der Zwischenzeit ist die 35-Jährige aber auch als Schriftstellerin ganz zufrieden, immerhin hat sie in diesem Jahr schon ihren neuen Roman „Schund und Sühne“ veröffentlicht, in dessen Zentrum eine junge Groschenromanautorin steht. Mit Heftromanen kennt Anna sich bestens aus: Sie finanzierte ihr Studium in Hildesheim unter anderem mit „Die Liebe kam nach Grevenglut“, „Maskenball der Gefühle“ sowie „Lassiter und die Zarentochter“. Unter wohlklingenden Pseudonymen wie Catharina Chrysander veröffentlichte sie zahlreiche Romanhefte und wurde von der ZEIT sogar als „erfolgreichste deutsche Groschenromanautorin“ gekürt. Das Standardwerk „Heftromane schreiben und veröffentlichen“ stammt ebenfalls von ihr.
Heftromane schreibt sie mittlerweile nicht mehr. Stattdessen gab sie 2017 ihr Debüt als Romanautorin. Irgendwann dachte sie nämlich, dass sie doch auch mal einen Roman schreiben könnte. Das Resultat ihrer – wie sie es nennt – „Hybris“, das Buch mit dem klangvollen Titel Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte, wurde mit dem Putlitzer Preis für den amüsantesten deutschsprachigen Roman ausgezeichnet, läuft mittlerweile als musikalische Komödie am Schauspiel Dortmund und soll sogar verfilmt werden. Alles ziemlich aufregend, wie Anna selbst sagt.
Der Druck ist mittlerweile ein anderer als zu den Zeiten, als sie noch Groschenromane schrieb. Gab es früher kaum Vergleichbarkeit, weil sie nun mal die einzige Groschenromanautorin in ihrem Alter war und ihre Kommilitonen sich an hochliterarischen Texten versuchten, während sie ihren „Sissi-Kram“ machte, gibt es jetzt Verkaufszahlen, Rezensionen, Sterne bei Amazon und Bestseller-Plätze. „Wenn so ein Buch frisch rauskommt, ist die Vergleichbarkeit nicht so leicht auszuhalten“, sagt Anna und rückt ihre gold-gerahmte Brille zurecht. „Man möchte dann nicht sehen, dass irgendjemand nur drei Sterne gegeben hat.“
Von allzu negativer Kritik versucht sie jedoch sich fernzuhalten und liest auf Amazon prinzipiell nur die Kommentare mit fünf Sternen. Und das aus gutem Grund: „Ich möchte natürlich gelesen werden und ich möchte natürlich auch die fünf Sterne, aber ich weiß genau, wenn ich dann am Schreibtisch sitze, möchte ich nicht irgendeinem Bild, das eine potenzielle Leserschaft haben könnte, entsprechen. Ich möchte den Text und die Geschichte so erzählen, wie ich sie in dem Moment erzählen möchte.“
Leidenschaft für Dialoge
Mit genau dieser selbstbewussten Einstellung ist Anna auch an ihre Hörspielreihe Die juten Sitten gegangen. Wie schon ihr Debütroman, spielen beide Teile von "Die juten Sitten" abseits des Alltäglichen – in einem Bordell. Ein Umfeld, das Anna schon während ihrer Recherche für die Figur der Omma fasziniert und seitdem nicht mehr losgelassen hat. Kombiniert mit Annas Leidenschaft für Dialoge ist so ein einzigartiges Hörspiel entstanden, dass das von Exzessen geprägte Berlin der zwanziger Jahre in all seinen Facetten einfängt.
Was als nächstes auf dem Plan steht? Erst einmal hat Anna alle manikürten Hände voll zu tun mit der Veröffentlichung ihres neuen Buches, mit dem Theaterstück Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte und nun den „Juten Sitten“. In zwei Wochen ist außerdem Buchmesse. „Da habe ich gerade nicht die Ruhe mir zu überlegen, was als nächstes kommt.“ Dass da noch etwas kommt, das wieder mit Charme und Witz und jeder Menge Hemmungslosigkeit überrascht, ist klar. Wir sind jedenfalls gespannt, was sich Anna als nächstes einfallen lässt.
Mehr Titel von Anna Basener
Die Omma ist eine Ruhrpottikone. Sie war mal Wirtschafterin im Puff, bis sie den brutalen Zuhälter nicht mehr ertragen konnte und ihn kurzerhand mit einer Flasche Korn erschlagen hat. Als die Mitzi, ehemalige Prostituierte und enge Vertraute der Omma, plötzlich stirbt, bricht die Omma alle Zelte in Essen ab und zieht zu ihrer Enkelin Bianca. Nach Berlin-Kreuzberg. Bianca wundert sich sehr, dass die vitale Mitzi plötzlich tot sein soll und die Omma ihr geliebtes Essen verlässt. Bianca stellt immer mehr Fragen - bis sie eine Antwort erhält, die sie nicht hören wollte...
Anna Basener ist ein todkomischer Roman mit zwei unerschrockenen Heldinnen gelungen, die erst dann wirklich zur Familie werden, als sie gezwungenermaßen zusammenziehen.
Ein Mann, eine Frau, ein Match, ein Date - soweit die Theorie. Was passiert aber, wenn Mann und Frau kein Match sind und sich trotzdem daten?
Das Ergebnis ist eine Audio-Novela der Superlative: Mit Live-Aufnahmen in Berlin sprengt Audibles neue Dating-Serie die Grenzen zwischen Film und Hörspiel und wartet mit leidenschaftlicher Liebe, schlagfertigen Dialogen und einer großstädtischen Geräuschkulisse auf.
Radiomoderator Jan (Richard Barenberg) wird von seinem Intendanten gezwungen, sich auf ein gewagtes Experiment einzulassen: Er meldet sich bei einem Datingportal an, um eine Frau zu suchen, die laut Dating-Algorithmus absolut kein Match ist. Das Pikante daran: Jan soll mit der Paartherapeutin Marita Hennes (Judy Winter) im Radio offen über seine Dates berichten.
So trifft Jan auf Sophie (Nora Jokhosha) - es ist Abneigung auf den ersten Blick. Zwar finden sich die beiden äußerlich anziehend, aber die verkopfte Chemikerin und der freiheitsliebende Digitalnomade können sich nicht riechen. Dennoch kann Jan Sophie dazu überreden, ihn zu daten, um der Online-Dating-Welt zu beweisen, dass man sich auch ohne kalkulierte Übereinstimmung annähern kann...
Mit "Be My Match" von Anna Basener feiert Audible eine Premiere: Zum ersten Mal wurde ein Hörspiel "on location" in Shopping Malls, Cafés und auf der Straße aufgenommen. Der Soundmix aus Fußgängern, Fahrradklingeln, Autohupen und Bargeräuschen, untermalt von Electro-Indie-Pop-Musik, katapultiert Sie mitten in die Hauptstadt - und in eine Love Story, die keine sein will.
Platz 2 bei der OhrCast Wahl zum Hörspiel des Jahres 2016
In deiner Audible-Bibliothek findest du für dieses Hörerlebnis eine PDF-Datei mit zusätzlichem Material.
>> Diese Hörspiel-Serie genießt du exklusiv nur bei Audible.
Fotos: Jens Oellermann
Weiterlesen: Die juten Sitten – Story, Hintergründe & Charaktere