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Von Trash-TV und Sternen: Im Gespräch mit Anna Basener

Von Trash-TV und Sternen: Im Gespräch mit Anna Basener

Tippt man „Anna Basener“ in die gängigen Suchmaschinen, findet man neben ihrer eigenen Webseite und einem Wikipedia-Eintrag diverse Interviews, Artikel und – selbstverständlich – ihre Bibliografie. Die liest sich ebenso bunt, wie ihre sympathischen #bahnkloselfies aussehen, die sie regelmäßig von ihren Reisen durch die Republik auf ihrem Instagram-Account postet. Zu ihren Veröffentlichungen gehört ein preisgekrönter Roman ebenso wie Kurzgeschichten, Artikel und Essays, Heftromane und Hörspiele.

Wir treffen uns mit ihr in Clärchens Ballhaus, einem der bekanntesten Tanzlokale Berlins. Hier säumen zahlreiche Tische eine großzügige Tanzfläche, die allerdings an diesem verregneten Donnerstagnachmittag ebenso wie der Rest des Lokals ziemlich leer ist. Die pink angestrahlten, lamettabehangenen Wände glitzern unbeirrt mit der überdimensionierten Discokugel in der Mitte des Raumes um die Wette.

Ruhrpott-Charme und Berliner Lässigkeit

Die juten Sitten

Pink ist übrigens auch Anna Baseners Mantel. Und ihr Lippenstift. Anna selbst bezeichnet ihren Stil als „Hipster Barbie“ – und fasst ihren Look damit durchaus zutreffend zusammen. Zur seidigen Vintage-Bluse („Vier Euro aus dem Schlussverkauf bei Humana!“) trägt sie graue Skinny Jeans und Stiefeletten in Schlangenleder-Optik, die über den Parkettboden klappern. Gekonnt kombiniert sie Ruhrpott-Charme mit Berliner Lässigkeit.

Die gebürtige Essenerin gibt sich im echten Leben genauso unkompliziert und entwaffnend ehrlich wie auf ihrem Instagram-Kanal, erzählt bei heißer Schokolade von ihrer Lieblingsserie RuPaul’s Drag Race und ihrer Begeisterung für mitternächtliches Home-Shopping-Schauen. Vom Konzept der „guilty pleasures“ hält sie nämlich nicht viel, denn ihre Theorie ist: Warum sollte man sich für etwas schämen, dass einem Spaß macht oder schlicht und einfach gut unterhält? „Ich fiebere jedes Jahr dem Dschungelcamp entgegen“, sagt sie und schiebt gleich hinterher: „Das wäre mal ein Traumjob: Sprüche-Schreiber für die Moderatoren vom Dschungelcamp!“

„Das wäre mal ein Traumjob: Sprüche-Schreiber für die Moderatoren vom Dschungelcamp!"

Anna Basener

In der Zwischenzeit ist die 35-Jährige aber auch als Schriftstellerin ganz zufrieden, immerhin hat sie in diesem Jahr schon ihren neuen Roman „Schund und Sühne“ veröffentlicht, in dessen Zentrum eine junge Groschenromanautorin steht. Mit Heftromanen kennt Anna sich bestens aus: Sie finanzierte ihr Studium in Hildesheim unter anderem mit „Die Liebe kam nach Grevenglut“, „Maskenball der Gefühle“ sowie „Lassiter und die Zarentochter“. Unter wohlklingenden Pseudonymen wie Catharina Chrysander veröffentlichte sie zahlreiche Romanhefte und wurde von der ZEIT sogar als „erfolgreichste deutsche Groschenromanautorin“ gekürt. Das Standardwerk „Heftromane schreiben und veröffentlichen“ stammt ebenfalls von ihr.

Heftromane schreibt sie mittlerweile nicht mehr. Stattdessen gab sie 2017 ihr Debüt als Romanautorin. Irgendwann dachte sie nämlich, dass sie doch auch mal einen Roman schreiben könnte. Das Resultat ihrer – wie sie es nennt – „Hybris“, das Buch mit dem klangvollen Titel Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte, wurde mit dem Putlitzer Preis für den amüsantesten deutschsprachigen Roman ausgezeichnet, läuft mittlerweile als musikalische Komödie am Schauspiel Dortmund und soll sogar verfilmt werden. Alles ziemlich aufregend, wie Anna selbst sagt.

Anna Basener

Der Druck ist mittlerweile ein anderer als zu den Zeiten, als sie noch Groschenromane schrieb. Gab es früher kaum Vergleichbarkeit, weil sie nun mal die einzige Groschenromanautorin in ihrem Alter war und ihre Kommilitonen sich an hochliterarischen Texten versuchten, während sie ihren „Sissi-Kram“ machte, gibt es jetzt Verkaufszahlen, Rezensionen, Sterne bei Amazon und Bestseller-Plätze. „Wenn so ein Buch frisch rauskommt, ist die Vergleichbarkeit nicht so leicht auszuhalten“, sagt Anna und rückt ihre gold-gerahmte Brille zurecht. „Man möchte dann nicht sehen, dass irgendjemand nur drei Sterne gegeben hat.“

Von allzu negativer Kritik versucht sie jedoch sich fernzuhalten und liest auf Amazon prinzipiell nur die Kommentare mit fünf Sternen. Und das aus gutem Grund: „Ich möchte natürlich gelesen werden und ich möchte natürlich auch die fünf Sterne, aber ich weiß genau, wenn ich dann am Schreibtisch sitze, möchte ich nicht irgendeinem Bild, das eine potenzielle Leserschaft haben könnte, entsprechen. Ich möchte den Text und die Geschichte so erzählen, wie ich sie in dem Moment erzählen möchte.

Kaiserwetter in der Gosse

Leidenschaft für Dialoge

Mit genau dieser selbstbewussten Einstellung ist Anna auch an ihre Hörspielreihe Die juten Sitten gegangen. Wie schon ihr Debütroman, spielen beide Teile von "Die juten Sitten" abseits des Alltäglichen – in einem Bordell. Ein Umfeld, das Anna schon während ihrer Recherche für die Figur der Omma fasziniert und seitdem nicht mehr losgelassen hat. Kombiniert mit Annas Leidenschaft für Dialoge ist so ein einzigartiges Hörspiel entstanden, dass das von Exzessen geprägte Berlin der zwanziger Jahre in all seinen Facetten einfängt.

Was als nächstes auf dem Plan steht? Erst einmal hat Anna alle manikürten Hände voll zu tun mit der Veröffentlichung ihres neuen Buches, mit dem Theaterstück Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte und nun den „Juten Sitten“. In zwei Wochen ist außerdem Buchmesse. „Da habe ich gerade nicht die Ruhe mir zu überlegen, was als nächstes kommt.“ Dass da noch etwas kommt, das wieder mit Charme und Witz und jeder Menge Hemmungslosigkeit überrascht, ist klar. Wir sind jedenfalls gespannt, was sich Anna als nächstes einfallen lässt.

Mehr Titel von Anna Basener

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
Be My Match

Fotos: Jens Oellermann

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