Es dürfte kaum ein Kinderzimmer geben, in der ihre Figuren nicht die Fantasie des Nachwuchses beflügelt hätte – immerhin hat mit und echte Kultfiguren erschaffen. Nur bei Audible erscheint am 10. Dezember die neue Hörspiel-Reihe . Im Interview erzählt sie, worum es in Draculino geht und was für sie eine gute Geschichte ausmacht.
Mal Hand aufs Herz, du hast wunderbare Geschichten für Kinder geschrieben, welche Geschichten hast du denn deinem Sohn vorgelesen und erzählt?
Eines der Lieblingsbücher meines Sohnes war „House by Mouse“, die Geschichte eines Mäuse-Architekten! „Räuber Grapsch“, Ringelnatz für Kinder, Bücher von Peter Härtling, Christine Nöstlinger ... quer durch die Bank! Und erzählt habe ich ihm Geschichten auf die Art, wie mein Großvater es mit mir getan hat: die Weltgeschichte lustig verpackt mit Momme Pavi als jeweiligen Helden.
Was macht denn eine gute Kindergeschichte aus?
Wenn die Autorin/ der Autor beim Ausdenken der Geschichte mit den Kindern auf Augenhöhe bleibt, sich selbst in seine eigene Kindheit zurückversetzen kann und das dann zu Papier bringt, ist das schon mal eine gute Ausgangsposition für eine spannende Kindergeschichte!
Benjamin Blümchen setzt sich für die Umwelt ein, Bibi Blocksberg zeigt ein starkes Mädchen und in deiner neuen Geschichte „Draculino“ geht es um einen Waisenjungen, der es wegen seines Äußeren schwer mit seinen Mitschülern hat und von einem Vampir-Ehepaar umsorgt wird. Welche Botschaft versteckt sich in „Draculino“ für Kinder?
Dass in jedem Wesen das Gute schlummert, dass wir die Hoffnung auf ein Happy End niemals aufgeben dürfen, dass Liebe aus den unerwartesten Ecken kommen kann und dass wir unter der Haut alle gleich sind.
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Woher kam die Inspiration zu „Draculino“?
Als mein damals dreijähriger, rotgelockter Sohn Opfer einer Nuckelflaschen-Zuckerteekaries wurde und ihm die Vorderzähnchen wegfaulten, aber die Eckzähne stehenblieben, rief ihm auf der Piazza del Campo in Siena die Taubenfutterverkäuferin „Draculino“ hinterher - so habe ich den Namen jahrzehntelang im Gedächtnis behalten. Ich wusste immer, dass ich eine Geschichte drumherum bauen würde – es hat halt gedauert! Dass unser Draculino jetzt in einem italienischen Dorf lebt, hat damit natürlich ebenfalls etwas zu tun.
Wie kam eigentlich die Zusammenarbeit mit Audible zustande?
Das war ganz einfach: Meine sehr liebe Agentin hat den Kontakt hergestellt und ich kann mich glücklich schätzen, eine begeisterte Produzentin gefunden zu haben, die nicht in meinen Manuskripten herumredigiert!
Hast du schon mal reingehört in das Hörspiel?
Ja, natürlich, und ich finde Jaron Rüschendorf, der Draculino/ Luca spricht, ganz besonders bezaubernd und das Titellied ist schon ein Ohrwurm!
Wie ist das für dich, wenn die Figuren, denen dein Stift Leben eingehaucht hat, plötzlich ganz hörbare Stimmen haben?
Spannend! Es ist ein schönes Gefühl!
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Deine Frauen- und Mädchenfiguren waren gewitzter als die Männer – zumindest meistens. Dennoch waren die frühen Figuren zwar Hexen oder durchsetzungsstarke Journalistinnen. Doch die Entscheidungen haben stets die Männer getroffen. Würdest du das heute ändern? Und wie sieht das denn bei Draculino aus?
Ja, die Zeiten haben sich geändert und wir Frauen haben mittlerweile – zumindest in unseren Breitengraden – mehr Selbstbewusstsein als früher. Bibi etwa würde heute auch ohne Hexerei noch aufrechter durch die Welt gehen. Bei Draculino sind die „Machtpositionen“ gerecht verteilt, finde ich. Vor allem das Flüchtlingsmädchen Mila, Draculinos Freundin, trägt trotz ihres erlittenen Leids den Kopf hoch und weiß sich durchzusetzen.
„Die Zeiten haben sich geändert und wir Frauen haben mittlerweile – zumindest in unseren Breitengraden – mehr Selbstbewusstsein als früher.“
Elfie Donnelly
Apropos Karla Kolumna, brauchen Mädchen heutzutage noch mehr starke Vorbilder, um sich orientieren zu können?
Vor allem brauchen sie das Vorbild ihrer starken Mütter! Die sind bereits eine Frauengeneration im Aufbruch gewesen.
Du musstest sehr früh erwachsen werden. Hattest du ein Vorbild?
Traurigerweise waren meine Vorbilder meistens männlich und existierten in Abenteuerbüchern. Das hat es mir lange Zeit schwergemacht, mich als Mädchen wahrzunehmen! Mein Großvater, bei dem ich aufgewachsen bin, hat mich nämlich zum Jungen erzogen. Das war alles nicht leicht. Wenn es Frauenvorbilder gab, dann lebten sie nicht mehr: Marie Curie, Amelia Earhart, Marie von Ebner-Eschenbach. Wenn ich’s genau überlege, gab es ein lebendes weibliches Vorbild: meine verständnisvolle Deutschprofessorin am Wiener Gymnasium, Doktor Edith Lehner.
Wenn es dich nicht vom Journalismus zum Schreiben von Kinderbüchern und Hörspielen verschlagen hätte, hätte es einen anderen Beruf gegeben, der dich fasziniert hätte?
Ich träumte als Teenager davon, Ethnologin zu werden, denn in ferne Länder zu reisen war immer meine Leidenschaft. Auch die Medizin hat mich fasziniert, vor allem deren wissenschaftliche Seite. Mich begeistert die Forschung.
Ärgert es dich je, dass du vor allem für Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg bekannt zu sein scheinst? Dabei hast du ja auch schon früh Erfolg als Buchautorin gehabt?
„Ärgern“ trifft es nicht ganz. Es ist halt Fluch und Segen zugleich. Die Breitenwirkung der preisgünstigen Kassetten war halt enorm, da ist es kein Wunder, dass die Charaktere der Hörspiele bekannter wurden, als jene in meinen Büchern oder gar ich selbst. Ich bin ja ein bisschen scheu ...
Woher stammte die Inspiration für „Servus Opa, sagte ich leise“?
Meine Mutter und mein Großvater starben, als ich noch in den Kinderschuhen steckte. Um beider Tod zu verarbeiten, habe ich die Geschichte eines Kindes aufgeschrieben, das das langsame Dahingehen des Großvaters miterlebt und ihn in Frieden gehen lässt. Diesen Kinderroman zu verfassen, hat mich damals sehr erleichtert und ich habe wohl damit auch einen Nerv getroffen, denn ich habe dafür unerwartet den deutschen Jugendliteraturpreis bekommen. Leider keinen österreichischen ...mein Heimatland tut sich immer schwer mit jenen, die es verlassen haben.
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