Einerseits sind es die großen Bilder, die der amerikanische Science-Fiction-Autor Frank Herbert (1920 bis 1986) mit Worten zeichnet. Obwohl es sich bei Dune um einen Roman handelt, haben sich die Vorstellungen grenzenloser Wüstenlandschaften und der absurd riesigen Wesen, die darin leben, in unser popkulturelles Gedächtnis gebrannt.
Sandwürmer und andere Gefahren
Die Sandwürmer werden durchschnittlich 450 Meter lang und leben tief in den unteren Wüstenschichten. Sie wirken wie mythologische Monster und sind eine tödliche Bedrohung, die, einmal durch die Oberfläche gebrochen, alles verschlingen, was nicht niet- und nagelfest ist.
Die größte Gefahr für die Heldinnen und Helden von Dune geht jedoch nicht von den Sandwürmern aus, sondern von menschlichen Gruppierungen und Individuen in ihrem Kampf um Macht in einem intergalaktischen Imperium.
Dem Wüstenplaneten, dessen offizieller Name Arrakis lautet, kommt dabei eine Schlüsselposition zu. Denn das sogenannte Gewürz, das nur auf Arrakis existiert, setzt hellsichtige Kräfte frei, verlängert die eigene Lebensspanne und macht die Raumfahrt überhaupt erst möglich. Wer den Wüstenplaneten beherrscht, beherrscht deshalb das Universum.
DUNE: Game of Thrones im Weltall
In Frank Herberts weit entfernter Zukunft gibt es keinerlei Computer oder künstliche Intelligenzen. Diese wurden nach einem Krieg zwischen Mensch und Maschinen besiegt, abgeschafft und verboten. Daraufhin hat sich eine Zivilisation entwickelt, die mittelalterliche Strukturen imitiert: Über den Verbund der Planeten regiert ein sogenannter Imperator.
Die einzelnen Planeten selbst werden von Herzögen und Baronen beherrscht. Und in deren Intrigenspiel mischen zudem noch Gemeinschaften wie die sogenannten Bene Gesserit mit. Diese Frauenorden schleust seine Mitglieder nicht nur in hochrangigen Positionen und als Konkubinen in sämtlichen Herrschaftshäusern ein, sondern arbeiten seit Tausenden von Jahren an einem komplizierten, menschlichen Zuchtprogramm. Ziel ist es, die Geburt eines Übermenschen einzuleiten, der unter der Kontrolle des Ordens steht.
Kann man eine Wüste in einen Ozean verwandeln?
Frank Herberts komplexer Weltenbau ist der zweite Grund, weshalb sich der Dune-Zyklus seit Jahrzehnten so großer Beliebtheit erfreut. Man kann sich in seiner Kleinteiligkeit verlieren. Sie spiegelt sich nicht nur in dem filigran gewobenen Netz aus Ränken und Geheimplänen wider, sondern auch in der Ökologie von Arrakis.
Herbert liebt es, sich in Details zu seiner Welt und wie diese funktioniert zu verlieren. Für die Fremen, die Einheimischen Arrakis', die von den imperialen Eroberern tief in die Wüste vertrieben wurden, hat er einen ebenso ausgeklügelten Hintergrund entwickelt wie für das Öko-System des Planeten selbst. Das Ziel der Fremen ist es, durch eiserne Disziplin und das Sammeln von Wasser über Generationen hinweg eine ökologische Umwälzung anzustoßen, die den Wüstenplaneten in eine fruchtbare Oase verwandelt. Etwas, das die restliche Galaxie unbedingt verhindern will, weil sonst kein Gewürz mehr abgebaut werden könnte.
Wie das alles auf biologischer, ökologischer und spiritueller Ebene zusammenhängt, erklärt der Autor seinem Publikum mit großer Leidenschaft. Wer auf temporeiche Weltraum-Schlachten steht, ist beim Dune-Zyklus deshalb falsch. Die Bücher eignen sich vor allem für Leserinnen und Leser, die sich gern in einem ausgeklügelten Weltenbau verlieren. Wer gern in Rollenspiel-Regelwerken liest oder auch an J. R. R. Tolkiens "Der Herr der Ringe" seine Freude hatte, kommt hier auf seine Kosten.
Mehr über faszinierende Fantasywelten erfährst du hier.
Mehr Allegorie als Märchen
Die dritte große Stärke, die Dune bietet, ist seine philosophische Komponente. Die Fragen nach Macht und wie wir sie nutzen sollten; danach, was gute Führungspositionen ausmacht, ob es solche überhaupt geben kann und was geschieht, wenn Glaubenssysteme eine Eigendynamik entwickeln durchziehen die Weltraum-Saga. Sie wird dadurch eher zu einer Allegorie als zu einem Märchen.
Herbert behandelt Themen wie Faschismus, Kolonialismus und Religionskriege. Außerdem beschäftigt er sich mit der Frage, ob uns das Wissen um das Eintreten einer möglichen Zukunft dabei helfen kann, diese zu verhindern oder daran zu zerbrechen.
Ein Messias, der keiner ist und nie einer sein wollte
Im Verlauf der ursprünglichen Trilogie wird Paul von den Fremen zum Heilsbringer stilisiert – zu einem Messias, der er nie sein wollte. Herberts Romane machen deutlich, dass Paul gegen den Personenkult, der sich um ihn bildet, nichts machen kann.
Weder ist er ein Messias, noch will er diese Rolle. Dennoch muss er hilflos mit ansehen, dass die Rache an seinen politischen Gegnern in einem Glaubenskrieg gipfelt, der im ganzen bekannten Universum zahllosen Unschuldigen das Leben kostet.
Für Frank Herbert selbst ist Dune im Kern eine Warnung davor, wie gefährlich es ist, einer Führungsfigur zu folgen:
"Meine Sicht auf unsere Geschichte besagt, dass Fehler, die von einem Anführer (oder in seinem Namen) begangen werden, noch einmal vervielfacht werden durch jene, die einem
solchen Führer folgen, ohne ihn zu hinterfragen." (Frank Herbert)
Mittlerweile ist seine Saga wohl größer geworden, als er selbst das vermutet hätte.
Der Kosmos wächst
Herbert selbst hat mehrere Kurzgeschichten und nur eine Handvoll Romane in diesem Universum geschrieben. Nach seinem Tod übernahm sein Sohn, Brian Herbert, gemeinsam mit dem Co-Autoren Kevin J. Anderson den Staffelstab von ihm.
Inzwischen gibt es über zwanzig Dune-Romane. Sie beschäftigen sich ausführlich mit der Geschichte und dem Zuchtprogramm der Bene Gesserit und der Lebenswese anderer mächtiger Gruppen, wie etwa den Navigatoren, die mithilfe des Gewürzes – und vom Gewürz verändert – Raumschiffe durch das All lenken. Weitere Bücher sind bereits angekündigt.
Und der Erfolg von Denis Villeneuves opulenter Verfilmung, die 2021 bei Kinogängern einschlug wie eine Bombe, dürfte das Interesse an der Dune-Welt weiter anheizen.
Wie alles begann
Dabei startete alles so simpel: Bevor er mit Dune zu einem der bekanntesten Science-Fiction-Autoren weltweit wurde, arbeitete Frank Herbert als freier Journalist. Als solcher recherchierte er über Wanderdünen und war fasziniert von der gewaltigen, ja sogar tödlichen Macht, die von ihnen ausgeht.
Die Idee zu Dune war geboren – einem Zyklus, der neben den Romanen auch aus Comic-, Film- und Fernsehumsetzungen, Spielen und Computerspielen besteht. Kinoregisseur Villeneuve plant mindestens einen zweiten Teil. Den geheimnisvollen Orden der Benne Gesserit will ein US-Sender zum Mittelpunkt einer ganzen Serie machen. Stoff genug ist da. In der Welt von Dune kann man sich verlieren.
Die gute Nachricht ist allerdings: Wer in den Dune-Zyklus eintauchen will, muss diese Bücher nicht alle lesen. Schon Herberts erster Roman aus dem Zyklus, "Der Wüstenplanet", steht wunderbar für sich allein. Wer darüber hinaus noch Lust hat, kann sich auf die beiden darauffolgenden Sequels stürzen, die die originäre Dune-Hörbuch-Trilogie abschließen. Und wer auf der Suche nach ähnliche spannenden Sci-Fi-Hörbüchern ist, wird bei Audible garantiert fündig.