Sie verkörpern das Böse, haben eine Vorliebe für frisches Blut oder ziehen nachts auf Friedhöfen umher. Seit Jahrhunderten treiben die Schurken der Weltliteratur ihr Unwesen und sorgen für Gänsehautmomente. Während in True Crime Storys die wahren Verbrechen hinter der Geschichte bekannt sind, wirken Figuren wie Dracula, Mr. Hyde und Norman Bates wie reine Fiktion. Doch auch diese Charaktere beruhen auf der Realität. Entdeckt in unseren Top 10, wer den Autoren als Inspiration für ihre Bösewichte diente.
Bekanntester Vampir der Weltliteratur: Dracula – von Bram Stoker
Seit Jahrzehnten flößt der wohl berühmteste Vampir Graf Dracula seinen Lesern Angst und Schrecken ein. Und auch der echte Dracula – nämlich Vlad III. Drăculea, Balkan-Fürst im 15. Jahrhundert – war für seine Gräueltaten bekannt. Mit Vorliebe ließ er seine Feinde auf blutig hinrichten und trug deshalb den Beinamen „Tepes“, auf Deutsch „Pfähler“. Er diente dem Autor Bram Stoker als Vorbild für seine Hauptfigur. Vampir und Fürst: Beide heißen Dracula, beide lieben Blut, doch alles, was dem Bösewicht im Roman sonst zugeschrieben wird, entstammt wohl der Fantasie des renommierten Autors.
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Als Jonathan Harker nach Transsylvanien reist, um Graf Dracula zu treffen, überkommen ihn schon bei der Ankunft in den Karpaten schlimme Vorahnungen. Graf Dracula zwingt Harker gegen seinen Willen, in seinem Schloss zu bleiben. Doch das wahre Grauen beginnt erst als er fliehen kann und nach London zurückkehrt. Denn sein unheimlicher Gastgeber hat sich schon auf dem Weg dorthin gemacht...
Bram Stokers Dracula, unbestrittener Klassiker der Schauerliteratur, fasziniert seit über hundert Jahren eine weltweite Leserschaft.
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Moby-Dick – von Herman Melville
Kein Mensch, aber der Weltliteratur nach ein Bösewicht – das ist Moby-Dick. Ein wilder Wal, der in den Meeren sein Unwesen treibt, das Böse verkörpert und Kapitän Ahab ein Bein entreißt – was Herman Melville eindrucksvoll in seinem Roman beschreibt, beruht auf einer wahren Geschichte. Im Mai 1839 berichtete eine New Yorker Zeitschrift von der Jagd auf einen wilden, weißen Wal in der Nähe von Mocha Island. Er wurde mehrfach dort gesichtet und erhielt deshalb den Namen Mocha Dick. Diese Geschichte inspirierte Herman Melville – aus Mocha Dick wurde Moby-Dick. Doch im Gegensatz zur fiktiven Figur griff der reelle Wal lediglich Walfänger an. Als er letztendlich getötet wurde, soll er sogar versucht haben, eine Frau mit ihrem Baby zu beschützen. Vielleicht doch kein Bösewicht, sondern ein Held?
Sie sind längst mythische Figuren: der weiße Wal und Kapitän Ahab, sein von unauslöschlichem Hass getriebener Jäger. Aber Herman Melvilles Bericht von diesem ungeheuerlichen Abenteuer kann man immer wieder entdecken. Die neue Hörspielproduktion des Moby-Dick wurde schon mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik als "künstlerisch herausragende" Neuveröffentlichung.
Den großartigen Sprechern verdanken wir ein Hör-Ereignis der besonderen Art: die akustische Ausschiffung in eine fremde und fantastische Welt, die doch immer die unsere bleiben wird.
Bösewicht Norman Bates aus „Psycho“ – von Robert Bloch
Achtung, jetzt wird es richtig gruselig: Denn die Rolle des Norman Bates aus Robert Blochs „Psycho“ basiert auf einer echten Person: Ed Gein, ein Serienmörder, Grab- und Leichenschänder im 20. Jahrhundert. Er arbeitete als Handwerker, doch in seiner Freizeit tötete er Frauen und schändete Gräber. Aus der Haut der Leichen nähte er sich Masken und Kleider. Ein Hautanzug sollte aussehen, wie seine Mutter, um hineinschlüpfen und ihr so ganz nah sein zu können. Kein Wunder, dass solch ein Psychopath auch Vorlage für die Figur des Buffalo Bill in Thomas Harris Roman „Das Schweigen der Lämmer“ war.
Marion Crane hat ihren Chef um 40.000 Dollar erleichtert und muss fliehen. Auf der Suche nach einer Unterkunft für die Nacht stößt sie auf ein verlassenes Hotel, das der seltsame Norman Bates und seine Mutter betreiben. Das traute Heim wird schnell zur tödlichen Falle: Mary wird unter der Dusche erstochen. Als Privatdetektiv Arbogast, Marys Verlobter und ihre Schwester auf der Suche nach der Geflüchteten in Bates' Hotel landen, ahnen sie, dass hier mysteriöse Dinge vor sich gehen.
Die grandiose Romanvorlage zu Hitchcocks erfolgreichstem Film erstmals in einer schaurig-spannenden Lesung mit Matthias Brandt.
Severus Snape aus „Harry Potter“ – von J. K. Rowling
Ob der Hauslehrer Severus Snape in J. K. Rowlings „Harry Potter“ wirklich ein Bösewicht ist, sei dahingestellt. Doch mit seiner Hakennase, seinen fettigen Haaren und seiner durchdringenden Stimme sieht er zumindest aus wie das Böse und ist seinen Schülern verhasst. Als John Nettleship, ehemaliger Lehrer von J. K. Rowling, erfuhr, dass er mitunter als Vorlage für Severus Snape diente, fiel er aus allen Wolken. Glaubt man seinen Aussagen, scheint er damit mittlerweile Frieden geschlossen zu haben.
Rufus Beck liest Band 1 von Harry Potter.
Eigentlich hatte Harry geglaubt, er sei ein ganz normaler Junge. Zumindest bis zu seinem elften Geburtstag. Da erfährt er, dass er sich an der Schule für Hexerei und Zauberei einfinden soll. Und warum? Weil Harry ein Zauberer ist. Und so wird für Harry das erste Jahr in der Schule das spannendste, aufregendste und lustigste in seinem Leben. Er stürzt von einem Abenteuer in die nächste ungeheuerliche Geschichte, muss gegen Bestien, Mitschüler und Fabelwesen kämpfen. Da ist es gut, dass er schon Freunde gefunden hat, die ihm im Kampf gegen die dunklen Mächte zur Seite stehen.
Long John Silver aus „Die Schatzinsel“ – von Robert Louis Stevenson
Long John Silver, einer der raffiniertesten Bösewichte der Weltliteratur: vorne herum freundlich, kameradschaftlich, sympathisch – und hinten herum abgrundtief böse, hinterhältig und gemein. Wer da wohl dem Autor Robert Louis Stevenson als Vorbild diente? Es war William Ernest Henley: Schriftsteller, Dichter und enger Freund Stevensons. Zwar war dieser kein Pirat, aber genau wie Henley hat auch Long John Silver nur ein Bein. Henleys Tochter inspirierte übrigens den Autor James Matthew Barrie so sehr, dass er ihre Eigenschaften auf Wendy in Peter Pan übertrug.
Die Schatzinsel, der große Abenteuerroman der frühen Moderne, hat die Leser vom ersten Augenblick an gefesselt und Generationen von Schriftstellern inspiriert - von Mark Twain bis Marcel Proust, von Bertolt Brecht bis Alex Capus.
Liebevoll zeichnet Stevenson in seinem frühen Werk die Figuren: den mutigen Jungen Jim Hawkins und den gerissenen Seeräuber Silver, und all die dubiosen und skurrilen Gestalten. Und er lässt sie in einer herrlich klassischen Szenerie auftreten: diesseits und jenseits der Reling, lebensgefährlich in der Schwebe und in eingekesselter Bedrängnis.
Luzifer Morningstar aus „The Sandman“ – von Neil Gaiman
Die Bösewichte haben es auch in die moderne Weltliteratur geschafft – so wie in die Comic-Serie „The Sandman“ von Neil Gaiman. Auf mehr als 2.000 Seiten baute der Autor in seine Graphic Novel zahlreiche historische Charaktere ein (das Sandman-Universum als Infografik), unter anderem den des Luzifers. Die Rolle orientierte sich zwar an John Miltons Satan, doch für die Optik diente kein geringerer als Superstar David Bowie als Vorbild. Gaiman übertrug das teuflisch gute Aussehen des Musikers auf sein Werk und der Erfolg der Serie bestätigte ihn in seiner Entscheidung. „The Sandman“ erhielt zahlreiche Auszeichnungen.
Miss Havisham aus „Große Erwartungen“ – von Charles Dickens
Sitzen gelassen am Hochzeitstag – dieses Drama erlebt die wohlhabende Miss Havisham in Charles Dickens „Große Erwartungen“. In diesem Fall ist sie zwar nicht der Bösewicht, sondern das Opfer – verhält sich jedoch genauso gruselig: Statt den Hallodri, den sie heiraten wollte, einfach zu vergessen und ihr Leben weiterzuführen, trifft sie eine drastische Entscheidung: Sie lässt das Hochzeitsmahl auf dem Tisch stehen, bis es verrottet, und trägt ihr Leben lang ihr Brautkleid. Diese Idee für seinen Roman entstand bei Dickens Besuch der Dame Elisabeth Parker in Newport. Genau wie Miss Havisham wurde sie an ihrem großen Tag von ihrem Zukünftigen versetzt und kam niemals darüber hinweg. Sie verließ kaum noch ihr Zuhause und kapselte sich von ihren Mitmenschen ab. Was als wahre, tragische Geschichte begann, schmückte Charles Dickens aus und hielt sie für die Ewigkeit in seinem Werk fest.
Wie gebannt steht der kleine Pip in dem geheimnisumwitterten Haus der reichen Miss Havisham und bestaunt eine mit Staub bedeckte Hochzeitstafel. Die exzentrische alte Besitzerin empfängt ihn bei Kerzenlicht in einem verblichenen Brautkleid, das sie nicht abgelegt hat, seit ihr Bräutigam sie vor Jahrzehnten am Hochzeitstag verließ. Nun soll Pip ihr mit Kartenspielen die Zeit vertreiben helfen. Während der allwöchentlichen Besuche verliebt er sich bald in Miss Havishams Adoptivtochter, die schöne Estella, und beginnt von Reichtum und Bildung zu träumen - schier unerfüllbare Wünsche für den Waisenjungen und Schmiedelehrling. Da eröffnet ihm plötzlich ein Rechtsanwalt die Aussicht auf "große Erwartungen" - ein unbekannter Gönner will ihn zu einem Gentleman erziehen lassen. Bald hat Pip sein einfaches Leben im Dorf vergessen und führt in London ein unbekümmertes und verschwenderisches Dasein. Erst das Auftauchen seines Wohltäters reißt ihn aus seinen Illusionen. Unversehens gerät er in eine lebensgefährliche Lage, aus der er sich nur mit Hilfe seiner Freunde befreien kann.
Ebenezer Scrooge in „Eine Weihnachtsgeschichte“ – von Charles Dickens
Warum mit seinen Liebsten Weihnachten feiern, wenn die Menschen stattdessen arbeiten und Geld verdienen könnten? Diese Frage stellt sich Ebenezer Scrooge – Hauptfigur in Charles Dickens „Eine Weihnachtsgeschichte“. Der geizige Geschäftsmann ist rein auf seinen eigenen Profit aus und legt dabei keinen Wert auf Liebe, Geborgenheit und Solidarität. Pate für den Charakter von Ebnezer Scrooge war John Elwes – der wohl berühmteste Geizhals von London. Schon seine wohlhabenden Vorfahren sollen ihr Geld gehortet haben. Es heißt zum Beispiel, seine Mutter wäre an Unterernährung gestorben. Er selbst trug alte Lumpen, schlief auf Reisen im Freien und gönnte seinen Söhnen keine gute Ausbildung – nur um zu sparen. Als er eines Tages starb, hinterließ er zwar einen Haufen Geld, hatte aber kein erfülltes Leben geführt. Traurig und das perfekte Vorbild für Dickens Scrooge.
Dem herzlosen Geizkragen Ebenezer Scrooge erscheint in der Weihnachtsnacht erst der Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley, dann die Geister der vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht. Sie verdeutlichen ihm seine Grausamkeit und Hässlichkeit gegenüber seinen Mitmenschen und führen die Verwandlung von Ebenezer Scrooge herbei. So wird der einstige Menschenfeind zu einem liebenswürdigen und barmherzigen Menschen, der seinen guten Vorsätzen Taten folgen lässt und dafür sorgt, dass dies ein unvergessliches Weihnachtsfest wird.
Eines der schönsten Weihnachtsmärchen!
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Mr. Hyde aus „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ – von Robert Louis Stevenson
Die meisten von euch werden sie kennen, die legendäre Geschichte von Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Die Novelle von Robert Louis Stevenson, der das Doppelleben des Dr. Jekylls erzählt. Als Wissenschaftler lebt Dr. Jekylls anständig und gewissenhaft, bis sein böses Ich – Mr. Hyde – zum Vorschein kommt, ohne Skrupel und Moral lebt und sogar einen Mord begeht. Dabei orientierte sich Stevenson an Diakon William Brodie, Mitglied des Stadtrats und geschätzter Einwohner von Edinburgh. Tagsüber als Handwerker und Schlosser tätig, begann er nachts krumme Geschäfte zu drehen und seine Kunden auszurauben. 20 Jahre bemerkte niemand etwas von seinem Doppelleben – doch dann wurde er schließlich doch geschnappt und hingerichtet.
Bei einem spektakulären Experiment spaltet der angesehene Londoner Arzt Henry Jekyll seine Seele in Gut und Böse. Mithilfe eines Tranks kann er sich von nun an jederzeit in sein gewissenloses Alter Ego Mr. Hyde verwandeln. Zunächst empfindet Jekyll die Spaltung als befreiend, doch zusehends verliert er die Kontrolle über den sadistischen Hyde, der zur Gefahr für seinen Ruf und schließlich für sein Leben wird.
Robert Louis Stevenson schrieb mit seiner Novelle "Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde" eine der berühmtesten Schauergeschichten der Literaturgeschichte - ungekürzt gelesen von Klaus Nägelen.
Die böse Hexe des Westens aus „Der Zauberer von Oz“ – von Lyman Frank Baum
Die böse Hexe des Westens – schwer zu glauben, dass Lyman Frank Baum für diesen Charakter in „Der Zauberer von Oz“ seine eigene Schwiegermutter als Vorbild diente. Doch wer glaubt, dass der Autor ein schlechtes Verhältnis zu ihr hatte, der irrt. Baums Schwiegermutter, Matilda Josyln Gage, war eine Suffragette, eine Aktivistin für Frauenrechte. Sie bezeichnete sich selbst und andere Feministinnen als Hexen. Zudem war sie davon überzeugt, dass Hexen im Mittelalter und der Neuzeit selbstbewusste und naturkundliche Frauen waren, die erst durch die Kirche als Bedrohung und somit als böse dargestellt wurden. Matilda Josyln Gage hatte großen Einfluss auf ihren Schwiegersohn. Sie veranlasste ihn, eine Geschichte zu schaffen, die Hexen nicht als grundsätzlich böse, sondern als ambivalente Wesen – wie die böse Hexe des Westens – darstellt.
Ein Wirbelsturm hat Dorothy und ihr Hündchen Toto aus ihrer Heimat Kansas ins geheimnisvolle Land Oz geweht. Nur der mächtige Zauberer, der über das Land herrscht, kann ihr helfen zurückzufinden. Auf der Suche nach ihm trifft Dorothy die Vogelscheuche, den Blech-Holzfäller und den feigen Löwen, die sich ihr anschließen. Doch als die vier nach einer abenteuerlichen Reise den Zauberer von Oz in der Smaragdstadt endlich zu Gesicht bekommen, erwartet sie eine große Überraschung.
Ungekürzte Lesung des Kinderbuchklassikers mit bezaubernder Musik von Jan-Peter Pflug.