Manche Bücher werden einfach nicht alt – sie reifen eher mit den Jahren wie ein guter Wein. Dazu gehören die Klassiker der Fantasyliteratur, die schon Generationen vor uns verschlungen haben – und wohl auch Generationen nach uns noch begeistern werden. Märchenhafte Ereignisse entführen in fantastische Welten, in denen Kinder ganz auf sich gestellt zahlreiche Herausforderungen zu meistern haben. Dort begegnen ihnen Aufgaben, an denen sie lernen, über sich hinauszuwachsen und magische Wesen, die ihnen helfen, sich gegen Trolle und finstere Zauberer zu behaupten.
Wir haben zehn zeitlose Fantasy-Bücher für Kinder ausgewählt, die entweder bereits Klassiker sind oder sich unserer Ansicht nach auf dem besten Wege dahin befinden.
Reisen in zauberhafte Welten: Fantasy-Bücher für Kinder ab 6
Geschichten über echte Freundschaft und Geschwister, die zusammen durch dick und dünn gehen – diese Fantasy-Klassiker für Kinder ab 6 dürfen in keinem Bücherregal fehlen.
Die drei Geschwister Jo, Bessi und Fanny sind wenig begeistert, als ihre Eltern mit ihnen aufs Land ziehen. Doch dann stellen sie fest, dass der Wald hinter ihrem Haus mit magischen Wesen bevölkert ist. Im Herzen dieses Waldes wächst ein ungewöhnlicher Baum, dessen Krone bis in die Wolken reicht – der Wunderweltenbaum. Ihre Neugier ist größer als ihre Angst, und so erklimmen sie eines Tages seinen gewaltigen Stamm. Auf ihrem Weg in die Wolken treffen sie auf die unterschiedlichsten Baumbewohner – den Kobold Griesgram, Sir Namenlos und die Fee Seidenhaar. Keiner von ihnen hat es bisher gewagt, das Land an der Spitze des Baumes zu betreten, doch Jo, Bessi und Fanny klettern unbeirrt weiter, schnurstracks in das größte Abenteuer ihres Lebens hinein …
Insgesamt vier Bände umfasst die Zauberwald-Reihe der britischen Kultautorin Enid Blyton, die für Kinderbuchserien wie Die fünf Freunde und Hanni und Nanni bekannt ist. Die Bücher um den Wunderweltenbaum wurden vor über 80 Jahren zum ersten Mal veröffentlicht und haben seitdem nichts von ihrer Magie eingebüßt.
Auch dieser Baum hat es in sich – oder vielmehr das magische Baumhaus der Fee Morgan, das in den Baum hineingebaut ist. Die siebenjährige Anne und ihr ein Jahr älterer Bruder Philipp entdecken es zufällig beim Spielen im Wald. Sie klettern eine Strickleiter hinauf und stellen fest, dass es voller Bücher ist. Leseratte Philipp nimmt sich gleich eins über Dinosaurier vor und – zack! – beginnt sich das Haus zu drehen und zu drehen und die Geschwister finden sich in einem prähistorischen Tal wieder, in dem echte Dinos durch den Urwald stapfen. So reisen sie im Verlauf der Buchreihe durch die Jahrhunderte und ferne Länder und lösen im Auftrag Morgans magische Aufgaben.
Im Tal der Dinosaurier ist Band 1 dieser Buchreihe für Kinder, die Bücher lieben – und die Magie. Mit Anne und Philipp lernen sie andere Kulturen kennen und erfahren Wissenswertes über historische Begebenheiten. Die Idee zur Kinderbuchreihe Das magische Baumhaus hatte die US-amerikanische Autorin Mary Pope Osborne bei einem Waldspaziergang, mehr als 60 Bände hat sie davon seit 1992 verfasst.
In eine fremde Welt gerät auch Dorothy in Der Zauberer von Oz, allerdings ohne die Hilfe eines Baumes. Sie lebt auf einer Farm im beschaulichen Kansas, als eines Tages ein Wirbelsturm das ganze Haus mit sich reißt – und darin Dorothy und ihr Hündchen Toto. Das Haus kommt im fernen Land Oz zur Ruhe, das von einem mächtigen Zauberer beherrscht wird. Nur er kann Dorothy helfen, wieder nach Hause zu kommen, doch sein Schloss ist weit, und die böse Hexe des Westens gar nicht gut auf sie zu sprechen. Aber zusammen mit ihren Gefährten, der Vogelscheuche, dem ängstlichen Löwen und dem Blechmann, gelingt es Dorothy, alle Gefahren zu meistern, die die Hexe ihnen in den Weg legt. Und am Ende sind es allein drei Dinge, die zählen: Mut, Herz und Verstand.
Die roten Schuhe, die Judy Garland als Dorothy in der Verfilmung aus dem Jahr 1939 an den Hacken zusammenschlägt, um an das Ziel ihrer Wünsche zu kommen, sind als Bild heute so bekannt wie der Titelsong „Somewhere over the Rainbow“. Das mehr als 120 Jahre alte Buch von Lyman Frank Baum wurde von zahlreichen Science-Fiction-Autoren zitiert – und hat doch als fantastisches Kinderbuch nichts von seinem ursprünglichen Zauber eingebüßt.
Schätze und böse Mächte: Fantasy-Bücher für Kinder ab 10
Alte Mächte werden in diesen Fantasy-Reihen entfesselt – und die Aufgabe der Kinder (und Hobbits) ist es sie aufzuhalten. Dafür müssen sie ihren ganzen Mut zusammennehmen. Am Ende gelingt es ihnen, an diesen Herausforderungen ein Stück weit erwachsen zu werden. Coming-of-Age-Romane mit fantastischen Elementen für Kinder ab zehn Jahren.
Bilbo Beutelin hat sich sein Leben im idyllischen Auenland gemütlich eingerichtet, als plötzlich der Zauberer Gandalf die Welt des kleinen Hobbits auf den Kopf stellt. Er soll den dreizehn Zwergen im Gefolge des Zauberers helfen, ihren vom Drachen Smaug gestohlenen Schatz zurückzuerlangen. Das Problem ist: Abenteuer sind so gar nichts für das friedliebende Volk der Hobbits. Und der Berg Erebor, in dem der Drache sich verschanzt hat, liegt weit, weit weg, im Osten von Mittelerde. Unterwegs können sie nur knapp den gefährlichen Orks entkommen und müssen den von bösartigen Wesen bevölkerten Düsterwald durchqueren. Als sie Erebor schließlich erreichen, wartet der mächtige Drache schon auf sie – und hat überhaupt keine Lust, seinen Schatz wieder herzugeben ...
Der Hobbit gilt als kindgerechter Einstieg ins Herr-der-Ringe-Universum. J. R. R. Tolkien ersann die Geschichte einst für seine eigenen Kinder und baute sie später zu der komplexen Fantasy-Welt aus, die von Peter Jackson erfolgreich verfilmt wurde. Es ist eine Geschichte, die die Freundschaft vermeintlich nicht vereinbarer Charaktere zelebriert und das Über-sich-Hinauswachsen zum zentralen Thema erhebt.
Die Zauberringe, die die Kinder Polly Plummer und Digory Kirke in Das Wunder von Narnia finden, haben die magische Eigenschaft, sie aus der realen Welt in fantastische Alternativwelten zu bringen. Bei ihrer ersten Reise in das zerstörte Reich Charn befreit Digory aus Versehen die grausame Königin Jadis, eine mächtige weiße Hexe, und bringt sie mit in die Realwelt. Es gelingt ihnen schließlich, sie zurück in den Wald zwischen den Welten zu bringen, doch entkommt sie und gelangt in die vom Löwen Aslan neugeschaffene Welt Narnia. Da Digory die Hexe freigelassen hat, hat er nun die Aufgabe, Narnia vor ihr zu schützen.
In der Wunderwelt von Narnia, in der Tiere sprechen können und mythologische Wesen wie Zentauren, Nymphen, Riesen und Zwerge ein friedvolles Miteinander pflegen, spielen Ringe ebenfalls eine gewisse Rolle – genau wie in Tolkiens Hobbitreich Mittelerde. Kein Wunder, Autor C. S. Lewis war mit J. R. R. Tolkien eine Zeitlang eng befreundet und so haben sich die beiden Schriftsteller bei der Schaffung ihrer fantastischen Welten womöglich gegenseitig beeinflusst. Band 1 der Chroniken von Narnia schrieb Lewis eigentlich als vorletztes der siebenbändigen Reihe. Er erzählt jedoch die Entstehung Narnias und gehört auf Wunsch des Autors damit inhaltlich an den Anfang.
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Einen magischen Schatz gilt es auch im ersten Band der Harry-Potter-Reihe zu verteidigen – doch noch ist er nicht gestohlen. Vielmehr wollen Harry Potter und seine Zauberschulkameraden Hermine und Ron im traditionsreichen Internat Hogwarts verhindern, dass der magische Stein der Weisen ihres Schulleiters Albertus Dumbledore gestohlen wird. Denn Lord Voldemort, einer der mächtigsten schwarzen Magier aller Zeiten, giert nach der Macht des Steins. Die Freunde müssen dabei zahlreiche schwere Prüfungen bestehen und am Ende ist es Harry, der Voldemort allein gegenübertreten muss. Wird es ihm gelingen, den bösen Zauberer von seinem Plan abzuhalten?
Zwischenzeitlich veröffentlichte Joanne K. Rowling sechs weitere Bände der Harry-Potter-Reihe, die mit dem siebten Band ihren Abschluss fand. Die Buchreihe ist noch gar nicht alt genug, um als Klassiker zu gelten und doch so bekannt, dass den elfjährigen Harry mit seinen neu entdeckten Zauberkräften heute beinahe jedes Kind kennt, auch ohne dass es das Buch gelesen hätte. Zeit, dies nachzuholen.
Was hat es bloß mit diesen magischen Schätzen auf sich? Auch das zwölfjährige Mastermind Artemis Fowl ist auf der Jagd nach einem Schatz. Doch hier ist es Artemis selbst, der die kriminelle Energie entwickelt, um an den Schatz zu gelangen. Er ist ein hochintelligentes Schlitzohr – kein Wunder, denn er kommt aus einer irischen Gaunerfamilie. Als seine Familie in finanziellen Schwierigkeiten steckt, heckt er einen Plan aus, um einen Goldschatz, den ein Elfenvolk tief im Erdinneren hütet, zu stehlen. Doch so ganz wasserdicht ist sein Plan wohl nicht, denn er findet sich am Ende in einem epischen Kampf gegen mächtige Wesen wieder, die wohl auch nicht unschuldig am Verschwinden seines Vaters sind …
Die erfolgreiche Fantasy-Reihe von Eoin Colfer erschien etwa zeitgleich zu den Harry-Potter-Romanen. Beide Serien werden oft miteinander verglichen, weil Harry und Artemis zu Beginn etwa im gleichen Alter und elternlos sind. Doch sind die beiden Jungen charakterlich grundverschieden: wo Harry klar auf der Seite des Guten steht und gegen das Böse kämpft, ist die Grenze zwischen Gut und Böse bei Artemis ein wenig verschwommen: er ist ein sympathischer Krimineller. Das macht den dramatischen Konflikt um so einiges facettenreicher.
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Nichts weniger als die Welt retten: Fantasy-Bücher für Kinder ab 12
Frei nach Tim Bendzko geht es in diesen Fantasy-Romanen und Reihen darum, nur noch kurz die Welt zu retten, ehe der Alltag seinen gewohnten Gang geht – und die Protagonistinnen und Protagonisten sind die einzigen, die dazu in der Lage sind. Fantasy-Bücher für Kinder ab 12 Jahren, in denen sich Alternativwelten mit der Realwelt vermischen und die Hauptfiguren sich Herausforderungen stellen, denen Erwachsene nicht einmal annähernd gewachsen wären.
Die Lieblingsbeschäftigung des schüchternen Bastian Balthasar Bux ist eindeutig Lesen – und so flüchtet er sich nicht nur mit seinem Lieblingsbuch Die unendliche Geschichte vor der Außenwelt auf den heimischen Dachboden, sondern gleich mitten hinein in die Handlung des Buches. Er erkennt im Lauf seiner Lektüre, dass er der Einzige ist, der die wunderbare Welt Phantásien vor dem Nichts retten kann. Denn die kindliche Kaiserin, die das Land regiert und in einem Elfenbeinturm wohnt, ist schwer erkrankt – stirbt sie, wird mit ihr das ganze Reich der Fantasie ausgelöscht. Bastian muss ihr einen neuen Namen geben, doch er traut sich nicht. Die Abenteuer, in deren Verlauf er Freundschaft mit dem grünhäutigen Jungen Atréju und dem Glücksdrachen Fuchur schließt, führen ihn schließlich zurück in die reale Welt – und zu einem neuen, liebevolleren Verhältnis mit seinem Vater.
Der Reifungsprozess, den Bastian in der von Michael Ende ersonnenen Parallelwelt Phantásien durchläuft, überträgt sich am Ende auch in sein Leben zurück. Da behaupte noch jemand, Bücherwissen sei für den Alltag nicht zu gebrauchen …
Die Welt, wie sie sie kennt, steht vor einem gnadenlosen Krieg – auch Lyra Belacqua im ersten Buch der Trilogie um den Goldenen Kompass gerät in einen Strudel von Ereignissen, in dem nur die Jugendliche die entscheidenden Mittel an der Hand hat, um ihre Welt vor der Auslöschung zu bewahren. Lyra lebt in einer Parallelwelt, die an die viktorianische Ära erinnert, Steampunk at it’s best. Diese Welt ist durch Fenster mit der menschlichen Welt verbunden. Lyra begibt sich mithilfe eines goldenen Kompasses, der immer auf die Wahrheit zeigt, auf eine Reise in den eisigen Norden Europas, wo die Panzereisbären leben. Dort versucht sie herauszufinden, wohin seit Kurzem so viele Kinder verschwunden sind, verfolgt von der schönen, aber undurchsichtigen Wissenschaftlerin Mrs. Coulter. Als sie den Menschenjungen Will trifft, steht Lyra vor einer schweren Entscheidung: Die Liebe leben? Oder lieber erst die Welt retten?
Die Trilogie Der goldene Kompass, auch unter dem englischen Titel His Dark Materials bekannt, ist die literarische Antwort des Autors Philip Pullman auf Die Chroniken von Narnia. Wo der älteren Erzählung von C. S. Lewis christliche Motive zugrunde liegen, setzt Pullman auf eine Mischung aus Wissenschaftlichkeit und Schamanismus. Idealerweise also gleich beide Fantasy-Buchreihen nacheinander lesen und vergleichen!
Der zwölfjährige Johnny Maxwell bekommt von seinem Freund Wobbler eine Raubkopie des brandheißen neuen Videospiels Nur du kannst die Menschheit retten. Doch wenige Minuten nach Spielbeginn erklärt das außerirdische ScreeWee-Imperium ihm gegenüber die Kapitulation – und plötzlich findet er sich selbst im Spiel wieder. Die ScreeWee-Figuren verschwinden nach und nach. Das Seltsame daran? Auch im realen Leben verschwinden die ScreeWee von allen vorhandenen Kopien des Spiels. Johnny ist der Einzige, der dem Alien-Volk helfen kann, zurück zu seinem Heimatplaneten zu finden. Zusammen mit seinen Freunden Wobbler, Bigmac, Yo-less und Kirsty begibt er sich auf eine abenteuerliche Reise durch den Weltraum.
Genauso witzig, aber hierzulande weniger bekannt als Terry Pratchett’s Scheibenwelt-Romane, ist die für eine jüngere Zielgruppe geschriebenen Johnny-Maxwell-Trilogie des Kultautors. Kurios auch für Eltern, die mitlesen wollen, ist die beschriebene Computertechnologie der 1990er, deren Beschreibungen schnell nostalgische Erinnerungen wecken.
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