Knifflige Fälle lösen sich schneller mit einem klugen Assistenten an der Seite, Serienkiller findet man einfacher mit einem treuen Sidekick an der Hand, und wenn’s brenzlig wird, kann er - oder sie - einen auch mal raushauen. Und zwar sprichwörtlich. Klar: Dabei wird sich auch schon mal aneinander gerieben. Oder - uuups! - ineinander verliebt. Jedenfalls aber bringen Ermittler-Duos noch mehr Spannung ins ohnehin spannende Krimi- und Thrillergenre.
Sherlock Holmes und Doktor Watson
Es gibt gar keine Diskussion, wenn es um das berühmteste Ermittler-Duo aller Zeiten geht: 1887 erschuf der Augenarzt Sir Arthur Conan-Doyle den cleveren Meisterdetektiv Sherlock Holmes und seinen Chronisten und Mitbewohner, Doktor John Watson. Von ihrem Kaminzimmer in der Baker Street 221b in London aus lösten die beiden an die sechzig Fälle, und Conan-Doyle kreierte mit dem exzentrischen Genie und seinem treuen Sidekick Archetypen, die bis heute das Genre bevölkern. Unzählige Adaptionen - von modern bis zu weiblichen Varianten, von großartig bis haarsträubend - erblicken immer noch das Licht der Krimiwelt und haben Holmes und Watson zu unsterblichen Legenden gemacht. Zwischen den ganzen Neu-Interpretationen kann man schon mal das Original aus den Augen verlieren, und es lohnt sich, den Charme der alten Geschichten wiederzuentdecken: Holmes aberwitzige Verkleidungen, Watson’s begriffstutzige Bewunderung und die erstaunliche Tatsache, dass der Meisterdetektiv zwischendurch den eigenen Tod überlebte - ohne jede Erklärung. Die Hörbücher gibt es in unzähligen Varianten, von klassisch mit Erich Räuker bis modern als Pastiche-Hörspiel.
Lincoln Rhyme und Amelia Sachs
Ein extrem ungleiches Paar ermittelt seit 1997 unter der Obhut von Autor Jeffery Deaver in und um New York City: Der Kriminologe und Forensiker Lincoln Rhyme ist vom Hals ab querschnittgelähmt und bekommt im ersten Fall, Der Knochenjäger, mit der NYPD-Polizistin Amelia Sachs eine Assistentin an die Hand, die sprichwörtlich die Fußarbeit für ihn erledigt. Er ist das Hirn, und Amelia liefert die Action - ganz so einfach ist es zwar nicht, aber das ist das Erfolgsrezept der Reihe, die es - mit Denzel Washington und Angelina Jolie in den Hauptrollen - auch ins Kino und 2020 als Serie ins Fernsehen geschafft hat.
Neben den spannenden Fällen sind es die toughe Amelia und der ständig mit den Konsequenzen seiner Behinderung kämpfende Lincoln, die die Reihe zum Dauerbrenner gemacht haben. Untrennbar verknüpft mit dem Duo ist für die deutschen Hörbuchfans Dietmar Wunder, der von Anfang an ebenso einfühlsam wie fesselnd beide Figuren zum Leben erweckt.
Cormoran Strike und Robin Ellacott
Er ist Ex-Militärpolizist mit Beinprothese und Sohn eines Rockstar-Groupies; sie kommt aus dem ländlichen Yorkshire, wollte immer schon Ermittlerin werden und rutscht über einen Zeitarbeitsjob in die Rolle der unersetzlichen Partnerin: Cormoran Strike und Robin Ellacott lösen ihre Fälle in London nach alter Schule, mit vielen Befragungen und wenig Gewalt.
Die Reihe wird von Milieustudien und denkwürdigen, sorgfältig gezeichneten Charakteren geprägt. Auch ohne viel Action ist das fesselnd! Nicht minder spannend ist das gegenseitige heimliche Anhimmeln der beiden Detektive, das auch Fans von Liebesgeschichten von dieser Reihe schwärmen lässt. Im November erschien der neueste Teil, Troubled Blood, auf Deutsch.
Die BBC hat die ersten vier Fälle schon erfolgreich als Mini-Serien verfilmt. Dass sich hinter dem Pseudonym Robert Galbraith die Harry-Potter-Autorin Joanne K. Rowling verbirgt, dürfte inzwischen überall bekannt sein. Dietmar Wunder ist der Stammsprecher auch dieser Reihe.
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Mikael Blomkvist und Lisbeth Salander
Es ist so schade, dass der Journalist und Schriftsteller Stieg Larsson den riesigen Erfolg seiner Millenium-Trilogie nicht mehr mitbekam. Die Reihe um den Journalisten Mikael Blomkvist und die Hackerin Lisbeth Salander wurde postum veröffentlicht und fegte als Bestseller um den Globus. Außer der sorgfältig recherchierten, politischen und hoch komplexen Handlung prägen die Serie, die von David Lagercranz fortgesetzt wurde, die beiden widersprüchlichen und vielschichtigen Figuren.
Vor allem Lisbeth, das introvertiert-exzentrische Computergenie mit Missbrauchsvergangenheit, fasziniert die Leser, während Mikael mit seinen Frauengeschichten und seiner journalistischen Integrität ebenfalls Ecken und Kanten besitzt. Der erste Teil, “Verblendung”, wurde gleich doppelt verfilmt, und beide Filme wurden große Erfolge: Einmal in Schweden mit der Entdeckung Noomi Rapace als Lisbeth, und einmal in den USA mit Daniel Craig als Mikael Blomkvist. Die Nachfolge-Teile von David Lagercranz haben nicht mehr ganz die fesselnde Komplexität der Original-Trilogie, sind aber eine Hommage auf hohem Niveau. Ratet, wer Sprecher der Reihe ist? Ganz genau: Dietmar Wunder. Das hat doch Methode...
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Claudius Zorn und Schröder
Es ist ein running gag der Reihe, dass “der dicke Schröder”, liebenswürdiger und blitzgescheiter Assistent des chronisch faulen Hauptkommissars Claudius Zorn, auch nach etlichen gemeinsam bestrittenen Fällen immer noch keinen Vornamen besitzt. In Halle an der Saale, wo es dauernd zu regnen scheint und alles irgendwie betongrau wirkt, raufen die beiden Polizisten sich von einer Zweckgemeinschaft zu einer sehr gegensätzlichen aber tiefen Freundschaft zusammen. Die Fälle sind spannend, brutal und haben zunehmendes Tempo, und Autor Stephan Ludwig sorgt mit Slapstick-Humor für comic relief. Das Herz der Serie, die es auch ins Fernsehen geschafft hat, sind aber eindeutig der miesgelaunte Claudius und der gutherzige Schröder, der sich von seinem Chef wirklich viel gefallen lassen muss. Mit dem Fortschreiten der Reihe kommen persönliche Abgründe ans Licht, aber der Humor geht nie ganz verloren. David Nathans Interpretation der Figuren ist köstlich: Claudius brummelt mürrisch rum, und Schröder ist der nicht unterzukriegende Sonnenschein.
Oliver Bodenstein und Pia Kirchhoff
Die Regionalkrimis von Nele Neuhaus rücken den Taunus in den Mittelpunkt und den Menschenschlag, der dort lebt, von der Autorin perfekt eingefangen. Das frisch zusammengewürfelte, aus ganz unterschiedlichen Verhältnissen stammende Ermittlerpaar Pia Kirchhoff und Oliver Bodenstein lässt sich zu Beginn der Reihe noch wenig ins Privatleben gucken. Sie frisch getrennt und er glücklich verheiratet, sind die zwei erfrischend normale Menschen, und es ist auch mal schön, dass sich hier keine Liebesgeschichte zwischen den Kommissaren anbahnt und keiner von beiden als psychisches Wrack auftritt.
Die Reihe ist bekannt für viele mitspielende Figuren und Handlungsfäden, die sich am Ende verknüpfen, und für ihren Mitrate-Faktor. Von Band zu Band nehmen auch Bodenstein und Kirchhoff an Profil zu, die kleinen Einblicke in ihre Vergangenheit vervollständigen allmählich das Bild, vergangene Lasten und gegenwärtige Probleme enthüllen sich, und so wächst einem das Duo immer mehr ans Herz. Auch Sprecher Oliver Siebeck muss sich ein bisschen eingrooven, ist schließlich aber mit seiner unaufgeregten, entspannten Vortragsart nicht mehr von der Reihe wegzudenken. Fazit: Wird mit jeder Folge besser!
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Maarten S. Sneijder und Sabine Nemez
Wirklich nichts für zartbesaitete sind die Morde, die der niederländische Profiler und BKA-Ausbilder Maarten S. Sneijder und seine Schülerin, die Münchner Kommissarin Sabine Nemez, aufklären müssen. Andreas Gruber schockiert mit seinen bestialischen, perversen Killern ganz schön die Hörer, aber neben der fesselnden Spannung brillieren auch die Protagonisten: Sneijder ist ein schwer zu ertragender, genialer Exzentriker, der seine Cluster-Kopfschmerzen mit Selbst-Akkupunktur und Marihuana bekämpft; Sabine Nemez, mutig und talentiert, wird von ihm unter die Fittiche genommen, gerät durch seine schwierige Art aber oft an ihre Grenzen. Die sich reibende und gleichzeitig ergänzende Gegensätzlichkeit des Duos gibt der wirklich harten Reihe noch zusätzliches Feuer. Da ist es gut, dass mit Achim Buch ein Sprecher gefunden wurde, dessen Ruhe die Reihe erdet. Der ist außerdem spitze mit allerlei Akzenten und verpasst Sneijder einen niederländischen Einschlag, der authentisch ist, ohne auf Dauer zu nerven.
Jan Tesdorp und Herma Bahnsen
Nach Norddeutschland entführt die noch junge Reihe um den Flensburger Kommissar Jan Tesdorp und seine Kollegin Herma Bahnsen aus Pinneberg. Interessant ist hier, dass die zwei in verschiedenen Städten arbeiten und nur durch verbundene Fälle immer wieder zusammen gebracht werden.
Die von norddeutschem Charme und sorgfältiger Polizeiarbeit geprägten Fälle könnte man als “leichte Kost” bezeichnen - dem ist aber nicht ganz so, haben wir es doch mit zwei schwer traumatisierten Ermittlern zu tun, deren Arbeit für sie auch Aufarbeitung der eigenen Vergangenheit bedeutet.
So schlägt dieser eher gemütliche Krimi aus der gemeinsamen Feder von Anja Goerz und Eric Niemann unterschwellig dann doch auch ein paar tiefere Töne an. Sprecher Tim Goessler verleiht der Sache mit seinen vielstimmigen Figuren und seinen lebhaften Dialogen geradezu Hörspielcharakter. Schöne Reihe für cozy crime und Regionalkrimi-Fans!
Robert Hunter und Carlos Garcia
Mit äußerster Brutalität und entstellten Opfern bekommen es in Los Angeles der Kriminalpsychologe und Profiler Robert Hunter und sein Partner Carlos Garcia zu tun. Letzteren bekommt Hunter nach dem Tod seines vorigen Partners zugeteilt, und die beiden Ermittler entwickeln schnell in persönliches Band. Garcia ist dabei der loyale Sidekick, dem weniger Aufmerksamkeit zukommt als seinem hoch intelligenten, von Schlafstörungen geplanten Kollegen, und dennoch ist die gut funktionierende Beziehung zwischen beiden wichtig für die Reihe.
Man merkt, dass Chris Carter vom Fach ist: Er hat selbst forensische Psychologie studiert, und sein Wissen fließt in hohem Maße in diese sehr heftige Reihe ein, für die man einen starken Magen braucht und mit verstörenden Szenen umgehen können muss. Uve Teschner ist im Thriller-Genre ganz zuhause, liest intensiv und mit gekonnten Tempo-Wechseln, ohne sich in den Vordergrund zu drängeln. Braucht er auch nicht: Diese Serienkiller sind heftig genug!
August Emmerich und Ferdinand Winter
Im Nachkriegs-Wien des Jahres 1919 bekommt Kommissar August Emmerich, selbst kriegsversehrt, den Jungspund und verarmten Adelssprössling Ferdinand Winter an die Seite gestellt. Emmerich, der aus der Einbruchs- und Diebstahlabteilung gerne zur Sektion “Leib und Leben” befördert werden möchte, ist das gar nicht recht, denn bei seinen Ermittlungen bricht er gerne mal die Regeln, und da ist ihm der aufgeregte, unerfahrene Winter ein Hindernis.
Außerdem hat Emmerich etwas zu verbergen: der in seinem Bein verbliebene Granatsplitter verursacht Schmerzen, die er nur mit Alkohol und Heroin bekämpfen kann. Aber die beiden Kommissare raufen sich zusammen und werden zu einem Duo, bei dem der feingeistige, positiv gestimmte Winter die belastete Härte seines Kollegen gut ausbalanciert. Das von Armut, Kälte und Hunger geprägte Wien ist der dritte Hauptdarsteller in dieser historischen Krimiserie von Autorin Alex Beer, die natürlich dem Vergleich mit Volker Kutschers Berlin-Krimis standhalten muss. Dafür, dass das funktioniert, sorgt auch Sprecher Cornelius Obonya mit seinem Wienerischen Zungenschlag.
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