Die 20er-Jahre waren für die Emanzipation der Frau wegweisend. Durch die im Ersten Weltkrieg gefallenen Männer entstand ein gesellschaftliches Vakuum. Männliche Arbeitskräfte fehlten. Die Frauen stellte dies vor große finanzielle Nöte. Nach dem Krieg auf sich allein gestellt, mussten viele ihren Lebensunterhalt selbst bestreiten.
Bereits während des Ersten Weltkrieges stieg der Anteil an erwerbstätigen Frauen an. Frauen ersetzten die Männer in zahlreichen Bereichen wie in der Industrie. Es entstanden erstmalig aber auch ganz neue Berufszweige. Als Stenotypistinnen prägten die Frauen das Bild der weiblichen Büro-Angestellten. Doch auch in Dienstleitungsberufen wie bei der Post oder in der Telefonvermittlung waren Frauen als Arbeitskräfte willkommen.
Verändertes Rollenbild: Frauen in den 20er-Jahren
Mit den neuen gesellschaftlichen Rollen entwickelten Frauen in den 20er-Jahren auch ein neues Selbstbewusstsein. Dies verschaffte ihnen den Mut, neue, eigenständige Wege zu gehen. Zahlreiche Frauen organisierten sich in den 20er-Jahren in der Frauenbewegung. Gemeinsam erkämpften sie 1919 das aktive und passive Frauen-Wahlrecht.
Der Kampf um die Selbstbestimmung zeigte sich auch in der 20er-Jahre-Mode. Von den Zwängen des Korsetts befreit, wurde Weiblichkeit erstmalig mit androgynen Schnitten zur Schau gestellt. Die freizügigere Abendgarderobe zeugt zudem vom veränderten Umgang mit der eigenen Sexualität. Die Mode der 20er-Jahre diente somit auch als Symbol der Befreiung von der Herrschaft des Mannes über die Frau.
Typische 20er-Jahre-Frauenbilder
Von der intellektuellen Künstlerin über die gebildete Akademikerin bis zur einfachen Fabrikarbeiterin: In den goldenen 20er-Jahren zeigten sich Frauen in vielfältigen Rollen – offener, befreiter und androgyner als je zuvor. Viele von ihnen vereinte der Wunsch nach einem selbstbestimmten, guten Leben, das oft mit dem Bild der „Neuen Frau“ gleichgesetzt wurde.
Das Idealbild der „Neuen Frau“
Um kaum ein anderes Weiblichkeitsbild ranken sich so viele Mythen wie um die „Neue Frau“. Feministisch orientiert und selbstbestimmt nahm die arbeitende „Neue Frau“ ihr Leben in die Hand. Sie verkörperte nicht nur den Unabhängigkeitsgedanken der Frauenbewegung, sondern galt als Idealbild einer ganzen Generation von Frauen. So wurde sie auch zum populärsten und auch heute noch bekanntesten Rollenbild der 20er-Jahre.
Ihr Markenzeichen ist der kinnlange Bubikopf, denn auch der Trend zur Kurzhaarfrisur war Teil der Emanzipation und stand für die veränderte Stellung der Frau in der Gesellschaft. Dazu trug sie tagsüber betont androgyne Kleidung á la Marlene Dietrich und gab sich des nachts im paillettenbesetzten Fransenkleid besonders freizügig. Ein Accessoire, das beim Idealtypus der 20er-Jahre nicht fehlen durfte: die Zigarette. Rauchen war in Mode und als Zeichen der Selbstbestimmung für Frauen ein wichtiges Utensil.
Von Frauenbewegung und Tradition: Leben in der Großstadt und auf dem Land
Die Großstädte in den 20er-Jahren waren Heimat unterschiedlichster Frauentypen. Vor allem im damals fortschrittlichen Berlin der 20er-Jahre nahmen Frauen in Büros, in Fabriken, aber auch in den Universitäten mehr und mehr Raum ein. Am Tage prägten insbesondere die adrett gekleideten, weiblichen Büroangestellten das Großstadtbild, während sich am Abend die freizügigen Damen leicht bekleidet ins sündige Nachtleben stürzten.
Während viele Frauen in den Städten dem Idealtypus der selbstbestimmten Frau nacheiferten, änderte sich für die meisten Landfrauen nur wenig. Fernab der Städte nahmen politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen wenig Raum ein. Stattdessen war ihr Tag bestimmt durch harte Feldarbeit, die oftmals kaum zum Überleben reichte. Nicht selten war ein zusätzlicher Broterwerb notwendig. Doch mit dem Aufkommen der Informationstechnologie stieg auch bei den Landfrauen die Sehnsucht nach einem selbstbestimmten und unabhängigen Leben.
Das feministische Ideal: weit ab von der Realität
Der Kampf um die eigene Selbstbestimmung hatte für viele Frauen in den 20er-Jahren einen hohen Preis. Auch wenn laut Artikel 109 der Verfassung Männer und Frauen grundsätzlich gleiche Rechte und Pflichten hatten, sah die Realität anders aus. Nur wenige von ihnen konnten die Emanzipation praktisch ausleben. Oft handelte es sich dabei um besser gestellte Frauen, die nicht auf den Broterwerb angewiesen waren.
Die meisten Frauen mussten sich mit grundsätzlich schlechteren Arbeitsbedingungen zufriedengeben. Neben einer geringeren Bezahlung waren Überstunden an der Tagesordnung. Oft arbeiteten die Frauen in den 20er-Jahren von früh bis spät und kamen dennoch schlecht über die Runden. Um der Monotonie des Alltags zu entfliehen, suchten viele von ihnen den Ausgleich im Nachtleben, das von Extremen, Freizügigkeit und exzessiven Feiern lebte. Diese rauschhafte Genusssucht war zugleich eine Flucht, um Existenz- und Zukunftsängste zu vergessen.
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Weiblichkeit in 20er-Jahre-Literatur
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Vorschläge für Hörspiele/Hörbücher
Wir weisen dich darauf hin, dass dieser Titel nicht für dich geeignet ist, wenn du unter 18 Jahre alt bist.
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