Patric Heizmann hat etwas von einem Zauberer. Das Publikum strömt in seine Shows, als ginge es um einen Pop-Act von Format, das „next big thing”, mindestens. Dabei hat sich Patric Heizmann einem Thema verschrieben, das man eigentlich eher an der Volkshochschule verorten würde als auf der großen Bühne: Es geht um Gemüse und Vitamine, ungesättigte Fettsäuren, Liegestützen oder Walkingstöcke, kurz: um Gesundheit und Ernährung. Ort des Geschehens sind jedoch wider Erwarten nicht Seminarräume mit 25 Zuhörern, sondern Hallen, die mittlerweile von insgesamt fast 100.000 Besuchern frequentiert wurden. Und das Zauberhafteste ist: Das Publikum lacht. Über Schnitzelfriedhöfe und zweifelhafte Banane-Kokos-Diäten, über Problemzonen und Kalorienzähler, über den Showmaster und nicht zuletzt über sich selbst.
„Meine Freunde nennen mich manchmal einen Außerirdischen, weil ich nie krank werde”, lacht Patric Heizmann mit diesem leichten, melodiösen Singsang in der Stimme, den Süddeutsche wohl nie ablegen, selbst wenn sie seit Jahren im Norden leben. „Aber Zauberei ...?”, er legt ein verschmitztes Lächeln auf, „nein, sicher nicht. Ich bin eine Art Ernährungsdetektiv, mich interessierte das Thema einfach schon immer, auch psychologisch. Und ich bin halt gern lustig – wenn man mich lässt.”
Das ist etwas tiefgestapelt: Wenn jemand das Etikett „Ernährungsexperte” trägt, dabei aber mit dem hintergründigen Witz eines guten Comedians reüssiert, den Charme eines Verführungskünstlers versprüht und on top auch optisch wie ein geschmackvolles Amuse-Gueule daherkommt – dann ist das zumindest einzigartig.
Sein Thema ist für Patric Heizmann ein offenes Buch – doch wenn er daraus vorliest, klingt es nicht nach Fachliteratur, sondern nach einem äußerst amüsanten Roman. Und so ist die immer größere Kreise ziehende „Heizmann-Methode” auch kein weiteres Kapitel im Buch der 1001 Diäten, von denen jede einzelne den allein selig machenden Weg zum Glück verspricht. Für die Reise raus aus dem Ernährungsdschungel hat Patric Heizmann natürlich auch einige Navigationshilfen parat wie die „Heizmann-Ernährungs-Uhr” oder sein Konzept des „perfekten Tages” – von Ernährungswissenschaftlern gelobt, von den Kassen protegiert. Sein Geheimnis ist aber vor allem die Art, wie er auftritt, pointiert und mit entwaffnendem Humor. Er provoziert mit Aussagen wie „Wenig essen ist die wichtigste Grundlage, um langfristig dick zu werden”, karikiert populäre Irrwege – „Wenn Sie der letzte Mensch auf der Erde wären, würden Sie dann wirklich eine Kohlsuppendiät machen?” – und verpackt komplizierte Fakten geschickt in leicht zu fassende Bilder. Da wird der menschliche Körper zu einer großen Stadt, die Nahrung zum Kraftstoff, ein Organ zum produzierenden Unternehmen und das Stammhirn zur Regierungszentrale, umschwärmt von zwielichtigen Beratern und Lobbygruppen, die ungern von ihren angestammten Gewohnheiten lassen. Dazu rennt, turnt und tanzt Patric Heizmann zeitweise furios über die Bühne, um im nächsten Moment schon wieder ganz den seriösen Moderator zu geben, der sein Publikum gekonnt einbezieht – und es voller Ironie in die nächste Falle lockt.
So viel Energie und Wissen verlangt Disziplin, Ehrgeiz und positives Denken. „Ich bin aber kein Perfektionist, ich bin tatsächlich ganz einfach so, wie ich mich gebe”, sagt Patric Heizmann im Plauderton und schiebt als Beleg hinterher: „Ich trainiere zum Beispiel nie mehr als 30 Minuten am Tag, zu mehr hätte ich gar keine Lust. Dafür muss das Training dann eben effektiv sein. ”Selbstverständlich legt er großen Wert auf das, was auf den Teller kommt, das Frühstück zum Beispiel, bestehend aus Magerquark mit Leinöl, Obst, Leinsamen und Nüssen. Die gelegentliche Portion Schokolade darf aber auch nicht fehlen, wenn er sich etwa bei einer Latte Macchiato einen fünfminütigen Kurzurlaub gönnt. „Und wenn wir schon bei den Sünden sind: Pizza Hawaii gehört auch zu meinen Favoriten!”
Um neue, mit dem Gewissen vereinbare Favoriten zu kreieren, würde Patric Heizmann gern das Kochen als Hobby für sich entdecken. Bislang fehlten hierfür schlicht Gelegenheit und Muße, das soll sich ändern. „Aber wer weiß, manchmal bin ich mit meinen Plänen auch schon zu sehr in der Zukunft, zu wenig im Hier und Jetzt”, schmunzelt er. Denn im Hier und Jetzt steht erst einmal etwas anderes auf dem Plan: Patric Heizmann möchte gern seine Musikalität ausprobieren. Aus Spaß an den Tönen, aber auch, weil er sich von der Beschäftigung mit Musik einen Gegenpol zu Bühnenerfolg und Starrummel verspricht, den Patric Heizmann ohnehin nicht so hoch bewertet wissen will: „Ich habe einfach Strategien gefunden, mit denen es mir unheimlich gut geht, das erzähle ich oft und gern. Denn darum geht es ja eigentlich: um Lebensqualität! Der nette Nebeneffekt ist: Wer auf Gesundheit und Körper achtet, strahlt zumeist etwas sehr Positives aus, eine Art von Schönheit. Und wenn es vielen Menschen leichter fällt, ihre Motivationsbatterien mit Hilfe eines Vorturners aufzuladen, dann freue ich mich, wenn ich den spielen darf.”
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