Welcher Musikproduzent kann schon von sich behaupten, jeden Geschmack von St. Anton über Pretoria bis Sydney getroffen zu haben? Oder seine Musik sowohl in den heißesten Clubs von New York als auch an der Copacabana und im "Musikantenstadl" gehört zu haben? Wenn es überhaupt einer kann, dann Hitgarant Klaus Biedermann.
Früh übt sich, wer ein mal ein ganz Großer in der Musikbranche werden will. Und tatsächlich wurde Klaus Biedermann bereits während seiner Schulzeit oft die Ehre zuteil, sämtliche Partys mit seinen unzähligen Platten zu beschallen. Ein Umstand, der ihn später zum Start einer erfolgreichen DJ-Karriere bewog, die ihn bis nach Spanien, Russland und sogar ins ferne Brasilien führen sollte.
Doch wirklich begonnen hat der unaufhaltsame Aufstieg des ehemaligen AHS-Schülers und leidenschaftlichen Tüftlers mit einer Vision und schweißtreibender Handarbeit in seinem Wohnzimmer. Nachdem er sich von seinen ersten Ersparnissen ein kleines Heimstudio eingerichtet hatte, konnte sich der junge Biedermann 1988 mit seiner Mitwirkung am rustikalen Dance-Projekt Edelweiss und dessen Single "Bring Me Edelweiss" im deutschsprachigen Raum sowie in England erstmals ganz vorne in den Charts platzieren.
Den amerikanischen Markt im Blick gründete er zusammen mit seinen Jugendfreunden Paul Pfab und Markus Moser die legendären Bingoboys – und schaffte auf Anhieb den Sprung vom Land der Berge über den großen Teich. Ihre Debüt-Single "How To Dance" avancierte zum Welthit und kletterte in den USA bis auf Platz 1 der Dance Charts bzw. Platz 25 der Billboard Hot 100. Aus dem ambitionierten Wohnzimmertüftler war praktisch über Nacht ein international gefragter Produzent geworden.
Nach weiteren Erfolgen mit Edelweiss ("Raumschiff Edelweiss", "Planet Edelweiss") und den Bingoboys ("Ten More Minutes", "Sugardaddy“) – alle mittlerweile im komfortablen "Bingoboys Studio" produziert, welches das Trio in der Wiener Innenstadt gegründet hatte – beschloss Biedermann, neue Wege zu beschreiten und sich verstärkt Solo-Projekten zu widmen. 1995 trennte er sich von Pfab und Moser und richtete sein eigenes Studio ein. Von hier aus verpasste er der Musik der österreichischen Kultband EAV einen neuen Schliff und prägte mit Projekten wie Groove Gangsters und ZE.Express, deren Videos in Heavy Rotation auf MTV und VIVA liefen, den Clubsound der Neunziger Jahre.
Doch das war Biedermann noch lange nicht genug. Um mit seinen Dancebeats eine breitere Masse als nur die Szeneleute in den Clubs zu erreichen, erfand er kurzerhand den "Obszön-Party-Sound". Als Mastermind des Produzententeams mit dem bezeichnenden Namen ultimaTIEF entwickelte er das Spaßprojekt A klana Indiana, das trotz derber Texte und fehlenden Radio-Airplays in Österreich Platz 1 der Ö3-Top40 und mehrfachen Platinstatus erreichen sollte – und dabei dennoch höchstens ein Vorbote des noch bevorstehenden Mega-Erfolges blieb.
Denn mit der Entdeckung eines charismatischen Tirolers namens Gerry Friedle und dessen Wandlung zu DJ Ötzi gelang ultimaTIEF ab 1999 endgültig der ganz große Coup. Schon die erste Single "Anton aus Tirol" schlug im deutschsprachigen Raum ein wie eine Bombe, dominierte über Monate hinweg die Charts und schrieb als meistverkaufte deutschsprachige Single aller Zeiten Musikgeschichte. Mit den englischsprachigen Covers von "Hey Baby" und "Do Wah Diddy" avancierte DJ Ötzi schließlich weltweit zum Star und erklomm in Australien, Südafrika und – als erster österreichischer Act seit Falco – sogar in England die Spitze der Charts. Biedermann wurde mit Gold- und Platinschallplatten überhäuft, gewann mit DJ Ötzi in Deutschland den Echo und in Österreich den Amadeus Award und verschaffte seinem Schützling trotz dessen fehlender Englischkenntnisse einen Auftritt bei der prestigeträchtigen Show "Top Of The Pops". Darüber hinaus wurde auch aus DJ Ötzis weiblichem Pendant Antonia dank Biedermann und seiner Kollegen ein auf allen Bühnen von Sylt bis Mallorca gefragter Act.
Vor soviel Erfolg konnte natürlich die Werbebranche auch nicht Halt machen, und so
kürte er Abfahrer Fritz Strobl im launigen Iglo-Spot musikalisch gar zum "Genie auf die Ski".
Nach 3 Filmmusikprojekten beschloss Biedermann 2013, seine Produzententätigkeit vorerst stillzulegen und sich neuen Aufgaben zu widmen, nicht jedoch ohne weiterhin höchst erfolgreich als DJ durch Clubs und Events zu ziehen und seine umfangreiche Facebook-Anhängerschaft mit humorvollen und nicht selten sarkastischen Einblicken in seine Welt zu unterhalten.
Wer jedoch einmal Musik im Blut hat, wird sie sein Leben lang nicht mehr los, und daher kam das, was viele erwartet und manche erhofft hatten, nämlich, dass Biedermann endlich wieder sein Studio anwarf, und siehe da: Die Freude am Produzieren war zurück, und das ganze mit komplett neuem Mindset, welches uns Biedermann in Kürze auch in einem eigenen, selbstgeschriebenen Buch näherbringen wird.
Somit steht eines heute schon fest: der umtriebige Klaus Biedermann ist und bleibt jemand, von dem man auch in Zukunft noch viel hören wird.
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