Am 26. Dezember 1956 wurde Christian Bieniek als drittes von fünf Kindern in Dieburg bei Darmstadt geboren, wo er bis 1962 mit seinen Eltern und Geschwistern lebte.
Seine Mutter Suzanne war Hausfrau und sein Vater Georg, der ursprünglich Schreiner war, arbeitete als Erzieher in den unterschiedlichsten Heimen. Zur Schule ging Bieniek in Leverkusen und entdeckte dort auch seine Liebe zum Fußball, was aber nur eines von vielen Talenten war. Und als der Fußballverein Bayer Leverkusen 04 Christian Bieniek als Fußballer fördern wollte, traf dieser die erste richtungweisende Entscheidung - für Musik und Literatur, gegen eine Fußballer-Laufbahn. Seit er lesen konnte, besuchte Bieniek Büchereien und schrieb seit seinem achten Lebensjahr selbst Texte. Doch lange Zeit war es die Musik, die eine zentrale Bedeutung in seinem Leben einnahm. Anfang der 70er Jahre spielte Christian Bieniek als Gitarrist in verschiedenen Bands. Als Pianist bekam der Schulabbrecher sogar ein Stipendium für die Kölner Musikhochschule. Nach zwei Jahren beschloss Christian Bieniek, dass er genug gelernt hatte und widmete sich seinen eigenen Studien der Musik und der Literatur. 1976 zog Familie Bieniek nach Solingen. Dort spielte der Messdiener Bieniek gelegentlich die Kirchen-Orgel und lernte so Helga Pissulla kennen, die im Kirchenchor sang und die er 1979 heiratete. Im selben Jahr starb seine Mutter, mit der er innig verbunden war. Ab 1982 erschienen erste Texte von Christian Bieniek in Fanmagazinen der Punk-Musik-Szene und in Tageszeitungen. 1984 zog Bieniek mit seiner Frau in eine Stadt, die zu ihm passte wie er zu ihr: nach Düsseldorf. Diese Veränderung führte zu einer weiteren, noch einschneidenderen: Bieniek trennte sich von seinem Klavier. Letztlich hatte die Literatur die Oberhand gewonnen. Bieniek schickte Kurzgeschichten an verschiedene Agenturen und fand so bei Brigitte Axster einen literarischen Stützpunkt. Er versuchte sich an Hörspielen fürs Radio. Am 9. März 1987 wurde das erste Kurzhörspiel im Hessischen Rundfunk gesendet: „Ein nächtliches Abenteuer“. Bis 1996 wurden noch 41 weitere Hörspiele im Hessischen Rundfunk sowie zwei Mini-Hörspielserien mit insgesamt 130 Folgen im WDR gesendet. Der Schreiber Bieniek hatte einen Fuß in der Tür. Durch seinen Fleiß und seine Dedikation öffnete er weitere. Filmproduzenten wurden auf seine Arbeit aufmerksam und verpflichteten ihn als Gag-Schreiber. So entstanden zahllose Sketche unter anderem für Hella von Sinnen, Harald Juhnke oder Eddi Arent. 1990 kam Bienieks Tochter Sonja auf die Welt, die in ihrem Vater zugleich ihren größten Fan hatte, und wiederum war eine Veränderung fällig. 1992 hatte Bieniek genug von Radio und Fernsehen. Er versuchte sich an einem Roman. Die Hauptfigur war ein 15 Jahre alter Junge, der erlebte, was 15jährige Jungen in Deutschland eben erleben. Liebe, Scheidung der Eltern, Pickel, körperliche Veränderungen, Freunde, Schule. Neu war nur der Stil. Mit Ende dreißig hatte der Autor Bieniek die Weltliteratur erkundet, die Unterhaltungsbranche erobert, von Songtexten bis zu TV-Dialogen alle literarischen Formen und Foren gemeistert. All das floss nun zu einer Stimme zusammen, die für den deutschen Buchmarkt einzigartig war - und ist. Es war eine Lektorin des Arena-Verlages, Barbara Küper, die diesen Ton als eine der ersten vernahm und das Potential darin entdeckte. Der Roman erschien 1993 unter dem Titel „Immer cool bleiben“ und wurde ein großer Erfolg. Dem folgte der Roman „Svenja hat’s erwischt“, der auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis landete. Bis 2005 erschienen weitere neunzig Bücher. Darunter etwa die Kultserien „Karo Karotte“ und „Oberschnüffler Oswald“. Die von Christian Bieniek erschaffenen Figuren finden immer wieder neue LeserInnen und tragen so auch weiterhin zu aktiver Leseförderung bei. Seine Werke sind mittlerweile in über 20 Sprachen übersetzt. Viele Kinderbücher sind auch als Hörbücher erhältlich. 1999 verspürte Bieniek noch einmal den Wunsch nach einer ’Band’. Und den wollte er literarisch umsetzen. So entstanden einige Buchserien in Zusammenarbeit mit befreundeten Autoren wie Vanessa Walder, Marlene Jablonski und Georg Wieghaus. „Das Inselinternat“, „Leas LiebesGmbH“, „Hamster Hektor“ oder „Papie“ sind bei Lesern nach wie vor sehr beliebt und erfolgreich. Ebenfalls zentral in Bieniek’s Leben und Schreiben waren immer seine Lesungen und Lesereisen. Zunächst ließ der Autor lesen, hörte dabei - wie immer - zu, beobachtete genau und lernte: von Norman Matt, einem jungen Schauspieler, den er von der Zusammenarbeit beim Radio kannte. Das Duo bereiste ganz Deutschland. Ab 1999 trat Marlene Jablonski in Matts Fußstapfen und gab den Impuls zu einer Wandlung: Bieniek las jetzt mit ihr gemeinsam und entdeckte den Entertainer und Showman in sich. Als ab 2002 die Autoren wieder ihre Solokarrieren verfolgten, glänzte Bieniek bereits als Alleinunterhalter, dessen Lesungen Kabarettisten blass aussehen ließen. Kaum ein anderer Autor ließ sich so hingebungsvoll auf seine Leser ein wie Christian Bieniek, wodurch er bald auch ein gefragter Referent zum Thema Leseförderung wurde - etwa für das Goethe Institut oder die Leipziger Buchmesse. In den Jahren 2002/2003 hielt Bieniek jeweils 250 - 300 Lesungen in Deutschland und Österreich, von der Nordsee bis an die Tschechische und Ungarische Grenze. Für das Jahr 2004 hatte die Schweiz eingeladen. Doch zum ersten Mal musste Bieniek Lesungen absagen. Im Sommer 2004 kam er ins Krankenhaus. Wenige Wochen später diagnostizierte man Magenkrebs im Endstadium. Selbst in den Monaten danach verlor Bieniek selten das, was ihn auszeichnete: seinen Humor, seinen Charme, sein Interesse an Menschen, am Leben schlechthin. Noch im Krankenhausbett schrieb er einen letzten Band der Karo-Karotte-Serie, er kannte die Lebensgeschichten seiner Ärzte, Pfleger und Schwestern, hörte ihnen zu und riss Witze. Als Christian Bieniek am 26. Januar 2005 in Düsseldorf starb, teilten die gesamte deutschsprachige Verlagswelt und Leser auf der ganzen Welt die Trauer seiner Familie und Freunde. Seine einzigartige Stimme bleibt mit seinen Büchern erhalten. Für seine Leser lebt er darin fort. Mehr über Christian Bieniek ist hier zu erfahren: www.christianbieniek.de
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