• Inhaltsangabe

  • Nie war unsere Welt wirtschaftlich so vernetzt wie heute – und davon profitiert auch Deutschland. Denn wirtschaftliches Wachstum bedeutet mehr Wohlstand für große Teile unserer Gesellschaft. Zumindest bis jetzt: Seit dem 24. Februar 2022 ist nichts mehr, wie es war. Russlands Angriff auf die Ukraine hat die Welt verändert. Geopolitische Spannungen nehmen zu und ökonomische "Big Player" wie China oder die USA denken strategisch um.

    Was muss Deutschland jetzt tun, um in der Wirtschaftswelt von morgen noch eine wichtige Rolle zu spielen? Von wem sind wir abhängig? Welche Länder profitieren von der neuen Weltlage? Das diskutiert Andrea Sellmann im ntv-Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" mit relevanten Expertinnen und Experten.

    Und was die Wirtschaft bewegt, tangiert oft auch die Finanzwelt. Heißt, bei uns gibt es auch viele wichtige Infos für Anlegerinnen und Anleger, die sich für Börse und Trading interessieren: Das ntv-Telebörsenteam informiert in diesem Podcast jede Woche über die neuesten Entwicklungen an den nationalen und internationalen Finanzmärkten: Vor welchen Herausforderungen steht der Dax? Lohnt sich ein Investment in den chinesischen Aktienmarkt? Und wie entwickelt sich die Stimmung an der Wall Street?

    Jeden Donnerstag liefern wir Antworten auf all diese Fragen.

    Feedback und Themenvorschläge können Sie gerne an www@ntv.de schicken.

    Redaktion: Andrea Sellmann, Mary Abdelaziz-Ditzow, Ulrich Reitz; Produktion und Sounddesign: Wei Quan

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  • Feuerpause in Gaza: Welche Interessen hat Trump in Nahost?
    Jan 23 2025

    "America first" ist das Motto von Donald Trump. Seit seiner Amtseinführung lässt der neue US-Präsident auf Worte Taten folgen: Rechtsradikale Angreifer des Kapitols sind frei, Migranten bangen um ihre Zukunft. Beim Thema Strafzölle stehen China, Mexiko und Kanada als Erstes auf seiner Agenda. Auch den Nahen Osten hat Trump im Blick: Schon vor seiner Vereidigung forderte er in markanten Worten ein Ende der Kämpfe in Gaza. Eines ist immer gleich: Trump hat die eigenen Interessen im Fokus.

    Andreas Reinicke ist Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Berlin und beobachtet die aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten seit Jahrzehnten sehr genau. Im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" beschreibt er Trumps Blick auf die Region so: "Es geht um das Interesse Israels, es geht um das humanitäre Leid. Aber es geht auch um wirtschaftliche Interessen, ganz eindeutig."

    Für die USA, so Reinicke, sei "die Unruhe in der gesamten Region ein Problem". Vor allem gehe es dabei um das Verhältnis zwischen Saudi-Arabien und Iran. Sollte sich das verschärfen, könnte sich das auf die Ölmärkte auswirken. Denn würde der Iran die Durchfahrt dieser für Öltanker so wichtigen Seeroute blockieren, wären die Folgen weltweit zu spüren: Der Ölpreis würde steigen, und Benzin würde auch in den USA teurer werden. "Diese Art von Destabilisierung der Weltwirtschaft kann auch ein Trump nicht haben wollen", erklärt Reinicke. "Deswegen ist das Grundsatzinteresse, dass hier eine friedliche Lösung entsteht, für alle Seiten, auch für ihn."

    Trumps Gesprächsstil wirkt dabei von außen wenig friedlich: Er hat gedroht, im Nahen Osten werde "die Hölle losbrechen", wenn die von der Hamas entführten israelischen Geiseln nicht bis zu seiner Amtseinführung zurück seien. Das werde nicht gut sein für die Hamas, "und es wird - offen gesagt - für niemanden gut sein", so Trumps Worte. Sie richteten sich an die Hamas, aber indirekt auch an Israel, einen Vorschlag für die Waffenruhe ebenfalls zu akzeptieren.

    In der Diplomatie brauche es manchmal einen deutlichen Ton, erklärt Reinicke. Der Trump-Faktor hat für ihn eine wichtige Rolle gespielt, um zu der Waffenruhe in Gaza zu kommen - die "sehr ausgeklügelten diplomatischen Verhandlungen vorher" allerdings ebenso. Die USA unter dem ehemaligen Präsidenten Joe Biden, aber auch Katar und Ägypten hatten monatelang daran gearbeitet.

    Und jetzt? Andreas Reinicke ist ehemaliger Diplomat und bezeichnet sich in der neuen Podcast-Folge als "berufsmäßigen Optimisten": "Ich sehe zunächst einmal die Chancen in dieser Entwicklung, denn ohne einen Waffenstillstand wird es nicht weitergehen", erklärt der Nahost-Experte: "Aber das ist natürlich eine wackelige Angelegenheit, und es ist unklar, in welche Richtung sich das entwickeln wird."

    Die Gefahr für Störungen ist groß, und radikale Kräfte gibt es auf beiden Seiten. Ohne Druck von außen ist für Reinicke eine Einigung kaum denkbar. Die internationale Gemeinschaft müsse eine klare Linie vorgeben, fordert Reinicke - und sieht damit nicht nur die USA, sondern auch die Europäer und Deutschland in der Pflicht.

    Andreas Reinicke ist Direktor des Deutschen Orient-Instituts in Berlin. Als ehemaliger EU-Sonderbeauftragter für den Friedensprozess im Nahen Osten hat er die Europäische Union im damaligen Nahost-Quartett vertreten. Reinicke ist ehemaliger Diplomat und war er sowohl in Tel Aviv als auch in New York tätig.

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  • Wie groß denkt Trump? "Der Panamakanal ist ein enorm bedeutendes Territorialobjekt"
    Jan 16 2025

    Der riesige amerikanische Kontinent ist in der Mitte ganz schmal. In Panama sind es nur gut 80 Kilometer Landmasse, die Atlantik und Pazifik voneinander trennen. Anfang des 20. Jahrhunderts hievten die Vereinigten Staaten von Amerika die historische Handelsroute durch den Bau des Panamakanals auf ein neues Niveau. Seit 1914 verkehren Schiffe zwischen den beiden Ozeanen.

    Heutzutage ist der Panamakanal eine wichtige Handelsroute. Seit 1999 liegen Betrieb und Kontrolle komplett bei Panama. Die USA haben keine Hoheitsrechte mehr. Noch vor seinem Einzug ins Weiße Haus hat der designierte US-Präsident Donald Trump zu hohe Gebühren für US-Frachter kritisiert und eine Vorzugsbehandlung gefordert.

    Trumps Aussage, den Panamakanal ansonsten womöglich zurückzufordern, kommt für den Historiker Christian Cwik wenig überraschend: Man verstehe den Slogan "Make America great again" jetzt etwas besser, konstatiert Cwik im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit". Bis zur Übergabe des Kanals an Panama im Jahr 1999 sei die Wasserstraße "eines dieser Mosaiksteinchen, die die USA in ihrem Hegemonialbereich, nämlich dem Doppelkontinent der Amerikas, immer angestrebt haben", so Cwik weiter.

    Für die Vereinigten Staaten von Amerika war der Panamakanal einst essenziell, um die Erschließung der US-Ostküste voranzutreiben. Auch heutzutage ist er wichtig für den Warenverkehr innerhalb der eigenen Grenzen. Vor allem aber ist die Wasserstraße eine bedeutende Verbindung für Containerschiffe, die zwischen der US-Ostküste und Asien verkehren. "Es geht darum, dass die USA den Panamakanal möglicherweise in einer Art kolonialen imperialen Akt zurückholen wollen, denn in dem Kanal steckt sehr viel Rendite drin", vermutet der Cwik. "Der Panamakanal ist ein enorm bedeutendes Territorialobjekt", so der Experte weiter, und deshalb habe der künftige US-Präsident Interesse daran.

    Hat Trump nur den falschen Ton erwischt? Oder wie groß denkt er wirklich? In Panama sind Trumps territoriale Äußerungen jedenfalls auf wenig Gegenliebe gestoßen. Der Präsident des Landes, José Raúl Mulino, sei eigentlich ein "Freund der USA", sagt Cwik, und habe die Trump etwa bei dem Versuch unterstützt, Migrationswellen einzudämmen. Jetzt habe Mulino "ganz klar Partei gegen Trump ergriffen", so der Experte: "Ich denke, dass das auch dazu führen kann, dass so eine Politik die Panameños in die Hände der Chinesen treibt."

    Cwik liefert in der neuen Podcast-Folge vielfältige Informationen zu der historischen Handelsroute. Der Wunsch nach einem Wasserweg hat überhaupt erst zur Gründung von Panama geführt. Internationale Arbeitskräfte haben den Staat in der Folge stark geprägt. Auch damals schon hat es Einflüsse aus China gegeben. Schon am Kanalbau waren chinesische Arbeitskräfte beteiligt.

    Aus europäischer Perspektive ist der Kanal übrigens eine zentrale Verbindung zur Westküste Südamerikas und auch zum Westen der USA. "Deswegen ist Deutschland auch sehr daran interessiert, dass dort Ruhe herrscht", erklärt der Experte.

    Christian Cwik ist Historiker, Lateinamerikanist und Karibist am Centrum für Jüdische Studien (CJS) an der Universität Graz in Österreich. Außerdem fungiert er als Präsident des Forschungs- und Kulturvereins für Kontinentalamerika und die Karibik mit Sitz in Wien.

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    46 Min.
  • Hohe Hürden, große Chancen: Wie weltoffen ist Syriens neue Führung wirklich?
    Jan 9 2025

    Gut ein Monat ist seit dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien vergangen: Der neue starke Mann im Land ist Ahmed al-Scharaa von der HTS-Miliz. Er formiert eine Übergangsregierung und empfängt internationale Politiker. Seinen früheren islamistischen Kampfnamen hat er abgelegt. Die Herausforderungen, die auf ihn warten, sind riesig.

    Ein staatliches Gewaltmonopol herzustellen, ist "eine gigantische Aufgabe in einem Land, das 13 Jahre brutalsten Krieg erlebt hat", fasst es Nahost-Experte Carsten Wieland im Podcast "Wirtschaft Welt & Weit" zusammen. Die Zerstörung ist groß, ebenso die Polarisierung. Wieland bezeichnet Syrien als "Mosaik verschiedener Religionen, Ethnien und Weltanschauungen". Das müsse sich im Regierungshandeln widerspiegeln, sagt Wieland. Und dieser Test ist "noch nicht bestanden".

    Raus aus dem Kampf, rauf aufs politische Parkett: Wie glaubwürdig kann das sein? Das ist die erste Frage, der sich Ahmed al-Scharaa stellen muss und die erst mit der Zeit zu beantworten sein wird. Wieland sieht durchaus "richtige Signale" gegenüber ethnischen und religiösen Minderheiten, die Zukunft Syriens mitzugestalten. Rachefeldzüge nach dem Sturz Assads seien ausgeblieben, auch der Staatsapparat sei nicht verfolgt worden.

    Doch die Störfaktoren sind groß: Zum einen versuchen verbliebene Assad-Anhänger die Lage zu destabilisieren, zum anderen möchten radikale Islamisten ihre Positionen durchsetzen. Ahmed al-Scharaa wird sich daran messen lassen müssen, wie er damit umgeht: "Jetzt muss er das Gewaltmonopol gegenüber denjenigen durchsetzen, die in seiner Koalition und Bewegung sind", sagt Wieland. Die Ernennung eines Hardcore-Islamisten als Justizminister sei auch in Syrien auf Kritik gestoßen. Bleibt zu beobachten, ob Ahmed al-Scharaa an ihm festhält oder seine Personalentscheidung angesichts der Proteste korrigiert.

    Die deutsche Position zur Beteiligung von Minderheiten und auch zu Frauenrechten ist in Damaskus jedenfalls bekannt: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und ihr französischer Amtskollege Jean-Noël Barrot haben sie persönlich kundgetan. Bei der Betrachtung ihres Syrien-Besuchs zählt für Wieland übrigens der Inhalt mehr als die Frage nach einem Handschlag für die deutsche Außenministerin: Seiner Ansicht nach hat Deutschland einiges an Expertise zu bieten - bei der Aufarbeitung von Kriegsverbrechen und in wirtschaftlicher Hinsicht.

    International wirken die syrischen Machthaber aktuell offener, als es manch einer erwartet hat. "Es ist klar herauszulesen, dass sie momentan keinen Konflikt haben möchten", sagt Wieland. "Auch nicht zu Israel", fügt er hinzu. Gibt es vielleicht sogar eine Chance, dass sich das Verhältnis zwischen Syrien und Israel verbessert? Für Wieland kommt es auch darauf an, wie sich die israelische Regierung zu Syrien positioniert. Im besten Fall könnte "ein neues Kapitel der Nachbarschaft zu Syrien" aufgeschlagen werden.

    Der Nahost-Experte Carsten Wieland ist ehemaliger Berater dreier UN-Sonderbeauftragter für Syrien und hat über Jahre aktiv dabei geholfen, im syrischen Bürgerkrieg zu vermitteln. Er arbeitet als Autor und Politikberater. Weiterhin ist er Fellow am Genfer Institut für Sicherheitspolitik (GCSP) sowie am Osloer Friedensforschungsinstitut (PRIO).

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