Naja

Zunächst mal: Ich habe das Hörbuch gekauft und fand die Sprecher gut.
Die Autorin kann auch erzählen, vor allem fängt sie das Lokalkolorit der Stadt Venedig sehr schön mit mir noch unbekannten Details ein. Aber insgesamt waren mir da entschieden zu viele Dramen, die den größten Raum der Geschichte einnehmen. Sexuelle Übergriffe und deren Folgen, Mobbing, das Recht der Frau auf sexuelle Freiheit, Dikatur und Gewalt in der Familie, Essstörungen. Als Leserin würde ich gern zwischendurch mal aufatmen und das bekam ich schon deshalb nicht hin, weil es so viele Wiederholungen von bereits Gesagtem gab. Das ging zu Lasten der Liebesgeschichte, die, kompensatorisch mit ausgedehnten Sexszenen versehen, ein wenig dünn war. Ich fand das Verhalten der Protagonisten zudem oft ärgerlich unlogisch.
*Spoiler*
Sofia, die sexuelle Gewalt erfahren hat und seitdem unter einem schweren Trauma leidet, führt ein ausschweifendes Sexualleben mit häufig wechselnden Partnern und geht mit diesen Männern in DEREN Wohnungen. Das ist für mich völlig unglaubwürdig.
Orlando, der seine große Liebe in einer Nacht-und Nebelaktion verlässt ohne sich zu verabschieden, weil er einen Streit mit seinem Vater hatte und dann fünf Jahre nichts von sich hören lässt. Keine Entschuldigung, keine Erklärung, kein Anruf, keine Nachricht, selbst dann nicht, als er wieder da ist. Sofia hat trotzdem Sex mit ihm. Seine Schilderung der Umstände und Gründe seiner Flucht nach Hollywood und den vollständigen Abbruch des Kontaktes zu ihr, ist dann irgendwann im letzten Drittel des Buches so dünn und fadenscheinig, dass ich nur dachte: Nicht unwahrscheinlich,dass er das wiederholt, wenn es irgendwann schwierig wird für ihn. Mir konnte die Autorin nicht wirklich plausibel machen, warum Sofia Orlando zurücknimmt.
Fazit: Es gibt einige Ansätze, aber es fehlte wohl ein kritisches Lektorat.

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