Musen, Nymphen und Sirenen
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Gesprochen von:
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Friedrich Kittler
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Von:
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Friedrich Kittler
Über diesen Titel
Friedrich Kittler betreibt experimentelle Philologie, bereist die Sireneninseln und verlebendigt so die Geschichte des Odysseus. Er erzählt von den honigsüß summenden Stimmen der Frauen, der Geburt der Musen, den Ausschweifungen Kirkes, läßt Göttinnen auftreten, Huren und Nymphen - über allem aber schwebt Musik und die Erotik der Mathematik... Es geht um Verzauberung und die Grausamkeit der Verführung, um das "Lächeln im unsterblichen Gesicht" (Sappho) und das Fortdauern des Namens durch die Zeiten, bis er heute seinen Eintrag im "Sprechbuch" findet. Kittler beschwört unser griechisches Erbe, den Ursprung aller Wissenschaften.
(c)+(p) 2009 SupposéDas sagen andere Hörer zu Musen, Nymphen und Sirenen
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Gesamt
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Sprecher
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Geschichte
- Marcel Loerzer
- 22.06.2024
Mut zur Erforschung
Vielseitige Erfahrung wird spürbar in der gefestigten Vortragsweise Kittlers, mit Mut zur selbständigen Feststellung, die also eine ganz eigene Kraft und Geschlossenheit beansprucht und dennoch nicht unbescheiden wirkt.
Es ist sicherlich von Vorteil die Odyssee Homers zu kennen, mit der Kittler den Vortrag beginnt. Er trennt die Ilias als früheres Werk des Schlachtenlärms von dem späteren des Dichters, den Irrfahrten des Odysseus. Analog zu der Entwicklung der griechischen Sprache als der ersten Sprache mit Vokalen aus der phönizischen Sprache, zeichnet sich deren singbarer Gestus in der Odyssee ab. Es könnte sich derart ereignet haben, dass die Gesänge von Herrschern erhört den Anspruch in ihnen erweckten, diese als Ausweis ihrer Kultur aufgeschrieben zu sehen. Während die Ilias die Schlacht um Troja beschrieb, ist es in der Ilias eine Beschreibung der Natur in der Meeresgegend zwischen Griechenland und Unteritalien.
Neben diesem Zeugnis einer lokalen Identität, und der Wiederspiegelung eines Standes der Medien der Kultur, d.h. nun auch einer Form der Schrift, ist bekanntlich die polytheistische Religion der Griechen eine solche der lokalen Opferkulte, die ihre Anschauung durch die Dichter und d.h. vor allem auch durch Homer erhalten. Kittler geht sehr ausführlich auf Mythen ein, die er oftmals etymologisch, also aus der altgriechischen Sprachentstehung her zu deuten versteht.
Die Mutter der Musen ist Mnemosyne, d.h. die Allsehende. Die neun Musen wiederum sind die Inspirationsquelle der Menschen. Kittler nimmt an, dass Lust zugleich auch Wissen bedeute. In diesem Sinne haben etwa die Sirenen, zwei schöne Erscheinungen, die den vorbeifahrenden Seefahrern verkündeten ihnen die höchste Lust zu gewährleisten und ihre Zukunft zu erzählen, ein Sinnbild für Schmeichelei, zugleich die verborgene Gestalt eines Ungeheuers, mit Vogelkrallen gleich ihre betörte Beute tötend. Es stellt sich heraus, dass Aussagen der Texte über eine Wiese mit Blumen, Vögel, sodann der in der Nähe wohnenden Zauberin Kirke, als Falke (Raubvogel) und den Gesang der Sirenen als wie von honigsüßem Munde kommend auf die Natur selbst verweisen. Kittler bereiste die Gegend in Griechenland sieht in den Texten keinen Schrecken, sondern eine Aufhebung einer metaphernlosen Verbundenheit mit der Natur. Ähnlich wie die Bibel bis 1800 der Lesestoff für Kinder war, wurden die Texte von Homer im antiken Griechenland zu einem kulturellen Kanon. Während das Christentum eine Lustfeindlichkeit betonte, waren die Griechen freizügiger, wie sich an der bedeutenden Sängerin Sappho verdeutlichen lässt.
Der Autor deutet die beiden Münder in deren Betörung oder Dissonanz als Ursprung des Vergleiches von zwei Tönen in deren Gestimmtheit zueinander an. Die Mythen werden ganz als Bildung durchdrungen und sind weniger wie die christlichen Mythen als Spannungsverhältnis von Verheißung und Schrecken wirksam.
Einen weiteren Unterschied zwischen der Antike und dem christlichen Abendland, wobei beide ein Kontinuum darstellen, ist die Anrufung der Musen um Inspiration zu erhalten, ein Einklang mit der Natur, so heißt es in der Ilias, nicht einmal 10 Stimmen könnte ohne Muse die Leistung des Vortrags vollbringen, den das Christentum durch den altgriechisch geschulten Paulus auf den Kopf stellte, indem es nun heißt, dass ohne das Herz (die Liebe) ein Mensch nicht sprechen könne wie mit zehn Mündern. Was Kittler hier bemerkt ist die Neigung des Christentums zu Hypertrophie, d.h. dass das Sprechen des Heiligen Geistes an Pfingsten in Zungen z.B., in mehreren Sprachen zugleich, bzw. die Verleihung dieser Gabe an die Jünger Jesu, eben eine solche Haltung verdeutliche, die ein Wundergeschehen in der Welt stets für möglich halte.
Wenn auch nicht ausdrücklich, so tritt ein Thema immer wieder in diesem Vortrag hervor, und das ist die Frage nach der Geschlechterordnung. Es werden also die Sirenen genannt, die Musen und die Nymphen, letztere als Sinnbild einer Frau, die noch kein Kind zur Welt gebracht hat. Sowohl die Zauberin Kirke, webend und singend, als auch die Nymphe Kalypso, webend und singend und zudem Penelope, Odysseus Ehefrau, webend und Klagelieder anstimmend, seien ein und der gleiche Typ der Frau. Im zweiten Teil werden die Tragödiendichter benannt, vor allem Sophokles und der thebanische Mythenstoff um den hochmütigen Ödipus, der mit der eigenen Mutter Kinder zeugt, um sich sodann die eigenen Augen auszustechen. Für Kittler sind die Athener, die damalige Vormacht in Griechenland, neben Sparta, darin bezeichnet, dass sie Frauen es verboten Nadeln zu tragen, weil einst eine Frau einen Mann tötete und sodann sogar Wollkleidung, die deren bedarf. Sophokles kritisiere demnach, wie schon der Komödiendichter Aristophanes die Haltung seiner Athener Mitbürger, die die Frauen in die Häuser einsperrten und wie Besitz behandelten. Ganz anders sei sein Dramaturgenkollege Euripides ein Frauenverächter gewesen.
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