John Boulnois' seltsames Verbrechen
Gerd Köster liest Pater Brown 10
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Gerd Köster
Über diesen Titel
"Immer weitere Fichten und weitere Gartenpfade glitten an ihm vorbei, bis er plötzlich, wie von einem Zauber gebannt, stehenblieb. Es wäre unnötig zu sagen, dass er zu träumen glaubte; diesmal war er ganz überzeugt davon, in einem Buch zu leben. Denn wir Menschenkinder sind an nicht zueinander stimmende Dinge gewöhnt; das misstönige Geklapper des Ungereimten ist uns selbstverständlich; es ist eine Melodie, die uns in den Schlaf wiegt. Treffen die zueinander passenden Ereignisse zusammen, so durchzuckt es uns wie der schmerzliche Wohlklang eines vollendeten Akkordes. Es ereignete sich das, was sich an einem solchen Ort in einem längst vergessenen Märchen ereignet hätte."
Calhoun Kidd, Reporter für die amerikanische Tageszeitung "Die Sonne des Westens", läuft des Nachts durch den Pendragon Park. Eigentlich war er nach England gekommen, um John Boulnois, ein Mitglied der Oxford University, zu interviewen. Als ihm an der Tür der Boulnois-Residenz jedoch ein Diener öffnet, der ihm bloß die grobe Laufrichtung seines Herrn angeben kann, hat er keine andere Wahl, als sich auf der Suche nach seinem Interview-Subjekt durch den dunklen Park zu wandeln. Unter den Fichten herrscht eine außerweltliche, märchenhafte Atmosphäre. Als er im Mondlicht einen silbernen Degen, der ihm entgegengeflogen kommt, aufblitzen sieht, scheint das düstere Märchen vollkommen. Er läuft in die Richtung, aus der der Degen geflogen kam und erblickt Sir Claude Champion, der noch einen kurzen Augenblick wankend steht, um dann sterbend eine kleine Böschung hinunter dem Reporter vor die Füße zu rollen.
Pater Brown ist englischer, katholischer Pfarrer und sicherlich ein atypischer Detektiv in der Literaturwelt: Er ist unscheinbar und vermittelt oftmals einen eher einfältigen Eindruck. Gerade im Vergleich zum herrischen, charakterstarken Sherlock Holmes, der in Watsons Aufzeichnungen ihrer gemeinsamen Abenteuer viel "Screentime" erhält, wirkt Pater Brown beinahe, aber eben nur beinahe, wie eine Nebenfigur.
In Chestertons Erzählungen stehen der Fall, und vor allem die in ihm verwickelten Personen - Opfer, Täter und Zeugen - im Vordergrund. Und doch: Die Figur des Pater Browns schafft es auch ganz ohne aufdringlich zu sein, im Gedächtnis zu bleiben, Charakter und Wiedererkennungswert zu beweisen. Wir sind deshalb überzeugt, dass diese Reihe auch bei vielen Sherlock-Holmes-Fans Anklang finden wird und, dass die Stärke der literarischen Figur Pater Brown eben genau in seinem "Anderssein" liegt, die ihn zur Kontrastfigur zu literarischen Meisterdetektiven wie Sherlock Holmes macht.
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