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Gott ist ein Mathematiker
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Gesprochen von:
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Hubert Fichte
Über diesen Titel
Unter diesem verblüffenden Titel hat Hubert Fichte (1935-1986) ein Hörstück über Bewußtseinsstudien in Afrika verfaßt. Er stellt Methoden zur Heilung psychisch Kranker, die mit Elektroschocks und Medikamenten operieren, der traditionellen Heilmethode des Afrikaners Messanvi Sessou von der Westküste des schwarzen Kontinents gegenüber.
Sessou untersucht zunächst, ob der Kranke sich an die rituellen und magischen Gesetze seiner Umgebung gehalten hat. Diese Methode ist erfolgreich. Sie gelingt aber nur, weil sie den Kranken und seine Umgebung als individuelles System begreift, das entsprechend sprachlicher und botanischer Gesetze verschlüsselt ist. Die Kenntnis der individuellen Sprachen Afrikas ist eine angewandte Form der Mathematik.
"Irre sein und Irre heilen wird beides in sprachlichen Systemen abgebildet. Irrsinn drückt sich immer auch in Sprache aus. Sprachverweigerung ist Teil des Irrsinns. Das Irresein diagnostizieren bedeutet immer auch, den Irren zu verstehen. Ihn heilen zu wollen, ohne zu ihm zu sprechen, ist ein Irrsinn zweiten Grades."
Die vorliegende Originalaufnahme entstand wie auch der gleichnamige Text Anfang der 80er Jahre. Auf dem Hörbuch enthalten sind 36 Tracks, wobei die Indizierung der gesprochenen Stücke der Unterteilung des Typoskripts folgt. Zu ihrer Kontrastierung hat Fichte Auszüge aus den Madrigali Erotici von Claudio Monteverdi von Schallplatte eingespielt.
©2000 supposé (P)2000 supposéKritikerstimmen
Der Autor, der als Jugendlicher Schauspielunterricht genommen hatte, liest ruhig, fast getragen. Er argumentiert, aber er verwischt auch die Grenze von Logik und Magie. Fast scheint er den Pflanzenheilern, die er beschreibt, ähnlich zu werden. Einer, der kraft seiner Stimme die Europäer aus der Sackgasse ihrer Überheblichkeit führt. Heilung durch Magie, Homosexualität in anderen Gesellschaften, Pflanzenkunde und eine Kritik der klassischen Ethnologie - all das findet sich auf diesem Hörbuch. Themen, die in seinem großen Spätwerk "Die Geschichte der Empfindlichkeit" immer wieder auftauchen. Aber halt auch Themen, mit denen er sich ebenso am Rande der Gesellschaft befand wie bei seinen Interviews mit Prostituierten, Strichern und Bordellinhabern. Und das macht diese Aufnahmen nicht nur für seine Bewunderer zu einem spannenden Hörerlebnis.
-- Bayerischer Rundfunk, mk-Magazin für Medienkunst
Das sagen andere Hörer zu Gott ist ein Mathematiker
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Geschichte
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- 08.06.2019
Der Ethnologe Hubert Fichte
Nicht nur Autor war Fichte, er interessierte sich vor allem für Riten und Praktiken z. B. der Psychiatrie in Kulturen, die den religiös-weltanschaulichen Blick auf Krankheit werden und nicht primär den naturwissenschaftlichen Perspektiven, die Menschen aus Europa einnehmen. Eine Vertonung von »Gott ist ein Mathematiker«, aus dem Band »Psyche. Glossen«, der 1990 bei Fischer erschienen ist, die der Autor selbst vorgenommen hat, ist immer etwas Besonderes. Aber ein wenig Hubert-Fichte-Fan sollte man schon sein, um dieser wirklich viel abgewinnen zu können, so spannend die Geschichte um die Heilungsformen bei psychischen Erkrankungen in Togo von Fichte auch erzählt wird.
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Geschichte
- Marcel Loerzer
- 06.01.2025
Traditionelle psychiatrische Praxis in Togo
Das Hörbuch wird von Fichte selbst vorgetragen und ist einerseits so lebendig wie ein spontaner Reisebericht und andererseits ein wissenschaftlicher Vortrag. Es ist ein Eintauchen in eine andere Kultur, der eine kurze Verortung vorangeht. Seit dem 15. Jhd. wird Afrika missioniert, sodann folgte eine Angleichung an die Geschwindigkeit und den Fortschritt westlichen und östlichen Lebens, jedoch, es bestehen die Traditions- und Religionsformen weiterhin fort.
Von diesem Grundbefund ausgehend nähert sich Fichte dem Thema Wahnsinn durch den Blick eines Psychiaters aus Togo. Dieser folgt einer Familientradition des Kräuterheilers. Es gibt mehrere Zugänge zu geistiger Krankheit, auch durch Religion und Sprache, die verschiedene afrikanische Nationen, bzw. Kulturen im Grunde genommen weitgehend eint. Aspekte des Herangehens sind neben der Strukturierung von Sinn in Sprache, die Religion, deren mythische Welt in die Personen durch Identifikation eingebunden sind, dem Wissenden eine Reise mit dem Kranken ermöglicht, in der Sprache des Mythos anzeigen zu können woran es ihm fehlt. So können Ahnen verstimmt sein, es kann böse Zauber geben, Tabus der Nahrung können verletzt worden sein, eine Kenntnis welcher Stamm von jeher welche Tiere tatsächlich isst, kann dabei hilfreich sein. Auch liegen oft Anpassungsschwierigkeiten wie zu viel Konzentration für Arbeiten, intellektuelle Überforderung oder bei einschneidenden Erlebnissen wie einer Geburt vor.
In dem Heilungsprozess wird der in der Regel auffallende Kranke, der nicht mehr am Alltag teilnehmen kann und droht verstoßen zu werden, bzw. alleine umherzuirren kategorisiert in den Grad der Krankheit, wobei Fichte dieses Schema kurz und prägnant vorstellt. Erstaunlich ist wie sehr bei aller anmutenden Befremdung gegenüber dem Thema überhaupt, aber auch einer verschiedenen Kultur von der westlichen, es doch viele Gemeinsamkeiten gibt.
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