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Agamemnon
- Die Orestie 1
- Gesprochen von: Jürgen Fritsche
- Spieldauer: 1 Std. und 55 Min.
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Inhaltsangabe
Agamemnon, Heerführer der Griechen, hat seine Tochter Iphigenie getötet, um günstige Winde für die Fahrt nach Troja zu erhalten. Nun, nach langen Jahren im Krieg kehrt er zurück, als Kriegsbeute Kassandra im Gefolge. Seine Frau Klytämnestra bietet ihm scheinbar ehrvollen Empfang - doch kaum in den Palast eingezogen, ermordet sie sowohl ihn als auch Kassandra - aus Rache für den Tochtermord. Auch Ägisth, Agamemnons Neffe und ihr Liebhaber, ist Teil des Komplotts - hat denn auch er gegenüber seinem Onkel grausame Rachegelüste... Diese Tragödie bildet den ersten Teil der Orestie, der Dramentrilogie, die wie keine zweite für die klassische griechische Tragödie steht - und deshalb zu Recht sowohl auf Lektürelisten sowie in den Theatern der Welt zu finden ist.
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Das sagen andere Hörer zu Agamemnon
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Gesamt
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Sprecher
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Geschichte
- Marcel Loerzer
- 20.05.2024
Durst nach Gerechtigkeit
Das Werk wird in der Übersetzung von Donner eingesprochen, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand und durch ihren Sprachgestus einige Disziplin verlangt. Ich empfand dies als förderlich, da das Werk eines der längsten überlieferten Tragödien der griechischen Antike ist und ungewöhnlich starken Gebrauch von Sinnbildern macht. Zum eben einmal durchhören ist es weniger geeignet. Es ist mit zwei weiteren anschließenden Stücken die einzige vollständige Überlieferung der drei Tragödien einer Tetralogie.
Die Vorlesung von Fritsche halte ich für sehr geeignet für diesen schweren Stoff, im doppelten Wortsinne von unzugänglich und ernst.
Das Thema ist Gerechtigkeit. Aischylos steht am Anfang der Produktion von Stücken in Griechenland, einem Theaterwettkampf, dem das westliche Theater in seiner heutigen Form zu verdanken ist mit dessen Blütezeit im 5. Jhd. v. Chr. Diese Hochphase war einem militärischen Sieg gegen das Perserreich zu verdanken, in dessen Folge Athen als eine der Städte des griechischsprachigen Meerraumes eine Vormachtstellung errang. Die Herrschaft der Athener Bürger bedurfte eines hohen Grades an Identifikation mit der eigenen Stadt, aber auch der Fähigkeit politische Ämter zu übernehmen, an Gerichtssitzungen teilzunehmen und falls erforderlich in den Krieg zu ziehen. Diesem spontanen Bildungsnotstand begegnete das Theater als eine Form von gesellschaftlichem Beisammensein und Selbstreflexion.
Der Text wirkt sehr vieldeutig und eindrucksstark. Aischylos' am Krieg als Stoff, den er selbst erlebte, orientierter Stil wirkt archaisch, es gibt wenig Entwicklung bzw. Umschwung im Äußeren, keine Überraschungen, alles bleibt problematisch und fragwürdig und erfordert das Finden einer angemessenen Einstellung.
Aischylos entstammte einer adeligen Familie und sein Habitus wirkt ganz einfach ernst. Freue dich nicht zu viel, sei stets auf Vorsicht bedacht, so lässt sich eine spürbare Grundhaltung charakterisieren. Was mir einprägsam war, ist beispielsweise das Sinnbild der süßen Frucht, die familiäres Glück versinnbildlicht, die große Zerstreuung des lebhaften Zusammenseins, dem sogleich die Warnung der Fäulnis folgt, dass gerade in diesem Milieu ständigen Glückserlebens, der Fehltritt sich unbemerkt einschleicht und fortsetzt. Eben hierum geht es auch in diesem Stück von Aischylos. Einst setzte Tantalos, ein direkter Vorfahr nach Einladung durch die Götter den eigenen Sohn diesen als Essen vor, was die Götter bemerkten und die Familie verfluchten. Nach dem Sohn Pelops wurde die gesamte Westhalbinsel, die heutige Peloponnes benannt und dessen Söhne wiederum begannen sich zu bekriegen in Ehebruch, Kannibalismus, Inzest und Betrug. Wie schon angedeutet handelt es sich um eine der mächtigsten Familien, was sich in dieser Generation (der Hörbuchhandlung) in Agamemnons Rolle zeigt, er übernimmt die Hauptführung der Stämme, die in Troja kämpfen. Der Schatten der Vergangenheit des gegenseitigen Tötens innerhalb der Familie tritt schon bald wieder ein und ist der Stoff dieser Tragödie.
Nichtsdestoweniger wird eine gründliche Reflexion darüber vorgenommen, wie inmitten von Rache Gerechtigkeit bestehen kann. Aischylos erschafft somit ein Szenario in dem sich die Frage stellt, ob der große Herrscher Agamemnon die eigene Tochter opferte, weil er machtgierig war, oder aus Schwäche, oder aber weil er durchaus Gründe hat. Seine Frau, die ihn umbringen wird, interessiert diese Frage und die Sorge, dass eben der Ernst einer Familie nicht mehr integer gewahrt wird, wenn sie ihrem Mann darin nicht nachstellt, der zudem eine Herrschertochter aus Troja als seine persönliche Sklavin mitbringt. Aus Sicht einer Mutter und Ehefrau ist sein Verhalten für die damaligen Wertestandards sicherlich höchst fragwürdig. Der Chor, der das Volk repräsentiert, weiß aus persönlicher Erinnerung um die Opferung der Tochter, woran es nicht gerne erinnert wird. Es stört sich einseitig daran, dass die Herrschergattin nun einen Staatsstreich plant. Es stehen sich nur unverbundene Perspektiven gegenüber. Ein objektives Urteil wird also erschwert, objektiv jenseits der eigennützigen Interessen, zumal derjenigen die durch Familienmitgefühl oder Ortsgemeinschaft getrübt werden.
Während solche Überlegungen, eben wie Gerechtigkeit möglich ist, universellen Charakter haben mögen, befremdet das streitfreudige Weltbild der Griechen möglicherweise moderne Leser. Während der christliche Gott als allmächtig verstanden werden kann, so ist für die Griechen ein unentrinnbares Schicksal stets gegenwärtig, das sowohl die Götter als auch die Menschen diesem unterwirft, d.h. dass die Götter zwar den Menschen unvorstellbar überlegen sind, aber sie ihr eigenes Prinzip ganz verkörpern, sei es die Jahreszeiten, die Erde oder die Gerechtigkeit. So wurde etwa der lange währende trojanische Krieg auch verstanden als Affäre von der Göttin der Liebe und dem Gott des Krieges, was verdeutlicht wie hochallegorisch sie ist, die griechische Mythologie.
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