Zeit sparen und mit guten Rezensionen das richtige Hörbuch finden

Der Mensch schmachtet über seiner kostbaren Zeit und weiß doch nichts mit ihr anzufangen. Schopenhauer schrieb einmal: Gewöhnliche Menschen überlegen nur, wie sie ihre Zeit verbringen. Ein intelligenter Mensch versucht, sie auszunutzen.

Arrogant und pseudo-philosophisch? Lasst euch durch meinen Hang zur Philosophie nicht die wahre Frage entgehen, die sich hier stellt: Wie nutzt man seine Zeit aus?

Schaut ihr in die Inhaltsangabe eines Buches, bevor ihr es lest?

Schaut ihr den Trailer eines Films, bevor ihr ins Kino geht? Wenn es um Zeitinvestitionen geht, möchten sich die meisten von uns bewusst sein, dass sie sinnvoll und ertragreich, oder zumindest unterhaltsam sind. Und hatte Márquez nicht recht? Es gibt so viele Bücher, dass es keinen Sinn hat, welche zu lesen, die einen langweilen.

Nach einem überzogenen Hörspiel bei Audible zu greifen oder eine lausige Serie bei Netflix anzufangen ist eine lästige Erfahrung, aber noch unangenehmer ist es, wenn ein Trailer oder eine Inhaltsangabe einem die Pointe eines Meisterwerks vorwegnimmt. Deshalb bin ich auch ein Feind von Trailern, Spoilern und Inhaltsangaben – nur bei Hörbüchern höre ich gern (möglichst kurz) in die Hörprobe, um die Stimm-Qualität des Sprechers einzuschätzen.

Meine alten Vertrauten

Wenn es um einen mir bekannten Autor oder Filmemacher geht, fällt es mir einfach ihm meine Zeit anzuvertrauen. Immerhin weiß man genau, dass man mit Tarantino Blutgelüste stillen kann und bei Kubrick noch Monate grübeln wird. Wenn man einen Hesse Roman aufschlägt, weiß man, dass es ein Entwicklungsroman ist und ebenso, dass Aristoteles einen eines Besseren belehren wird. Meinen alten Vertrauten S. Kubrick, S. Spielberg, A. Hitchcock, H. Hesse, O. Khayam, J.R.R. Tolkien und G.G. Marquez schenke ich meine Zeit ohne Bedacht, aber was ist mit dem schaurigen Unbekannten? Schließlich waren mir meine heutigen Geliebten Schriftsteller, Regisseure und Komponisten auch einmal fremd.

Die besten Empfehlungen kommen natürlich vom Herzen

Meine liebste und sicherste Alternative ist es, meine Familie, meine Freunde und Kollegen nach Neuheiten zu fragen. Immerhin hat mich mein großer Bruder mit dem kleinen Prinzen bekannt gemacht, und meine Eltern mit Hundert Jahren Einsamkeit und ein Kumpel mir Rupi Kaurs Milch und Honig geliehen.

Ein guter Freund hat mir auch kürzlich Milan Kunderas Die Unerträgliche Leichtigkeit des Seins empfohlen. Darauf habe ich mich in vollem Vertrauen losgestürzt und ihn verschlungen und mich bis zur letzten Seite durchgequält, um zum Ende der „leichten“ Lektüre meinen ganzen Lebensmut zu verlieren. Bei nächsten Treffen fragte mich mein Freund: „Na? Warst Du völlig fertig? Keine Lust mehr auf diese Welt?“- er lachte: „Ja, ich damals auch.“

Sicher, ab und zu endet eine Empfehlung auch mal in einem kleinen Desaster.

Aber schließlich sind Freunde ja auch keine Giftvorkoster

Man kann Sie nicht ein jedes Buch lesen oder hören lassen, bevor man sich selbst da dran traut, und deshalb gibt es noch einen weiteren Weg das Risiko einer Vergiftung der eigenen Zeit zu umgehen – nämlich durch das Lesen einer hilfreichen Bewertung und Rezension eines zufälligen Internet-Surfers. Zugegeben, man kann nicht davon ausgehen, dass die Person, die die Rezension geschrieben hat, eine vertraute Weltempfindung hat, aber dafür gibt es ja zumeist nicht nur eine Meinung und nicht nur eine Bewertung.

Rezension statt Spoiler

Bevor ich anfange ein Hörbuch abzuspielen oder bevor ich einen Podcast abonniere, schaue ich nicht in die Inhaltsangabe – das umgehe ich bis heute – sondern ich schaue in die Rezensionen, um zu wissen, ob ich mir diesen Monat dieses Hörbuch oder doch ein anderes holen sollte. Kürzlich war ich beispielsweise sehr dankbar für die folgende Rezension:

„Hintergrundgeräusche machen mich verrückt“:
Leider konnte ich nur die erste halbe Stunde anhören. Die Hinterrundgeräusche und Musik macht mich beim Hören verrückt. Musste mir eine andere Version runterladen

Ich kann mit Hintergrundgeräuschen ebenfalls nichts anfangen. Einem anderen mag es nicht so ergehen, aber ich wusste sofort, dass ich nach einer anderen Version Ausschau halten müsste.

Außerdem amüsieren mich manche gut-deutsch und geschickt verfassten Rezensionen, wie z.B.

„Von der Sonne beschissen“:
Vom Leben und Verrecken verlorener Seelen. Strunk erzählt von der verzweifelten Suche nach Glück, Liebe und Zärtlichkeit mit einer Sprache die von weltrekordverdächtiger Obszönität ist. Merkwürdig bloß das man beim Hören niemals überheblich oder urteilend auf diese Menschen blickt die nicht fürs Glück gemacht sind, sondern verstehend und mitfühlend. In jedem Furz der aus diesem gesellschaftlichen "Bodensatz" aufsteigt ist mehr Weisheit, mehr Wissen vom Menschen konzentriert als in den den meisten philosophischen Seminaren. Dieses Hörbuch ist ein beeindruckender literarischer Kotzbrocken…

Unterhaltung kann auch lehrreich sein, denn Hörbücher sind ein wunderbarer Weg Sprachen zu lernen:

„Super um Englisch zu lernen!“:
Dadurch das sehr deutlich gesprochen wird und man die Geschichte weitestgehend kennt eignet sich das Hörbuch sehr gut dazu Englisch zu lernen.

Nur fair ist es da auch selbst ab und zu eine Bewertung zu verfassen, vor allem, wenn man mal eine andere Meinung hat und gewillt ist den Gleichgesinnten einen freundlichen Ratschlag zu geben.

Euch hat ein Hörbuch besonders gut gefallen? Oder war es gar nichts für eure Ohren? Eure Rezension macht es anderen einfacher ihre Kaufentscheidung zu treffen.

Wie genau ihr eine Rezension schreibt, löscht oder ändert, erklären wir hier.

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