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Weltall ist in! Science-Fiction im Weltraum

Weltall ist in! Science-Fiction im Weltraum

Die Faszination mit dem Weltraum ist wahrlich nicht neu. Schon bevor die Menschen überhaupt in der Lage waren, die Atmosphäre des Planeten Erde zu verlassen, bot sich das Weltall an als Spielwiese für Fantasie und Spekulation. Mit der Erfindung des Fernrohrs ging im 17. Jahrhundert die Entdeckung einher, dass der Mond ein Planet war - und schon träumten die ersten Schriftsteller von Reisen zu unserem nachtleuchtenden Trabanten, der Bekannteste unter ihnen Jules Verne. Er war einer der Mitbegründer des neuen Genres „Science-Fiction“.

Wer allerdings denkt, Science-Fiction habe zwingend mit dem Weltall zu tun, liegt nicht ganz richtig. Was bedeutet Science Fiction? Der Duden definiert Science-Fiction-Literatur als “Bereich derjenigen ...Thematiken, die die Zukunft der Menschheit in einer fiktionalen, vor allem durch umwälzende Entwicklungen geprägten Welt betreffen.” Zukunft, Wissenschaft und bisher nie Dagewesenes sind also die Markenzeichen der SciFi - aber das kann auch überhaupt nichts mit dem Weltraum zu tun haben, sondern mit Medizin, Zukunftstechnologie, dystopischen Szenarien oder Zeitreisen. Literatur, die sich speziell mit dem Weltall oder mit Besuchern aus eben diesem beschäftigt, ist also nur eine der vielen Spielarten der Science-Fiction. Aber natürlich eine wichtige.

Hard-SciFi: Harte Fakten

Die Mathe-, Chemie- und Physiknerds unter uns fühlen sich wohl am besten in der Hard Science-Fiction. Diese Gattung stellt die Technik und wissenschaftliche Genauigkeit in den Mittelpunkt der Geschichten und spielt sich gern an Bord von Raumschiffen oder Raumstationen ab - oder auf der Erde bei Raumfahrtorganisationen wie NASA, ESA & Co. Die Hard-SF befasst sich mit solchen Dingen wie der Reproduktion von Sauerstoff oder Nahrung, mit Reise- und Antriebstechniken, mit den physikalischen und chemischen Realitäten des Lebens im All und auf fremden Planeten oder mit der Kommunikation mit außerirdischen Wesen.

Klassische Vertreter dieses Fakten-basierten Subgenres sind z.B. Stanislaw Lem, Isaac Asimov und Arthur C. Clarke. Eine moderne Hard-SF-Kombination aus Robinsonade, MacGyver und anschaulichem Biologieunterricht ist der Oscar-Gewinner Der Marsianer von Andy Weir.

Der Marsianer

Und gerade kommt aus China Bestseller-Nachschub für alle, deren Lieblingsspielzeug schon immer Lötkolben, Motherboards und auseinandergeschraubte Radios waren: Liu Cixin sahnt mit seiner Trisolaris-Trilogie um einen fatalen Erstkontakt mit Außerirdischen gerade Preise ab und führt die SciFi-Bestsellerlisten an.

Die drei Sonnen

Soft-SciFi: Softe Skills und allzu Menschliches

Von den harten Fakten ab und mehr zu den Menschen hin wendet sich die Soft Science-Fiction. Statt Mathematik, Astrophysik oder Chemie befassen sich Geschichten dieser Gattung mit Philosophie, Ethik, Linguistik und ähnlichen “weichen” Forschungsgebieten. Von der äußeren Betrachtung und einem stringenten Plot schwenkt der Fokus um auf die Introspektion und die Charakterentwicklung. Technische Genauigkeit oder wissenschaftlicher Anspruch spielen kaum eine Rolle. Der Science-Fiction-Weltall oder die Beschäftigung mit ihm dienen vielmehr als Projektionsfläche für allzu Menschliches.

Ältere Beispiele sind Die Mars-Chroniken von Ray Bradbury oder Frank Herbert’s Dune-Epos, die menschliche Eigenheiten ebenso aufgreifen wie große gesellschaftliche Themen. Die Bandbreite von tiefgründiger Parabel bis hin zu leichter Unterhaltung ist in dieser Sparte besonders groß - aktuelle Beispiele für beide Enden der Fahnenstange sind das spirituell gelagerte, hoch nachdenkliche Buch der seltsamen neuen Dinge von Michael Faber über einen Missionar auf einem fremden Planeten und der leichtfüßig-schmunzelnde Unterhaltungsroman Miss Gladys und ihr Astronaut, in dem es eigentlich nicht um die Ein-Mann-Mars-Mission geht, sondern vielmehr um eine ungewöhnliche Freundschaft. Ganz ähnlich gelagert, allerdings mit deutlich philosophischem Spinn: Eine Kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt, in der ein einsamer tschechischer Kosmonaut eine ganz neue Sicht auf die Welt und die Liebe entwickelt.

Eine kurze Geschichte der böhmischen Raumfahrt

Kosmischer Horror

Die Eroberung des Weltalls bedeutet auch immer die Begegnung mit dem Unbekannten. Was fremd ist, macht vor allem erstmal eins: Angst. Auf diesem stärksten aller menschlichsten Gefühle fußt der sogenannte „Kosmische Horror“ von Kult-Autor H.P. Lovecraft, der bis heute große Autoren und die gesamte Popkultur inspiriert. In diesem haarsträubenden Sub-Genre tummeln sich furchterregende extraterrestrische Kreaturen, und besonders auf fremdem Territorium, in feindlicher Umgebung, sind ihnen die menschlichen Eindringe schon mal rettungslos ausgeliefert. Nicht umsonst heißt es in ALIEN “Im Weltall hört dich niemand schreien”.

Da bricht auch gerne mal ein Krieg los zwischen den Menschen und den Außerirdischen. Sei es in typischen Invasionsszenarien wie Der Krieg der Welten von H.G. Wells oder beim intergalaktischen Vernichtungskampf zwischen Jedi-Rittern und den dunklen Mächten in Star Wars. Der uralte Kampf zwischen Gut und Böse führt gerade auf menschlicher Seite nicht nur zu heroischen Taten, sondern auch zu Zusammenhalt und Miteinander, allen ursprünglichen Animositäten zum Trotz. Zum archaischen Triumph über das Böse gesellt sich die Lektion, dass im Angesicht der drohenden Vernichtung alle Menschen gleich sind und nur gemeinsam etwas erreichen. So manche Science-Fiction wird gerne zur Parabel, die dem menschlichen Rassismus und Fremdenhass einen Spiegel vorhält.

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Der Krieg der Welten
Die dunkle Bedrohung

Großes Kino

Episch geht es zu im “großen Kino” der Science-Fiction Weltall-Literatur: der sogenannten “Space Opera”. Diese stark handlungsorientierten, im intergalaktischen Raum fern der Erde spielenden Weltraumopern haben einen Hang zur Grandezza. Riesige Flotten, Raumschiffe mit gigantischen Ausmaßen, galaxisgroße Konflikte zwischen bis auf den Tod verfeindeten Parteien und ausgiebiges world building machen diese Geschichten - oft Serien mit vielen Teilen, gerne mit Spin-Offs - zu den popcornwürdigen Dauerbrennern unter den Science-Fiction Weltall-Dramen. Star Wars zählt natürlich dazu, außerdem solche Kultreihen wie der Armageddon-Zyklus von Peter F. Hamilton oder Hyperion & Endymion von Dan Simmons.

Ein aktuelles Beispiel ist die The Expanse-Serie von James S. A. Corey, deren erster Teil jetzt frisch als deutsches Hörbuch erhältlich ist. Sie spielt im vom Menschen komplett besiedelten Sonnensystem, zwischen dessen Kolonien ein brüchiger Frieden herrscht. Bis ein außerirdisches Artefakt auftaucht, das die gesamte Menschheit bedroht. Oder die Paradox-Reihe von Phillip P. Peterson, in der eine Raumschiffcrew sich nach einer spektakulären Rettungsmission zu den Grenzen des Universums aufmacht. Ein atemberaubendes Abenteuer mit hohem Thriller-Faktor.

Science-Fiction & Weltall mit Witz

Zu Lachen gibt es da weniger - umso mehr aber in parodistischen Weltraumabenteuern wie dem Kult-Klassiker Per Anhalter durch die Galaxis von Douglas Adams. Als die Erde bedauerlicherweise einer Hyperraum-Expressroute weichen muss, begibt sich der einzig übriggebliebene Erdbewohner auf einen aberwitzigen Trip durch den Kosmos, der nicht nur das gesamte Science-Fiction-Genre mit seinen typischen Elementen auf die Schippe nimmt, sondern auch menschliche Schwächen, Marotten - und den britischen 5-Uhr-Tee.

Per Anhalter durch die Galaxis

Humor mischt sich mit Spannung und Nostalgie in der jüngeren Pop-Kultur-Science-Fiction. Die Kinder der 80er sind inzwischen alt genug, um ihre eigenen Vor- und Darstellungen von Raumfahrt, Aliens und Zukunftstechnologie mit einem wehmütigen Schmunzeln wieder hervorzukramen. Die ET- und Commodore-64-Generation liebt Geschichten wie Armada von Ernest Cline, in dem PC-Spieler den echten Kampf gegen außerirdische Invasoren antreten müssen. Oder Redshirts von John Scalzi, eine Hommage an die namenlosen, Rot tragenden Sicherheitskräfte auf der Enterprise, von denen jeder Star-Trek-Fan weiß, dass sie von einer Außenmission nicht lebendig zurückkehren (hier geht es zur ultimativen Star-Trek-Zeitlinie).

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Götter der Nacht

Planeten-Politik und Young Adult

Das Weltall kann man natürlich auch politisieren. Dystopien, also düstere Zukunftsvisionen, wo eine herrschende Macht im Diktator-Stil das Volk unterdrückt, funktionieren auf fremden Planeten nach dem gleichen Prinzip wie auf der Erde. Gerade in der Jugendliteratur - und Young Adult wird ja auch gerne von Erwachsenen gelesen - sind Dystopien seit Hunger Games sehr beliebt. Die Red Rising-Trilogie von Pierce Brown ist so eine, aber auf den Mars verlegt. Rebellion ist angesagt gegen ein System, das seine Macht missbraucht und mit Verrat, Korruption und Gier regiert - ein leider hoch aktuelles Thema, für das man eigentlich unseren Heimatplaneten gar nicht verlassen muss.

Gerade bei Young Adult-Dystopien sorgt eine Liebesgeschichte - oft in Dreiecksform - für zusätzliche Würze. Rick Yancey mixt in seiner Die fünfte Welle-Trilogie geschickt die Angst vor einem unsichtbaren Feind aus dem All und den Aufstand gegen ihn mit einer Coming-of-Age-Story der Hauptfigur, welche sich dann auch noch zwischen zwei Jungs entscheiden muss. Um am Ende alle Antworten wieder zurück auf den Erdboden zu holen.

Sachverstand und kosmische Historie

Apropos Boden der Tatsachen. Wer von uns hat nicht die Phase durchlaufen, in der man als Kind eifrig in Astronomiebüchern geblättert, die Namen aller Planeten unseres Sonnensystems auswendig gelernt und sich vor schwarzen Löchern gefürchtet hat? Die kindliche Faszination mit dem Weltraum, die unersättliche Neugier, die ungelösten Fragen des Universums zu beantworten, sie bleibt auch Erwachsenen erhalten. Fachliteratur in Sachen Astronomie und Astrophysik sind dabei längst keine trockene Materie mehr. Und sich dafür zu interessieren alles andere als peinlich. Nerd sein ist cool! Jeder kennt den kürzlich verstorbenen Professor Stephen Hawking und seine Kurze Geschichte der Zeit, das sich unter anderem der Frage nach dem Ursprung und den Grenzen des Weltalls widmet.

Eine kurze Geschichte der Zeit

In seine Fußstapfen tritt jetzt der Astrophysiker und Hawking-Schüler Christophe Galfard mit Das Universum in deiner Hand.

Das Universum in deiner Hand

Die Raketen-Fans und NASA-Follower, denen es eher um die Geschichte der Raumfahrt geht, können in Hörbüchern wie Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen von Margot Lee Shetterly oder The Glass Universe von Dava Sobel viel darüber lernen, was gerade Frauen mit der Eroberung des Weltalls zu tun hatten. Aber auch Männer kommen zu Wort: Vom Leben und Arbeiten auf einer Raumstation erzählen in Mission im Weltall der ehemalige DDR-Kosmonaut Sigmund Jähn und Astronaut Alexander Gerst, der sich gerade zum zweiten Mal auf der ISS befindet und dort als erster Deutscher für zwei Monate das Kommando übernehmen wird.

Der weite Blick zurück nach Hause

So sehr all diese Weltraum-Hörbücher auch auf verschiedene Art das All erkunden, haben sie jedoch eines gemeinsam: Es geht letzten Endes gar nicht so sehr um die fremden Planeten und um die Außerirdischen. Es geht um den Menschen. Die Größe und Fremdartigkeit der Galaxis wirft den Homo Sapiens auf sich und seine eigene kleine Existenz zurück, auf seinen verletzlichen blauen Planeten und auf die Eigenschaften, die ihn als Mensch ausmachen. Die Konfrontation mit der Unendlichkeit des Universums, die Begegnung mit völlig andersartigen - oft feindseligen - Wesen führen zur Selbstreflektion und tiefen, nicht immer einfachen Erkenntnissen über die Menschheit.

Als Spielplatz der Fantasie, als Spiegelbild, Grenzerfahrung und Resonanzboden - für all das und unendlich mehr sind Science-Fiction Weltraum-Hörbücher gut. Sie sind Abenteuer, Philosophiestunde, Action-Thriller, Romanze, Physikunterricht, Geschichtslektion, coming-of-age-Roman, Fantasy-Märchen und Zukunftsvision in einem. Wenn man sich darauf einlässt, stellt man fest: Für jeden ist im Kosmos etwas dabei, jeder findet sich dort irgendwie und irgendwo wieder. Vielleicht fasziniert uns das Weltall deshalb so sehr.

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