Welche Themen besprecht ihr im Podcast?

Hendrik: Es sind insgesamt zwölf Folgen à 50 Minuten, von denen sich jede mit einem Thema beschäftigt. Das kann eine Grundsatzfrage wie „Wann ist man eigentlich tot?“ sein, aber eben auch die Themen wie Sterbehilfe und Suizid.

Und dann? Ein Podcast vom Ende des Lebens (Original Podcast)

Christoph: Wir haben uns zum Beispiel über Begräbnisse unterhalten. Es hat sich nämlich vieles daran geändert, wie Bestattungen ablaufen und wie Menschen ihre Lieben beerdigen möchten. Da gab es also viel zu entdecken. Wir haben uns aber auch mit dem Thema Trauer auseinandergesetzt und uns gefragt, wie man damit umgeht und ob es einen richtigen Weg zu trauern gibt. Wir haben uns aber auch mit Sterbebegleitern getroffen, wobei wir selbst viel darüber gelernt haben, wie man mit Sterbenden umgeht.

Hendrik: Und am Ende reden wir auch noch übers ewige Leben.

Ewiges Leben klingt nach einem besonders spannenden Thema!

Christoph: Wir haben das ganz physisch – also ganz diesseitig – betrachtet, wie man das Leben verlängern oder wiederaufnehmen kann.

Und was habt ihr dabei herausgefunden?

Hendrik: Wir sind nach Moskau geflogen, um mit Leuten zu sprechen, die Körper und Gehirne in der Hoffnung einfrieren, dass man irgendwann so weit ist, dass man dann wieder aufgetaut werden und dann weiterleben kann. Das war völlig abgefahren.

Habt ihr eingefrorene Körper gesehen, so wie man sich das aus Filmen vorstellt?

Hendrik: Wir haben die Körper selber nicht gesehen, aber wir haben die Tonnen und Behälter gesehen, in denen die eingefroren sind. Wir waren da bei Leuten, die keine einfältigen Leute sind und teilweise einen wissenschaftlichen Hintergrund haben – und fest davon überzeugt sind, dass das die Zukunft ist und dass man so ewiges Leben erreichen kann.

Mit wem habt ihr für diese Folge noch gesprochen?

Christoph: Wir waren noch in Jülich beim Human Brain Project. Dort arbeiten Wissenschaftler an der Kartografie des Gehirns. Davon erhoffen sich manche dieser Transhumanisten, die daran glauben, dass man irgendwann das menschliche Dasein überwinden können wird, Erkenntnisse, wie man für immer leben kann. Das Human Brain Project hat aber einen ganz anderen Hintergrund: Die wollen dabei helfen, eine Karte des Gehirns anzulegen, die alle Wissenschaft der Welt darüber vereint.

Dein Gehirn weiß mehr, als du denkst

Ihr sagt, dass das keine einfältigen Menschen sind, die sich einfrieren lassen. Wer lässt so etwas mit sich machen?

Hendrik: Das sind ganz schön viele Leute, die das machen! Man hat ja auch eigentlich nichts zu verlieren, wenn man die Kohle hat.

Christoph: Manchmal wird ja auch nicht der Körper, sondern nur der Kopf oder das Gehirn eingefroren … Das sind dann die Transhumanisten, die einerseits ein bisschen sparen müssen und andererseits der Meinung sind, dass die Chancen auf ewiges Leben besser sind, wenn man diesen alten Körper nicht mehr mit sich herumschleppt.

Aber mal im Ernst: Warum würde man das machen wollen? Warum würde man sich einfrieren lassen, um dann wieder aufgetaut zu werden?

Christoph: Das ist die große Frage! Darüber haben wir auch viel gesprochen.
Würdet ihr das machen?

Christoph und Hendrik: Ich würde es nicht machen.

Welchen Eindruck hattet ihr von den Leuten in Moskau, die die Einrichtung betreiben?

Christoph: Die Frau, die das ganze betreibt, die schien sehr überzeugt davon zu sein.

Hendrik: Die war auch sehr intelligent. Und die verdienen auch nicht so wahnsinnig viel Geld damit, als dass das nur eine Masche ist, mit der sie den Leuten reihenweise das Geld aus der Tasche ziehen. Die meinen das schon ernst, weil die einfach daran glauben, dass die Technik irgendwann so weit sein wird, dass man nicht mehr vom Leben lassen muss. Dass der Mensch in seiner Evolution mit Erfindung dieser Technik, die irgendwann kommt, den Tod überwindet. Für sie ist das ein natürlicher Teil der Evolution.

Christoph: Die denken, dass das Menschsein nur ein Zwischenschritt ist.

Unsterblich

War das von allen Themen das verrückteste?

Hendrik: Auf alle Fälle, das hat auch einfach Spaß gemacht, nach Moskau zu fliegen und dort diese Leute kennenzulernen. Bewegender und erkenntnisreicher waren andere Folgen.

Welche zum Beispiel?

Hendrik: Die über Sterbehilfe. Dafür sind wir zu einer Sterbehilfeorganisation gefahren und haben uns dort die Räumlichkeiten zeigen lassen, sind hier in Berlin und Brandenburg zu Vorträgen zu dem Thema gegangen und uns intensiv in das Thema eingearbeitet. Wir haben auch gehört was passiert, wenn die Leute sich bewusst entscheiden zu sterben und einen Termin dafür bekommen – und was dann auch innerhalb von Familien passiert. Leute nehmen da natürlich ganz anders Abschied, als wenn jemand einen Herzinfarkt hat und der Tod quasi ganz überraschend kommt.

Christoph: Was bei mir nachgehallt ist, ist wie schön das Bestattungsinstitut, das wir begleitet haben, mit einer Verstorbenen umgegangen ist. Wir durften dabei sein, während die letzte Pflege passiert ist. Das fand ich sehr berührend. Zu sehen, wie sie arbeiten, wie behutsam sie mit der Verstorbenen umgegangen und sich Gedanken machen, wie man den Abschied schöner gestalten kann, war echt schön.

Was habt ihr noch erfahren, das euch vielleicht auch überrascht hat?

Christoph: Wir waren zum Beispiel im Krematorium und ich hätte mir das nie so schön vorgestellt! Was für ein wunderbarer Raum. Der eigentliche Raum, wo verbrannt wird, der hat natürlich schon etwas Maschinelles, aber auch das war furchtbar spannend. Oder dass Urnen mit der Post verschickt werden, wusste ich auch nicht. Oder bei einer Leichenöffnung dabei zu sein, das war auch spannend.

Inwiefern?

Christoph: Das Klinikum Hannover hat uns dankbarerweise bei einer Sektion dabei sein lassen, weil wir wissen wollten, wie man rausfindet, wie jemand gestorben ist. Da wird auch super sachlich mit den Toten umgegangen, das war echt spannend anzusehen. Ich musste mich dazu zwar hinsetzen, wurde ganz blass und musste aufpassen, dass ich nicht umfalle … Eine Polizistin, die mit dabei war, musste mir dann den Schweiß von der Stirn tupfen (lacht). Aber auch das war super spannend.

Der Übergangsmanager

Habt ihr euch durch den Podcast auch mal mit eurem eigenen Tod beschäftigt?

Christoph: Ich muss sagen, für mich ist das immer noch sehr weit weg. Obwohl ich sehen konnte, wie wir in der Gesellschaft mit dem Tod umgehen und wie plötzlich das passieren kann, ist das für mich doch noch recht weit weg.

Hendrik: Wir fangen jede Folge mit einem Text an in dem wir sagen, dass wir beide Angst vor dem Tod haben, es aber vielleicht leichter wird mit dem Tod zu leben, wenn wir mehr davon verstehen. Ich denke, der Podcast hat schon dazu geführt, dass wir uns eher Gedanken darüber gemacht haben, wie wir sterben möchten, wie wir beerdigt werden möchte und was das für andere bedeutet.

Christoph: Das auf alle Fälle, aber so wirklich begreiflich ist mir der eigene Tod dadurch noch nicht geworden.

"So wirklich begreiflich ist mir der eigene Tod noch nicht geworden."

Christoph Schrag

Habt ihr euch vorher schon über so praktische Aspekte wie die eigene Beerdigung gemacht?

Hendrik: Wir haben eine Folge über Hinterlassenschaften gemacht, in der es darum ging, Dinge auszusortieren, Listen zu schreiben und den Angehörigen alles so leicht wie möglich zu machen. Das sind alles Dinge, über die haben wir uns vorher keine Gedanken gemacht.

Christoph: Das stimmt! Zu akzeptieren, dass das kommt und dass einem das nicht erspart bleibt, ist schon plastischer geworden. Dass man sich darauf vorbereiten kann und auch sollte, ist mir durch den Podcast sehr bewusst geworden. Aber so richtig drauf vorbereiten kannst du dich ja auch nicht. Du kannst nur deiner Familie oder deinen Angehörigen die bürokratischen Hürden nehmen, damit die sich nicht noch Gedanken machen müssen, wie du beerdigt werden willst.

Das habt ihr euch also überlegt?
Christoph: Mir ist eine Erdbestattung sympathischer geworden … auch wenn das ein riesiger Aufwand ist.

Hendrik: Echt? Kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Wer soll denn dieses Grab pflegen?

Christoph: Kannst es ja auch dem Friedhof überlassen.

Hendrik: Aber das kostet unglaublich viel Geld, dieses Grab 20 oder 30 Jahre pflegen zu lassen.

Christoph: Jaja, und dann liegen da Tote …

Im Intro zu eurem Podcast sagt ihr, ihr hättet Angst vor dem Tod. Ist das immer noch der Fall?

Hendrik: Die Frage ist ja: Hat man Angst vorm Tod oder Angst vorm Sterben? Kann man das überhaupt trennen? Ich glaube nicht, dass es viele Leute gibt, die nicht entweder Angst vor dem Tod oder Angst vorm Sterben haben. Vielleicht, wenn man spirituell sehr aufgeladen ist … aber klar, ich habe Angst vor dem Tod.

"Die Frage ist ja: Hat man Angst vorm Tod oder Angst vorm Sterben?"

Hendrik Schröder

Habt ihr euch damit beschäftigt, was danach kommt? Habt ihr zum Beispiel mit jemandem gesprochen, der wieder zurückgekommen ist?

Christoph: Ich habe mit jemandem gesprochen, der ein sehr eindrückliches Nahtoderlebnis hatte. Die hat tatsächlich davon gesprochen, dass sie danach eine ganz andere Einstellung zum Leben hatte. Sie hat sich selber als angstfreier beschrieben, als weniger geplagt von Sorgen und fokussierter auf das Leben und auf das, was sie möchte. Aber an richtiges Zurückkommen, daran glaube ich nicht. Wenn man tot ist, dann ist man tot.

Also denkt ihr nicht, dass danach noch irgendetwas kommt?

Christoph: Im spirituellen Sinne? Nein, das glaube ich nicht.

Hendrik: Tot ist tot.

Was denkt ihr, können die Zuhörerinnen und Zuhörer aus eurem Podcast für sich mitnehmen?

Hendrik: Dass man vor der Beschäftigung mit den Themen Tod und Sterben keine Angst haben muss und dass man das nicht mehr tabuisieren muss. Dass man anerkennen kann, dass der Tod zum Leben dazugehört. Und dass es emotional bereichernd sein kann, sich damit zu beschäftigen, weil man dadurch ganz viel über sein gegenwärtiges Leben lernen kann.

"Es kann emotional bereichernd sein, sich mit dem Tod zu beschäftigen, weil man dadurch ganz viel über sein gegenwärtiges Leben lernen kann."

Hendrik Schröder

Christoph: Ich würde mir wünschen, dass der Fokus sich auch auf andere richtet, dass man also lernt, mit Sterbenden umzugehen und auf Sterbende zuzugehen. Ich glaube, dass der Tod in der Gesellschaft gar nicht tabuisiert ist, immerhin kommt der überall vor. In jedem Krimi wird gestorben.

Und trotzdem will kaum einer über den eigenen Tod reden.

Hendrik: Das ist wie mit Sex. Es wird wahnsinnig viel über Sexualität geredet, aber ganz wenig über die eigene mit dem jeweiligen Partner.

Christoph: Deswegen würde ich mir wünschen, dass man auf Sterbende zugeht, ihre Bedürfnisse besser erkennt und dass man sie nicht meidet, weil man sich befangen fühlt.

Was habt ihr selbst für euch aus dem Podcast mitgenommen?

Christoph: Man konnte viel davon lernen, wie die anderen mit dem Tod umgegangen sind, zum Beispiel bei dieser Leichenfürsorge. Das ist etwas, das mir zum Vorbild geworden ist: Weniger Scheu dabei zeigen, wenn es um den Tod geht. Das habe ich beim Bestatter gesehen, aber auch im Hospiz, wo durchaus mal gelacht wird.

Hendrik: Zwei Erkenntnisse aus dem Trauerchat, bei dem wir waren, wo junge Frauen mit Jugendlichen über ihre Trauer chatten: Trauer ist kein Gefühl. Und Trauer dauert so lange, wie Trauer dauert. Manchmal gibt es gesellschaftlichen Druck, dass man sich nach einem halben Jahr oder so wieder zusammenreißt. Aber das habe ich persönlich auch in andere Lebensbereiche für mich mitgenommen: Wenn es ums Loslassen geht, sei es nun von einer Beziehung oder einem Job oder einem Menschen, dann ist es in Ordnung, wenn das länger dauert.

Was meint ihr, wer interessiert sich für den Podcast?

Christoph: Alle, die irgendwann mal sterben müssen.