Gerade erst hat der Audio Verlag die Originalfassung der mehrteiligen Radio-Hörspielreihe um den Krimihelden Paul Temple und seine Frau Steve auf Grundlage der Erzählungen von Francis Durbridge neu veröffentlicht. Die Hörspielreihe war bei ihrem Erscheinen im Zeitraum zwischen 1949 und 1967 ein sogenannter „Straßenfeger“: die Menschen klebten an ihren Radios, um die Serie zu verfolgen, die Straßen erschienen landauf, landab also „wie leergefegt“.
Wir fragten uns: was macht die Faszination dieser Straßenfeger aus – und was macht sie heute eigentlich noch aktuell? Wer wäre da ein besserer Gesprächspartner als Entertainer Oliver Kalkofe – bekannt aus den Edgar-Wallace-Parodien Der Wixxer und Neues vom Wixxer (die übrigens am 25. September auch in einer limitierten Sonderedition als Wixx-Box noch einmal neu veröffentlicht werden) und aus den Fernsehformaten Die schlechtesten Filme aller Zeiten und Kalkofes Mattscheibe, daneben hat er auch noch zahlreiche Krimiklassiker von Agatha Christie und Arthur Conan Doyle als Hörbücher eingesprochen. Wenn sich einer mit Straßenfegern auskennt, dann ja wohl Kalki!
Diese alten deutschen Edgar-Wallace-Verfilmungen von Alfred Vohrer mit Eddi Arent und Joachim Fuchsberger prägen bis heute mein Bild von Egdar-Wallace-Krimis. Geht dir das auch so?
Absolut, ich bin damit aufgewachsen und die Edgar-Wallace-Krimis kamen das erste Mal im deutschen Fernsehen, als ich so ungefähr 10 oder 11 war. Eigentlich war ich noch zu jung dafür, aber gerade deswegen habe ich sie absolut geliebt, denn das war wirklich das Spannendste, was ich mir vorstellen konnte zu der Zeit. Man durfte ja ansonsten nur die Kinderprogramme sehen. Die Auswahl im Fernsehen, auch gerade im Krimibereich, war etwas öde, es gab halt eher die Kommissare und Ermittler, die nicht besonders actionreich daherkamen – und dann kamen plötzlich diese Edgar-Wallace-Filme und eröffneten eine Welt, die ich so noch nie zuvor gesehen hatte. Das war ja so ein fiktives deutsches Grusel-England, eine Art von England, das mit der Realität wenig zu tun hatte. Aber ich dachte, das muss so sein: England ist schwarz-weiß und es gibt immer Nebel und überall sind irgendwelche Bobbies und maskierte Superschurken und es ist ganz spannend und gruselig und sehr skurril und bizarr und verrückt. So habe ich also mit Edgar Wallace angefangen, das war mein Einstieg. Erst später kamen Agatha Christie und Francis Durbridge dazu.
Hast du eigentlich auch Radio-Hörspiele angehört, es gab ja zahlreiche Straßenfeger, die die Leute richtiggehend an die Radios gefesselt haben. Kennst du das noch oder bist du dafür zu jung?
Zu jung. Radio war mit Hörspiel in meiner Kindheit eher durch. Mich hat das Thema Krimi und Thriller absolut fasziniert, aber da war ich dann zuerst im Bereich Kinderkrimi auf Hörspielkassetten unterwegs, das heißt, da habe ich Die drei ??? gehört, und vorher auch gelesen. Ich habe mit Kinderbüchern wie der 5-Freunde-Reihe angefangen, diese ganzen Enid-Blyton-Geschichten, auch Wolfgang Ecke, der Kriminalromane und -hörspiele für Kinder schrieb. Später habe ich dann auch die ganzen alten Hörspiel-Klassiker nachgeholt und da vor allem natürlich die ganze „Paul-Temple“-Reihe mit René Deltgen, die sind ja zum Teil aus den 1950ern. Sie entstanden also gut ein bis zwei Jahrzehnte vor den Edgar-Wallace-Filmen. Aber sie sind ebenso großartig gemacht, weil man es auch damals geschafft hat, eine ganz eigene Atmosphäre herzustellen. Einen Serienkrimi – man muss sich vorstellen, das passierte zu einer Zeit, bevor das Fernsehen flächendeckend verbreitet war – kannte man ja noch nicht. Die Leute wirklich dahin zu kriegen, einer Kriminalgeschichte über mehrere Wochen zu folgen, ohne Bild, nur mit Ton, das ist eine Wahnsinnsleistung.
Die Paul-Temple-Reihe, die du ansprichst, wurde 2020 neu aufgelegt. Ist das nur noch was für Nostalgiker und Nostalgikerinnen oder ist es heute noch möglich, diese Hörspiele ironiefrei zu genießen?
Es ist eine Mischung. Man muss Filme und Hörspiele aus so alten Produktionen natürlich immer ein wenig mit dem Verständnis der damaligen Zeit sehen oder hören. Man sollte wissen, welche gesellschaftlichen Normen wichtig waren, was zu der Zeit technisch überhaupt existierte und möglich war, wie die Menschen generell tickten. Ein solches Hörspiel oder ein Film ist immer auch ein Zeitdokument, und das ist sehr spannend und macht großen Spaß, finde ich. Aber da gibt es natürlich immer auch Unterschiede: manche sind gut gealtert, andere schlechter. Meist altern diejenigen, die den jeweiligen Zeitgeist in besonderer Coolness widerspiegeln wollten, eher weniger gut. Es gibt so viele ältere Krimis mit besonders cool gemeinten Ermittlern, die besonders lässig wirken sollten. Die beispielsweise, weil James Bond gerade angesagt war, immer alles richtig machen, alles wissen und sofort jede Frau kriegen, weil sie ihnen direkt ohnmächtig vor Extase vor die Füße fällt. Da hat man immer den Eindruck, „Wow, also gut, da haben die Männer damals einfach mal ungehemmt ihre Allmachtsfantasien ausgelebt, aber das wirkt heute eher lächerlich, das funktioniert so nicht mehr.“
"Ich dachte, das muss so sein: England ist schwarz-weiß und es gibt immer Nebel und überall sind maskierte Superschurken"
Gerade Durbridge im Hörspielbereich kann man aber immer noch sehr gut hören, wenn man sich darauf einlässt, dass das Tempo ein ruhigeres ist und dass eine Geschichte aus einer Zeit erzählt wird, in der die Menschen noch ganz anders gelebt haben, in der die Gesellschaft anders aussah, in der eben das Meiste, was für uns heute alltäglich ist, noch gar nicht existiert hat. Aber sie sind großartig produziert worden, gerade die alten Paul-Temple-Mehrteiler, die wurden in einem großen Hörspielstudio live aufgenommen, mit Geräuschemacher und einer kompletten Live-Band. Die Schauspieler und Schauspielerinnen sind in dem Raum rumgelaufen und haben versucht, alle Bewegungen aktiv mitzuspielen - und das hört sich auch entsprechend an. Die Krimierzählung an sich ist vielleicht für manche etwas gewöhnungsbedürftig, gerade weil das klassische Ermitteln und Detektivspielen von früher – das heißt, man findet eine Spur, dann die nächste, dann die nächste, meistens ein Parkticket oder ein Garderobenschein oder ein Handschuh – aus heutiger Sicht etwas altertümlich und langgezogen wirkt. Aber das macht zu einem Großteil eben gerade den Charme aus und auch heute immer noch wahnsinnig viel Spaß beim Zuhören, wenn man sich darauf einlassen kann.
Die Paul-Pemple-Hörspiele sind wahnsinnig actionreich. Da geht eine Bombe hoch, es werden Drogen geschmuggelt und Komplizen ohne mit der Wimper zu zucken umgebracht. Es geht wirklich Schlag auf Schlag!
Da waren die Leute früher nicht wirklich zimperlich! Auch im Fernsehen – ich war zum Beispiel ein Riesenfan der Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ (1961–1969). Da gab es immer jede Menge Tote und Morde, aber Blut war nie zu sehen, das wurde nicht gezeigt. Ich glaube, als der Krieg noch nicht so lang zurück lag, hatten die Menschen kein großes Interesse an realistischer Darstellung von Gewalt. Im Hörspiel ließ sich das deshalb auch ganz wunderbar ausleben: man kann ohne Bedenken Sachen explodieren lassen und Leute ermorden, weil sich die Bilder dazu nur im Kopf des Hörers abspielten. Also versuchte man so viel Action wie möglich einzubauen. Gerade bei Paul Temple gibt es ein relativ festes Ritual, wie die Fälle aufgebaut sind: Kriminalautor und Hobby-Detektiv Paul Temple und seine Frau Steve finden eine Spur, die eben erwähnten Garderobenscheine, Parkscheine, Handschuhe oder etwas in der Art. Diese führt zu einem möglichen neuen Zeugen, der die Identität des Mörders kennt, aber sie kommen immer um wenige Sekunden zu spät, weil der gerade ermordet wird oder wurde. Dann kommt die nächste Folge und das gleiche geschieht leicht abgewandelt wieder, bis am Ende der große Unbekannte entlarvt wird. Wenn man an diese Geschichten nicht mehr mit der damaligen Ernsthaftigkeit, sondern mit etwas Ironie herangeht – das bedeutet nicht, sich darüber lustig zu machen, sondern Spaß daran zu haben, die Mechanismen zu erkennen – dann ist es gerade heute noch immer ein großes Vergnügen für jeden Krimi-Fan, weil man so wunderbar erkennt, wie sich ein ganzes Genre entwickelt hat. Ohne Durbridge, Wallace und vor allem Agatha Christie wäre die ganze internationale Kriminalliteratur gar nicht denkbar.
Heute bevorzugen wir psychologisch differenzierte Protagonisten und Protagonistinnen, den kaputten Säufer-Detektiv, der Probleme mit der Ex-Frau hat oder die Hardcore-Polizistin, die diese oder jene problematische Vergangenheit hat. Damals war alles so schön geradlinig, eher schwarz-weiß gezeichnet: Die Ermittelnden stammten aus der gehobenen Mittelschicht in England in geordneten Verhältnissen und der Schluss blieb nicht offen. Hat das mit der Nachkriegszeit zu tun, diese Sehnsucht nach geordneten Verhältnissen?
Auf jeden Fall. Die Psychologie steckte in den 1950ern und 1960ern noch in den Kinderschuhen und war nicht im Alltag der Menschen angekommen, im Film oder Hörspiel deshalb natürlich auch noch nicht. Gründe für Taten herauszufinden, die Brüchigkeit in den Charakteren herauszuarbeiten, egal ob beim Ermittler oder beim Täter, war nicht das Thema. Ein schönes Beispiel ist Hitchcocks „Psycho“ von 1960, gewissermaßen die Blaupause für Slasherfilme und Thriller mit psychisch gestörten Mördern: darin tauchte zum ersten Mal das Thema Multiple Persönlichkeitsstörung auf. Die letzten fünf Minuten des Films sind reine Erklärungen des Arztes. Da wird eigentlich nur erklärt, was solch eine Psychose überhaupt ist und warum sich Norman für seine Mutter halten konnte, weil man so etwas zuvor noch nie im Film gesehen oder gehört hatte.
Zudem hatte man nach dem Krieg ein sehr starkes Bedürfnis nach einer gewissen Harmonie und klaren Verhältnissen. Das heißt: Gut und Böse sollten deutlich voneinander unterscheidbar sein. Die Menschen hatten furchtbare Dinge erlebt, vielleicht trugen sie bewusst oder unbewusst sogar eine Mitschuld, vieles konnten sie immer noch nicht verstehen, sie hatten viele Ungerechtigkeiten erlebt. Danach war es wichtig, wieder eine verlässliche Ordnung in die Gesellschaft zu bekommen, vor allem in Deutschland.
Deswegen war es auch für Filme und Hörspiele wichtig, dass die Helden wirkliche Helden waren. Sie waren positiv, charakterlich makellos, vertrauenswürdig, witzig, cool und charmant, sie ließen sich von keinen äußeren Schwierigkeiten beeinträchtigen oder unterkriegen und wurden meist auch mit Reichtum dafür belohnt, dass sie die Verbrecher zur Strecke brachten. Und die Schurken haben zwar oft Freundlichkeit vorgetäuscht, aber im Grunde waren sie eindeutig und abgrundtief böse. Es gab ein klar voneinander getrenntes Schwarz und Weiß, Gut und Böse, und am Ende gab es auch immer eine befriedigende Lösung. Man hat mit festen Regeln gearbeitet, die nicht gebrochen werden durften.
Du hast selbst zahlreiche Hörbücher eingesprochen, das sind neben den naheliegenden komödiantischen Inhalten auch gerade diese klassischen Krimis von Agatha Christie und Sir Arthur Conan Doyle. Hat der Hörverlag dich nach den Wixxer-Filmen als besonders qualifiziert für dieses Genre angesehen?
Das wirklich eine glückliche Schicksalsfügung! Ich wurde angesprochen und ich glaube, man war sich anfangs – so wie ich auch – noch ein bisschen unsicher, ob das funktionieren würde, weil ich ja vorher in erster Linie Comedy gemacht hatte. Aber ich habe mir wirklich sehr große Mühe gegeben und meine ganze Leidenschaft reingelegt, und ich glaube, sie sind sehr schön geworden und man merkte schnell, wieviel Spaß ich dabei hatte. Ich muss auch zugeben, dass die Werke von Christie und Doyle immer meine Lieblingsarbeiten im Hörbuchbereich waren. Die Sherlock-Holmes-Reihe, in der ich sämtliche Kurzgeschichten bis zum Reichenbachfall einlesen durfte, war sehr faszinierend für mich. Ich kannte natürlich Sherlock Holmes in allen möglichen Facetten, schließlich ist sie die bekannteste Detektivfigur der Welt, aber die Geschichten hatte ich nicht wirklich alle gelesen und wusste nicht wie wunderbar Sir Arthur Conan Doyle mit der Sprache gearbeitet hat.
Und die Agatha-Christie-Romane waren etwas ganz Besonderes für mich, denn von ihr war ich schon früher ein echter Fan. Nachdem ich ja mit Edgar Wallace im Fernsehen angefangen habe, war Agatha Christie für mich die erste Autorin, an die ich mich auch büchertechnisch herangewagt hatte. Nachdem ich die ersten Miss-Marple-Filme im Fernsehen gesehen hatte, habe ich wirklich fast alle ihrer Bücher gelesen. Die fand ich großartig, wobei Hercule Poirot für mich sogar noch faszinierender war als Miss Marple. Agatha Christie hatte einen tollen Schreibstil, sehr britisch und mit einer wunderschönen subtilen Ironie, aber vor allem hat sie alle, und zwar wirklich ALLE Formen des Krimis und der Whodunnit-Erzählungen erfunden, die es überhaupt gibt. Es gibt auch heute keine Art von Drehung oder Wendung oder Twist bei der Auflösung oder im Aufbau eines Krimis, die nicht irgendwo bereits bei Agatha Christie vorgekommen ist.
Ihr gelang es wie keinem anderen Autor, ein gewaltiges, unlösbar erscheinendes Rätsel zu präsentieren, bei dem aber jede Menge seltsamer kleiner Details als Hinweise existierten, die für niemanden einen Sinn ergaben. Doch am Ende ergibt sich plötzlich das komplette Bild und alles ist irgendwie logisch. Das kennt man in dem Genre, aber niemand hat diese Formel so intelligent und clever variiert wie sie. Deswegen hatte ich immer riesige Freude daran, gerade ihre Hörbücher zu lesen – Poirot war das Allergrößte für mich.
Wo liegt denn der Unterschied zwischen dem Lesen eines Hörbuchs und dem Verkörpern einer Rolle vor der Fernsehkamera? Als Sprecher, als Schauspieler werden da ja ganz unterschiedliche Aspekte angesprochen, im Kopf, in der emotionalen Haltung.
Absolut. Man kann man viele Gedanken und Gefühle im Film einfach durch Blicke und stimmungsvolle Bilder vermitteln. Wenn man aber etwas einliest, muss man versuchen, all diese Emotionen nur durch leichte Variationen der Stimme zu erzeugen. Man kann einen Satz auf hundert verschiedene Arten lesen. Und ich versuche bei einem Hörbuch immer, das Grundgefühl der Geschichte so passend wie möglich herüberzubringen und die jeweilige Stimmung durch die Sprachmelodie und Variationen der verschiedenen Charaktere zu kreieren. Das ist immer eine Herausforderung, aber genau das macht ja auch den Spaß daran aus.
Dadurch, dass ich ursprünglich im Radio angefangen und mit der Comedygruppe vom Frühstyxradio gearbeitet habe, wo wir unendlich viele Charaktere nur mit der Stimme entwickeln mussten, habe ich das irgendwie mitgelernt. Deswegen bedeuten Hörbücher und Hörspiele für mich immer ein bisschen „zurück zu den Wurzeln“ zu gehen. Ich spiele auch sehr gerne vor der Kamera – aber ich genieße es auch wahnsinnig, wenn ich einfach nur Figuren durch die Stimme zum Leben erwecken oder eine Geschichte erzählen kann, weil ich genau das auch als Kind, als Zuhörer, extrem geliebt habe. Ich war immer ein großer Freund von tollen Hörspielen oder davon, wenn meine Mutter mir etwas vorgelesen hat. Zuhören und dazu selbst den Film im Kopf zu entwickeln, fand ich schon immer faszinierend.
"Hörbücher und Hörspiele bedeuten für mich immer ein bisschen „zurück zu den Wurzeln“.
Der Film Der Wixxer hat Wurzeln in Ihrer Hörfunkzeit: Du hattest damals schon eine Krimiserie im Rahmen der Frühstyxradio-Sendungen entwickelt, die auch „Der Wixxer“ hieß. Die Verfilmungen wirken zugleich wie eine Hommage an das Genre und wie eine Parodie. Kann man denn eine Geschichte, die man so sehr schätzt, parodieren?
Viele Leute sind verwundert oder denken, man könne sich nicht über etwas lustig machen, das man doch im Grunde eigentlich gut findet. Auch bei SchleFaZ, wo ich mir mit meinem Kollegen Peter Rütten die schlechtesten Filme aller Zeiten vornehme, kommen oft Leute und sagen empört „Das ist doch ein toller Film, ich habe den als Kind geliebt, da darfst du dich nicht drüber lustig machen!“ Für mich persönlich ist Humor aber überhaupt nichts Böses, im Gegenteil: etwas satirisch anzugehen und zu parodieren, hat auch ganz viel mit Respekt und Liebe zum Original zu tun.
Die Edgar-Wallace-Filme habe ich früher todernst genommen: ich habe mich gegruselt, habe nach Die toten Augen von London nicht schlafen können und davon geträumt. Heute muss ich aber an vielen Stellen auch lachen und muss zugeben, dass sie heute eher albern als gruselig wirken. Und bei anderen Momenten sage ich immer noch: „Wow, das ist echt cool gemacht“, und die Stimmung und die Atmosphäre sind heute so wirkungsvoll wie damals, weil es halt so eine wunderbar eigenartige und somit auch zeitlose Fantasie-Welt ist. Und genauso ist auch damals das Wixxer-Universum entstanden: sowohl aus der ironischen Distanz als auch aus ganz viel Liebe und Respekt zur Wallace-Filmwelt.
Im Frühstyxradio habe ich zusammen mit Oliver Welke, mit dem ich damals dort gearbeitet habe, beschlossen: wir machen eine Parodie auf Edgar Wallace’ Der Hexer und nennen die Der Wixxer, weil ich eine CD mit der Filmmusik von Peter Thomas gefunden hatte und allein durch den Soundtrack die ganzen Erinnerungen wieder hochkamen. Wir machten daraus eine komplett bizarre Serie und parodierten sämtliche Klischees der Originale. Irgendwie dachte ich danach, das müsste doch auch als Film möglich sein! Schließlich waren die Wallace-Krimis eine der erfolgreichsten Filmreihen aller Zeiten in Deutschland, aber niemand hatte sich bisher an eine Parodie herangetraut.
Die dort erschaffene Welt war so wunderbar irrsinnig, dass es uns auch extrem wichtig war, sie so originalgetreu wie möglich abzubilden, zu überhöhen oder sogar noch übertrieben ernster zu nehmen, aber dabei auch noch abgedrehter und noch verrückter darzustellen. Aber wir haben uns nie hingestellt und gesagt, „Haha, wie wart ihr denn alle doof“, sondern wir haben ganz im Gegenteil gesagt: „Wow, was habt ihr euch denn da eigentlich alles Tolles ausgedacht! Genau das lieben wir, da setzen wir an und drehen einfach die Schraube noch ein bisschen weiter.“
Es wurde ja lange über einen 3. Teil zum „Wixxer“ spekuliert, gibt es da Neuigkeiten?
Der Wixxer ist wirklich ein Schurke der alten Schule, der macht nicht das, was man von ihm erwartet. Immer, wenn es so aussah, als wenn es mit ihm weiter ginge, hat er sich dann doch wieder versteckt und war nicht mehr auffindbar. Also das heißt, Der Wixxer ist nicht tot, aber wir wissen im Moment nicht, wo er ist. Es gibt viele Ideen, was man machen könnte, egal ob Film oder Serie oder Sonstiges. Ich finde, die Wixxer-Welt ist einfach so spannend und auch noch nicht komplett auserzählt, da wäre noch eine Menge möglich, aber bisher kam immer irgendetwas dazwischen. Ich vermute, der Wixxer sitzt irgendwo in seiner Höhle und versteckt sich, aber wie jeder große internationale Superschurke kommt er genau dann, wenn keiner mehr mit ihm rechnet, plötzlich zurück und strebt nach der Weltherrschaft.
SchleFAZ ist am 14. August 2020 mit einer neuen Staffel angelaufen, worauf können wir uns da freuen?
Wir versuchen immer möglichst viele Genres in jedem Staffelblock zu mixen: Wir haben jetzt noch Science-Fiction, Fantasy, deutsche Erotikversuche der 1970er Jahre und am Ende He-Man und Masters of the Universe. Der ist für viele, die in den 1990er Jahren Kinderfernsehen geschaut haben, auch eine Legende. Wir haben dazu bereits von einigen Fans gehört: „Da dürft ihr doch keine Witze drüber machen, der Film ist ein Klassiker meiner Kindheit!“ Klar, verstehe ich, aber er ist trotzdem auch gründlich misslungen! Deshalb macht es auch riesig Spaß, sich mit ihm auseinanderzusetzen, und letztlich feiern wir ihn trotz allen Scheiterns so, wie niemand sonst ihn mehr feiern wird. Denn auch bei SchleFaZ gehen wir immer so ran: Egal wie schlecht ein Film ist, wir versuchen immer, ihn trotz Spott und Ironie auch zu ehren und respektvoll auseinanderzunehmen. SchleFaZ bedeutet einfach Liebe zum Film – auch zum schlechten! Mehr Liebe geht nicht.
Wir sind gespannt!
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Foto: Steffen Jänicke / TV Spielfilm