Audible-Logo, zur Startseite gehen
Audible-Hauptsite-Link

Regency Romance & der Bridgerton-Hype

Regency Romance & der Bridgerton-Hype

Seit des phänomenalen Erfolgs der Netflix-Serie „Bridgerton“ wissen wir: Je enger das Korsett gesellschaftlicher Regeln und Zwänge, desto heißer lodert die Leidenschaft. Wer die prickelnde Kostümschnulze durchgesuchtet hat und nun Empfehlungen für weitere Regency-Romane sucht, darf sich freuen: Die kurze Epoche zwischen 1811 und 1820 hat eine kaum überschaubare Masse an Liebesromanen inspiriert.

Was ist Regency Romance?

Das Strickmuster der „Regency Romance“ bleibt dabei weitestgehend gleich: Es gilt, eine charmante Dame aus gutem Hause möglichst vorteilhaft zu verheiraten – am besten an einen Grafen oder Herzog. Nun hat das rebellische junge Ding aber eigene Vorstellungen von der Liebe – so verschwommen sie auch sein mögen. Es kommt, wie es kommen muss: Die Leidenschaft sprengt die Fesseln der gesellschaftlichen Konventionen, der gute Ruf ist ruiniert, die High Society in Aufruhr. Bis alle Beteiligten am Ende einsehen müssen, dass gegen wahre Liebe kein Kraut gewachsen ist. Am Ende macht der begehrte Mann – gerne ein geläuterter Lüstling mit tragischer Vergangenheit – der Heldin einen glühenden Heiratsantrag. Und wenn sie nicht gestorben sind …

Stolz und Vorurteil

Klingt irgendwie nach Jane Austen? Ganz genau. Niemand beschrieb die strengen gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit so präzise und geistreich wie die berühmte britische Autorin – ob in „Emma“, „Verstand und Gefühl“ oder „Überredung“. Doch über schmachtende Blicke und leidenschaftliche Worte kamen Austens Protagonisten naturgemäß nicht hinaus. War die Schriftstellerin doch ein Kind ihrer – äußerst prüden – Zeit.

Auch interessant:

Ich liebe Jane Austens Romane und die Zeit, in der sie spielen.

Clannon Miller über ihre Regency-Romanze „Earl of Night“ (Interview mit Julia Baaken - Audible Magazin)

Georgette Heyer, Mutter der klassischen Regency Romance

Die 1902 geborene Britin Georgette Heyer war die Erste, die hier glasklar eine Marktlücke erkannte. Ihr 1935 publiziertes Werk „Die Jungfernfalle“ gilt als erster Regency-Romance-Liebesroman (der zugleich auch noch ein Krimi war). Sie erweckte die kurze, aber glanzvolle Epoche zwischen georgianischer und viktorianischer Ära wieder zum Leben – und traf damit ins Schwarze. Nach dem ersten Erfolg ging es Schlag auf Schlag: Georgette Heyer publizierte 24 Regency Romance Bücher, die allesamt Bestseller wurden. Damit inspirierte sie zahlreiche Autorinnen zu eigenen Werken; Clare Darcy und Elizabeth Mansfield etwa. Dabei wusste die Autorin genau, was Leserinnen in ihren Werken suchten:

„Es ist gute Literatur für jemanden, der vor der Realität zu fliehen versucht, und ich denke, ich würde es ziemlich mögen, wenn ich in einem Luftschutzbunker säße oder mich von einer Grippe erholte.“

Georgette Heyer über ihre Regency Romances

Die drei Ehen der Grand Sophy

Eskapismus also. Ob damals im Luftschutzbunker oder heute im Lockdown: Für ein paar Stunden Weltflucht lässt sich kaum ein besseres Szenario denken, als eine knisternde Romanze in der Welt des britischen Hochadels. Werden doch Themen wie Armut, soziale Missstände oder politische Krisen in der klassischen Regency Romance konsequent ausgeklammert. Stattdessen beschränken sich die Aktivitäten ihrer Lord- und Ladyschaft auf Kutschfahrten, rauschende Bälle und Einladungen zum Tee. Diese schildern die Autorinnen detailfreudig und historisch akkurat – denn die ebenfalls fast ausschließlich weiblichen Fans gelten in dieser Hinsicht als pingelig.

Das allein wäre natürlich reichlich fad. Spannung entsteht in der Regency Romance durch einen Twist: Das sittsame Mädchen mausert sich – entgegen aller historischen Wahrscheinlichkeit – im Verlauf der Handlung zur selbstbewussten Frau, die ihre Pläne mit Intelligenz und Charme durchzusetzen weiß. Auch das Objekt der Begierde ist kein Gentleman (zumindest am Anfang). Stattdessen steht der schöne Mann im Ruf, ein Wüstling, Schürzenjäger oder – most shocking – verschuldet zu sein. Wie die beiden dennoch zueinander finden, wird im pointierten, heiteren und witzigen Stil einer Gesellschaftskomödie erzählt.

Rebellen aus Leidenschaft: Die besten historischen Liebesromane

Regency Romance Autorin Georgette Heyer beherrschte diesen Ton meisterhaft – ihre Romane werden bis heute von Millionen Frauen gelesen. Doch es gibt längst würdige Nachfolgerinnen: Carla Kelly, Julie Klassen und Julianne Donaldson schreiben ebenfalls traditionelle Regency Romance in Heyers Stil. Die Österreicherin Sophia Farago mischt – wie ihr Vorbild – manchmal sogar ein wenig Krimispannung in den romantischen Plot.

Von Julia Quinn bis Lisa Kleypas: Regency Historicals

Für alle, denen Rüschengeraschel und gehauchte Küsse zu wenig sind, bietet das Genre aber noch mehr. Als „Regency Historical“ (oder kurz: „Historicals“) werden solche Regency-Romance-Bücher eingestuft, die inhaltlich – und manchmal auch im Stil – vom traditionellen Regency-Liebesroman abweichen. Auch Julia Quinns Bridgerton-Reihe gehört in diese Kategorie, geht es hier doch explizit zur Sache.

Dank der Netflix-Verfilmung konnte sich Erfolgsautorin Julia Quinn 13 Jahre nach Veröffentlichung des ersten „Bridgerton“-Bands über eine Spitzenposition auf der Bestsellerliste der New York Times freuen. Die Harvard-Absolventin wählte ihr Pseudonym übrigens mit Bedacht: Sie wollte sicherstellen, dass ihre Romane in der Buchhandlung gleich neben denen der Regency-Romance-Bestseller-Autorin Amanda Quick zu finden wären.

Noch mehr Bridgerton: Der Stammbaum der Familie erklärt.

Ähnliche Bücher wie Bridgerton

Für alle, die vom Bridgerton-Hype nicht genug kriegen können, bietet Audible eine große Auswahl an Regency-Romance-Bestsellern an. Praktisch zu jedem Buchstaben des Alphabets gibt es eine Autorin, die erfolgreiche Regency-Romance-Bücher schreibt. Zu den beliebtesten Autorinnen zählen zum Beispiel Mary Balogh, Jo Beverly, Christi Caldwell, Loretta Chace, Christina Dodd, Lisa Kleypas, Eloisa James, Stephanie Laurens, Sabrina Jeffries, Connie Brockway, Laura Landon … Die Liste lässt sich problemlos fortsetzen.

All diese Autorinnen nutzen die Freiheit des Regency Historicals, um leidenschaftliche Gefühle und explizite Erotikszenen zu schildern. Wer auf der Suche nach ähnlichen Büchern wie Bridgerton ist, sollte sich folgende Regency-Romance-Romane keinesfalls entgehen lassen.

Der Earl mit den eisblauen Augen
Ashington - Verliebt in einen Earl
Die skandalöse Verwechslung
Miss Bennet
Das Herz des Herzogs
Der Heiratsplan
Lord Stonevilles Geheimnis
Somerset - Sehnsucht und Skandal
Ein unerwarteter Bräutigam
Wie man einen Lord gewinnt

Regency Romance mal anders

Nicht alle Regency-Romance-Autoren beschränken sich nur auf das klassische Girl-meets-Boy-Schema. Die Autorin Cat Sebastian etwa hat eine ganze Reihe von erotischen Regency-Liebesromanen mit LGBT-Hauptfiguren veröffentlicht.

Andere Autorinnen wagen auch mal einen Blick über den vergoldeten Tellerrand des britischen Hochadels hinaus und wählen Wissenschaftler, Dienstmädchen oder amerikanische Protagonisten für ihre Regency-Romance-Liebesromane.

Ein Lord mit besten Absichten
Die Magd von Fairbourne Hall

Auch Clannon Miller hat kürzlich einen Ausflug ins Genre des Regency Historicals unternommen und sich dabei zugleich an einer modernen Version von „Die Schöne und das Biest“ versucht. Die kesse Madeleine wird darin von ihrem Vater an den finsteren Lord Sutton verschachert, der weltabgewandt hinter den Mauern von Mauern von Kelston Abbey haust. Der Earl of Night braucht dringend einen Erben, und so geht es – typische Clannon Miller – schon bald heiß her im gräflichen Schlafgemach. Doch warum nur bekommt Maddy ihren Gatten nie bei Tageslicht zu Gesicht?

Interview mit Clannon Miller: „Der Earl of Night ist das Biest“

Earl of Night

Liebe serienmäßig: Regency Romance Serien

Sowohl im traditionellen Regency-Romance-Liebesroman als auch im Historical gilt aber: Der historische Hintergrund ist nicht allein schöne Kulisse – die gesellschaftlichen Konventionen der Zeit bestimmen und steuern die Handlung maßgeblich. Dabei greifen die Autorinnen immer wieder auf bestimmte Topoi zurück: Die Zweckallianz etwa, die Daphne Bridgerton und der Duke of Hastings eingehen, ist ein solches beliebtes Erzählschema, das in Liebesromanen immer wieder auftaucht.

Das Schönste an den Regency-Romance-Büchern ist aber für ihre Fans, dass sie meist von vornherein als Serie angelegt sind. So ist sichergestellt, dass es nach der Hochzeit ein Wiedersehen mit den liebgewonnenen Protagonisten gibt – nämlich dann, wenn es für die jüngeren Geschwister an der Zeit ist, den Bund der Ehe zu schließen. Bis alle Bridgertons, Sharpe-Geschwister aus der „The Hellions of Halstead Hall“-Reihe und Bewohner des Anwesens „Lancroft Abbey“ unter der Haube sind, versprechen die Regency Series noch viele, viele Stunden Herzschmerz, Sex, Tratsch und Drama.

Tags

;