Chaos, Gewalt und Helden mit „Badass-Attitüde“ – wenn dir danach der Sinn steht, bist du hier richtig. Denn im Grimdark geht es besonders hart zu. Wenn du wissen willst, was genau hinter dem Begriff steckt und Grimdark-Buchempfehlungen entdecken willst, wirst du hier fündig.
Was ist Grimdark?
„Grimdark“ ist eine Wortneuschöpfung, die vom Warhammer-40k-Slogan inspiriert wurde:
In the grim darkness of the far future there is only war. (Warhammer 40k)
Für alle Nicht-Strategiespielenden: Warhammer 40k ist ein 1987 veröffentlichtes Tabletop-Spiel, in dem sich verschiedene Sci-Fi-Fraktionen im Jahr 40.000 im Weltraum bekriegen. Zu den Fraktionen zählen fantastische und übernatürliche Geschöpfe und markante Charaktere wie humanoide Space Marines, Aliens – hier „Xenos“ genannt, Orks und fanatische Krieger-BDSM-Nonnen. Die Spielfiguren, kleine Plastikfiguren, müssen vor ihrem ersten Einsatz bemalt werden.
Das Warhammer-Universum ist unendlich groß und bietet Raum für viele verschiedene Handlungsstränge abseits der Hauptgeschichte. Die Geschichten werden auch literarisch aufbereitet. Als Einstieg in die Warhammer-40k-Welt eignet sich Xenos, der erste Teil der „Eisenhorn“-Reihe von Dan Abnett. In dieser Reihe erhältst du Einblick in die Horus Heresy – eine Rahmenhandlung, die den Grundstein für verschiedene andere Handlungsstränge im Warhammer-40k-Universum legt.
Alle, die düsteren Grimdark lieben, kommen bei diesem harten Science-Fiction-Titel voll auf ihre Kosten. So heißt es bereits im Vorwort:
Forget the power of technology and science, for so much has been forgotten, never to be re-learned. Forget the promise of progress and understanding, for in the grim dark future there is only war. There is no peace among the stars, only an eternity of carnage and slaughter, and the laughter of thirsting gods. (Xenos – Dan Abnett)
Auf Deutsch: „Vergiss die Macht von Technologie und Wissenschaft, denn so vieles wurde vergessen und wird nie wieder erlernt. Vergiss das Versprechen von Fortschritt und Verständnis, denn in der düsteren, finsteren Zukunft gibt es nur Krieg. Es gibt keinen Frieden unter den Sternen, nur ein ewig andauerndes Gemetzel und das Lachen dürstender Götter.“
In Xenos kommt Inquisitor Gregor Eisenhorn einem Chaos-Dämonen-Alien-Kult auf die Spur, den es zu zerschlagen gilt. Als Mitglied der Inquisition gilt seine Loyalität dem seit Jahrtausenden regierenden Emperor, der mit Hilfe eines goldenen Throns künstlich am Leben gehalten wird. Eisenhorn selbst bezeichnet sich nicht als herzlos, wird jedoch von anderen als „kalt“ und „emotionslos“ beschrieben – Eigenschaften, die es ihm ermöglichen, andere mit Härte zu bekämpfen. Der Einstieg in die „Eisenhorn“-Reihe versetzt dich in eine blutige Welt, die exemplarisch für Grimdark steht.
Auch diese Merkmale sind charakteristisch für Grimdark-Bücher:
moralisch mehrdeutig: Konflikte in der Geschichte zeigen keine klaren guten oder bösen Seiten. Protagonisten handeln oft moralisch fragwürdig und können sowohl Helden als auch Schurken sein.
komplizierte Beziehungen: Beziehungen und Romanzen sind oft kompliziert, obsessiv und enden nicht immer positiv. Sexuelle Beziehungen werden ohne romantische Idealisierung dargestellt.
korrupte Gesellschaft: Institutionen wie der Adel, religiöse Einrichtungen und Regierungen werden als fehlerhaft und oft korrupt dargestellt. Moralisch fragwürdige Praktiken können verbreitet sein.
dunkle Magie: Übernatürliche Elemente, wenn sie existieren, sind im Grimdark entweder neutral oder böse. Gute oder rettende magische Kräfte fehlen meist, oder sind nicht einfach zugänglich.
ambivalente Enden: Die Geschichten enden oft ohne klare Lösungen oder mit bittersüßen Ergebnissen. Die Taten der Protagonisten verändern die Welt nicht unbedingt zum Besseren und schaden ihr manchmal sogar.
Im Gegensatz zur klassischen High Fantasy, wie sie zum Beispiel in der „Herr der Ringe“-Serie dargestellt wird, stellt Grimdark eine Abkehr von traditionellen Heldentropen dar. Anstatt Charaktere als nur „gut“ oder „böse“ darzustellen, stellt Grimdark Grauzonen und ambivalente, vielschichtige Charaktere in den Vordergrund. Sie sind oft von Motiven wie Habgier oder Rache motiviert. Ihre Weltanschauung? Düster und zynisch. In ihrer Welt ist Idealismus eher ein Zeichen von Naivität und Schwäche.
Auch in dem von Kriegen und Intrigen zerrütteten Imperium, in dem die mittlerweile zehn Bände der „Klingen-Saga“ spielen, gibt es keine strahlenden Helden. In diesem gefeierten Fantasy-Epos bedroht ein Zweifrontenkrieg die Union – ein Zusammenschluss mehrerer Länder auf dem südlichen Kontinent Kanta.
Drei Männer müssen hier ihre ganz eigenen Schlachten schlagen: Der königliche Inquisitor Sand dan Glokta verfolgt Verräter der Union mit unbarmherziger Grausamkeit. Der gefürchtete Barbaren-Anführer Logen Neunfinger bereitet sich nach zahllosen blutigen Schlachten auf seinen größten Kampf vor. Und der uralte Magier Bayaz scheut nicht mal vor Mord zurück, wenn er dazu dient, seine Macht zu mehren. Während König Bethod aus dem Norden in Angland einfällt und zugleich der Pirat Uthman-ul-Dosht die Stadt Dagoska angreift, kreuzen sich die Wege der drei Männer.
Der britische Autor Joe Abercrombie gilt als König des Grimdark. Seine Fantasy-Romane zeichnen sich durch blutige Schlachtenszenen, hochkomplexe Beziehungsgeflechte und eine ordentliche Prise Sarkasmus aus. Der siebte Teil der Reihe, Schattenklingen, ist eine Anthologie mit dreizehn Geschichten aus der Klingen-Welt. Der Titel ist im Februar 2024 als Hörbuch erschienen, weitere Bände folgen im Laufe des Jahres und können bereits jetzt vorbestellt werden.
Ein weiteres Beispiel für einen ambivalenten Charakter, der sowohl „gut“ als auch „böse“ ist, ist Lord Varys aus der „A Song of Ice and Fire“-Reihe von George R. R. Martin.
Varys ist Spionage-Leiter am Hof der Lannisters. Auch wenn er weniger gewalttätig ist und vorgibt, dass er „dem Reich“ dient und versucht, das Beste für die Menschen von Westeros zu tun, sind seine Methoden oft hinterhältig und manipulativ. Er wird als Meister der Spionage und der Intrige dargestellt, dessen Motive und Loyalitäten schwer zu durchschauen sind. Tatsächlich (Achtung, Spoiler!) will er sich an denen rächen, die ihm in seiner Kindheit Gewalt angetan haben. Ganz nach dem Motto: „Die bestehenden Gesetze haben mich nicht geschützt, also mache ich meine eigenen“.
Die „Das Lied von Eis und Feuer “-Reihe, die die Erfolgsserie „Game of Thrones“ inspiriert hat, ist allgemein ein gutes Beispiel für Grimdark-Fantasy. Hier dreht sich alles um Intrigen, Machtspiele und es gibt jede Menge Gewalt.
Im ersten Teil, A Game of Thrones, wird Eddard „Ned“ Stark, Lord von Winterfell, zum Opfer einer politischen Intrige, nachdem er zur „Hand des Königs“ – also seinem engsten Berater – ernannt wurde. Seine brisante Entdeckung: Die königlichen Kinder sind keine rechtmäßigen Erben des Throns. Währenddessen wird Daenerys Targaryen in Essos in eine arrangierte Ehe gezwungen, entwickelt sich aber zu einer mächtigen Anführerin. Ein starker Einstieg in die kommenden Machtkämpfe in Westeros.
"Das Lied von Eis und Feuer": Weitere Titel aus der Erfolgsserie
Welches Genre ist Grimdark?
Grimdark wird vorrangig als Subgenre von Fantasy betrachtet und lässt sich wie oben erwähnt von heroischer beziehungsweise von High Fantasy abgrenzen. Auch eine Abgrenzung zu Dark Fantasy ist möglich. Der Hauptunterschied zwischen Dark Fantasy und Grimdark? Moral und Charaktere werden unterschiedlich dargestellt.
Grimdark betont oft moralische Grauzonen, während Dark Fantasy sich auf die dunkle und oft übernatürliche Atmosphäre konzentriert. Es kann aber sein, dass sich die beiden Genres überschneiden – je nach Ton und Fokus der Geschichten. Ein Beispiel? Die „Broken Empire“-Reihe von Mark Lawrence ist sowohl Grimdark als auch Dark Fantasy. Hier behauptet sich ein oft grausamer Protagonist in einer chaotischen, düsteren Welt voller Magie.
Im ersten Teil, Prince of Thorns, lernst du Jorg Ancrath kennen. Einst privilegierter Königssohn, der von seiner liebenden Mutter großgezogen wurde, wird er nach tragischen Ereignissen zum „Prince of Thorns“, einem charmanten, aber unmoralischen Jungen.
In einer chaotischen Welt, in der Gewalt allgegenwärtig ist und Albträume die Nächte beherrschen, führt er eine grausame Bande von Gesetzlosen bei Raubzügen und Gräueltaten an. Jorg kann sowohl Lebende als auch Tote beherrschen. Doch eine Sache macht selbst ihm Angst … Blutig, brutal und voll dunkler Magie.
Grimdark-Fantasy-Bücher: Unsere Empfehlungen
Die besten Grimdark-Bücher aus anderen Genres
Alternativ kann man Grimdark auch größer denken. So können prinzipiell alle Werke mit zynischen Charakteren, in denen moralische und ethische Grauzonen thematisiert werden und die dystopisch und/oder sehr brutal sind, Grimdark sein. Neben Fantasy finden sich Werke mit Grimdark-Elementen in den folgenden Genres.
Science Fiction
Wie oben beschrieben wird die Zukunft im Warhammer-40k-Universum extrem düster dargestellt. Nicht nur in der „Horus Heresy“-, sondern auch in der „Gaunts Geister“-Serie von Dan Abnett. In dieser versucht das Imperium, die seit 1.000 Jahren von den Mächten des Chaos beherrschten Sabbatwelten zurückzuerobern.
Im ersten Teil, Geisterkrieger, stoßen Kommissar-Oberst Ibram Gaunt und sein Tanith-Regiment, genannt „Gaunts Geister“, während der Grabenkämpfe auf Fortis Binar auf eine Verschwörung. Der Kriegsherr des Kreuzzugs, Macaroth, soll getötet werden. Gelingt es Gaunt und seinen Geistern, Macaroth zu schützen und den Kreuzzug in den Sabbatwelten vor dem Scheitern zu bewahren? Packend, fantastisch und schauerlich.
Horror
Die Grenzen zwischen Grimdark und Horror sind fließend. Und was für die einen Horror ist, bezeichnen andere als Dark Fantasy. In der „Necroscope“-Reihe von Brian Lumley verschwimmen die Grenzen zwischen Gut und Böse. Hier kämpfen moralisch ambivalente Charaktere in einer düsteren, brutalen und von übernatürlichen Kräften bedrohten Welt.
So auch Protagonist Harry Keog. Er kann sowohl mit den Toten kommunizieren als auch durch die Zeit reisen. Für ihn offenbaren Gräber bereitwillig ihre Geheimnisse. Als er erfährt, dass Vampire eine ernste Bedrohung für die Menschheit darstellen, nutzt Harry, der alles andere als eine klassische Helden-Figur ist, seine Fähigkeiten. Doch die Menschheit zu schützen, ist in der düsteren und bedrohlichen Welt von Necroscope alles andere als ein einfaches Unterfanges. Denn an diesem Ort ist der Tod allgegenwärtig und übernatürliche Gefahren lauern an jeder Ecke … Rasant, grausig, originell.
Alternative Geschichte
In Alternate History-Geschichten dreht sich alles um die Frage, wie die Geschichte der Menschheit verlaufen wäre, wenn bestimmte historische Ereignisse anders verlaufen wären. Ein Beispiel für ein Werk aus diesem Genre mit Grimdark-Elementen ist The Man in the High Castle von Philip K. Dick.
Hier haben die Achsenmächte den Zweiten Weltkrieg gewonnen und ein von autoritärer Kontrolle, Paranoia und Misstrauen geprägtes System aufgebaut. Die USA wurden zwischen dem Großdeutschen Reich und dem Japanischen Kaiserreich aufgeteilt. Während der Osten von Deutschland kontrolliert wird, beherrscht Japan den Westen. Ein neutrales Puffergebiet, die Rocky Mountain Staaten, liegt dazwischen. Erschreckend, atmosphärisch, surreal.
Dystopie
Trostlose Zukunftsvisionen: Dystopien und Grimdark passen gut zusammen. Ein Beispiel für eine dystopischen Roman mit Grimdark-Elementen ist Die Straße von Cormac McCarthy – ein Werk, für das der Autor 2007 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet wurde.
In dem dystopischen Roman reist ein Vater mit seinem Sohn durch eine postapokalyptische Landschaft. Alles, was den beiden nach einer großen, nicht näher beschriebenen Katastrophe bleibt, sind ein Einkaufswagen mit den nötigsten Habseligkeiten und zwei Schuss Munition. Fast alle Pflanzen, Tiere und natürlichen Ressourcen wurden zerstört. Die verbleibenden Menschen sind oft gefährlich – und so verzweifelt, dass sie teilweise sogar zu Kannibalen werden, um zu überleben. Ein Titel, der dazu anregt, über Fragen von Moral und Menschlichkeit nachzudenken.
Grimdark vs. Hopepunk: Was ist der Unterschied?
Als Gegenentwurf zu Grimdark gilt Hopepunk. Dieses recht junge Fantasy-Genre ist als Reaktion auf Grimdark und andere zynische oder dystopische Trends in der Literatur entstanden. Der größte Unterschiede zwischen den beiden Genres? Die zugrunde liegende Botschaft und Weltanschauung.
Während im Grimdark die Welt ein dunkler, korrupter und hoffnungsloser Ort ist, betont Hopepunk die Kraft der Hoffnung und Gemeinschaft, selbst in düsteren Zeiten. Dabei negiert das Genre nicht, dass korrupte Gesellschaften existieren – vielmehr entscheiden sich die Protagonisten anders als im Grimdark dazu, sich nicht an ausbeuterische, verdorbene Gesellschaften anzupassen. Im Gegensatz zu Grimdark setzt Hopepunk auf Hoffnung, Freundlichkeit und Gemeinschaftssinn, auch in den schwierigsten Situationen.
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Die Welt ist ein düsterer Ort, in dem Korruption und Chaos regieren. Hier ist sich jeder selbst der nächste. Wenn diese Lebensphilosophie einen Nerv bei dir trifft (oder dich zumindest unterhält), findest du bei Audible Hörerlebnisse aus den Genres Science Fiction und Fantasy, die zum Abschalten einladen oder zum Nachdenken über Fragen der Moral und Ethik anregen.
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