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„Das Kloster bei Sendomir“ von Franz Grillparzer - Analyse & Zusammenfassung

„Das Kloster bei Sendomir“ von Franz Grillparzer - Analyse & Zusammenfassung

Dieser Text ist Teil einer Serie von Buchzusammenfassungen. Bei dieser Zusammenfassung des Buches Das Kloster bei Sendomir von Franz Grillparzer holte sich unser Redaktionsteam Unterstützung von Künstlicher Intelligenz. Alle Fakten sind von der Audible-Redaktion überprüft.

Titel

Das Kloster bei Sendomir

Autor

Franz Grillparzer

Erschienen

1827

Umfang

ca. 31 Seiten

Epoche

Romantik

Genres

Novelle, Historische Erzählung, Schauerliteratur

Handlungszeitraum

Anfang des 19. Jahrhunderts in Polen

Zentrale Themen

Eifersucht und Verrat

Schuld und Sühne

Religiöse Buße

Adelsleben in Polen

Folgen übereilten Handelns

Adaptionen

Theaterstück 'Elga' von Gerhart Hauptmann (1896)

Film 'Das Kloster von Sendomir' (1912, Regie: Friedrich Fehér)

Film 'Das Kloster von Sendomir' (1919, Regie: Rudolf Meinert)

Film 'Das Geheimnis des Klosters' (1920, Regie: Victor Sjöström)

Hörbuch (laut Goodreads-Beschreibung)

Bewertung

3,43 / 5 auf Goodreads

Über Das Kloster bei Sendomir

Das Kloster bei Sendomir ist eine fesselnde Rahmennovelle des österreichischen Schriftstellers Franz Grillparzer, die erstmals im Jahr 1828 veröffentlicht wurde. Die Erzählung basiert auf einer wahren Begebenheit und spielt in Polen. Sie handelt von Liebe, Eifersucht, Verrat und Rache und zeichnet ein düsteres Bild menschlicher Leidenschaften. Grillparzer verwebt geschickt verschiedene Erzählebenen und lässt einen Mönch die tragische Geschichte des Grafen Starschensky und seiner Frau Elga zwei Reisenden berichten.

Obwohl das Werk kurz nach seinem Erscheinen zunächst in Vergessenheit geriet, erlangte es Anfang des 20. Jahrhunderts wieder Anerkennung und fand Eingang in den Kanon der deutschen Literatur. Die Novelle wurde mehrfach verfilmt, unter anderem 1920 in Schweden unter der Regie von Victor Sjöström. Auch der deutsche Dramatiker Gerhart Hauptmann ließ sich von dem Stoff inspirieren und adaptierte ihn 1896 für die Bühne unter dem Titel Elga. Mit seiner atmosphärischen Dichte und psychologischen Tiefe bietet Das Kloster bei Sendomir auch heute noch reichlich Stoff für literarische Analysen und Interpretationen.

Handlung von Das Kloster bei Sendomir

Die Geschichte beginnt mit zwei deutschen Reitern, die in einem polnischen Kloster bei Sendomir einkehren. Ein merkwürdiger Mönch erzählt ihnen die tragische Geschichte des Klosters und seines Gründers, Graf Starschensky.

Graf Starschensky, ein einsamer und zurückgezogener Adliger, verliebt sich in Warschau in die schöne Elga. Er heiratet sie und nimmt sie mit auf sein Landgut. Anfangs scheint ihre Ehe glücklich, doch bald häufen sich seltsame Vorfälle. Starschensky bemerkt, dass seine neugeborene Tochter Ähnlichkeit mit Oginskiy hat, einem entfernten Verwandten Elgas.

Misstrauisch geworden, stellt Starschensky Nachforschungen an und entdeckt, dass Elga und Oginskiy eine Affäre hatten – sowohl vor als auch nach ihrer Heirat mit dem Grafen. In seiner Verzweiflung und Wut entführt Starschensky Oginskiy und hält ihn in einem alten Wachturm gefangen. Er konfrontiert Elga mit seinem Wissen und stellt sie vor eine grausame Wahl: entweder sie tötet ihr Kind oder sie selbst muss sterben.

Als Elga zögert, das Kind zu töten, ersticht Starschensky sie in einem Anfall von Raserei. Er setzt den Turm in Brand, um die Spuren seiner Tat zu verwischen. Das Kind überlebt jedoch und wird heimlich bei einer Köhlerfamilie untergebracht. Starschensky verkauft seine Güter, gründet an der Stelle des niedergebrannten Turms ein Kloster und tritt selbst als Mönch ein.

Jahre später erzählt der wahnsinnig gewordene Starschensky, nun ein alter Mönch, diese Geschichte den beiden deutschen Reisenden. Als um Mitternacht die Glocken läuten, wird er vom Abt zu seiner nächtlichen Buße gerufen. Die Reisenden verlassen am nächsten Morgen das Kloster, ohne je wieder etwas von dem unglücklichen Mönch oder dem Kloster bei Sendomir zu hören.

Ort und Zeit der Handlung

Die Erzählung Das Kloster bei Sendomir von Franz Grillparzer spielt hauptsächlich in der polnischen Woiwodschaft Sendomir. Der Großteil der Handlung findet auf dem Landgut des Grafen Starschensky statt, wobei auch Warschau als wichtiger Schauplatz fungiert. Das namensgebende Kloster, das am Ende der Geschichte errichtet wird, bildet den Rahmen für die Erzählung. Die genaue geographische Lage wird nicht näher spezifiziert, aber die Beschreibungen deuten auf eine ländliche, abgeschiedene Gegend hin.

Zeitlich ist die Handlung in der frühen Neuzeit angesiedelt, vermutlich im 17. oder 18. Jahrhundert. Dies lässt sich aus verschiedenen Hinweisen im Text schließen, wie der Erwähnung von Reichstagen, der Beschreibung der Kleidung und der gesellschaftlichen Strukturen. Die eigentliche Geschichte erstreckt sich über mehrere Jahre, beginnend mit der Heirat des Grafen Starschensky und Elga bis hin zur Gründung des Klosters. Die Rahmenhandlung, in der ein Mönch zwei Reisenden die Geschichte erzählt, spielt einige Jahrzehnte später. Diese zeitliche Struktur ermöglicht es dir, die langfristigen Auswirkungen der Ereignisse zu betrachten und über die moralischen Implikationen nachzudenken.

Die wichtigsten Figuren in Das Kloster bei Sendomir

Graf Starschensky

Graf Starschensky ist die zentrale Figur der Geschichte. Er beginnt als wohlhabender, zurückgezogen lebender Adliger, der sich in Elga verliebt und sie heiratet. Im Laufe der Erzählung durchlebt er eine dramatische Entwicklung vom liebenden Ehemann zum rachsüchtigen und verzweifelten Mann. Seine Entdeckung von Elgas Untreue führt zu einer Reihe tragischer Ereignisse, die ihn schließlich dazu bringen, ins Kloster einzutreten. Starschenskys innerer Konflikt und sein Ringen mit Schuld und Reue bilden den Kern der Geschichte.

Elga

Elga ist Starschenskys Ehefrau und eine komplexe Figur. Anfangs wird sie als schöne und lebenslustige junge Frau dargestellt, die Starschensky heiratet. Im Verlauf der Geschichte enthüllt sich jedoch ihre dunkle Seite. Sie betrügt ihren Mann mit Oginsky und lügt, um ihre Affäre zu verheimlichen. Elgas Handlungen und Entscheidungen sind der Auslöser für die tragischen Ereignisse der Geschichte. Ihre Figur wirft Fragen über Liebe, Treue und die Konsequenzen von Täuschung auf.

Oginsky

Oginsky ist Elgas früherer Geliebter und der Vater ihres Kindes. Obwohl er physisch weniger präsent ist als die anderen Hauptfiguren, spielt er eine entscheidende Rolle in der Handlung. Seine Affäre mit Elga vor und während ihrer Ehe mit Starschensky ist der Kern des Konflikts. Oginskys Geständnis, das Starschensky entdeckt, führt zur Eskalation der Ereignisse.

Der Mönch (Graf Starschensky)

Der Mönch, der die Geschichte erzählt, ist Graf Starschensky in seinen späteren Jahren. Diese Figur dient als Rahmen für die Erzählung und verbindet Vergangenheit und Gegenwart. Durch seine Perspektive erfahren wir von den tragischen Ereignissen und sehen die langfristigen Auswirkungen auf Starschenskys Psyche. Der Mönch verkörpert die Themen von Reue, Buße und den Versuch, mit einer schmerzhaften Vergangenheit umzugehen.

Leitmotive und Hintergrund

Franz Grillparzers Novelle Das Kloster bei Sendomir entstand 1827/28 vor dem Hintergrund der Restaurationszeit in Österreich. Als konservativer Beamter war Grillparzer zwischen den Idealen der Aufklärung und dem repressiven Metternich-Regime hin- und hergerissen. Dies spiegelt sich in den zentralen Themen des Werkes wider: Schuld, Sühne und die Frage nach Gerechtigkeit. Die Rahmenhandlung im Kloster symbolisiert dabei die Abgeschiedenheit von der Welt, in der der Protagonist Zuflucht vor seinen Taten sucht.

Ein wichtiges Leitmotiv ist der Konflikt zwischen Leidenschaft und Pflicht, verkörpert durch die Figuren Elga und Starschensky. Ihre verbotene Liebe steht für die unterdrückten Sehnsüchte in der restriktiven Gesellschaft der Biedermeierzeit. Grillparzer nutzt eine nüchterne, realistische Erzählweise, durchsetzt mit symbolträchtigen Bildern wie der brennenden Warte. Die Handlung wird durch den Ehebruch und Starschenskys Rache vorangetrieben. Dabei stellt der Autor moralische Fragen nach Schuld, Vergebung und den Grenzen der Selbstjustiz.

In der Struktur der Rahmenerzählung und den dramatischen Wendepunkten zeigt sich Grillparzers Erfahrung als Theaterautor. Die Figuren durchleben innere Konflikte zwischen Pflichtgefühl und Leidenschaft, was ihre Entwicklung prägt. Besonders Starschenskys Wandel vom liebenden Ehemann zum rachsüchtigen Mörder und büßenden Mönch verdeutlicht die psychologische Tiefe der Charakterzeichnung. Mit dieser vielschichtigen Novelle gelang Grillparzer eine eindringliche Studie menschlicher Abgründe, die bis heute nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat.

Rezeption und Wirkung

Franz Grillparzers Novelle Das Kloster bei Sendomir erfuhr bei ihrer Erstveröffentlichung 1828 zunächst wenig Beachtung. Das Werk geriet schnell in Vergessenheit und wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Diese verspätete Würdigung führte dazu, dass die Erzählung in den Kanon der deutschen Literatur aufgenommen wurde.

Die zeitgenössische Rezeption war von der düsteren Atmosphäre und den komplexen psychologischen Porträts der Charaktere beeindruckt. Grillparzers nuancierte Darstellung von Schuld, Rache und Buße fand Anklang bei Kritikern und Lesern gleichermaßen. Die Rahmenerzählung, die dem Werk eine zusätzliche Ebene verleiht, wurde als innovatives literarisches Mittel gelobt.

In der heutigen Zeit wird Das Kloster bei Sendomir als wichtiger Beitrag zur deutschsprachigen Novellenliteratur des 19. Jahrhunderts angesehen. Die mehrfachen Verfilmungen, darunter Victor Sjöströms schwedische Adaption von 1920, zeugen von der anhaltenden Faszination, die das Werk ausübt. Auch Gerhart Hauptmanns dramatische Bearbeitung von 1896 unter dem Titel Elga unterstreicht die Zeitlosigkeit und Adaptierbarkeit des Stoffes. In Schulen und Universitäten wird die Novelle oft als Beispiel für die literarische Verarbeitung von Themen wie Eifersucht, Verrat und Sühne herangezogen.

Wissenswertes zu Das Kloster bei Sendomir

  • Obwohl das Werk 1828 erschien, geriet es zunächst in Vergessenheit und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt.

  • Die Erzählung ist als Rahmennovelle konzipiert, bei der die Hauptgeschichte in eine Rahmenhandlung eingebettet ist. Diese Technik ermöglicht es Grillparzer, verschiedene Zeitebenen und Perspektiven zu verknüpfen.

  • Der berühmte deutsche Dramatiker Gerhart Hauptmann adaptierte die Novelle 1896 für die Bühne unter dem Titel Elga. In seiner Version wird die Geschichte als Alptraum des Ritters dargestellt.

  • Das Werk thematisiert komplexe psychologische und moralische Fragen wie Eifersucht, Verrat und Schuld. Dies macht es zu einem interessanten Studienobjekt für Literaturwissenschaftler und Psychologen.

  • Die Novelle wurde mehrfach verfilmt, unter anderem 1920 vom schwedischen Regisseur Victor Sjöström.

  • Grillparzer nutzt das Motiv des „Kindes als Beweis der Untreue“, was an Shakespeares Der Wintermärchen erinnert.

  • Die Beschreibung des Klosters und seiner Umgebung spielt eine wichtige Rolle für die Atmosphäre der Geschichte. Grillparzer nutzt die Landschaft geschickt, um die Stimmung zu verstärken.

  • Die Figur des Grafen Starschensky durchläuft eine dramatische Entwicklung vom angesehenen Adligen zum wahnsinnigen Mönch. Diese Charakterentwicklung ist ein Kernstück der psychologischen Tiefe des Werkes.

  • Die Novelle behandelt das Thema der Schuld und Sühne auf eine Weise, die an Dostojewskis spätere Werke erinnert. Dies zeigt Grillparzers Modernität und seinen Einfluss auf die europäische Literatur.

Das Kloster bei Sendomir auf Audible

Das Kloster bei Sendomir

Diese Hörbuchversion wird von Thomas Jahn eindrucksvoll gesprochen. In etwa einer Stunde entfaltet sich die düstere Erzählung über Liebe, Verrat und Rache im feudalen Polen.

Titel

Jahr

Sprache

Erzähler

Dauer

Bewertung

Das Kloster bei Sendomir

2020

Deutsch

Thomas Jahn

01:09

-

Das Kloster bei Sendomir

Roland Astor leiht dieser Version seine Stimme. Die tragische Geschichte wird durch Musik von Felix Mendelssohn Bartholdy atmosphärisch untermalt, was dem Hörerlebnis eine besondere Tiefe verleiht.

Titel

Jahr

Sprache

Erzähler

Dauer

Bewertung

Das Kloster bei Sendomir

2005

Deutsch

Roland Astor

01:17

5,0 / 5

Über Franz Grillparzer

Franz Grillparzer war ein bedeutender österreichischer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Er wurde 1791 in Wien geboren und wirkte dort bis zu seinem Tod 1872. Obwohl er vor allem als Dramatiker bekannt wurde, schrieb er auch Prosa und Lyrik. Zu seinen bekanntesten Werken zählen die Dramen Die Ahnfrau, Sappho und Des Meeres und der Liebe Wellen. Grillparzer gilt als wichtiger Vertreter der österreichischen Literatur zwischen Klassik und Realismus.

In seinem Schaffen spiegeln sich die politischen und gesellschaftlichen Spannungen seiner Zeit wider. Einerseits neigte Grillparzer dem Konservatismus zu, andererseits litt er unter der Zensur und dem geistigen Druck im Österreich des Vormärz. Diese Zerrissenheit zwischen Tradition und Moderne prägte sein Werk. Thematisch beschäftigte er sich oft mit der Liebe als treibende Kraft menschlichen Handelns. Formal orientierte er sich an der klassischen Dichtung, entwickelte aber einen eigenen, psychologisch nuancierten Stil.

Nach seinem Tod wurde Grillparzer zum österreichischen Nationaldichter stilisiert. Besonders nach 1945 diente die Rezeption seiner Werke der Identitätsbildung in Österreich. Heute wird Grillparzer als wichtiger Vorläufer der literarischen Moderne gewürdigt. Seine differenzierte Darstellung menschlicher Konflikte und sein Sprachbewusstsein machen ihn zu einem der bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 19. Jahrhunderts. Zahlreiche Ehrungen wie Denkmäler, Straßenbenennungen und literarische Preise zeugen von seiner anhaltenden Bedeutung.

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