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“1984” von George Orwell – eine stets aktuelle Dystopie?

“1984” von George Orwell – eine stets aktuelle Dystopie?

Das Buch ist gut, weil …

  • George Orwells Roman befasste sich schon bei seiner Ersterscheinung mit Themen, die sowohl fern in der Zukunft lagen, als auch einen Bezug zur Gegenwart hatten – und das gilt auch heute noch.

  • “1984” ist eine spannende Geschichte mit interessanten Charakterentwicklungen und Interpretationsmöglichkeiten.

Das Buch ist vielleicht nichts für euch, weil …

  • Das Buch schlägt eine klare politische Richtung ein, was es eventuell erschwert, die Geschichte unvoreingenommen oder unpolitisch genießen zu können.

1984

Zusammenfassung von “1984”

Der Große Bruder und seine Engsoz-Partei (Innere Partei) führen einen diktatorischen, totalitären Staat. Ganz nach dem Motto “Krieg ist Frieden, Freiheit ist Sklaverei, Unwissenheit ist Stärke”, lassen sie sämtliches Schriftwerk der Vergangenheit zu ihren Gunsten umschreiben. Die Partei  überwacht die Menschen über Teleschirme bis in den letzten Winkel der eigenen Wohnungen und reduziert die neue Sprache (“Neusprech”) auf ein Minimum.

In diesem Überwachungsstaat lebt Winston Smith. Der Beamte des Ministeriums für Wahrheit lebt im Bereich Ozeanien und zweifelt an dem Regime. Er beginnt, Tagebuch zu schreiben – ein “Gedankenverbrechen”, das von der Gedankenpolizei verfolgt und schwer bestraft wird. Gemeinsam mit seiner Partnerin Julia plant Winston eine Rebellion gegen den Staat. Bei geheimen Treffen schmieden sie gemeinsam Pläne für den Umsturz, leben aber auch ihre Liebe aus. Der Parteifunktionär O’Brien scheint ihren rebellischen Geist zu teilen, was in Winston starke Bewunderung auslöst. Doch der Große Bruder hat seine Augen überall, und falsche Freunde lauern an jeder Ecke.

“Big Brother is watching you” im 21. Jahrhundert

Staatliche Überwachung und die Frage, wie weit die Regierung ins Leben ihrer Bürger eingreifen darf, sind auch jetzt wieder tagesaktuelle Themen. Nicht nur, dass es auch heute totalitäre Regime wie in Nordkorea, Turkmenistan und dem Iran gibt. Jüngst spaltete die Corona-Pandemie die Gesellschaft dahingehend, ob und wie weit die Maßnahmen der Regierungen, in Deutschland und weltweit, gesetzeskonform und demokratisch waren. In dieser Hinsicht behandelt Orwells Buch ein Thema, das seit Jahrzehnten, ja fast Jahrhunderten, immer wieder aktuell wird – und damit wohl eine zeitlose Diskussion bleibt.

Charaktere von “1984”

Winston Smith

Der Protagonist des Romans, Winston Smith, ist 39 Jahre alt. Er arbeitet im Ministerium für Wahrheit und beginnt bereits am Anfang der Geschichte, an der Regierung und deren Motiven zu zweifeln. Um Abläufe und Zusammenhänge nicht zu vergessen, schreibt er Tagebuch, was allerdings verboten ist. George Orwell gab seiner Hauptfigur den Vornamen des ehemaligen britischen Premierministers Churchill und ergänzte ihn durch den Allerweltsnamen Smith.

Julia

Julia ist Mitte 20 und eine starke, emotionale, aber auch pragmatische Frau. Auch sie rebelliert gegen die Partei, da sie die Einschränkungen nicht akzeptiert und die Regierung als Hindernis ihres persönlichen Glücks sieht. Julia ist Mitglied der “Junioren-Anti-Sex-Liga”, wobei sie eigentlich für ihre sexuelle Freiheit kämpft. Im Gegensatz zu ihrem Partner Winston sind Julias Motive für die Rebellion weitaus persönlicher.

O’Brien

Als Mitglied der Inneren Partei ist O’Brien als Spion unterwegs. Winston Smith lernt ihn bei der Arbeit kennen und geht fälschlicherweise davon aus, dass O’Brien ebenfalls gegen ein Regimegegner ist. Tatsächlich ist er aber überzeugter Anhänger des Großen Bruders und arbeitet in dessen Sinne.

Der Große Bruder

Der Große Bruder hat keine körperliche Gestalt und tritt eigentlich gar nicht auf. Trotzdem ist der Große Bruder allgegenwärtig und eine Leitfigur des Romans. Ob er tatsächlich existiert oder nur in den Köpfen der Menschen ist, ist umstritten. Nichtsdestotrotz übt er einen unglaublichen Einfluss aus.

Emmanuel Goldstein

Emmanuel Goldstein ist ein ehemaliges Mitglied der Parteiführung, aber nun der Anführer der Rebellion: Das macht ihn zum Staatsfeind Nummer Eins. Während des täglichen “Zwei-Minuten-Hasses” sollen sich der Ärger und die Aggressionen aller Bürger und Bürgerinnen gegen ihn wenden. Doch ähnlich wie der Große Bruder hat auch Goldstein keine körperliche Form und taucht in der Realität nie auf. Vorbild für diese Figur war Leo Trotzki (mit bürgerlichem Namen Lew D. Bronstein), ein russischer Revolutionär, der später von Stalins Agenten im mexikanischen Exil ermordet wurde.

Kritik von “1984”

2+2=4? Nicht in diesem Staat. Wenn es der Regierung besser passt, ist die Summe auch schon mal Drei oder Fünf. Damit beschreibt Orwell die Fähigkeit, im sogenannten Doppeldenk zwischen “zwei Wahrheiten hin- und herzuschalten”. Spätestens seit Trumps Anfeindungen gegen die Presse, sie verbreite “fake news”, und sein Pressteam lieferte stattdessen die “alternativen Fakten”, hat gezeigt, das Orwell kaum übertrieben hat. Heute sehen wir, es braucht nicht mal eine Diktatur, um solche Tendenzen in der politischen Agenda zu erkennen. 

Doch so sehr einige Menschen die Gegenstände des Romans noch immer als reelle Gefahr sehen, so oft kommt auch heftiger Gegenwind. Oft verglichen mit Aldous Huxleys "Schöne neue Welt”, liefern sich die beiden ein Wettrennen der Dystopien, die von Kritikern als überspitzt, realitätsfern und sogar manipulativ bezeichnet werden.

Auf der Skala von totaler Überwachung und Gehirnwäsche bis zum kommunistischen Gegenstück liegt wohl noch einiges dazwischen. Aber welcher Meinung man auch immer ist: Dass seine fiktionale Diktatur, die auf dem Nationalsozialismus und dem Regime unter Stalin fußte, auch im 21. Jahrhundert noch diskutiert wird, war Orwell beim Schreiben höchstwahrscheinlich nicht bewusst.

Was andere über “1984” sagen

George Orwell hat in seinem 1948 abgeschlossenen Roman die monströsen totalitären Systeme seiner Epoche - den Nationalsozialismus und den Stalinismus - radikal zugespitzt und damit in gewisser Weise zu Ende gedacht. Er ist noch ausgegangen von politischen Ideologien, besaß jedoch genügend Fantasie zu erkennen, dass Totalitarismus sich erst dann vollkommen entfaltet, wenn es kein politisches Ziel mehr gibt, sondern die Macht zum reinen Selbstzweck wird. Und wenn es keine Individuen und keine greifbaren Institutionen mehr braucht, die dieses System steuern. Sondern, wenn das System sich selbst trägt.

Süddeutsche Zeitung


[1984 ist] eine der düstersten Zukunftsvisionen der Literatur. Mit seiner Anti-Utopie [...] zeichnete George Orwell mit analytischer Schärfe das Schreckensbild eines totalitären Überwachungs-Staates. 

Die Biografien.de


Ein Klassiker, der vor Zensur warnt, wird Opfer der „Löschkultur“: Die Universität Northampton stuft Orwells „1984“ als gefährlich ein, weil der Roman „beleidigend und verstörend“ wirken könnte.

Die Tagespost

FAQs zu “1984”

Wie lange hat George Orwell “1984” geschrieben?

George Orwell hat von 1946 bis 1948 an “1984” gearbeitet. Erstmals erschienen ist der Roman im Jahr 1949.

Ist das Buch “1984” verboten?

Tatsächlich war Orwells Warnung vor dem Totalitarismus bis 1988 in der Sowjetunion verboten. Auch in der DDR wurde “1984” als staatsfeindliche Literatur eingestuft und war im Buchhandel nicht erhältlich. Deutschlandfunk Kultur zitiert aus einem Gutachten des Institus für Zeitgeschichte der DDR: “1984 sei nicht nur staatsgefährdend, sondern stelle feindliches, besonders gegen die UdSSR und alle sozialistischen Staaten gerichtetes Material dar. Die Verbreitung und jeder Vertrieb sollen unter allen Umständen beobachtet und mit allen staatlichen Mitteln verhindert werden.”

Wissenswertes

  • Im Jahr 2000 wurde ein Asteroid nach Orwell benannt. Dieser war das erste Mal im Jahr 1984 entdeckt worden.

  • Zwischen 1929 und 1945 wurde George Orwell wegen seiner revolutionären Ideen von einer Spezialabteilung von Scotland Yard überwacht. Ihm wurden landesverräterische und fortgeschrittene kommunistische Ansichten vorgeworfen.

  • Aldous Huxley, der ebenfalls für einen dystopischen Zukunftsroman bekannt ist ("Schöne neue Welt”, im Original Brave New World, 1932), war Orwells Professor am Eton College und beeinflusste ihn in seinem Schaffen.

Über den Autor George Orwell

George Orwell (1903–1950) war ein britischer Schriftsteller, der mit bürgerlichem Namen Eric Arthur Blair hieß. Er gehört zu den einflussreichsten Autoren des 20. Jahrhunderts. Sein erster Roman “Erledigt in Paris und London” erschien 1933. Internationale Bekanntheit erlangte er mit “Farm der Tiere” (Animal Farm, 1945) und “1984” (im Original als “Nineteen Eighty-Four” ausgeschrieben). Letzteres schrieb er in einem baufälligen Farmhaus ohne Strom und Telefon auf einer schottischen Insel. Es war sein letztes Werk, bevor er 1950 nach langer Krankheit in London starb.

Auch heute gehören George Orwells Werke noch zum Unterrichtsmaterial in Schulen und Universitäten. Neben Romanen verfasste Orwell auch politische Essays wie "Über Nationalismus” (1945) und “Mein Katalonien” (1938). 

Weitere Bücher von George Orwell

1984
Farm der Tiere
Über Nationalismus

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