“Feuer und Blut” ist NICHT der heiß ersehnte sechste Teil der Reihe (der wird “The Winds of Winter” heißen und ist immer noch in Arbeit), sondern quasi die Game of Thrones Vorgeschichte. Es ist ein imaginäres Geschichtsbuch über den Aufstieg und Fall des Hauses Targaryen (ihr wisst schon - die mit den weißen Haaren, dem verrückten König und mit den DRACHEN) und befasst sich mit deren 300jähriger Herrschaft über Westeros.
Geschrieben hat die Chronik, die in zwei Teilen erscheinen wird, nicht George R.R. Martin (so sagt jedenfalls George R.R. Martin), sondern er hat sie nur transkribiert von den Überlieferungen des eigentlichen Verfassers, Erzmaester Gyldan aus der Zitadelle. Ja klar.
Jetzt mal ernsthaft: Tatsächlich ist “Feuer und Blut” entstanden aus George R.R. Martin’s Beitrag zu “Westeros - Die Welt von Eis und Feuer”, ein von den Superfans Elio M. Garcia Jr und Linda Antonsson verfasstes Kompendium über die Welt von “Game of Thrones”. Martin sollte dem Werk ein Kapitel zur Geschichte des Hauses Targaryen beifügen - und stellte auf einmal fest, dass er mehrere hunderttausend Wörter zu viel geschrieben hatte über die berüchtigten Drachenbändiger und damit das ganze Buch sprengen würde. Hoppala.
Im Kompendium erschienen letztendlich nur Teile seines Entwurfs - den Rest sparte er auf für eine eigene Chronologie der Targaryens - “Feuer und Blut” eben. Die sollte eigentlich erst erscheinen nach kompletter Beendigung der “Eis und Feuer”-Reihe. Aber wie wir “GoT”-Fans so gerne mit hochgezogenen Augenbrauen sagen: Du weißt gar nichts, Jon Snow. Mit anderen Worten: Es ist alles anders gekommen.
Seit 2011 schreibt Martin an “The Winds of Winter”. Danach soll noch ein letzter Band folgen, “A Dream of Spring”. Spätestens seit dem Mega-Erfolg der Verfilmung lastet der Druck, etwas ganz Großes zu schaffen, schwer auf George R.R. Martin, und Buchfans wissen, wie hoch komplex die Romane inzwischen sind. Martin selbst hat gesagt, ein “Eis und Feuer”-Roman wäre so kompliziert wie zwölf Bücher in einem. Und das glauben wir ihm sogar.
Stattdessen jetzt also: “Feuer und Blut”. Für diese Duologie hatte Martin inzwischen nämlich so viel Material gesammelt, dass er nach eigenen Aussagen nicht mehr mit der Veröffentlichung warten wollte. Und seien wir mal ehrlich: Wir brauchen beim Warten auf die letzte TV-Staffel und auf das vorletzte Buch dringend etwas, das uns über Wasser hält.
“Feuer und Blut” beginnt 280 Jahre bevor Robert Baratheon, den wir aus dem ersten “Eis und Feuer”-Roman kennen, den verrückten König Aerys II und damit die Targaryens vom Eisernen Thron stürzte. Wir lernen endlich Aegon den Eroberer kennen, den Erschaffer des berühmten Throns, sowie seine Nachkommen. Das fiktive Geschichtsbuch beantwortet einige bisher offen gebliebene Fragen: Was geschah wirklich während des “Tanz der Drachen” genannten Bürgerkriegs? Was ist der Ursprung der drei berühmten Dracheneier, die Daenerys, Sturmtochter, Mutter der Drachen, Erste ihres Namens, Königin der Andalen … (und so weiter, ihr wisst schon) später quasi im Feuer ausbrütete? Und warum verschwanden die Drachen von der Landkarte der sieben Königreiche?
Geschrieben ist “Feuer und Blut” zwar nicht in Romanform, sondern als “Sachbuch”, aber von Trockenheit kann keine Rede sein. Dazu geht es zu gewohnt blutig zu, und für Unterhaltung sorgt Sprecher Reinhard Kuhnert, dem nach fast 200 eingesprochenen Stunden “Das Lied von Eis und Feuer” fast selbst schon eine Runde auf dem Eisernen Thron zusteht. Und ja, er spricht die Namen der Charaktere und Orte wieder in Deutsch aus. Damit bleibt er der ursprünglichen, vor der TV-Serie gültigen Übersetzung der Reihe treu. Ihr braucht euch darüber also nicht mehr aufzuregen - diese Diskussion ist sowas von 2011.
Also, ihr “Game of Thrones” Geschichtsnerds, ihr verrückten Targaryen-Fans und Drachenreiter: Nicht über ungelegte Eier (und ungeschriebene Bücher) aufregen, sondern das Schwert packen und auf nach Westeros! Und immer dran denken: Valar Morghulis.