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Erfinderinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Frauen, die die Welt verändert haben

Erfinderinnen, Forscherinnen, Pionierinnen: Frauen, die die Welt verändert haben

Wir alle wissen, wer für die Relativitätstheorie verantwortlich ist oder wer die Glühbirne erfunden hat. Es gibt zahlreiche berühmte Erfinder, Unternehmer und Wissenschaftler, deren Namen jeder kennt. Doch weißt du, wofür zum Beispiel Lise Meitner bekannt ist? Oder hast du den Namen Brownie Wise schon mal gehört? Hier lernst du Akademiker & Spezialisten-Biografien kennen – von Wissenschaftlerinnen, Erfinderinnen und Unternehmerinnen, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben.

Ein Leben für die Naturwissenschaften: Forscherinnen, die die Welt veränderten

Im „Jet Propulsion Laboratory“ (JPL), dem Strahlantriebslabor der NASA, bauen und steuern Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Satelliten und Sonden, die ins All geschossen werden. Das Ehepaar Barbara und Richard Canright gehörte 1939 zu den ersten Mitarbeitenden am JPL. Sie erforschten das Jet Assisted Take-off, ein Verfahren, das Flugzeuge mit Hilfe von Raketen schnell in die Luft befördern sollte. Als exzellente Mathematikerin kalkulierte Barbara Canright unter anderem, in welchen Verhältnis Gewicht und Schubkraft der Rakete stehen müssen und wie verschiedene Bedingungen die Kraft der Rakete beeinflussen.

Rise of the Rocket Girls

Während ihr Mann für die bahnbrechenden Erkenntnisse während der Jet Assisted Take-off-Forschung zum NASA-Ingenieur befördert wurde, ging Barbara Canright leer aus. Die Begründung: Es sei unüblich für Frauen, Ingenieure zu sein. Trotzdem war sie mit ihrer Position als erste weibliche Mathematikerin und sogenannter „human computer“ – eine Person, die mathematische Berechnungen ohne technologische Hilfsmittel durchführt – bei der NASA zufrieden. Denn schließlich war diese Position für die damalige Zeit außergewöhnlich.

Barbara Canright sollten viele weitere Frauen am JPL nachfolgen, darunter auch Macy Roberts, Supervisorin der „human coputing division“ beim JPL. Sie baute dort ein reines Frauenteam auf, bestehend aus Frauen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Eines einte sie: ihre Liebe zur Mathematik. Für Rise of the Rocket Girls hat Nathalia Holt die noch lebenden Teammitglieder interviewt und erzählt ihre Geschichten – unter anderem die von Janez Lawson, der ersten Afro-Amerikanerin, die in einer technischen Position bei der NASA beschäftigt war. Lehrreich, inspirierend und gleichzeitig kurzweilig.

Die Frau in der Wissenschaft

Ganze 49 Mal war Lise Meitner für den Nobelpreis nominiert – bekommen hat die Kernphysikerin ihn nie. Eine Entscheidung, die bis heute unter Experten umstritten ist. Meitner wurde 1878 in Wien geboren. Sie war die zweite Frau, die in Wien im Hauptfach Physik promoviert hat und in Deutschland die erste Professorin für Physik. Jahrzehntelang arbeitete sie in einem Forschungsteam mit Otto Hahn, dem die Entdeckung der Kernspaltung zugesprochen wird.

Ob Hahn tatsächlich allein für diese bahnbrechende Erkenntnis, die weitreichende Konsequenzen wie den Bau von Atomkraftwerken und der Atombombe nach sich zog, verantwortlich ist, wird unter Experten bis heute kontrovers diskutiert. So soll Meiner mit ihrem Wissen maßgeblich dazu beigetragen haben. Und sie lieferte gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch die theoretische Erklärung für das Phänomen.

Die 1968 in Cambridge verstorbene Forscherin soll extrem zielstrebig und diszipliniert gewesen sein und ihr Leben der Forschung gewidmet haben. Gleichzeitig galt sie als öffentlichkeitsscheu. Jeder Trubel um ihre Person soll ihr zuwider gewesen sein. Auch die Frauenbewegung, wie sie selbst den Feminismus bezeichnet, hat sie lange Jahre wenig interessiert. Umso interessanter ist es, zu hören, wie Meitner selbst in der Originaltonaufnahme Die Frau in der Wissenschaft genau dieses Thema reflektiert. Sie betont:

(…) [Ich] habe (…) sehr wenige über die Entwicklung der Frauenbewegung gewusst. Vor allem war mir nicht klar geworden, was sie für die verschiedenartigsten Probleme bedeutet, die das individuelle Leben und das gemeinschaftliche Leben in der menschlichen Gesellschaft prägen. (…) Später habe ich begriffen, wie irrtümlich diese meine Auffassung war und wie viel Dank speziell jede in einem geistigen Beruf tätige Frau den Frauen schuldig ist, die um die Gleichberechtigung gekämpft haben.

Inspirierend!

Vera Rubin

Auch Vera Rubin, geboren 1928 in Philadelphia, stellte ihr Leben in den Dienst der Wissenschaft. Und auch ihr wurde, trotz bahnbrechender Erkenntnisse, zeitlebens kein Nobelpreis verliehen. Dafür erhielt die 2016 in Princeton verstorbene Astronomin zahlreiche andere Preise wie 1993 die National Medal of Science.

Rubins Forschungsgebiet: das All. Genauer gesagt war sie die erste Forschende überhaupt, die in den 1970er-Jahren erkannt und bewiesen hat, dass sich Galaxien und Sterne in bestimmten Bereichen des Alls anders bewegen, als es die Gravitationstheorie vorhersagt. Das wiederum deutet auf das Vorhandensein von dunkler Materie hin.

Damit hat Rubin die Existenz von dunkler Materie zwar nicht bewiesen – das ist bis jetzt nicht geglückt. Und auch der Begriff „dunkle Materie“ selbst geht nicht auf Rubin, sondern auf den Physiker Fritz Zwicky zurück, der schon in den 1930er-Jahren spekuliert hat, dass dunkle Materie existieren könnte. Trotzdem hat Rubins Arbeit die Vorstellung davon, wie das Universum aufgebaut ist und funktioniert, massiv verändert.

Vera Rubin – Ein Leben von Jacqueline und Simon Mitton mit einem Vorwort von Radioastronomin Jocelyn Bell Burnell beschäftigt sich, neben ihren wissenschaftlichen Errungenschaften, auch mit der Tatsache, dass Rubin zeitlebens andere Wissenschaftlerinnen als Mentorin unterstützt hat und ihre Karrieren gefördert hat – zum Beispiel, indem sie sie zu Konferenzen eingeladen hat und dafür gesorgt hat, dass ihnen Preise verliehen werden, die bis dato nur Männern zugesprochen wurden. Mutmachend.

Tüftlerinnen mit Pioniergeist: Erfinderinnen, die unseren Alltag prägen

Nicht nur Akademikerinnen, sondern auch Frauen ohne Hochschulabschluss veränderten mit ihren kreativen und innovativen Erfindungen unseren Alltag. So auch Melitta Bentz und Hedy Lamarr.

Frische und Geschmack - Melitta Bentz und der Kaffeefilter

Eine dampfend heiße Tasse Kaffee – und unten schwimmt der Kaffeesatz. Das war früher der Normalzustand. Genauer gesagt: bis ins Jahr 1908. In diesem Jahr meldete Melitta Bentz aus Dresden ihre „Filtertüte“ zum Patent an. In Frische und Geschmack - Melitta Bentz und der Kaffeefilter von Barbara Sichtermann und Ingo Rose erfährt man mehr über ihre Herkunft und wie es zu der Erfindung kam. Kurzweilig und lehrreich.

Lady Bluetooth - Hedy Lamarr und das Frequenzsprungverfahren

Ebenfalls aus der Reihe „Frauen - einfach genial“ von Barbara Sichtermann und Ingo Rose stammt Lady Bluetooth - Hedy Lamarr und das Frequenzsprungverfahren. Hier wird erzählt, wie Hedy Lamarr, Hollywood-Star der 1930er Jahre, mit einer brillanten Idee den Grundstein für die Erfindung des Frequenzsprungverfahrens gelegt hat. Mit diesem Verfahren konnte man Torpedos zielgerichtet lenken und verhindern, dass der Funkverkehr unterbricht. Der Grundstein für die Erfindung von Bluetooth war gelegt.

Progressive Unternehmerinnen: Innovative Sichtweisen auf die Marktwirtschaft

Ein Unternehmen erfolgreich zu leiten, ist anspruchsvoll. Ein Unternehmen von Grund auf aufzubauen und daraus eine erfolgreiche Marke zu machen, ist noch schwieriger. Das als eine der ersten Frauen in der amerikanischen Nachkriegsgesellschaft zu tun, ist eine riesengroße Herausforderung. Brownie Mae Humphrey alias Brownie Wise ist genau das gelungen.

Life of the Party

Als alleinerziehende Mutter wurde Brownie Wise in den 1950er-Jahren Vizepräsidentin von Tupperware Home Parties und erfand das weltbekannte Marketing-Modell der Tupper-Party. Der Ansatz, Produkte nur im direkten Kontakt zu verkaufen und für jeden Verkauf eine kleine Provision zu bekommen, war damals innovativ. Mit ihm legte Wise den Grundstein für weitere Multi-Level- Marketing-Modelle. In Life of the Party beschreibt Bob Kealing, wie Wise ihr Imperium aufbaute – und welche Umstände dazu führten, dass sie es wieder verlor. Die spannende Geschichte einer Unternehmerin.

Uncanny Valley

Anna Wiener, Soziologin, ist Mitte 20 und umgibt sich in Brooklyn mit Künstlern aller Art. Sie hat einen Job im Verlagswesen, der ihren Lebensunterhalt finanziert. Nach der Rezession 2008 bringt der sie aber nicht voran. Zusätzlich hat sie gerade mit einem Redakteur Schluss gemacht, der ihr Freelance-Aufträge als Korrekturleserin zugeschustert hat. Irgendwo tief in sich drin weiß sie: Das war beruflich noch nicht alles.

It didn’t occur to me that one day I would become one of the people that would work behind the internet, as I didn’t consider there were people who worked behind the internet at all.

Anna beschließt, einen neuen beruflichen Weg einzuschlagen, um endlich ihren Platz in der Welt zu finden. Sie will Karriere machen – und richtig viel Geld zu verdienen. Als sie von Oyster, einem Start-up im Silicon Valley erfährt, das die Verlagswelt revolutioniert, ist ihr Interesse geweckt. Kurzentschlossen zieht sie von Brooklyn nach San Francisco und steigt mit einem sehr guten Einstiegsgehalt in die Tech-Branche ein, genauer gesagt: in den Kundensupport.

Nun, da sie Teil der Start-up-Szene ist, erlebt sie die Welt der Tech-Unternehmer hautnah. Und findet sich, wie sie selbst sagt, erstaunlich gut in diesem neuen, männerdominierten und sehr kompetitiven Umfeld zurecht. Ob es sie glücklich macht, ist eine andere Frage.

Was Wiener, die mittlerweile als Tech-Korrespondentin für den New Yorker schreibt, dort erlebt und wie sich ihre Wahrnehmung der Welt seitdem verändert hat, beschreibt sie eindringlich in Uncanny Valley. Aufschlussreich.

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