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Edler Ritter oder fragwürdiger Held? Bücher über König Artus

Edler Ritter oder fragwürdiger Held? Bücher über König Artus

Excalibur. Camelot. Merlin. Avalon. Ob durch Kinofilme, Fernsehserien, Bücher, Comics oder Hörensagen – diese Begriffe und Namen sind fast jedem schon mal untergekommen, und sie finden sich auch gerade wieder in aktuellen Fantasy-Romanen. Kein Wunder, denn sie entstammen einer der bekanntesten westlichen Heldensagen: der Legende von König Artus.

Worum geht es? Die Artus-Sage zusammengefasst

Der Mythos erzählt – in verschiedenen Variationen – von einem entzweiten, vom Krieg gebeutelten Britannien. Nach dem Tod von König Uther Pendragon kämpfen regionale Herrscher um den Thron, und Barbaren fallen an den Küsten ein. Das Land braucht dringend einen Anführer, der Britannien vereint und die Eindringlinge zurückschlägt. Eine Prophezeiung besagt, dass sich dieser Anführer offenbaren wird, indem er das Schwert Excalibur aus einem Stein herauszieht. 

Auftritt Artus: Der illegitime Sohn von Uther Pendragon wächst unter der Obhut des Zauberers Merlin auf der Halbinsel Tintagel auf. Er ist nur ein einfacher Knappe, als er Excalibur eher unbeabsichtigt aus dem Felsbrocken befreit. Mit Merlin an seiner Seite steigt Arthur zum ersehnten Anführer auf. Er gründet die Tafelrunde, macht seine geliebte Guinevere zu seiner Königin und begibt sich auf die Suche nach dem Heiligen Gral.

“Er bewegte sich mit der Zuversicht eines Mannes, der genau wusste, dass die Krieger um ihn herum selbst gegen die Götter zu Felde ziehen würden, so er es ihnen befahl.”

("Lancelot", Giles Christian)

Doch seine Herrschaft ist dem Untergang geweiht, denn ausgerechnet Lancelot, der edelste Ritter der Tafelrunde, verliebt sich in Königin Guinevere. Die verbotene, betrügerische Liebe der beiden lässt die Tafelrunde zerbrechen und die Gralssuche scheitern. In einer letzten Schlacht gegen seinen aufständischen Neffen Mordred und die Zauberin Morgana wird Artus schwer verletzt. Merlin bringt ihn auf die Insel Avalon. Gerüchte von Artus’ Tod machen die Runde. Britannien wartet vergeblich auf seine Rückkehr.

Der Ursprung der Artus-Sage

Wie viele berühmte Legenden ist auch die Artus-Sage nicht auf einen bestimmten Ursprung oder eine echte Person zurückzuführen. Den britischen "King Arthur" (wie man ihn auf Englisch nennt) gab es nicht; er ist eine fiktive Heldenfigur, in der historische Persönlichkeiten mit den die jeweiligen Idealen der Zeit verschmolzen sind.

Zum ersten Mal erwähnt wird Artus von einem unbekannten Verfasser in "Historica Brittonum" im 9. Jahrhundert. Als Anführer und Krieger bezeichnet, lebte er angeblich im 5. oder 6. Jahrhundert nach Christus im Südwesten Englands, dem heutigen Cornwall. So tauchte Arthur auch 1135 im pseudo-historischen Werk Historia Regum Britanniae von Geoffrey von Monmouth auf. 

Das wiederum diente dem Franzosen Chrétien de Troyes im 12. Jahrhundert als Vorlage für mehrere Romane über König Artus, in denen er auch die berühmte Tafelrunde erfand - in Anspielung an den runden Tisch, an dem Artus und seine Ritter gleichberechtigt tagten. Außerdem brachte de Troyes mit der Suche nach dem Heiligen Gral ein christliches Motiv ins Spiel.

Le Morte d'Arthur

1460 fasste Sir Thomas Malory in Le Morte D’Arthur alle Artus-Erzählungen zusammen und machte - den romantischen Idealen der höfischen Literatur entsprechend - Artus zu einem edlen Ritter, der an Anstand, Ehre und Mut nicht zu überbieten war. Als Heilsbringer, Erlöser und romantischer Liebhaber wurde diese Version zu einem Archetypen und zu einer Blaupause für das, was wir bis heute unter dem Begriff "Ritter" verstehen.

Klassische Nacherzählungen des Artus-Mythos

Der Stoff, aus dem die Artus-Ritter sind, wurde schon im 19. und 20. Jahrhundert aufgegriffen und - je nach Zeitgeist - neu interpretiert. Darin spiegeln sich auch immer gesellschaftliche und politische Themen der Zeit, von Industrialisierung und dem Einfluss der Kirche bis hin zu Kapitalismus und Feminismus.

Das Schwert im Stein

Die humorvolle, psychologisch umfassende Nacherzählung Das Schwert im Stein von T.H. White stammt von 1958 und gilt als Klassiker der Fantasy-Literatur von Herr-der-Ringe-Kaliber. In vier Bänden beschreibt White den Aufstieg und Fall König Arthurs, aufgewachsen als kleiner Zögling “Wart” unter den Fittichen von Zauberer Merlin bis kurz vor Arthurs Tod in der Schlacht. Inspiriert von Thomas Malorys Le Morte D’Arthur und erweitert um parodistische Elemente, gilt der Roman bis heute als ikonisch.

Ein Yankee aus Connecticut an König Artus' Hof

Sein Talent für Humor bewies der amerikanische Schriftsteller Mark Twain in seinem Zeitreise-Roman Ein Yankee aus Connecticut an König Artus' Hof von 1889. Ein Ingenieur landet nach einem Schlag auf den Kopf in Camelot am Hof von King Arthur. Entsetzt über die dort herrschenden Umstände, beschließt er, das adelige, feudalistische und kirchlich beherrschte England zu einer modernen, aufgeklärten und technisch versierten Demokratie umzuerziehen. Twains burlesque Satire gilt als einer der ersten Zeitreise-Romane überhaupt.

Die Nebel von Avalon

Als Kult-Klassiker unter den Artus-Nacherzählungen gilt immer noch Die Nebel von Avalon von Marion Zimmer-Bradley aus dem Jahr 1982. Sie erzählt aus der Sicht von Artus Schwester Morgaine die Geschichte der Tafelrunde. Die weibliche Perspektive wirft ein anderes Licht auf die Helden und Bösewichte der Sage und verdeutlicht die Rolle der Frauen in der Legende: Einst waren sie es, die aus dem Verborgenen Schicksale lenkten, Könige auf den Thron brachten und ihnen das Schwert in die Hand drückten. 

Moderne Retellings mit Twist

Es ist kein Zufall, dass der Artus-Mythos auch im 21. Jahrhundert nicht totzukriegen ist. So wie Robin Hood, Richard Löwenherz oder die drei Musketiere verkörpert Artus zeitlose Werte: Mut, Loyalität, Ehre, Kampfgeist, Romantik und Tapferkeit. Er ist der geborene charismatische Anführer. Artus steht unerschütterlich für das Gute. Ihn möchte man in harten Zeiten an seiner Seite haben; von ihm möchte man gerettet werden.

Moderne Nacherzählungen und Interpretationen der Artus-Sage blicken hinter die Kulissen des ikonischen Helden. Sie geben Artus Nuancen und entblößen das Fehlerhafte an dieser scheinbar perfekten Figur und der Zeit, in der er lebte. Dabei machen die Autorinnen und Autoren auch nicht Halt vor Kritik an der Sage. Und geben den recht eindimensionalen Nebenfiguren - auch den Frauen - ein Gesicht und Tiefe.

Lancelot

Nach dem Massaker an seiner Familie wächst der junge Lancelot auf einer abgeschiedenen Insel auf, wo er mit einer Gruppe anderer Jungen zum Krieger ausgebildet wird. Er hat einen schweren Stand und muss sich den Respekt seiner Kameraden und seiner Lehrmeister hart erkämpfen. Nach einem Schiffbruch vor der Küste lernt er eine der Überlebenden kennen - das rätselhafte Mädchen Guinevere. Viele Jahre später, als Erwachsene, sehen sie sich wieder - am Hof von König Artus, wo das Schicksal seinen Lauf nimmt.

Giles Christian nimmt sich viel Zeit, um das Heranreifen des Tafelrunden-Ritters zu erzählen. Wie ein historischer Coming-of-Age-Roman mutet seine Geschichte an, die eine der schillerndsten und tragischsten Nebenfiguren der Artus-Sage in den Mittelpunkt stellt und Verständnis weckt für Lancelots Zerrissenheit und seinen späteren Betrug. 

“Ich drehe mich und spalte einen Schädel. Schneide und steche und gehe weiter. Ich bin Lancelot. Niemand ist mir gewachsen.”

("Lancelot", Giles Christian)

Christian erlaubt sich viele Freiheiten und Abweichungen von der Sage. Gleichzeitig gesteht er Guinevere mehr Bedeutung zu und stattet sie mit mystischen Fähigkeiten aus, die mit der rauen Naturverbundenheit der Erzählung im Einklang stehen. Dennoch bleibt das Herz des Mythos intakt und endet nach einem detailreichen, geduldigen Aufbau in einem wuchtigen Finale von Kinoformat.

Camelot

Auf Lancelot folgt Camelot, die Geschichte von Lancelots Sohn Galahad. Nach dem Tod von Arthur regiert in Britannien das Chaos. Marodierende Banden ziehen durchs Land. Unter Mönchen aufgewachsen, mit Hass auf seinen Vater, wird der Novize Galahad von seiner wahren Bestimmung eingeholt, als das abgeschiedene Kloster überfallen wird. Von den verbliebenen Getreuen Arthurs gerettet, zeigt sich bald, dass Galahads Schicksal untrennbar mit dem von Britannien verbunden ist.

Legendborn - Der geheime Bund

Mit dem Studium an der University of North Carolina beginnt ein neuer Lebensabschnitt für Bree Matthews: Hier will sie die Trauer um ihre Mutter und die erdrückende Fürsorge ihres Vaters hinter sich lassen. Dann wird sie Zeugin eines Dämonenangriffs - Dämonen, die ihre Mitstudierenden nicht sehen können. Bree erfährt von einem geheimen Bund an der Universität, die sich als Nachfahren der Artus-Ritter bezeichnen. Unter ihnen sind Brees attraktiver Mentor Nick und der mysteriöse Selwyn. Und es stellt sich heraus, dass auch Brees verstorbene Mutter mit den Legendborn zu tun hatte…

Was sich anhören mag wie typische Young-Adult-Fantasy, ist tatsächlich eine komplexe Coming-of-age-Story, basierend auf der Artus-Legende, die relevante Themen aufgreift: So prallt die Schwarze Studentin Bree auf die patriarchalischen, von Weißen dominierte Strukturen des elitären Ritter-Ordens. Diverse und queere Charaktere sind selbstverständlicher Teil der Geschichte, ebenso wie verschiedene Ethnien. Und Bree findet starkes female Empowerment unter ihren Schwarzen Vorfahrinnen – gerade im rassistisch geprägten amerikanischen Süden von Bedeutung.

Autorin Tracy Deonn weist ihr Publikum dadurch auf das weiß zentrierte, westliche Bild der alten Sage hin, in der Figuren anderer Hautfarbe und Herkunft nicht vorkamen oder höchstens als ungebildete Barbaren dargestellt wurden. Auch mit dem Bild, das Frauen entweder als Ehebrecherinnen oder Hexen darstellt, räumt Deonn auf und stellt ihm Frauenpower und Magie der guten Sorte entgegen.

Mittendrin finden sich vertraute Elemente der Artus-Sage: mit magischen Fähigkeiten ausgestattete “Merlins” und Heiler, sich im Wettkampf messende “Knappen”, vertraute Namen von Lancelot bis Gawain, Schwerter, Bogen und eine dunkle Bedrohung, der sich die Legendborn und Bree entgegenstellen. Und natürlich eine Liebesgeschichte, in der sich Bree - wie Guinevere - entscheiden muss, auf welcher Seite und zu welcher Liebe sie steht.

Legendborn - Das geheime Erbe

Der zweite Teil, Legendborn - Das geheime Erbe, ist frisch erschienen und weitet den Stammbaum der Figuren und Brees widersprüchliches Erbe aus. Sie entdeckt Fähigkeiten, die sie in Gefahr bringen – auch innerhalb des Geheimordens. Schließlich spitzt eine Entführung die Lage der Legendborn zu. 

King Arthur: Englische Retellings

Auf Englisch ist die Auswahl an King-Arthur-Nacherzählungen ungleich größer, und die Schreibenden setzen neue Schwerpunkte und probieren Ausflüge in andere Sub-Genres. Hier sind drei Beispiele aus den Bereichen Feminist Young Adult, Historical Adventure Romance.

The Excalibur Curse

In der Camelot-Rising-Trilogie dreht Kiersten White den Ritter-Spieß um: Guinevere heiratet auf Rat von Merlin den charismatischen King Arthur und wird dadurch zur Beschützerin für ihn und sein bedrohtes Reich. Doch Guinevere verbirgt ihre wahre Identität: Sie ist ein "changeling" – ein Mädchen, das alles aufgegeben hat, um Camelot zu schützen. Im Laufe der Trilogie muss sie das Reich nicht nur vor der Schwarzen Königin schützen, sondern auch herausfinden, wer sie ist und wohin sie gehört.

The Winter King

Bernard Cornwell ist einer der bekanntesten Autoren für historische Fantasy, inklusive Schlachtengetümmel und mit nur sanft magischem Touch. Auch seine "The Warlord Chronicles"-Trilogie hört sich an, als wäre alles wirklich so passiert: Er vollzieht den Aufstieg und Fall von König Artus wuchtig und immersiv nach, mischt vertraute Elemente und Namen der Sage mit überraschenden Wendungen. Hier fühlt man sich Seite an Seite und Schulter an Schulter mit King Arthur, dem Krieger.

The Twelfth Knight

Die Artus-Ritter sind natürlich auch wie geschaffen für das Romance-Genre. Victoria Sue lässt in ihrer homoerotischen Guardians of Camelot-Reihe jeweils zwei Figuren, entlehnt aus der Artus-Sage, im modernen New York als “soul mates” aufeinandertreffen. Es gibt viel wendungsreichen Plot und den Kampf zwischen Gut und Böse. Im Mittelpunkt: jeweils ein männliches Pärchen, das zueinander findet. Das hat zwar nur noch entfernt mit dem Original-Mythos zu tun, ist aber unterhaltsam und sexy. 

Artus für die ganze Familie

Aus der Fantasie von Kindern sind Ritter kaum wegzudenken. Diese Begeisterung wird seit jeher vor allem von der Artus-Sage genährt. Schön, wenn die ganze Familie per Hörbuch zusammen ins Abenteuer ziehen kann.

König Arthur und die Ritter der Tafelrunde

Familientauglich und eher geruhsam erzählt Käthe Recheis die klassische Geschichte in gut verdaulichem, traditionellem Stil. Das erinnert an zeitlose Abenteuergeschichten. Johannes Steck übernimmt als Sprecher die Rolle des Erzählers mit ebenso viel Geduld wie Märchen-Dramatik. Sehr gut geeignet, um zusammen mit älteren Kindern die Artus-Sage auf unterhaltsame Art und Weise kennenzulernen.

König Artus

Aus der Sicht von Zauberer Merlin ist diese Artus-Nacherzählung geschrieben. Hier wird der enigmatische, mystische Druide zur faszinierenden Hauptfigur. König Artus selbst rückt etwas an den Rand, aber das macht nichts: Merlin wurde durch die Sage schließlich zum Synonym für "Zauberer" und hat es verdient, im Mittelpunkt zu stehen. David Nathan legt eine selbst für ihn ungewöhnliche Performance hin: Mit viel Schwung und Dramatik weckt er die Abenteuerlust. Eignet sich ebenfalls als Familienhörbuch!

König Artus und die Ritter der Tafelrunde

König Artus und die Ritter der Tafelrunde dürfte die Kassettenkinder von früher und den Nachwuchs von heute gleichermaßen begeistern. Das Hörspiel mit mitreißender Musik und Geräuschkulisse samt Minnesang und Schlachtenlärm fühlt sich wunderbar retro an, hat aber einen glasklaren Sound. Sprecher-Größen wie Michael Habeck, Anna Thalbach, Konstantin Graudus, Gottfried John und Jens Wawrczeck entführen uns ins Abenteuer.

Die Sage um König Artus bei Audible entdecken

Es gibt viele Blickwinkel, aus denen man sich der Artus-Sage nähern kann. Ob aus Abenteuerlust, Romantik oder Interesse an Geschichte; ob aus Liebe zu Mythologie, nostalgischer Ritter-Begeisterung oder dem modernen Bedürfnis, alte Klischees zu hinterfragen: König Artus bleibt eine ikonische Lichtgestalt, und das Wissen über die alte Sage zählt zum westlichen Kulturerbe. Falls du Audible noch nicht ausprobiert hast: Im Probemonat streamst du unbegrenzt tausende von Hörbüchern, Hörspielen und Original Podcasts. Zusätzlich erhältst du einen kostenlosen Titel, den du für immer behalten kannst.

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