„Trans“ ist ein hochpolitisches Thema, das nicht nur in den sozialen Medien seit einiger Zeit für Diskussionen sorgt. Um eine eigene Haltung entwickeln zu können, ist es wichtig, die Lebensrealitäten von trans Personen in Deutschland, aber auch weltweit erst einmal zu verstehen. Die folgenden Hörbücher mit trans Hauptfiguren aus dem Bereich LGBTQIA+ können sensibilisieren, zum Verständnis beitragen und ein Bewusstsein für dieses wichtige Thema schaffen. Du bist selbst trans? Dann entdeckst du hier möglicherweise Titel zum Thema, die du noch nicht kennst. Lass dich inspirieren!
Eine Anmerkung: In vielen der vorgestellten Hörbücher werden Diskriminierungserfahrungen und Gewalt beschrieben, da diese die Lebensrealität vieler trans Personen ausmachen.
Trans im Fokus: Hörbücher mit Hauptfiguren, die trans sind
Ganz der Mensch sein, der man wirklich ist. Sich nicht verstecken, anpassen oder jemandem etwas vorspielen müssen. Was für viele selbstverständlich ist, ist für andere nicht möglich. Trans Personen erleben Diskriminierungen und Anfeindungen – im alltäglichen Miteinander, am Arbeitsplatz und in Institutionen wie Krankenhäusern oder Behörden. Aus Angst vor Gewalt, Ausgrenzungen und Benachteiligungen müssen viele trans Personen ihre Identität immer noch verheimlichen oder können nicht komplett zu sich selbst stehen.
Auch Julian, zentrale Figur in Someone New, dem ersten Teil der „Someone“-Reihe von Laura Kneidl, will nicht, dass jemand erfährt, dass er trans ist. Zu groß ist die Angst vor den Reaktionen seines Umfelds – und vor allem von der von Micah. Zwischen ihm und der jungen Frau, die in einem konservativen Eliten-Milieu „gefangen“ ist, besteht definitiv eine Anziehungskraft. Doch in Micahs Familie herrschen veraltete Vorstellungen und Geschlechterrollen vor. Wird Julian Micah an sich heranlassen?
Ein Hörbuch, das dazu anregt, über die Rolle des Coming-outs von trans Personen nachzudenken. So ist „trans sein“ kein dunkles Geheimnis, das gehütet werden muss. Trotzdem ist es für viele trans Menschen Realität, dass sie nicht frei leben und vollumfänglich zu sich selbst beziehungsweise zu ihrer Transidentität stehen können – weil ihr Umfeld sie nicht verstehen will oder sogar mit Hass reagiert.
Vincent wurde als Mädchen großgezogen. Aber er ist ein Mann – so viel steht fest. In London möchte er endlich der Mensch sein, der er ist. Doch Trans- und Queerfeindlichkeit bestimmen seinen Alltag. Als er Tracey kennenlernt, ist er deshalb nicht sicher, wie er sich verhalten soll: Kann er bei ihr ganz er selbst sein, oder ist Selbstschutz geboten? A New Season von Marnie Schaefers, selbst trans, ist eine schöne Liebesgeschichte, die für die Erfahrungen, die trans Personen im Alltag machen, sensibilisiert.
(Nicht nur) für junge Erwachsene: Hörbücher mit jungen trans Protagonist*innen
Wie belastend es sein kann, sich als trans Person der eigenen Identität bewusst zu werden und mit sich selbst ins Reine zu kommen, können cis Menschen erahnen, aber niemals komplett verstehen. Das Thema „Coming-out“ als trans beziehungsweise die eigene Identität mit anderen zu besprechen, geht mit ganz eigenen Herausforderungen einher (und wird seit einiger Zeit auch kritisch beziehungsweise unter dem Blickwinkel eines Ich-zentrierten „Inviting-in“ betrachtet).
Junge Erwachsene und Kinder, die auf die Unterstützung Erwachsener angewiesen sind, wenn es darum geht, die eigene Identität zu finden und dazu zu stehen, sind häufig besonders verunsichert. Sie haben viele Fragen und wissen zum Beispiel nicht, wie sie sich sicher sein können, ob sie „wirklich“ trans sind. Oder wie sie Menschen finden, die sie unterstützen und die ihnen helfen können.
Melissa, Protagonistin in George von Alex Gino, steht vor dieser Herausforderung. Ihre Eltern haben ihr den Namen „George“ gegeben. Aber sie weiß: „Ich bin kein Junge, sondern ein Mädchen“. Einfühlsam beschreibt Gino Melissas Weg zum Coming-out. Die zwischen den Teilen eingebundenen Klavierstücke von Rainer Bielfeldt unterstreichen die mutmachende Botschaft des Hörbuchs.
Zahlreiche Studien, hier zum Beispiel eine zum Thema „Gewalt und (Mehrfach-)Diskriminierungserfahrungen von lesbischen, bisexuellen Frauen und Trans-Personen in Deutschland“, bestätigen: Trans Personen erleben deutlich häufiger Diskriminierungen und Gewalt als cis Personen, darunter auch Mobbing. Das Risiko, Gewalt zu erfahren, ist unter anderem für trans (Bi)PoC hoch und/oder, wenn zusätzlich eine (nicht-)sichtbare chronische Erkrankung oder eine Behinderung vorliegt.
Auch Felix, Protagonist in Felix Ever After von Kacen Callender, ist eine Person of Color, queer, trans – und erlebt Mobbing auf Instagram. Eine sehr aufwühlende Situation, die für Felix besonders belastend ist. Denn der 17-Jährige zweifelt sowieso schon sehr an sich selbst und daran, ob er wirklich liebenswürdig ist. Er nimmt das Mobbing aber nicht einfach hin, sondern will wissen, wer ihm in dem sozialen Netzwerk anonym Bilder schickt, die ihn vor seiner Transition zeigen. Dabei findet er nicht nur sich selbst, sondern auch echte Freundschaft. Ein tiefgründiges Buch, das zum Mitfühlen anregt.
„Bin ich bin wirklich liebenswert – so wie ich bin?“ Diese Frage stellt sich, vor dem Hintergrund von Diskriminierungen und Anfeindungen, auch Fynn. Der Protagonist von Not Your Type von Alicia Zett hat dicke Schutzwälle um sich herum errichtet. Seine kühle und unnahbare Art schützt ihn vor Menschen, die ihm als trans Person mit Unverständnis, Ablehnung oder mit Gewalt begegnen. Kurz gesagt: vor traumatischen Erfahrungen.
Allerdings verhindern seine Schutzschilde auch, dass Freundschaften oder sogar Liebesbeziehungen mit anderen zustande kommen. Marie empfindet etwas für ihren 20-jährigen Kommilitonen – und Fynn geht es ähnlich. Ob die beiden bei einem Road Trip nach Italien zueinanderfinden? Der erste Teil der „Love Is Queer“-Reihe ist eine einfühlsam erzählte Young Adult Lovestory.
Körper, Geist, Empfindungen: Trauma verstehen – mit diesen Büchern
Englische Hörbücher mit trans Protagonist*innen
Viele Hörbücher, die sich dem Thema trans annähern, sind in englischer Sprache bei Audible verfügbar. So auch If I Was Your Girl von Meredith Russo.
Sich verletzlich zu zeigen, ist aus nachvollziehbaren Gründen für Protagonistin Amanda problematisch. Sie ist trans und wünscht sich eigentlich nichts mehr, als sich Grant, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hat, ganz zu öffnen. Doch obwohl sie ahnt, dass Grant ein Mensch sein könnte, der sie so akzeptiert wie sie ist, bleiben Zweifel. Was, wenn er sie nicht mehr lieben wird, wenn sie ihm sagt, dass sie als Junge großgezogen wurde? Berührend und wunderschön.
Cemetery Boys von Aiden Thomas wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem 2020 als „Best Book of the Year“ von NPR. Yadriel will sich die Anerkennung und Liebe seiner traditionellen lateinamerikanischen Familie verdienen, die ihn aufgrund seiner trans Identität nicht akzeptiert. Das will er auf sehr ungewöhnliche Art und Weise erreichen – und zwar, indem er auf dem Friedhof den Geist seines ermordeten Cousins beschwört, ihn anschließend freilässt und ihm so die ewige Ruhe gewährt. Soweit der Plan.
Blöd nur, dass Yadriel statt seines Cousins ausgerechnet Julian beschwört, den ehemaligen „bad boy“ an seiner Schule. Julian hat nicht vor, friedvoll ins Reich der Toten überzutreten, sondern will herausfinden, wer ihn ermordet hat. Yadriel wünscht sich nichts mehr, als diesen lauten, aufdringlichen Geist wieder loszuwerden. Aber je mehr Zeit er mit Julian verbringt, desto weniger nervt ihn der ehemalige Störenfried … Eine atmosphärische romantische Komödie mit ernstem Hintergrund.
Auch The Thirty Names of Night von Zeyn Joukhadar hat viele Preise gewonnen. Darunter unter anderem den „Lambda Literary Award for Transgender Fiction“. Ein syrisch-US-amerikanischer Junge sucht nach einem neuen Namen. Die meiste Zeit verbringt er damit, seine Großmutter zu betreuen und Graffiti in Little Syria zu malen. Nachts besucht ihn der Geist seiner Mutter, die bei einem Feuer starb.
Eines Tages findet er das Tagebuch der Künstlerin Laila Z, die vor 60 Jahren spurlos verschwunden ist – nachdem sie die gleiche seltene Vogelart gesehen hat wie seine Mutter, die von Beruf Ornithologin war. Gemeinsam mit Freunden und Familie will er herausfinden, was mit Laila Z. und dem seltenen Vogel passiert ist. Und die im Tagebuch enthaltenen Erzählungen von queeren und trans Menschen geben ihm den Mut, sich einen neuen Namen zu geben. Berührend.
Mann, Frau, Nicht-Binär oder jemand anderes: Fiktion zum Thema trans bei Audible entdecken
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