Mark Twain hat gesagt: „Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.“ Lesen dürfte er damit nicht gemeint haben. Das geht ja eigentlich immer, oder? Hören sowieso. Hier kommen unsere persönlichen Empfehlungen von zehn aktuellen Hörbüchern, die dich im Sommer 2024 auch ohne Sonne zum Strahlen bringen.
Übersicht der 10 besten Sommerhörbucher 2024
# | Autor | Titel | Dauer | Bewertung |
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1 | 13:36 | 4.9 | ||
2 | 06:56 | 4.6 | ||
3 | 07:38 | 4.6 | ||
4 | 08:07 | 4.7 | ||
5 | 4.9 | |||
6 | 10:31 | 4.2 | ||
7 | 09:10 | 4.6 | ||
8 | 12:09 | 4.3 | ||
9 | 07:21 | 4.8 | ||
10 | 07:50 | 5.0 |
Hier eine Kurzvorstellung aller Sommerbücher 2024:
An der „Jura und Wolodja“-Romantrilogie von Elena Malisowa und Katerina Silwanowa führt in diesem Jahr kein Weg vorbei. Das russischsprachige Original der Trilogie über eine lebenslange schwule Liebe sorgte nach dem Erscheinen im Jahr 2021 für Begeisterungsstürme bei Russlands Leserschaft und für Empörung bei der Putin-Regierung. Letztere verbot das Buch trotz des großen Erfolges unter Berufung auf die nationalen Gesetze gegen sogenannte „LGBTQ-Propaganda“. Die beiden Autorinnen mussten infolgedessen Russland verlassen.
Die deutsche Übersetzung des ersten Teils Du und ich und der Sommer erzählt in kraftvollen Bildern und mit viel Gespür für Zeitkolorit, wie sich Jura und Wolodja Mitte der Achtzigerjahre in einem sowjetischen Pionierlager ineinander verlieben. Am Ende steht ein Kuss, der ihr Leben für immer verändert. Wie es mit den beiden weitergeht, erfährst du in der Fortsetzung „Du und ich und die Schwalben“, die im Juli rauskommt. Das hoffnungsvoll betitelte Finale „Du und ich und für immer“ ist für Dezember angekündigt.
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Nur ein Jahr nach dem Erscheinen ihres gefeierten Romandebüts „22 Bahnen“ liefert Caroline Wahl die Fortsetzung. Den Status als Hit des deutschen Buchsommers 2024 kann Windstärke 17 schon jetzt niemand mehr absprechen. In ihrem unverwechselbaren Tonfall knüpft Wahl hier an die Erzählwelt des Vorgängers an, ändert aber Zeitraum und Perspektive. Statt Alltagsheldin Tilda ist diesmal deren kleine Schwester Ida die Hauptfigur und die Handlung setzt zehn Jahre nach dem Ende von „22 Bahnen“ ein. Zentrales Motiv ist aber auch diesmal das sprichwörtliche Freischwimmen von den Prägungen des Elternhauses.
Nach dem Tod der alkoholkranken Mutter rennt Ida kopflos weg aus der Fröhlichstraße. Um Abstand zu gewinnen. Wovon weiß sie anfangs selbst nicht so richtig. Sie weiß nur, dass Schuldgefühle, Wut und Trauer ihr jeden klaren Gedanken rauben. Mehr oder weniger zufällig landet Ida auf Rügen. Im luftig-rauen Klima der Ostseeinsel findet sie neue Freunde, neue Aufgaben und mit dem Techno-DJ Leif eine neue Liebe. Ist damit alles gut? Natürlich nicht. Schließlich haben wir es mit einem Roman von Caroline Wahl zu tun, die den Lesenden auch diesmal die Härten des wahren Lebens nicht erspart, sie aber auch hier auf entwaffnende Weise ins Hoffnungsvolle zu verkehren versteht.
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„Was trieb sie da? Voodoo?“ – Mit dieser Frage geht der erste Auftritt der Titelheldin von Michiko Aoyamas Roman Frau Komachi empfiehlt ein Buch einher. Das passt. Die majestätische Bibliothekarin ist tatsächlich so etwas wie eine Zauberin, die den Menschen, die in ihre Tokioter Bücherei kommen, nicht nur Literatur empfiehlt, sondern auch mystische „Zugaben“ aus Filz und verschlüsselte Lebensweisheiten mit auf den Weg gibt. Zunächst wirkt das Buch, dessen fünf Abschnitte jeweils die Geschichten einzelner Figuren erzählen, denen Frau Komachi Ratschläge gibt, wie eine Sammlung von Kurzgeschichten. Am Ende fügen sich die einzelnen Stränge dann aber doch, kunstvoll wie die Filzarbeiten der Frau Komachi, zu einem großen Ganzen zusammen.
Dass all das mit einer Einladung einhergeht, die Klassiker der japanischen Literatur neu zu betrachten, machte Aoyamas Buch in ihrer Heimat zum Bestseller. Die deutsche Übersetzung kam im letzten Sommer im Kindler Verlag heraus und wurde auch hier zum Erfolg bei Kritik und Leserschaft. Nun liegt endlich auch die Hörbuchfassung vor. Die angenehm zurückhaltend gesprochene Lesung von Jana Kozewa und Tim Gössler versüßt uns die Wartezeit bis August, wenn mit „Donnerstag im Café unter den Kirschbäumen“ Michiko Aoyamas nächstes Buch auf Deutsch erscheint.
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Nach seinem preisgekrönten Epos „Die Bäume“ hat sich der US-Romancier Percival Everett mit James eine Neuerzählung von Mark Twains „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ vorgenommen. Der Klassiker aus dem Jahr 1885 steht heutzutage in der Kritik, weil er rassistische Stereotypen und Begrifflichkeiten reproduziert (u. a. durch 219 Nennungen des „N-Worts“). Everett begegnet der Debatte, indem er Tom Sawyer und Huckleberry Finns Floß-Odyssee auf dem Mississippi aus Sicht ihres Schwarzen Gefährten Jim schildert.
Der Perspektivwechsel ist ein narrativer Geniestreich. Jim, der der Sklaverei entkommen will, ist bei Twain nur eine positive Nebenfigur. Indem Everett ihn zum Ich-Erzähler macht, gelingt es ihm, die brutale Situation der versklavten Bevölkerung in den USA des 19. Jahrhunderts zu verdeutlichen und begegnet gleichzeitig der Kritik an Twain mit Geist und Humor. Aus der eindimensionalen Figur Jim wird bei Everett James, ein belesener Intellektueller, der rassistische Klischees wie Sprachfehler und mangelnde Bildung nur vorspielt, um den Weißen, die ihn und seine Community unterdrücken, keine Angriffsfläche zu bieten. Dieser Ansatz lässt Figur und Story in neuem Licht erscheinen und sorgt für ungeahnte Spannungsmomente.
Kleine Trigger-Warnung: Das N-Wort fällt auch bei Everett schon auf der ersten Seite. Im Interview mit der Washington Post bezeichnete der Autor die Maßnahme, den „beklagenswerten Begriff“ aus Texten über die damalige Zeit zu tilgen, als fragwürdige „Bereinigung“ der amerikanischen Geschichte. „Es ist viel besser ihn zu beizubehalten und die Leute aufzuklären als ihn zu entfernen und sie im Unwissen zu lassen“, so der Autor.
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Die „Stadtlichter“ leuchten wieder. Im zweiten Teil ihrer Familiensaga über Isa, das Mädchen aus dem Scheunenviertel, und das brodelnde Berlin der ausgehenden Kaiserzeit treibt Margit Steinborn das Figuren-Ensemble aus „Einen Herbst und einen Winter lang“ in die Wirren des Ersten Weltkriegs hinein. Während die Männer der Stadt einer nach dem anderen an die Front abberufen werden, ist Isa hin- und hergerissen – zwischen Überlebenskampf und Träumerei, zwischen Vernunft und Gefühl, zwischen Viktor und Henning. Aber soll sie die Verlobung mit Viktor lösen, um ihrer wahren Liebe zu Henning eine Chance zu geben?
In bewährter „Babylon Berlin“-Manier zeichnet Der Schatten eines Sommers anhand der privaten Schicksale der Romanfiguren das Porträt einer historischen Epoche. Die Ambivalenz des Titels ist dabei Programm. Die strahlenden Erinnerungen an die unbeschwerte Sommerliebe zwischen Isa und Henning legen sich allmählich wie ein Schatten auf Isas Dasein. Doch wie schon im ersten „Stadtlichter“-Roman gibt Steinborns Heldin auch diesmal nicht auf, sondern wächst über sich selbst und ihre Verhältnisse hinaus.
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Die einen fühlen sich bei Johanna Hedmans Das Trio an „Normale Menschen“ von Sally Rooney erinnert, die anderen an Luca Guadagninos Kinohit „Challengers“. Letztendlich hat Hedman den Vergleich mit prominenten Vorbildern aber gar nicht nötig. Eingerahmt von einer reflexiven Rahmenhandlung in New York erzählt die Schwedin in ihrem Debütroman die Geschichte einer facettenreichen Dreiecksbeziehung im modernen Stockholm.
Mit Anfang 20 haben Thora und August – sie Industriellentochter, er angehender Künstler – sich in einer Freundschaft eingerichtet, die gelegentlichen Sex einschließt. Als der gleichaltrige Student Hugo zur Untermiete bei Thoras Eltern einzieht, ist sie ihm gegenüber zunächst skeptisch. Doch August freundet sich mit Hugo an, der aus weniger vermögenden Verhältnissen stammt und fasziniert ist von der privilegierten Welt des Stockholmer Geldadels. So wachsen die Drei zum „Trio“ zusammen und durchleben ein unvergessliches Jahr voller Erkenntnisse, das jede Figur auf andere Weise fürs Leben prägt.
Hedman schildert den trunkenen Taumel des schwedischen Sommers ebenso gefühlvoll wie das Innenleben ihrer Figuren. In den verschiedenen Abschnitten des Romans lässt sie mal Thora, mal August und mal Hugo als Stimmen der Ich-Erzählung auftreten. So wird Das Trio zum erzählerischen Reigen, der die Schranken gesellschaftlicher Konventionen, Vorurteile und Klassen sprengt.
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Auch in diesem Jahr liefert Pierre Martin den Provence-Krimi für die Urlaubs-Saison. Zum zehnjährigen Jubiläum seiner „Isabelle Bonnet“-Serie lässt er es zunächst ruhig angehen. In Madame le Commissaire und das geheime Dossier muss Fragolins motorradfahrende Spürnase zunächst nur den Einbruch in der Villa von Staatssekretär Gabriel Roquefort zu Protokoll nehmen. Dort ist neben Kreditkarten, Schmuck und einer Bronzestatue auch ein Dossier des Außenministeriums entwendet worden, das „strictement confidentielle“ war. Der Staatssekretär ist deswegen ziemlich beunruhigt. Offenbar zu Recht, denn bevor die Vernehmungen abgeschlossen sind, wird er ermordet.
Nach dem Tod von Gabriel Roquefort ist es vorbei mit der Ruhe und Madame le Commissaire läuft mit ihrem chaotischen Assistenten Apollinaire zu Höchstformen auf. Finstere Schurken, Maschinenpistolen und eine Geiselnahme fordern Isabelle Bonnet mal wieder alles ab. Trotzdem ist auch Teil Elf der Serie ein Cosy-Krimi, der trotz aller Spannung den betörenden provenzalischen Duft von Lavendel, Oleander und Roséwein atmet.
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Hier kommt der Roman, der Prince Harry und Meghan Markle so bezaubert hat, dass sie die Filmrechte gekauft haben. Er stammt von Kanadas Königin der Second-Chance-Literatur Carley Fortune, hört auf den deutschen Titel Nächsten Sommer am See und ist das Nachfolgewerk des Nostalgie-mit-Happy-End-Superhits „Fünf Sommer mit dir“.
Ein Ferien-Resort am Smoke Lake in Ontario. Nach dem Tod ihrer Mutter hat Fern Brookbanks die Leitung der in die Jahre gekommenen Anlage übernommen und führt sie mit einer Mischung aus Vertrautheit, Überforderung und Langeweile. Dann checkt eines Tages ein spezieller Gast bei ihr ein: Will Baxter – jener Mann, mit dem Fern vor zehn Jahren genau hier einen lebensverändernden Tag erlebt hat. Und der sie bei einem fest vereinbarten Wiedersehen ein Jahr danach versetzt hat. Was sucht er hier? Und warum schafft Fern es nicht, ihm gegenüber cool zu bleiben? Und was zum Teufel hat das Stichwort „Wassermelone“ damit zu tun?
Lustig, romantisch, lebensnah und mit unverhohlenen „Dirty Dancing“-Referenzen hat Nächsten Sommer am See gleichermaßen die #BookTok-Community wie die Bestsellerlisten von Spiegel und New York Times erobert. Harrys und Meghans Verfilmung soll auf Netflix laufen und ist derzeit in Vorproduktion. Auf Englisch ist derweil bereits Carley Fortunes dritter Roman erschienen: „This Summer will be different“. Die nächste Sommerromanze kommt also ganz bestimmt.
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Schön war's, aber nicht noch mal ist der Lacherfolg der Stunde. Die Vorgeschichte der Veröffentlichung ist fast genauso kurios wie das Buch selbst. Die 300 Seiten umfassende Reise-Dokumentation basiert auf einer Twitter-Serie, die der Leipziger Standup-Comedian und Roast-König André Hermann im Herbst 2022 live von einem Israel-/Jordanien-Trip mit seinen chaotischen Eltern postete. Die brüllkomischen Tweets über die Zusammenstöße von „Mutter“ und „Vater“ mit Alarmanlagen, Notbremsen, gefräßigen Kamelen, bissigen Katzen und der nahöstlichen Bevölkerung gingen viral. Als die Reise nach einer Woche vorbei war, hatte Hermann zehntausende von Followern hinzugewonnen und wenig später einen Vertrag für ein Buch in der Tasche.
Letzteres erschien im April und führt seit Wochen die Bestsellerlisten an. Man könnte also meinen, inzwischen kennen es sowieso schon alle. In einer Bestenliste zur Sommer-Saison darf es trotzdem nicht fehlen. Zumal gerade die vom Autor selbst eingelesene Audioversion auch beim dritten und vierten Hören immer noch einen Riesenspaß macht. In diesem Sinne: Gute Reise!
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Katharina Herzogs Jahreszeiten-Zyklus über das schottische Bücherdorf Swinton-on-Sea ist vollendet. Nach „Winterglitzern“, „Frühlingsfunkeln“ und „Herbstleuchten“ findet die Reihe mit Sommerzauber ihren vorläufigen Abschluss. Das Projekt begann 2022. Inspiriert von der RomCom „Notting Hill“ und dem bibliophilen Flair von Wigtown, einer 1.000-Einwohner-Gemeinde an der schottischen Südküste, die wegen ihrer vielen Buchläden offiziell zu „Scotland’s National Book Town“ ernannt wurde, erfand Romance-Expertin Katharina Herzog das fiktive Städtchen Swinton-on-Sea – ein uriges Kaff voller eigenwilliger Charaktere und rätselhafter Bücher, deren Geschichten die Schicksale der Einwohnerschaft auf geheimnisvolle Weise zu lenken scheinen.
Nachdem wir in Teil 1 mit Kunsthändlerin Vicky, in Teil 2 mit Literatur-Bad-Boy Nathan Wood und in Teil 3 mit Schauspielstar Betty Andrews gelitten und geliebt haben, steht in Sommerzauber die schreibende Second-Hand-Schneiderin Ann Webster im Mittelpunkt. Ann soll ihren ersten Roman veröffentlichen, muss sich dafür aber erst einer verflossenen Liebe stellen, die ihr mehr Herzrasen bereitet als ihr lieb ist. So verbindet das „Bücherdorf“-Finale gewohnt charmant eine Geschichte über die Liebe als solche mit einer Liebeserklärung an den Zauber der Literatur. Das Hörbuch las auch diesmal die Hamburger Sprecherin Elena Wilms ein. Ein gelungener Abschied von Swinton-on-Sea, der gleichzeitig glücklich und wehmütig stimmt.
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